Ich möchte noch etwas anderes sagen: Wir haben in der Sitzung des Sozialausschusses am 3. Juli 2013 vereinbart, dass wir zu der nächsten Sitzung im September Frau Rabe-Kleberg zu einer Beratung über das Bildungsprogramm einladen.
- Oder im Oktober; das ist noch besser, dann haben wir etwas mehr Zeit. - Es sind alle eingeladen. Das geht auch in die Richtung des Bildungsausschusses, das kann man an dieser Stelle gleich einmal sagen.
Es wird, weil es überarbeitet werden soll, im vierten Abschnitt des Bildungsprogramms genau diese Konzeption vorgeschlagen - das hat Frau RabeKleberg auch deutlich gesagt -, und zwar hinsichtlich der Fragen, in welchem Maß Sprachkompetenz im Alltag von Bedeutung ist, wie sie mit der kindlichen Entwicklung verwoben ist, welche Situation kindliches Erleben für die Sprache bedeutet, welche Schlussfolgerungen aus der pädagogischen Arbeit zu ziehen sind, wie das pädagogische Handeln zu gestalten ist und welche Materialien eingesetzt werden können oder sollen.
Wie in jedem Kapitel in diesem Bildungsprogramm ist auch in diesem Kapitel Sprache, die Überprüfung, die Reflexion - das muss vor Ort passieren -, deutlich verankert.
Bei der Erarbeitung der Endfassung des Programms war ich nicht dabei. Vielleicht waren Sie oder jemand anders dabei. Ich finde, das sollten wir abwarten; das war auch so verabredet. Deswegen sind aus meiner Sicht die Punkte 2 a und 2 b des Antrages erfüllt; denn das machen wir im Oktober. Dann werden wir sehen, ob noch Themen übrigbleiben, zu denen zusätzlich etwas erarbeitet werden muss.
gogischer Fachkräfte in Tageseinrichtungen. Das sind Inhouse-Qualifizierungen und Fortbildungen. Wir haben damit bisher 6 500 Fachkräfte erreicht, also nicht 9 000. Wir werden in diesem Halbjahr auch mit der Einführung des neuen Bildungsprogramms starten. Das geht also weiter. Das ist auch logisch. Insofern wird das bearbeitet.
Mit den Punkten 3 und 4 Ihres Antrages verlangen Sie etwas Unmögliches von unserem Ministerium. Wir begleiten das Programm „Sprachkompetenz stärken, Integration fördern“ von Beginn an. 72 Kitas in Sachsen-Anhalt haben an der ersten Förderwelle im März und April 2011 teilgenommen, weitere 24 Einrichtungen sind seit April 2012 dabei. Alle Kitas werden bis Ende 2014 gefördert.
Um die Wirkung der Maßnahmen in den mit Personal- und Sachmitteln geförderten Schwerpunktkitas kurz-, mittel- und langfristig aufzuzeigen, wird die Offensive ergänzt um ein Monitoring durch die Universität Bamberg und eine Evaluierung durch die Pädquis GmbH. Diese Ergebnisse - so war es vereinbart - liegen erst im Jahr 2015 vor.
Sie haben vorhin gesagt, wie lange das Programm dauert. Aber am Ende Ihres Antrages steht, wir sollen schon im vierten Quartal 2013 berichten - das ist viel zu früh. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Programm noch nicht einmal abgeschlossen.
Das Programm Biss - Bildung durch Sprache und Schrift - beginnt erst im Herbst 2013 und endet im Jahr 2018.
Das Programm kann ich noch gar nicht evaluieren, es können noch gar keine Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Die letzten beiden Punkte Ihres Antrages können wir also weder überprüfen noch aktualisieren. Die Programme müssen zunächst abgeschlossen sein, um zu einer vernünftigen Auswertung zu kommen. - Vielen Dank.
Danke schön, Herr Minister Bischoff. - Wir fahren in der Debatte fort. Für die Fraktion der CDU spricht nun die Abgeordnete Frau Koch-Kupfer.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Debattenbeitrag der Kollegin Hohmann und den Ausführungen des Ministers sind zu diesem Antrag eigentlich alle Dinge gesagt worden, die zu sagen wären. Ich möchte Sie zu dieser späten Stunde nicht langweilen. Ich möchte Redundanzen vermeiden und verzichte an dieser Stelle daher darauf, auf die wesentlichen Punkte des Antrages erneut einzugehen.
Stattdessen beschränke ich mich auf die politische Bewertung des Antrages. In der letzten Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Soziales am 3. Juli 2013 haben sich alle Fraktionen darauf verständigt, dass zu der von der Fraktion DIE LINKE geforderten Konzeption zur Entwicklung der Sprachkompetenz im Zusammenhang mit der Endfassung des grundlegend überarbeiteten Bildungsprogramms „Bildung: elementar - Bildung von Anfang an“, die übrigens in wenigen Wochen vorliegen wird, intensiv im Ausschuss für Arbeit und Soziales beraten werden soll.
Hierfür gibt es bereits einen Termin. Es wird, wir haben es eben gehört, nicht im September, sondern im Oktober 2013 sein. Die Verfasserin des Bildungsprogramms, Frau Professor Rabe-Kleberg, ist ebenfalls eingeladen. Das Bildungsprogramm selbst thematisiert auf breitem Raum den Bereich Sprachkompetenz. Deshalb ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum Sie, bevor wir im Ausschuss diese Diskussion geführt haben, den in Rede stehenden Antrag einbringen.
Wir werden erst einmal den Diskussionsgang im Ausschuss abwarten und danach entscheiden - der Minister hat es bereits gesagt -, ob und welche Forderungen nachvollziehbar, erfüllbar und realisierbar sind. Sie werden sicherlich nicht darüber verwundert sein, dass ich Ihnen an dieser Stelle sage, dass wir den Antrag ablehnen werden. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Danke schön, Frau Kollegin Koch-Kupfer. - Als Nächste spricht für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Frau Abgeordnete Lüddemann.
Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist überhaupt keine Frage - es sind viele gute Argumente dafür genannt worden -, dass der Spracherwerb, die Sprachentwicklung und die Entwicklung von Sprachkompetenz von zentraler Bedeutung für die kindliche Entwicklung sind. Ich glaube, dies steht außer Frage. Wir haben dies in diesem Hohen Hause schon vielfach deutlich gemacht, zuletzt als wir um das Kinderförderungsgesetz gerungen haben.
Dieses Thema ist auch ein wesentlicher Bestandteil in den Expertenanhörungen gewesen. In den Stellungnahmen, die uns erreicht haben, ist dieses Thema immer wieder aus unterschiedlichsten Perspektiven, ob von Eltern, von Fachleuten, von Erzieherinnen selbst - der Minister hat es erwähnt -, aufgegriffen worden. Ein zentraler Punkt war immer: Der Spracherwerb muss in der Kita eine wesentliche Bedeutung haben und im Alltag stattfinden.
Neben dieser kontinuierlichen Sprachförderung bestand auch immer die Forderung nach einem diagnostischen Moment. Ich möchte das jetzt bewusst weich formulieren, um nicht in den Ruch zu kommen, ich würde „Delfin 4“ verteidigen wollen. Darum geht es überhaupt nicht. Vielmehr geht es darum, dass wir diagnostische Momente benötigen, um festzustellen, wo das einzelne Kind steht.
Ich weiß nicht genau, ob das, was Sie unter Punkt 2 b Ihres Antrages als - ich habe es mir extra noch einmal angesehen - Beurteilung der Sprachkompetenz bezeichnen, Kollegin Hohmann, damit gemeint ist. Darunter kann ich mir etwas vorstellen, aber das muss nicht das sein, was Sie damit gemeint haben. Insofern ist der Antrag in der Tat in einigen Punkten relativ ungenau.
Der Minister hat bereits ausgeführt, wie es sich mit dem Bund-Länder-Programm, den Bund-LänderInitiativen und den Auswirkungen und der Übernahme von Evaluationen anderer Programme verhält. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt in der Tat nicht ganz einfach.
Ich möchte - wenn mir diese Bemerkung gestattet ist - sagen: Sachsen-Anhalt sollte sich eher darum bemühen, in solche Programme aufgenommen zu werden. Ich denke, dies hätte den Schulkindern in diesem Land durchaus gutgetan.
Grundsätzlich finde ich es auch schwierig, zu diesem Zeitpunkt zu diskutieren. Ich glaube, man hätte dem Bildungsprogramm die Chance geben müssen, erst in der absoluten Endfassung zur Kenntnis genommen zu werden, damit man sich genau anschauen kann, was darin zu den Aspekten Spracherwerb, Sprachentwicklung, Sprachkompetenz zu lesen ist; denn dieses Bildungsprogramm ist dann verpflichtend für alle.
Ich habe auch ein wenig die Befürchtung, dass dann, wenn wir jetzt ein separates Sprachprogramm auflegen, der Nächste kommt und sagt: Uns ist Sport wichtig, uns sind gesunde Kinder wichtig. Und dann haben wir unter diesem Oberbegriff Bildungsprogramm ganz viele andere Programme. Dieser Entwicklung würde ich ungern Vorschub leisten.
Über die Punkte, die ich eben angerissen habe, können wir auch im Ausschuss diskutieren. Sie haben dann die Gelegenheit, zu sagen, was Sie tatsächlich zum Beispiel mit der erwähnten Beurteilung der Sprachkompetenz meinen. Deswegen beantrage ich im Namen meiner Fraktion eine Überweisung des Antrages an den Ausschuss. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist alles gesagt, was gesagt werden musste. Ich möchte nichts wiederholen und etwas Zeit sparen. Ich möchte nur anmerken, dass wir als Fraktion diesen Antrag ablehnen werden. - Danke.
Danke schön, Herr Abgeordneter Born. - Für die Fraktion DIE LINKE hat noch einmal die Abgeordnete Frau Hohmann das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Warum verwundert es mich nicht, dass dieser Antrag abgelehnt wird? - Wir haben vor einiger Zeit einen Antrag gestellt, in dem es um die Qualifizierungsoffensive ging, und auch dieser ist abgeschmettert worden
(Herr Gallert, DIE LINKE: Mit dem Licht im Ausschuss ist es so eine Sache! - Frau Bull, DIE LINKE, lacht - Herr Borgwardt, CDU: Auf eurer Seite ist das Licht und wir sind im Schatten, oder was? Alles klar!)
- Wenn das Thema nicht so ernst wäre … - Die meisten, die hier sitzen, sind auch Kommunalpolitiker. Lassen Sie sich einmal von Ihrem Gesundheitsamt im Landkreis sagen, wie viele Kinder in diesem Jahr bei der Einschulungsuntersuchung beim Test Sprachkompetenz auffällig geworden sind. Sie werden hören, dass die Anzahl nicht gesunken ist, sondern dass sie wie in den Jahren zuvor mit einem Drittel aller Schulanfänger wieder sehr hoch ist. Ein Drittel aller Schulanfänger hat also Probleme mit der Sprache.
Wir wissen - das haben Studien gezeigt -, wie wichtig die Sprache für den Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen ist. Uns war es wichtig, aus dem Hause des Ministers zu erfahren, was er nun wirklich in den nächsten Wochen und Monaten zu tun gedenkt. Es geht uns darum, dass er uns ein Konzept vorlegt. Wir wollen nicht hören, wir sollten auf das Bildungsprogramm warten; denn darin stehe es und irgendwie werde es schon umgesetzt.
Es stand auch vorher schon im Bildungsprogramm. Ich weiß, dass auch im Jahr 2004 die Liga der Freien Wohlfahrtspflege und die kommunalen Spitzenverbände eine Vereinbarung zu dem Bildungsprogramm, das im Jahr 2004 entstanden ist, abgeschlossen haben. Und trotzdem haben Sie hier im Hohen Hause im Jahr 2009 dieses Sprachstandsfeststellungsverfahren aufleben lassen.
Warum es unbedingt „Delfin 4“ sein musste, weiß ich nicht; das entzieht sich meiner Kenntnis. Es gibt eine Studie, die auch „Delfin 4“ unter die Lupe genommen hat, und dabei hat sich herausgestellt, dass unter anderem lediglich die Länder Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt dieses Programm genutzt haben. Alle Sprachstandsfeststellungsverfahren - so heißt es in dieser Studie - haben nie die Eindeutigkeit aller Basisqualifikationen - es sind deren sieben - beinhaltet.
Deshalb gab es dieses Forschungsprogramm und deshalb gibt es jetzt auch das Biss-Forschungsprojekt, mit dem herausgefunden werden soll, inwieweit die Sprachstandsfeststellungen wirklich gut waren, was man daraus entwickeln kann und wie sie zukünftig gestaltet werden sollen.
Ich muss eines deutlich sagen: Sachsen-Anhalt ist das einzige Bundesland - das einzige -, das in dieser Richtung gar nichts mehr macht. Auch das ist dieser Studie zu entnehmen. Das Land SachsenAnhalt liegt - ich habe es vorhin erwähnt - mit einem Anteil der Kinder mit Sprachstörungen von mehr als 30 % über dem Bundesdurchschnitt, und wir erlauben uns zu sagen: Irgendwie werden wir das im Bildungsprogramm „Bildung: elementar“ richten; keine Angst, Frau Hohmann, wir werden es irgendwie hinbekommen. - Ich weiß nicht, woher Sie ihren Optimismus nehmen. - Danke.
Danke schön, Frau Abgeordnete Hohmann. - Damit schließen wir die Aussprache zum Antrag ab und treten ein in das Abstimmungsverfahren.