Ich möchte auch sagen, bei allen Diskussionen, die wir gerade nach der Wende geführt haben, dass bei uns das Thema Doping federführend gewesen sei, wissen wir, dass es vielleicht hier und da ein Thema gewesen ist, aber dass es eben vor allen Dingen durch sehr viel Fleiß und durch sehr viele systematische Förderung begründet war, das haben wir, glaube ich, nicht erst in diesen Tagen zur Kenntnis nehmen dürfen, in denen es jetzt wieder neue Erkenntnisse gibt, dass auch im freiheitlichen Teil unseres Vaterlandes solche Praktiken durchaus an der Tagesordnung waren.
Aber ich will mich jetzt nicht in fachfremden Diskussionen ergehen, sondern nur zwei Dinge sagen. Lieber Kollege Lippmann, ich sage es einmal freundlich: Es hätte dieses Antrags nicht bedurft, aber er schadet auch nicht. Warum das so ist, möchte ich Ihnen gleich kundtun.
Sport und Sportschulen haben am Ende auch das Ziel, Erfolge zu organisieren. Ich teile mit Ihnen ausdrücklich die Erkenntnis, dass die Ergebnisse von Rio optimierbar und optimierungsfähig sind. Dafür müssen wir vieles tun. Bereits wenige Monate nach Rio hat der Kollege Sportminister dazu Gremien einberufen, nämlich eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in der wir als Schule unter dem ausdrücklichen Diktum mitmachen, unseren Beitrag dazu zu leisten, Verbesserungen herbeizu
führen, erfolgreicher zu sein, mehr Medaillen und Titel zu gewinnen. Das haben wir als Ziel definiert. Dazu kann und muss Schule über die Sportschulen viel beitragen.
Ich entsinne mich - ich will Ihnen Details ersparen -, dass ich familiär an der schulischen Entwicklung von Franziska van Almsick mittelbar beteiligt war. Da habe ich erfahren, wie das damals organisiert war und wie schwierig es am Ende war, Leistungssport mit Schule - damals beim TSC in Berlin - zu vereinen. Deshalb sind wir dabei, dies zu tun.
Diese Arbeitsgruppe tagt und wird demnächst auch Ergebnisse bringen. Ich denke, wir sollten durchaus grundsätzlicher als in Ihrem Antrag formuliert an bestimmte Strukturen herangehen, wenn das Ziel sein soll, dass wir sportliche Erfolge haben. Das, meine Damen und Herren, ist die Grundfrage, die zunächst zu beantworten ist.
Ich greife dem nicht vor. Ich vermute, der Kollege Sportminister wird sowohl im Innen- oder im Sportausschuss, wie er dann heißt, wie auch ich im Bildungsausschuss die Ergebnisse vortragen, sofern sie das Licht der Öffentlichkeit erblicken können. Ansonsten freue ich mich gemäß der herzlichen Bitte des Kollegen Lippmann auf die intensiven Beratungen in den Ausschüssen und freue mich jetzt auf eine lebhafte Debatte. Ich sehe, dass der eine oder andere doch noch von seinem Handy aufschaut. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Minister. Ich sehe keine Nachfragen. - Somit können wir in die vereinbarte Fünfminutendebatte eintreten. Die erste Debattenrednerin ist für die SPD-Fraktion die Abg. Frau Prof. Dr. Kolb-Janssen. Sie haben das Wort. Bitte.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach so viel Zustimmung und Einigkeit bleibt mir an dieser Stelle nicht mehr allzu viel beizutragen. Wir alle sind sehr stolz auf unsere Sportlerinnen und Sportler, insbesondere wenn sie so erfolgreich sind und so viele Medaillen mit nach Hause bringen wie Paul Biedermann, wie Marcel Hacker, wie Franziska Hentke oder wie Julia Lier.
Ich glaube, wir alle können uns vorstellen, welche Herausforderungen es mit sich bringt, auf der einen Seite sportliche Höchstleistungen zu erbringen, maximale Trainingserfolge, auch die großen Zeitressourcen, die notwendig sind, um das Training zu absolvieren und auf der anderen Seite - auch das gehört zur Medaille - genau die gleichen schulischen Leistungen zu erbringen wie die anderen Schüler an den sogenannten allgemeinen Schulen.
Ich war zunächst - das gebe ich zu, Herr Lippmann - etwas überrascht, dass sich ausgerechnet DIE LINKE das Thema Eliteschulen auf die Fahnen geschrieben hat. Ich war dann wieder etwas versöhnt, da Sie darauf hingewiesen haben, dass es natürlich darum geht, allen Schülerinnen und Schülern gute Möglichkeiten für Bildung zu bieten, und dass es darum geht, nicht nur Nachteile auszugleichen, sondern auch Talente zu fördern.
Deshalb sollten wir im Ausschuss vielleicht nicht nur über die Förderung im Bereich des Sports sprechen, sondern im Hinblick auf die Zukunft in unserem Bundesland auch darüber nachdenken, wie wir bei den Talenten im Bereich des naturwissenschaftlichen Nachwuchses noch erfolgreicher werden.
Richtig ist, wir sprechen hierbei hauptsächlich über eine gymnasiale Ausbildung. Aber die Frage ist: Können wir noch mehr tun, um noch mehr Schülerinnen und Schülern, die diese Talente haben, diese Talente bewusst zu machen und sie in diesen Schulen zu fördern?
Der Antrag selbst soll, wie ich jetzt gehört habe, zur federführenden Beratung in den Ausschuss für Inneres und Sport gehen.
(Siegfried Borgwardt, CDU: Wir haben das doch anders beschlossen! Das ist doch vorhin gesagt worden!)
- Wenn wir es anders beschlossen haben, dann finde ich es auch richtig, dass das in den Bildungsausschuss geht, weil im Antrag selbst ja im Mittelpunkt schulorganisatorische Maßnahmen
wie Zuweisung von Lehrerwochenstunden. Das sind die Dinge, mit denen wir uns normalerweise im Bildungsausschuss beschäftigen. Insoweit ist meine Welt doch wieder in Ordnung.
Deshalb freue auch ich mich auf die spannenden Beratungen im Ausschuss. Ich bin mir sicher, dass wir für die Schülerinnen und Schüler an unseren Eliteschulen des Sports eine Möglichkeit finden werden, ihre Talente in Zukunft vielleicht noch ein wenig besser zu fördern. - Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin Kolb-Janssen. Ich sehe keine Anfragen. - Wir kommen zum nächsten Debattenredner. Das ist für die AfD-Fraktion der Abg. Herr Mrosek. Sie haben das Wort. Bitte.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Schon die Teilnahme an Olympischen Spielen ist für jeden Sportler ein Höhepunkt in seiner sportlichen Laufbahn. Gekrönt werden kann das nur noch durch eine olympische Medaille, möglichst eine goldene.
Ich kann mich noch sehr gut an meine eigene Zeit als Ringer an der Kinder- und Jugendsportschule „Friedrich Engels“ in Halle erinnern. Das Leben dort war hart, aber schön. Als Jugendlicher das Prädikat zu bekommen, Olympiakader zu sein, das war schon eine sehr große Verantwortung, die man trug. Zehn Stunden pro Tag waren keine Ausnahme, bis zu sechs Stunden Schule und der Rest Training, Training auch am Samstag.
Für problematisch halten wir von der AfD-Fraktion die bundesweiten Entwicklungen im Bereich des Sports. Das ganze System soll neu strukturiert werden. Zu den Kernpunkten des Fördersystems zählen eine Aufwertung der Rolle des Deutschen Olympischen Sportbundes gegenüber den Fachverbänden, die Reduzierung der Olympiastützpunkte von 19 auf 13, der Bundesstützpunkte von 204 auf 160 und die Einrichtung zweier neuer zentraler Gremien, die der potenzialorientierten Fördersystematik gerecht werden sollen.
Momentan erhalten 33 Sportverbände Bundesmittel für die Projektförderung. Bezuschusst werden aktuell 103 Disziplingruppen im Sommer- und 27 im Wintersportbereich. Das wird sich spätestens ab 2018 deutlich ändern. Das neue Zauberwort heißt: potenzialorientiert. Aber das gab es schon im Jahr 1989 an den Sportschulen.
In der Sportförderung ist sich jeder selbst der Nächste. Mit Ausnahme des Deutschen Fußballbundes hängen fast alle am Tropf der Bundessportförderung, die etwa eine Viertelmilliarde Euro jährlich beträgt. Insgesamt wird also auch aus den Töpfen von Ländern und Kommunen der Sportbereich in Deutschland mit mehreren Milliarden Euro finanziert. Nur ein Teil davon fließt in den Elitebereich.
Potenzialorientiert lautet das neue Zauberwort der Sportförderung, das sich nun mehr denn je an den Sportlern orientieren soll. Dazu wurde ein Potenzialanalysesystem entwickelt, ein computerbasiertes Berechnungsmodell, das derzeit Daten aus 20 Bereichen verarbeitet und dazu eine erfolgsorientierte Bewertung der Zukunftschancen in den nächsten zwei Olympiazyklen vornehmen soll.
Es müsse einen messbaren Zusammenhang zwischen Potenzialförderung und Erfolg geben, heißt es in den Unterlagen des DOSB - an alle Fachverbände verschickt. Da sich die Kosten im Sport einerseits zunehmend dynamisieren, die staatlichen Fördermittel andererseits begrenzt sind, sei
Priorisierung unerlässlich. Eine endgültige Entscheidung wird am 31. Juli 2017 getroffen werden. Das trifft auch die Eliteschulen in SachsenAnhalt.
Wir müssen viel mehr auf den Sonderstatus der Eliteschulen verweisen und brauchen dort ein flexibleres Schulsystem. Der Reformprozess des DOSB ist bereits strittig im Gange. Die beiden Eliteschulen in Sachsen-Anhalt, also in Magdeburg und in Halle, haben nur noch 60 bis 65 Trainer zur Verfügung, und das in allen Sportarten und in allen Altersklassen. Das ist viel zu wenig, um leistungsorientierten Sport aufbauen und begleiten zu können.
Die Sportart Schwimmen ist in Gefahr und droht abzuwandern. Das muss unbedingt verhindert werden. Ringen ist in Halle zum Beispiel nur noch eine Förder- und keine Schwerpunktsportart. Noch zählen die Ruderer, Leichtathleten und Schwimmer zu der Schwerpunktart 1; Kanu, Slalom, Judoka, Wasserspringen mit Sonderstatus allerdings, Turnen der Männer und Behindertensport zur Schwerpunktart 2.
Der Antrag der Fraktion DIE LINKE ist sehr umfangreich, teilweise auch gut, aber in einigen Teilen nicht nachvollziehbar. Die Klassenobergrenzen sind aus meiner Sicht zu hoch angesetzt, aus Erfahrung - ich war selber dabei. Anstatt Stellen für sozialpädagogische Betreuung und Schulsozialarbeiter zu fordern - diese hatten wir früher auch nicht -, sollten mehr Trainer eingestellt werden; denn ein guter Trainer ist der beste Sozialarbeiter für einen Leistungssportler. - Danke für die Aufmerksamkeit.
Vielen Dank, Herr Abg. Mrosek. Ich sehe keine Anfragen. - Somit kommen wir zum nächsten Debattenredner. Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht der Abg. Herr Aldag. Sie haben das Wort, Herr Aldag.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren! Sport hat viele wichtige Funktionen: die Gemeinschaft zu stärken, sich durchzusetzen, miteinander gewinnen und verlieren zu können, einen gesunden Lebensstil zu führen, soziale Beziehungen zu stärken oder Integration zu fördern. Kurzum: Sport kann Werte vermitteln.
Leistungs- und Spitzensportlerinnen und Spitzensportler nehmen in der Vermittlung dieser Werte eine hervorgehobene Stellung ein und gelten für viele Menschen als Vorbilder. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir für junge Talente die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, um einer
seits die sportliche Leistungsentwicklung zu stärken und andererseits zu ermöglichen, dass sie sich zu gut ausgebildeten und charakterlich gefestigten Persönlichkeiten entwickeln können.
Meine Damen und Herren! Es gibt keinen einzigen Vorgang in der Datenbank des Landtages zu Eliteschulen des Sports in der letzten Legislaturperiode. Zuletzt befasste sich der Ausschuss für Inneres und Sport in seiner Sitzung am 10. November 2016 mit dem Selbstbefassungsantrag der CDU-Fraktion zur Sportförderung und zum Erhalt der Olympiastützpunkte. Eine parlamentarische Auseinandersetzung zum Thema Sportschulen hat in den letzten Jahren nicht stattgefunden. Umso mehr ist es an der Zeit, dass wir uns diesen widmen und uns ihrer Anliegen annehmen.
Zum Ende der letzten Legislaturperiode - Herr Lippmann erwähnte es - fand auf Einladung des Landessportbundes ein Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern aller Fraktionen im Landtag statt. Das Ziel dieses nach mehreren Jahren wieder aufgenommenen Dialogs war es, auf die bestehenden strukturellen und organisatorischen Verbesserungsbedarfe hinzuweisen. Deshalb ist dieser Antrag grundsätzlich zu begrüßen, und ich freue mich ausdrücklich, dass die Fraktion DIE LINKE wieder einmal ein Thema aus dem Koalitionsvertrag aufgreift und hier im Plenum auf die Tagesordnung setzt.
Die Eliteschulen des Sports haben eine Sonderstellung in unserer Bildungslandschaft. Insofern sollten wir Sonderregelungen für diese Schulen finden.
Herr Minister, ich denke, wir sollten hierbei nicht so zögerlich sein. Den Antrag braucht es schon; denn die Bedingungen an den genannten Schulen sind im Vergleich zu anderen Schulformen wie Sekundarschule oder Gymnasium anders. Wir sollten darüber reden, ob wir dafür nicht Sonderregelungen finden müssen. Zudem beklagen sich teilweise schon die Eltern über die Schul- und Unterrichtsorganisation. Hierfür möchte ich zwei Beispiele nennen, die im Antrag nicht erwähnt wurden.
Erstens. Die Nachhilfe an den Sportschulen funktioniert nicht wirklich. Die Leistungsstufen der an der Nachhilfe teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sind unterschiedlich. Das führt dazu, dass auch die Lehrkräfte zum Teil überfordert sind, da sie nicht die Ausbildung für jede Leistungsstufe mitbringen.
Zweitens. Die Ernährung spielt bei Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern eine wichtige Rolle. Die Mittagspausen sind so kurz, dass vom Warten in der Schlange bis zur Einnahme der
Mahlzeit den Schülerinnen und Schülern meistens maximal zehn Minuten von der Pause übrig bleiben. Ähnlich verhält es sich mit der Frühstückspause, die lediglich eine Viertelstunde beträgt. Ich glaube, dass das Verschlingen von Mahlzeiten für die Sportlerinnen und Sportler grundsätzlich nicht sonderlich gesund ist.
Auch das sind wichtige Anliegen, die zwar kein Bestandteil des Antrages sind, die wir aber sicherlich im Rahmen der inhaltlichen Auseinandersetzung werden besprechen müssen. Es ist notwendig, dass wir uns neben der unterrichtlichen Organisation das Ernährungskonzept genauer anschauen und gegebenenfalls anpassen.
Meine Damen und Herren! Die bündnisgrüne Position ist klar: Eliteschulen des Sports sind wichtige Pfeiler des Nachwuchsleistungssports. Erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler - ich habe das bereits am Anfang erwähnt - gelten für viele Menschen als Vorbilder und sind wichtige Botschafter für unser Land. Wenn wir als Gesellschaft diese wollen, müssen wir folgerichtig für die entsprechenden Voraussetzungen sorgen.
Wir haben gerade gehört, dass es in den einzelnen Punkten zum Teil erheblichen Diskussionsbedarf gibt. Darüber hinaus gilt es auch, darüber zu diskutieren, ob dem Elitegedanken, wie es der LSB, der Landessportbund, formuliert, in einem ausreichenden Maße an beiden Schulen Rechnung getragen wird.
Insofern lassen Sie uns uns inhaltlich und sachlich darüber austauschen. Unsere Fraktion unterstützt den Vorschlag einer Überweisung zur federführenden Beratung in den Ausschuss für Bildung und Kultur und, nicht zuletzt aufgrund der Initiative zur Gründung einer Arbeitsgruppe Spitzensport durch das Ministerium für Inneres und Sport, zur Mitberatung auch in den Ausschuss für Inneres und Sport. Wir plädieren dafür, ein Fachgespräch oder eine Anhörung im Ausschuss durchzuführen, entweder noch vor oder erst nach der parlamentarischen Sommerpause. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.