Protokoll der Sitzung vom 22.06.2018

Nun wissen wir alle, dass es dann, wenn man an einer Konsole vielleicht „FIFA“ spielt und diesen Sport gegeneinander betreibt, nicht nur bei „FIFA“ bleibt, sondern man auch ganz schnell in diese Shooter-Spiele hineinkommt und diese mitspielt.

Wenn man jetzt plötzlich das Spiel „FIFA“ auf Sport hochzieht, wächst dann nicht auch die Gefahr, dass man auch andere Spiele betreibt und lieber miteinander herumballert und virtuell Leute umlegt? Wird dadurch nicht auch die Gewalt noch verstärkt?

Herr Minister.

Danke. - Ich habe vorhin ausgeführt, dass wir sehr genaue Regeln schaffen müssen, damit dieses eben nicht eintritt. Ich habe von den EgoShootern gesprochen und von Leuten, die genau diese Spiele spielen.

(Matthias Lieschke, AfD, unterhält sich mit einem Abgeordneten seiner Fraktion)

- Jetzt hören Sie gar nicht zu. Dann hätten Sie die Frage auch nicht zu stellen brauchen. Aber ich antworte Ihnen trotzdem.

In diesen Bereichen müssen also ethische Linien gezogen werden, damit so etwas nicht stattfindet.

Vielen Dank, Herr Minister. Ich sehe keine weiteren Anfragen.

Ich darf mich jetzt setzen?

Bitte schön. - Wir steigen nunmehr in die Fünfminutendebatte der Fraktionen ein. Erster Debattenredner wird der Abg. Herr Höse von der AfDFraktion sein. Sie haben das Wort. Bitte, Herr Abgeordneter.

Frau Präsident! Werte Abgeordnete! Sehr geehrter Herr Striegel, natürlich kann man die eigenwilligste Art des Zeittotschlagens oder eine noch so belanglose einfache Freizeitbeschäftigung per politischer Willensbekundung zum förderfähigen Sport adeln - muss man aber nicht.

(Beifall bei der AfD)

Niemand würde - Gott sei Dank - auf die Idee kommen, zum Ablegen des Deutschen Sportabzeichens zum Beispiel - sagen wir einmal - Murmeln, Mikado oder Malen, Mau-Mau oder Mario Kart als mögliche Disziplin aufzunehmen,

(Beifall bei der AfD)

und das, obwohl auch dort die von Ihnen viel beschworene Hand-Augen-Koordination durchaus trainiert werden kann.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Aber der Wett- bewerbscharakter fehlt!)

- Herr Striegel, nicht dass wir uns falsch verstehen: Jeder kann seine Freizeit gestalten, wie er will. Aber, liebe Koalitions-E-Sportler, lassen wir doch einmal die Kirche im Dorf. Sport sind körperliche, nach Möglichkeit ganzkörperliche Bewegungen oder motorische Aktivitäten zum Erwerb oder zur Verbesserung spezieller koordinativer oder konditioneller Fähigkeiten. Beim Sport, also dem echten Sport, läuft eine Vielzahl biologischer Prozesse ab.

Schon mit den ersten Schritten, Sprüngen, Würfen oder Zügen beginnen wir, Kalorien zu verbrennen. Der Körper stellt von Zucker- auf Fettverbrennung um. Der Stoffwechsel wird angekurbelt. Nährstoffe werden besser verarbeitet. Die Energiebilanz verändert sich positiv. In den Muskeln beginnt der Ausbau der Kapillaren, die die Nährstoffe direkt zu den Muskelfaserzellen transportieren. Die Muskeln wachsen dadurch und werden leistungsfähiger. Sie verarbeiten zugeführte Nährstoffe und produzieren dabei Energie.

Auch auf das Gehirn wirkt sich sportliche Betätigung positiv aus. Durchblutung und Sauerstoffversorgung werden verbessert, das Nervenwachstum angeregt, neue Nervenbahnen entstehen, Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit werden dadurch gesteigert.

Bei regelmäßigem Sport werden der Herzmuskel besser durchblutet und das Herz deutlich gestärkt.

Rote Blutkörperchen nehmen zu und der Ruhepuls sinkt. Zu hoher Blutdruck und Blutzucker normalisieren sich. Sport beugt Herz-KreislaufErkrankungen vor und senkt das Rückfallrisiko nach einem Infarkt.

Auch das Immunsystem reagiert auf sportliches Training. Die Zahl der Abwehrzellen steigt, Infekte werden vom Körper besser abgewehrt. Wir erkälten uns dadurch zum Beispiel weniger und sind stressresistenter. Wir atmen leichter; denn das Lungenvolumen ist erhöht und die Atemfrequenz gesunken. Wir bewältigen alle Anforderungen mit weniger Aufwand. Der gesamte Bewegungsapparat ist gestärkt, Bindegewebe, Knorpel, Sehnen und Bänder sind durch regelmäßige Bewegung belastbarer geworden.

Meine Damen und Herren! Sport stärkt außerdem nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern wirkt nachweislich risikosenkend bei Osteoporose, Diabetes mellitus, Osteoarthritis, Adipositas oder Rückenleiden.

(Beifall bei der AfD - Sebastian Striegel, GRÜNE: Aber spricht das gegen E-Sport?)

- Sport steigert die Leistungsfähigkeit, Herr Striegel, und das allgemeine Wohlbefinden. Echter Sport, vor allen Dingen an frischer Luft, ist immer Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention, Konsole- oder PC-Spielen dagegen nicht. Computerzockerei verursacht mitunter sogar durch visuelle Lichtreizflutung, insbesondere bei TVVideospielen, PC-Bildschirmen oder Computerspielen, eine lichtempfindliche Epilepsie.

Bei schnellen und hochkonzentrierten Spielen klagen die Spieler nicht selten über Schwindel, innere Unruhe, Kopfschmerz oder schnellen Herzschlag. E-Sports ist bewegungsarm und verursacht dadurch Nackenschmerzen, Krämpfe und Haltungsfehler, von den sozialen Folgen ganz zu schweigen. Reale Kontakte zu Eltern, Freunden oder Schulkameraden werden seltener. Begibt sich der Spieler in die Isolation, leidet er nicht selten unter Depressionen.

Auf das Thema Spielsucht, Suchtprävention oder Suchtbehandlung will ich heute nicht eingehen, weil das wahrscheinlich den TO-Punkt sprengen würde.

Meine Damen und Herren! PC-Spiele - und werden sie als noch so sportlich angepriesen - helfen den knapp 9 % übergewichtigen Kindern in der BRD nicht beim Abnehmen.

(Beifall bei der AfD)

Selbst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - Herr Striegel, da können Sie noch so lachen -, die nun wirklich keine AfD-Einrichtung ist, kommt zu der Erkenntnis, dass Bildschirmaktivitäten, wie Fernsehen, Videospiele oder Compu

ter, zu einer höheren Nahrungszufuhr führen und energiereiche Lebensmittel und gesüßte Getränke bevorzugt vor dem Bildschirm konsumiert werden.

(André Poggenburg, AfD: So sieht es aus!)

Etwa zwei Drittel der Jugendlichen verbringen eine bis fünf Stunden pro Tag vor dem Bildschirm. Was könnte man in dieser Zeit für Sport treiben und seinen Körper sauber und gesund halten!

Meine Damen und Herren! Eigentlich hätte ich die Frage, ob Daddeln überhaupt ein Sport oder ein Spiel ist, mit einem Blick in die Auslagen der Fachgeschäfte beantworten können; denn Schienbeinschoner, Skianzüge, Wanderschuhe oder Spikes finde ich in einem Sportgeschäft, Super Mario, FIFA 18, Counter-Strike dagegen im Elektronikfachgeschäft.

(Beifall bei der AfD)

Sehr geehrter Herr Höse, Ihre Redezeit ist bereits zu Ende. Kommen Sie bitte zum Schluss.

Frau Präsident, ich komme zum letzten Satz.

E-Sports-Strukturen sind staatlicherseits nicht zu stärken, nicht als gemeinnützig anzuerkennen und steuerlich nicht zu fördern. - Danke schön.

(Beifall bei der AfD)

Vielen Dank. Herr Abg. Höse, es gibt eine Nachfrage. Sind Sie bereit? - Herr Abg. Krull, Sie dürfen Ihre Frage stellen.

Herr Kollege, würden Sie mir zustimmen, dass es zu einem sportlichen Charakter beiträgt, dass man sich verbessert, wenn man trainiert?

Das ist die Frage? - Okay. Bitte, Herr Höse.

Durchaus.

Herr Kollege, dann ist E-Sports auch Sport, weil Training dort zu einer Leistungssteigerung führt.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Wie schon gesagt, Herr Kollege, ich kann auch Malen oder Kartenspielen trainieren. Man kann wirklich vieles trainieren.

(Zurufe von der AfD)

Ich würde nicht alles, was man trainieren kann, als Sport bezeichnen. Ich habe versucht, Ihnen zu erklären, was Sport ist. Sie brauchen sich jetzt nicht weiter in irgendwelche hanebüchene Fragen zu verstricken. Sport ist genau das, was ich gesagt habe. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Das ist offensichtlich Ihre Ansicht. Ich war aber noch nicht fertig. Ich habe noch die Möglichkeit, etwas zu sagen. Die würde ich auch gern nutzen.