Protokoll der Sitzung vom 27.10.2017

(Zustimmung bei der CDU - Zuruf von der CDU: Das sind wir! - Eva Feußner, CDU: Sehr gut!)

Das sei Ihnen gegönnt. Diese Inszenierung sei Ihnen ja gegönnt. Ich gönne es Ihnen ja. Ich gönne Ihnen dieses Selbstbild von Herzen.

Aber Sie haben auch gesagt, es gibt in diesem Haus linksextreme und rechtsextreme Politiker. Die Linksextremen lassen wir einmal. Die Rechtsextremen würden mich interessieren. Ich beziehe das nämlich naiverweise auf mich. - So.

(Frank Scheurell, CDU: Das würde nie- mand sagen! - Weitere Zurufe von der CDU - Zuruf: Doch!)

Also korrigieren Sie mich. Wenn Sie mich nicht gemeint haben - aber ich will es konkretisiert haben -, dann ziehe ich meine Frage sofort zurück. Aber wenn Sie mich gemeint haben sollten, dann würde ich doch gern wissen, weshalb und genau aus welchen Gründen ich ein böser Extremist sein soll,

(Frank Scheurell, CDU: Sind Sie doch gar nicht!)

der also irgendetwas macht, was im Rahmen dieser Diskussionskultur irgendwie nicht mehr geht,

(André Poggenburg, AfD: Noch nicht! Ei- gentlich sagen Sie, dass er Sie nicht ge- meint hat!)

was den Rahmen überschreitet.

(Unruhe - Bernhard Bönisch, CDU: Ich wür- de doch antworten wollen!)

Ja, Herr Bönisch, dann machen Sie mal.

(Unruhe)

Ich möchte doch wenigstens etwas dazu sagen, und ich bin dann auch bereit, Fragen zu beantworten, wenn meine Formulierungen so missverständlich waren. Falls ich gesagt haben sollte, dass es hier im Haus links- und rechtsextreme Politiker gibt, dann nehme ich das ausdrücklich zurück. Ich wollte sagen, hier im Haus gibt es Unterstützter rechts- und linksextremer Politik. Und das vermute ich nur und weiß ich nicht einmal.

(Unruhe bei der AfD)

Aber ich kann das ja mal so konstatieren.

(Zustimmung von der CDU)

Ich habe nicht gesagt, es gibt hier linksextreme und rechtsextreme Politiker. Und wenn, dann war das ein Versehen, und dafür würde ich mich entschuldigen wollen.

Es gibt jetzt noch eine Nachfrage von Frau Quade. - Sie haben das Wort.

Vielen Dank. - Herr Bönisch, es ist schön, dass Sie Fragen beantworten, weil ich in der Tat eine zu Ihrer Rede habe, und zwar zu der Passage zum Niedergang der DDR. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie sagen, die DDR ist letztlich auch an zu viel individuellen Freiräumen

(Frank Scheurell, CDU: Nein!)

und am Leistungsgedanken zugrunde gegangen?

(Oh! bei der CDU)

Wenn ich Sie falsch verstehe, erklären Sie mir bitte noch einmal, was sozusagen die Parallele zum Niedergang der DDR ist.

Frau Quade, der Mangel zur Leistungsbereitschaft war es und das, was Sie den jungen Leuten erzählen, die müssen nichts leisten, die müssen nur machen, was sie wollen, sie können so leben, wie sie wollen, wir bezahlen das schon.

(Matthias Büttner, AfD: Ja!)

Nein, wenn man sich etwas leisten will, sich einen Freiraum leisten will, dann muss ich den auch bezahlen und kann nicht sagen, bezahlt ihr mir mal meine Freiräume, ich muss ja nichts leisten dafür.

(Lebhafter Beifall bei der CDU - Oliver Kirchner, AfD: Das wird ja immer schlim- mer!)

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat Herr Striegel das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Bönisch, bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die DDR vor allem am zivilen Ungehorsam zu Ende gegangen ist, und das war auch gut so, dass sich da Menschen nicht an Buchstaben von Gesetzen gehalten haben, sondern auch gefragt haben, was in einer bestimmten Situation notwendig ist.

(André Poggenburg, AfD: Ja!)

Es gilt ausdrücklich auch für Demokratien und Rechtsstaaten, dass es Punkte gibt, in denen auch nicht legale Tätigkeiten legitim sein können. Über die Frage muss man reden.

(Ulrich Thomas, CDU: Nein! - Zurufe von der CDU: Nein)

- Doch, das gilt ausdrücklich.

(Tobias Rausch, AfD: Pfui! - Zuruf von der AfD: Genau das! - Weitere Zurufe von der AfD)

Aber reden wir doch erstmal über das, worüber hier heute gesprochen wird. Ich meine, drei von fünf Rednern sind Stadträte. Damit zeigt sich schon sehr deutlich: Die Debatte gehört in den Stadtrat von Halle und eigentlich nicht in den Landtag, weil sie eine kommunalpolitische Entscheidung betrifft.

(Tobias Rausch, AfD: Genau hierher, Sie sind einer der Unterstützter!)

Wenn wir jetzt anfangen, Nachbarschaftsstreitigkeiten hier im Landtag zu behandeln, dann haben wir sehr, sehr viel zu tun. Ich glaube nicht, dass

uns das weiterbringt. Aber wir werden über die Frage „Hasi“ reden, weil sie heute angesprochen worden ist. - Klar.

Ohne Zweifel, es ist eine Besetzung.

(Guido Heuer, CDU: Und damit kriminell!)

Aber diese Besetzung fand statt, weil das Gebäude mehr als zehn Jahre lang leer stand

(Eva Feußner, CDU: Das ist doch kein Grund!)

und Eigentum - -

(Daniel Rausch, AfD: Das kann doch nicht wahr sein! - Weitere Zurufe von der AfD)

- Sie müssen sich nicht so aufregen.

(Unruhe bei der AfD)

- Jetzt kommen Sie doch mal wieder runter. Was hatten Sie denn heute zum Frühstück?

(Oliver Kirchner, AfD: Das kann doch nicht wahr sein! - Zuruf von Tobias Rausch, AfD)

Warten Sie mal ganz kurz, Herr Striegel. - Es mag ja die Möglichkeit geben, seine innere Empörung zum Ausdruck zu bringen. Aber es muss trotzdem möglich sein, dass derjenige, der hier vorn steht, auch redet. Ansonsten kommen wir hier nicht weiter. Insofern möchte ich Sie darum bitten, den Lärmpegel etwas nach unten zu schrauben. - Machen Sie weiter.

Gut. Also noch einmal: Das Gebäude stand mehr als zehn Jahre lang leer, und es ist richtig, dass Leute, die nach Freiräumen in dieser Stadt suchen und keine finden, sagen, das kann nicht sein; denn das steht auch im Grundgesetz. Darin steht nicht nur, die Gesetze sind einzuhalten, sondern da steht auch, Eigentum verpflichtet. Und ich meine, dass auch das einen legitimierenden Tatbestand darstellen darf.

(Zurufe von der AfD)