Protokoll der Sitzung vom 22.06.2018

Das ist offensichtlich Ihre Ansicht. Ich war aber noch nicht fertig. Ich habe noch die Möglichkeit, etwas zu sagen. Die würde ich auch gern nutzen.

Herr Krull, Sie haben eine Frage gestellt. Es geht immer nur eine Frage oder eine Kurzintervention.

Ich würde gern noch eine Nachfrage stellen, aber der Kollege ist offensichtlich nicht bereit, sich fachlich zu unterhalten.

(Thomas Höse, AfD: Weil das mit fachlich nichts zu tun hat, Herr Krull! - Zurufe von der AfD)

Wir haben einen weiteren Fragesteller, und zwar möchte Herr Szarata noch eine Frage stellen. Sind Sie bereit, zu antworten? - Ich sehe das nicht. Dann haben Sie höchstens die Möglichkeit zu einer Kurzintervention.

Dann mache ich eine Kurzintervention. - Herr Höse, nach dem Unfug, den sie hier gerade erzählt haben, gehe ich davon aus, dass wir in der nächsten Landtagsdebatte von der AfD einen Antrag bekommen, mit dem versucht werden soll, auch dem Schachspielen den Sportstatus wieder abzuerkennen; denn auch beim Schach kann ich nicht unbedingt meinen Rücken stärken

(André Poggenburg, AfD: Outdoor-Schach!)

oder irgendwelche Knorpel oder welchen Unfug Sie eben erzählt haben.

(Zurufe von der AfD)

Von daher bin ich gespannt auf Ihren Antrag, um Schach wieder vom Sport wegzunehmen.

(Zurufe von der AfD und von der CDU - Un- ruhe)

Vielen Dank, Herr Szarata. - Ich möchte Sie bitten, den Geräuschpegel jetzt wieder etwas zu senken. - Vielen Dank, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen.

Ich möchte zunächst recht herzlich Damen und Herren der Fachhochschule der Polizei aus Aschersleben hier im Hohen Haus begrüßen. Seien Sie herzlich willkommen!

(Beifall im ganzen Hause)

Wir kommen sodann zum nächsten Debattenredner. Für die SPD-Fraktion spricht der Abg. Herr Dr. Grube. Sie haben das Wort. Bitte schön, Herr Dr. Grube.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren! Wir führen heute eine Debatte, die im bundesweiten Sport nach der Leistungssportreform wahrscheinlich die weitrei

chendste und tiefgreifendste Debatte ist. Das ist übrigens auch eine Generationenfrage; deshalb ist bei der Alterszusammensetzung des Hauses die eine oder andere Reaktion nicht weiter verwunderlich. Das ist auch nicht nur hier der Fall, sondern das erlebt man auch in anderen Zusammenhängen.

Ich hatte gestern eine Klasse aus Burg zu Besuch. Die hat sich unsere Debatten von dort oben angeschaut, und hinterher gab es ein Abgeordnetengespräch. Die Schülerinnen und Schüler waren alle in einem Coolness-Alter und von dem, was ich erzählt habe, was wir so treiben, nur mäßig entertaint. Ich habe gesagt, morgen würde ich eine Rede halten, in der es um E-Sports gehe. Da ging ein Ruck durch die Gruppe. Sie sagten alle: „Geil!“, und die Lehrerinnen fragten: „Was?“

Das ist in der Regel der Diskussionsstand und Diskussionsfaden. Das ist in meiner eigenen Fraktion nur bedingt anders, wenn ich das so offen sagen darf.

(Heiterkeit bei den GRÜNEN)

Wir debattieren heute über drei Fragen. Erstens. Ist E-Sport Sport? Zweitens. Soll der organisierte Sport ihn anerkennen? Drittens. Wie halten wir es mit der Frage der Gemeinnützigkeit?

Ich beginne mit der ersten Frage. Das, was der Kollege Striegel vorgetragen hat, muss man nicht

heranziehen, um die Frage zu beantworten, ob E-Sport Sport ist. Da reichen die vier Säulen der Motorik, übrigens auch die vier Säulen, die im Deutschen Sportabzeichen abgefragt werden - nicht mit E-Sport, aber mit anderen Sachen. Das ist Schnelligkeit. Das ist Ausdauer. Das ist Kraft. Das ist Koordination. Alle Sportarten im traditionellen Sport sprechen diese vier Säulen sehr unterschiedlich an, bisweilen auch sehr einseitig. Im E-Sport ist das auch so.

Die Säule, die zuvorderst angesprochen wird, ist die Säule der Koordination. Das hat sie gemein mit Sportarten wie Liegendschießen, wie Bogenschießen, wie Schach. - Nein, Schach nicht; Schach hat gar nichts davon. Das ist eine eigene Kategorie.

(Siegfried Borgwardt, CDU: Genau, das stimmt!)

Das ist außerhalb, hat nichts davon und ist trotzdem Sport. Wenn Schach Sport ist, ist E-Sports das für mich auch.

Deshalb ist die Frage, ob es ausreicht, eine dieser Säulen speziell anzusprechen, um Sport zu sein, eine, die ich persönlich auf jeden Fall mit Ja beantworten würde.

Zur Frage Gewaltverherrlichung. Bei Ego-Shootern wäre ich persönlich raus. Da würde ich die Grenze ziehen. Das ist eine Diskussion, die man tatsächlich führen muss.

Wo kommt Sport eigentlich her? - Wenn man die Olympischen Spiele sieht, dann ist Sport der friedliche Wettkampf, dann ist es Kriegsersatz, dann ist es die Form, sich mit friedlichen Mitteln zu messen. Etwas anderes tut E-Sport auch nicht. Zu dem Hinweis, es bedürfe hier technischer Hilfsmittel, um das zu tun, kann ich nur sagen: Diese braucht ein Sportschütze auch. Ohne die Technik Gewehr würde es diesen Sport nicht geben.

Um die Frage von Kollegen Gürth vorhin zu beantworten: Es gibt eine klare Trennung zwischen Glücksspiel und E-Sports. Das ist die Frage der Motorik. Das ist die Frage der Koordination. Alle diese vier Säulen, und zwar in keiner der Ausprägungen, brauche ich beim Pokern und beim Glücksspiel.

Die Frage, ob das in den organisierten Sport hinein gehört, möchte ich von der Stelle nicht beantworten. Ich persönlich würde es mir wünschen, weil es für die Vereine eine Möglichkeit wäre, Mitglieder zu gewinnen. Das wäre auch eine Möglichkeit für E-Sports-Leute, in den traditionellen Sport hineinzuwachsen. Ich glaube, das wäre für beide Seiten befruchtend. Deshalb würde ich mir das wünschen. Am Ende muss das der Sport - dafür gibt es die Autonomie des Sports - selbst entscheiden.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Zur Frage Gemeinnützigkeit. Aus meiner Sicht muss E-Sports in jedem Fall gemeinnützig werden. Die Frage, ob es als Sportart oder im Jugendhilfebereich gemeinnützig wird, würde ich an den Ausgang der Diskussion zwischen E-Sports und organisiertem Sport knüpfen. Ich würde die Voraussage wagen, dass Sie am Ende eine Entscheidung haben, dass sich die beiden zusammenfinden. Ich glaube, das ist eine Entwicklung, die wahrscheinlich nicht aufzuhalten sein wird. Aber, wie gesagt, das liegt beim Sport.

Das, was Kollege Striegel sagte, dass es viel besser ist, übrigens auch für jedes Elternteil, wenn man Ansprechpartner in derselben Altersklasse hat, die sich finden, die auch bei Fragen von Suchtproblematik die Kiddies - - Es gibt in diesem Bereich auch Erwachsene, aber zum größten Teil sind es eher Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die unter Gleichaltrigen das Problem Suchtbekämpfung und Suchtbearbeitung bearbeiten können. Das sollte in jedem Fall steuerlich gefördert werden. Das sollte gemeinnützig sein.

Herr Kollege Grube, Ihre Redezeit ist zu Ende. Bitte den letzten Satz.

Letzte Anmerkung. - Schlechte Nachricht für Schüler: In der Schule versteht sich Sport auch als körperlicher Ausgleich. Als Schulsport würde ich es nicht anerkennen. Da würde ich eher die anderen Schulsportstunden hochsetzen. - Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Herr Dr. Grube, Sie können Ihre Redezeit gern noch verlängern; denn es gibt eine Wortmeldung.

Das habe ich mir gedacht.

Herr Lieschke und Herr Raue. Zwei Wortmeldungen also. - Herr Lieschke, Sie haben zunächst das Wort.

Es ist eine Kurzintervention. - Sie haben eben versucht, darzustellen, dass E-Sport Sport ist. Ich versuche einmal, das bildlich etwas anders darzustellen. Wenn Sie einen Raucher fragen, wird

Ihnen jeder Raucher sagen, eine E-Zigarette ist keine richtige Zigarette. Von daher kriegen Sie das einfach nicht zusammen.

Sie können, aber müssen nicht darauf antworten.

Herr Lieschke, das ist irgendwie Rabulistik. Dieses Vergleichsniveau erinnert mich ein wenig an das, was der Kollege Höse gesagt hat, E-Sport sei total gefährlich. Das hat mich ganz spontan an die Geschichten von damals erinnert, als Großmütterchen sagte: „Wenn du onanierst, kriegst du Rückenmarkschwund.“ Ungefähr die gleiche Qualität hat das auch.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Herr Raue. Sie haben jetzt die Möglichkeit, Ihre Frage zu stellen. Bitte.

Zunächst vielen Dank für den Redebeitrag. Ich sage ganz ausdrücklich: Jeder soll spielen, was er will. Ich will mich dem nicht entgegenstellen. Aber wenn wir dieses Spiel zum Sport erklären, machen wir es dann nicht auch den Eltern zu Hause gerade im Hinblick auf die von Ihnen angesprochene Suchtproblematik schwerer? Denn viele Kinder sitzen zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben oder acht Stunden, also wirklich lange Zeit, hinter diesem Bildschirm und spielen die klassischen Ballerspiele.

Machen wir es den Eltern nicht schwerer zu sagen, beende das Spiel, nimm ein Buch zur Hand, bereite dich auf den Unterricht vor? Die Kinder sagen ihnen dann, der Landtag hat aber beschlossen, dass das, was ich hier mache, kein Spiel ist, sondern Sport. Ich betreibe Sport und ich trainiere jetzt, Mama oder Papa. - Ich glaube, wir sollten mit dieser dieser Zuschreibung, dass es sich um einen Sport handelt, vorsichtig sein.

Mein Kollege Thomas Höse hat das für das Haus gut zusammengefasst. Allein deshalb, weil mit dieser herkömmlichen sportlichen Betätigung gesundheitliche Aspekte

Herr Raue, fassen Sie sich bitte kürzer. Ihre Redezeit beträgt bis zu zwei Minuten.

auf den ganzen Organismus wirken und dies im E-Sport nicht so ist, sollten wir als Landtag vor