Das werden sich einige fragen, da man der AfD beharrlich immer nur einseitige Politik vorwirft. Aber die Alternative für Deutschland ist mehr als das, was man ihr immer vorwirft. Wir wollen und werden Politik auf allen gesellschaftlichen Ebenen umsetzen, und dies zum Wohle unserer Gesellschaft und unserer Heimat, sprich des Lebensraums. Diesen teilen wir uns nach wie vor mit den entsprechenden Pflanzen- und Tierarten, die in ihrer Vielfalt die Qualität unseres Lebensraums repräsentieren.
Wir sind die Stimme der Bevölkerung. Wir müssen auch in deren Namen den Schutz des Feldhamsters ansprechen, da es in Sachsen-Anhalt in Bezug auf die Lebensraumansprüche von Tieren und die Durchführung von Baumaßnahmen und Projekten regelmäßig zu Interessenkonflikten kommt.
Anhand der aktuellen Beispiele für die Verzögerung von Projekten, wie beim Bau der A 143 oder bei der Verlängerung der A 14, die sich aufgrund der Nachbesserung von Maßnahmen ergibt, die der Zerstörung des Lebensraums ge
schützter Tierarten entgegenwirken, wird der erhöhte Gesprächsbedarf innerhalb der Gesellschaft deutlich.
Wenn eine Autobahnplanung 25 Jahre und mehr benötigt und in den zu entlastenden Städten gleichzeitig die Luftverschmutzung steigt, fragen sich viele Bürger, wer die Verantwortlichen für ein derartiges Planungschaos sind.
Der Feldhamster ist, wie viele Arten der Agrarlandschaft, auch ein Kulturgut. Feldhase, Feldlerche, Reh und Feldhamster sind Tiere, die stark im Heimatgedächtnis der Bevölkerung verankert sind und sich auf Gemälden, in Kinderbüchern und anderer Literatur widerspiegeln.
Ausgenommen das Reh sind alle anderen Arten wahrscheinlich bald nicht mehr Kulturgut, sondern ausschließlich Geschichtsgut. Für den Feldhamster wird prognostiziert, dass er in den nächsten zehn Jahren in Deutschland aussterben wird. Nach dem Aussterben des Hamsters in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und NordrheinWestfalen und mit einem geschätzten Bestand von vielleicht noch 100 000 Tieren ist das isolierte mitteldeutsche Verbreitungsgebiet - mit SachsenAnhalt als nördlichstem Punkt - das letzte große Vorkommensgebiet im Norden Europas.
Damit nimmt der Feldhamster einen ähnlichen Status als Verantwortungsart des Landes Sachsen-Anhalt ein wie der allseits bekannte Rotmilan, für den der Feldhamster wiederum eine wichtige Beutetierart ist bzw. wäre, wenn er in der Fläche noch vorkommen würde. Aus diesem Grund muss sich auch der Rotmilan an eine veränderte Nahrungskette anpassen.
Die Große Anfrage bezieht sich natürlich nicht nur auf die Dokumentation des Verschwindens einer Tierart, sondern auch auf den Standardkonflikt im Zusammenhang mit allen aktuellen Bauvorhaben, die mit einer Beeinträchtigung von Lebensräumen von geschützten Arten einhergehen. Der Feldhamster dient hierbei symbolisch als Aufhänger für eine Diskussion, und zwar konkret am Beispiel der Errichtung eines Industrieparks in Sangerhausen.
Da aber bei Planungen bekanntermaßen verantwortliche Entscheidungsträger die Sachlage beurteilen und bewerten, kann eine geschützte Tierart per se keine Schuld an Planungsmängeln und Verzögerungen haben. Der Feldhamster als solcher ist einerseits Opfer und wird dann im selben Pelz als Täter personifiziert.
Bei Bauvorhaben, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit Straßen, Windenergie- und Industrieanlagen, wird der Lebensraum der Hamster eingeschränkt oder auch gänzlich zerstört.
Es kommt, wenn sich die Tiere fangen lassen, zum Absammeln und zur Umsiedlung. Der Hamster ist dabei Opfer der menschlichen Bauplanungen. Wenn Projekte geplant und aufgrund des Schutzstatus der Hamster nicht realisiert werden können, schlüpft der Hamster in die Täterrolle.
- Ja. - Dabei ist der Mensch für die Planung verantwortlich. Der Hamster, der sich an seinen von ihm nicht veränderten Lebensraum über Jahrhunderte und Jahrtausende angepasst hat, wird nun der Willkür des Menschen preisgegeben. In dieser Konstellation kann man dem Hamster als geschützter Art nicht die Schuld zuweisen. Daher bleibe ich bei meiner Aussage: Nicht Feldhamster verhindern Projekte, sondern Menschen.
Kommen wir noch einmal darauf zurück, wie es genau war, als es dem Feldhamster auf dem Territorium des Landes Sachsen-Anhalt noch besser ging. So wurde der Hamster noch in den 60erJahren als wirtschaftlich bedeutender Schädling bezeichnet. Es bestand regelrecht eine Hamsterindustrie mit vertraglichen Beziehungen zwischen Hamsterfängern und sozialistischen Landwirtschaftsbetrieben. Es gab Fanganleitungen und ein Soll der Planerfüllung. Für die Hamsterfelle wurden entsprechend Preise festgelegt. Man bekam damals für ein Fell der Klasse extra 1,65 Mark und für die Klasse 4 gab es 11 Pfennig. Die Älteren werden sich wahrscheinlich noch daran erinnern, wenn sie auf Hamsterjagd gingen.
In den damaligen Bezirken Halle und Magdeburg wurden jährlich eine Million Hamster gefangen und getötet und deren Felle industriemäßig verarbeitet. Noch einmal zum Vergleich: Der derzeit angenommene Bestand in Deutschland liegt bei 100 000 Tieren. Heute steht der Feldhamster auf der Roten Liste und gehört zu den stark gefährdeten Säugetierarten. Der Hamster wird in Anlage IV der FFH-Richtlinie als streng geschützte Tierart von gemeinschaftlichem Interesse genannt und ist dementsprechend nach § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes in Deutschland streng geschützt. Der Schutzstatus wird in der Antwort der Landesregierung bestätigt. Auf dieser Grundlage ist ein strenges Schutzregime einzurichten, der günstige Erhaltungszustand der Art im Bundesland ist künftig zu gewährleisten oder wiederherzustellen. Ich zitiere:
„Schutzmaßnahmen müssen sich daher langfristig an den für die Art erforderlichen und zu erhaltenden Lebensraumqualitäten ausrichten. Schutzmaßnahmen in SachsenAnhalt orientieren deshalb in erster Linie auf die Förderung hamstergerechter Bewirtschaftungsmaßnahmen in der Landwirt
Für eine bessere artenschutzrechtliche Bewältigung von Planungsvorhaben bzw. Eingriffen benötigt man ein entsprechendes Monitoring der Feldhamsterpopulation. Da es zu starken Schwankungen der Population kommt, sind genaue Erfassungsgrößen nicht möglich. Man spricht von Stichprobenmonitoring, Trends und Schätzungen. Auf genaue Zahlen will und kann man sich nicht festlegen. Selbst ein Trend des Bestands ab 1990 kann abschließend nicht angegeben werden.
Für die Einrichtung von Gewerbe- und Industriegebieten, bei Straßenausbaumaßnahmen sowie bei der von Errichtung von Windparks und Stromtrassen werden regelmäßig Feldhamster entnommen und umgesiedelt. Dafür werden große Ausgleichsflächen bereitgestellt. Außerdem wird mit feldhamsterfreundlicher Bewirtschaftung neuer
Bei den Umsiedlungen spricht man von einzelfallbezogenen Maßnahmen mit einer begrenzten Anzahl. Zuständig hierfür sind gemäß § 2 Abs. 4 des Landesentwicklungsgesetzes vom 23. April 2015 die Landkreise und kreisfreien Städte. Die artenschutzrechtliche Prüfung und die Festlegungen sind im Einzelfall im Rahmen der Vorhaben von den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten zu treffen.
Eine weitere Maßnahme zum Schutz der Hamster ist das Anlegen von Kleintierunterführungen im Straßenbau. Summiert man die Kosten der Kleintierunterführungen, die in der Antwort zu der Großen Anfrage angegebenen sind, ist man schnell im siebenstelligen Bereich. Wer die Große Anfrage gelesen hätte, der wüsste, wovon ich spreche.
Aufzuchtstationen für Feldhamster bzw. Erhaltungszuchtprogramme existieren in Sachsen-Anhalt nicht. Eine Feldhamsterzucht gestaltet sich aufgrund der nicht vorhandenen Erfahrungen auf diesem Gebiet in Sachsen-Anhalt schwierig.
Wie sich die geplante Zuchtstation in Sangerhausen in der Zucht bewährt und welche Erfahrungen gesammelt und transportiert werden können, kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Die Zuchtstation befindet sich in der Planungsphase.
Auch stehen die Kosten zur Durchführung der Zucht und zur Auswilderung der Hamster nicht exakt fest. Es fehlt an Erfahrungsträgern und Zuchtprogrammen. Es ist schon bemerkenswert, wie man Projekte zum Nachteil der Hamster und des Steuerzahlers plant und umsetzt.
Bei dem Neubau einer Produktionshalle in Sangerhausen galt als Auflage, eine Feldhamsterzuchtstation als Ausgleichsmaßnahme zu bauen und zu betreiben. Gefährlich wird es dann, wenn man sich zum Spottobjekt einer Nation macht; denn dann blickt die Gesellschaft wieder zum Hamster, welcher als Täter dargestellt wird. Wir erinnern uns: Nicht der Hamster verhindert Projekte, sondern Menschen.
Auch ergaben die Antworten der Landesregierung das Fehlen eines Artenhilfsprogramms für den geschützten Feldhamster. Womöglich liegt es an der Wahrnehmung, dass der Hamster seltener zu sehen ist als zum Beispiel der Rotmilan. Für den Rotmilan besteht ein Artenhilfsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt, für den Feldhamster leider nicht. Alle anderen Bundesländer, in denen der Feldhamster noch vorkommt, haben dieses schon lange.
Aber, meine Damen und Herren, auch der Hamster hat eine Lobby. Zahlreiche Umweltverbände, wie der BUND, der Nabu und andere, verhindern, behindern, verzögern und verschleppen Bauvorhaben mit artenschutzrechtlichen Begründungen. Klagen sind keine Seltenheit und werden bis in die obersten Instanzen geführt.
Diese Art der Meinungsverschiedenheiten kostet alle Seiten viel Geld und Zeit. Eine bessere Projektplanung und die Abstimmung mit Umweltverbänden im Vorfeld entsprechender Vorhaben sind erstrebenswert und können Vorbildcharakter erlangen. Denn die Hamstervorkommen sind bekannt und die Ausgleichsmaßnahmen für geschützte Arten bei Bauvorhaben sollten und könnten bereits im Vorfeld beginnen. Dann würden wir nicht 25 Jahre lang über eine Autobahnverlängerung diskutieren.
Es gibt ein unzureichendes Monitoring über die Bestands- und Populationsentwicklung, auch fehlt ein Artenhilfsprogramm für den Feldhamster. Die Erarbeitung von Managementplänen für jede einzelne Teilpopulation zur Bestandssicherung unter aktiver Teilnahme der Landwirte und der entsprechenden Verbände muss daher Bestandteil der Arterhaltung des Feldhamsters sein.
Feldhamsterzucht ist Landesangelegenheit und erfordert qualifizierte Fachleute, eine entsprechende Zuchtpopulation aus einheimischen Elterntieren und vor allem einen intakten Lebensraum, in dem eine Wiederaussiedlung stattfinden kann.
Der Feldhamster benötigt eine ebensolche Sympathiekampagne wie der Rotmilan; denn er ist fester Bestandteil unseres Landes. Diesen Auftrag muss man der Landesregierung geben und er ist
Vielen Dank, Herr Gehlmann. Es gibt keine Nachfragen. - Bevor ich Frau Prof. Dr. Dalbert für die Landesregierung das Wort erteile, habe ich die ehrenvolle Aufgabe, mehrere Besuchergruppen zu begrüßen. Ich begrüße Damen und Herren des Finanzamtes Magdeburg in zwei Gruppen. Seien Sie herzlich willkommen im Hohen Hause!
Weiterhin begrüße ich Damen und Herren vom Verein für Demokratie, Debatte und Politik aus Raguhn bei uns als Gäste im Haus.
Außerdem begrüße ich Damen und Herren Auszubildende der Lotto-Toto-Gesellschaft aus Sachsen-Anhalt. Herzlich willkommen bei uns im Hohen Hause!
(Beifall im ganzen Hause - Tobias Rausch, AfD: Wie sind die Zahlen für Samstag? - Siegfried Borgwardt, CDU: Zusammen mit dem Finanzamt - das ist Zufall!)
Danke, Frau Präsidentin. - Liebe Kollegen und Kollegen! Die zur Diskussion stehende Große Anfrage bezieht sich, wie wir gehört haben, auf den Status und den Schutz des Feldhamsters, Cricetus cricetus, in Sachsen-Anhalt.
Der Feldhamster ist eine typische Art der offenen Kulturlandschaft und besiedelt bei uns in Sachsen-Anhalt bevorzugt Ackerflächen mit guter Bonität vor allem in der Börde. Als Opfer der intensiven Landwirtschaft ist der Feldhamster heute eines der am meisten gefährdeten Säugetiere Westeuropas und daher nach deutschem und europäischem Recht streng geschützt.
Als Säugetierart des Anhangs IV der FFH-Richtlinie ist er mit höchster Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen einzustufen. Die Bewertung des Erhaltungszustandes der Populationen im Rahmen des FFH-Berichtes 2019 wird für den Feldhamster aller Voraussicht nach sowohl deutschlandweit als auch für Sachsen-Anhalt nach wie vor den Status unzureichend schlecht - und damit sprichwörtlich rot - ausweisen. Diesen Status erhält er auch in der Roten Liste; er ist also vom Aussterben bedroht.
Sachsen-Anhalt hat für den Feldhamster eine hohe Verantwortung, da große Arealflächen der bundesdeutschen Verbreitung eben genau hier bei uns in Sachsen-Anhalt liegen.
Der Feldhamster kann mit seiner Fortpflanzungsstrategie eine große Vermehrungsrate erreichen, wenn die Qualität seines Lebensraumes für ihn optimal ist. Sind die Bedingungen für die Hamster hinsichtlich Wohnbauten, Nahrungsquellen und Artgenossen sehr gut, kann sich die Population sehr schnell aufbauen. Wenn die Kapazitäten seines Lebensraumes erreicht sind und weiterhin gegeben sind, stabilisiert sich die Population.