Danke, Frau Präsidentin. - Frau Ministerin, eine Frage. Sie werden ja gewählt, davon gehen wir jetzt einmal aus. Sie haben, glaube ich, mehrere Aufsichtsratsämter. Meine Frage ist: Wie ist Ihre Prioritätensetzung zum Beispiel mit Blick auf die Ausschussarbeit?
(Eva von Angern, DIE LINKE: Dass der Fi- nanzminister in den meisten Aufsichtsräten sitzt, wissen Sie?)
Wenn wir zum Beispiel eine Landwirtschaftsausschusssitzung hätten und Sie hätten am gleichen Tag eine Aufsichtsratssitzung - wo würde Ihre Priorität liegen?
(Eva von Angern, DIE LINKE: Der Finanz- minister sitzt übrigens in den meisten Auf- sichtsräten! Das ist bekannt in der CDU, ja? Nur so als Hinweis! - Zuruf von Daniel Roi, AfD)
Sehr geehrter Herr Heuer, herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich gehe davon aus, dass ich ebenso wie alle anderen Kollegen und Kolleginnen, wenn ich Mitglied in einem Aufsichtsrat bin, dafür Sorge tragen werde, dass es zu solchen Terminüberschneidungen nicht kommen wird. Insofern kann das immer nur am Anfang einer Amtsübernahme passieren, wenn es unglücklich läuft.
Vielen Dank, Frau Ministerin. - Wir steigen nunmehr in das Abstimmungsverfahren zur Drs. 7/3211 ein. Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den bitte ich um sein Kartenzeichen. - Das sind die Koalitionsfraktionen. Wer stimmt dagegen? - Das ist die AfD-Fraktion. Wer enthält sich der Stimme? - Das sind die Fraktion DIE LINKE und zwei Abgeordnete aus der CDU-Fraktion.
- Drei? Es sind drei. Für das Protokoll noch: Es sind drei Stimmenhaltungen aus der CDU-Fraktion. Damit ist der Antrag abgestimmt und auch angenommen worden. Wir haben damit den Tagesordnungspunkt 23 ebenfalls erledigt.
Abschaffung aller durch Feminismus und Gender-Mainstreaming bedingten Schreibweisen im amtlichen Gebrauch
Einbringer wird hier der Abg. Herr Dr. Tillschneider sein. Sie haben das Wort, Herr Dr. Tillschneider.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die deutsche Sprache in ihrem Reichtum, ihrem Differenzierungsvermögen, ihrer Bedeutungstiefe und ihrer Unverfälschtheit ist der höchste Ausdruck deutscher Identität. Sie hat literarische und philosophische Meisterleistungen er
möglicht. Sie ist schön. Ihr Schutz gehört seit Gründung der AfD zu den vornehmsten Zielen unserer Partei. Und deshalb haben wir heute diesen Antrag eingebracht. Denn seien Sie versichert, wir werden die mutwillige Verhunzung unserer Sprache durch Feministen und Genderisten nicht widerspruchslos hinnehmen.
Zu den grundlegenden Erkenntnissen der seriösen Sprachwissenschaft gehört erstens die Einsicht, dass wir die Konventionen der Sprache weder bewusst schaffen noch ändern können, und zweitens die Einsicht, dass Sprache auch immer Ausdruck von Mentalitäten, Werten und Weltbildern ist. Beides wird von der feministischen Sprachwissenschaft verdreht, die ja genau genommen auch keine Wissenschaft ist, sondern die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Die feministische Sprachwissenschaft versucht, über eine bewusste Änderung der Sprache eine Veränderung der gesellschaftlichen Mentalitäten, Werte und Weltbilder hin auf ein vorgefasstes politisches Ziel zu erreichen. Sie dreht den Spieß kurzerhand um. Das, was nur Ausdruck ist, soll zum Hebel werden. Das, was nur Abbild ist, soll Agens werden.
Sprache gibt gesellschaftlichen Veränderungen Ausdruck. Die Feministinnen aber wollen über gewaltsam durchgesetzte Sprachregelungen die Gesellschaft verändern - eine Verdrehung, die für den Anspruch von Diktaturen, eine neue Gesellschaft und einen neuen Menschen schaffen zu wollen, charakteristisch ist, wobei „neuer Mensch“ hier etwas zu pathetisch klingt. Dort, wo die feministische und genderistische Sprachwissenschaft sich durch Anwendung politischen Zwangs in lebensfernen Laborsituationen durchsetzen lässt, kommt kein neuer Mensch heraus, sondern ein technokratischer Humunkulus, der säuerlich blinzelnd in seiner Amtsstube hockt und sich viel darauf zugute hält, dass er „Studierende“ statt „Studenten“ sagt oder Texte durch Gendergaps und Sternchen verunstaltet.
All das macht kein normaler Mensch freiwillig. Das kommt nicht von unten. Das ist nicht Ausdruck des Lebens der Sprache, ist deshalb nicht authentisch, sondern aufgepfropft und verkrampft.
Durch Impulse des Sprachgebrauchs verändern sich die Sprachkonventionen ständig. Sie verändern sich unbewusst und so langsam, dass es die Sprecher gar nicht bemerken. „Verändert sich“, sagen wir, und sehr zu Recht bedienen wir uns hierbei dieser reflexiven Form. Die Sprache verändert sich. Das heißt, sie wird nicht verändert.
Da ist niemand, der sich anmaßen könnte, sie zu verändern. Vielmehr verändert sie sich in ihrem Leben aus sich selbst heraus und ist damit ein Spiegel des Volkes, das sie spricht und in ihr Identität gewinnt.
Wollte jemand für den Gegenstand, den wir mit dem Wort „Rindvieh“ bezeichnen, künftig das Wort „Gewerkschaftsfunktionär“ verwenden, könnte er damit allenfalls eine Privatsprache begründen, aber die Sprache würde sich dadurch nicht verändern. Das heißt, die Konventionen der Sprache sind nicht ins Belieben Einzelner gestellt, sie sind nicht willkürlich änderbar.
Die feministische Sprachwissenschaft aber maßt sich an, genau das zu tun. Sie will die Entwicklung der Sprache festlegen, sie will in den Wandel der Sprache planerisch eingreifen. Das kündet nicht nur von einem gotteslästerlichen Hochmut, es setzt sich im allgemeinen Sprachgebrauch auch nicht durch. Hier und da mag es sich zwanghaft durchsetzen lassen. Die Masse der Sprecher und Schreiber aber lehnt solche Absurditäten ab.
Das liegt auch und vor allem daran, dass alle Innovationen, die von den Lehrstühlen der feministischen Sprachwissenschaft herab dekretiert wurden, scheußlich klingen oder im Schriftbild scheußlich aussehen und damit von dem Ungeist künden, aus dem sie hervorgegangen sind.
Partizipialkonstruktionen beispielsweise klingen im Deutschen etwas schwerfällig, werden deshalb seltener verwendet als in anderen Sprachen, und das ist auch gut so. Der Gipfel der Hässlichkeit aber sind substantivierte Partizipien.
„Studierende“, das tut doch förmlich den Ohren weh. Der Wortakzent, der beim generischen Maskulinum „Studenten“ auf der ersten Silbe liegt, verflüchtigt sich zu einem weinerlichen Singsang, der die passende Hintergrundmelodie zu politisch korrekten Verlautbarungen bildet. Studierende klingt förmlich nach einem lavierenden Altparteienpolitiker. Student klingt nach: ein Mann, ein Wort.
Abgesehen davon ist es auch schlicht falsch; denn ein Studierender wäre jemand, der gerade im Moment studiert. Nicht nur der Klang, auch der Sinn bleibt also auf der Strecke.
Was gibt es noch an Innovationen der feministischen Sprachwissenschaft? - Das sogenannte Binnen-I, also ein großes I im Wort, soll zum Ausdruck bringen, dass Männer und Frauen in gleicher Weise gemeint sind. Da Großbuchstaben im
Das Binnen-I ist nun aber schon etwas aus der Mode gekommen, weil es zum einen auf die Zweigeschlechtlichkeit abstellt, die ja neuerdings überwunden werden soll. Außerdem wollen einige Feministinnen im großen I eine Art Phallussymbolik entdeckt haben.
Da geht dann natürlich aus feministischer Sicht - erlauben Sie mir diese Metapher - der Schuss nach hinten los.
Statt des Binnen-I wird deshalb mehr und mehr der sogenannte Gendergap verwendet, ein Unterstrich zwischen Wortstamm und femininer Endung. Also „Professor_innen“. Der Zwischenraum fungiert symbolisch als Platzhalter für alle Menschen, die nicht so recht wissen, ob sie nun als Männlein oder Weiblein gelten wollen.
Ob nun Binnen-I, Gendergap oder Sternchensymbol, all diese Verrücktheiten stören das Schriftbild und transportieren den Anspruch einer weltfremden Ideologie, sich die Sprache und damit die Wirklichkeit Untertan zu machen.
Bezeichnend ist auch, dass all diese Formen von der schönen Literatur nicht übernommen werden. Selbst Lieblinge des Establishments wie Juli Zeh oder Daniel Kehlmann ignorieren in ihren Romanen die feministische und genderistische Sprachkritik und schreiben normales Deutsch. Schließlich wollen sie ihre Bücher verkaufen. Der Markt entfaltet hier also eine heilsame Wirkung.