Wir haben in den letzten Jahren, also seit 2013, fast eine Verdopplung der Absolventen, die staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher sind. Wir wundern uns, dass sie nicht da sind. Sie sind einfach nicht da.
Mir kann wohl niemand eine Zahl nennen, wie viele von diesen 1 030 - im nächsten Jahr sind es wahrscheinlich noch mehr - in den Jugendämtern arbeiten. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass 800 oder 900 davon in den Jugendämtern arbeiten.
Ich habe nur die Sorge, dass wir hier ausbilden und letztendlich aufgrund der Arbeitsbedingungen, die wir hier zum Teil haben - nämlich mit 78 % Teilzeitbeschäftigung aller Erzieherinnen und Erzieher -, die Leute weggehen. Dann nützt es uns auch nichts, wenn wir ein Programm nach dem nächsten auflegen; die Leute gehen trotzdem
Das Geld des Bundes ist zunächst, wenn ich den geschätzten Kollegen der Bundeskoalition glauben darf, befristet. Deswegen habe ich immer gesagt: Lasst uns das in eine zeitlich befristete Maßnahme investieren, wie zum Beispiel diesen Fachkräftepakt,
bei dem man sagen kann, wir bilden soundso viele Leute aus und die sind hier im Land, weil wir ja - das wissen Sie ebenfalls - Schritte in Richtung dualer Ausbildung vorantreiben wollen. Die sind dann von Anfang an in Einrichtungen gebunden. Dass wir - auch das habe ich eben bereits ausgeführt - die Arbeitsbedingungen, die Qualität der Arbeit vor Ort, auch verbessern müssen, das steht doch außer Frage.
Dann haben wir aber letztendlich immer nur die Hoffnung, dass die Menschen hier bleiben. Dass wir darüber natürlich mit den kommunalen Spitzenverbänden respektive den Gemeinden, die dann auch für die Arbeitsbedingungen vor Ort verantwortlich sind, eng zusammenarbeiten müssen, steht doch auch außer Frage.
Weitere Fragen sehe ich nicht. Dann danke ich Frau Lüddemann für Ihren Redebeitrag. - Für die SPD spricht die Abg. Frau Dr. Späthe. Sie haben das Wort.
Danke schön. - Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Es ist schon viel gesagt worden. Der Bund bietet mit dem am 1. Januar in Kraft getretenen sogenannten Gute-Kita-Gesetz auch uns in Sachsen-Anhalt die Möglichkeit, in zehn Handlungsfeldern die Qualität der Kinderbetreuung weiterzuentwickeln. Mit welchen konkreten Zielen und damit in welchen Handlungsfeldern die Länder dies tun, müssen sie mit dem Bund durch Vereinbarungen regeln.
Wir haben bereits eine gut ausgebaute und flächendeckende Kinderbetreuung. Aber wir wissen auch, dass wir in der Qualität und beim Personalschlüssel noch Verbesserungsbedarf haben. Dazu geben uns die vom Bund vorgegebenen zehn Handlungsfelder auch Möglichkeiten.
Aber es ist klar, dass man Prioritäten setzen muss, und zwar auf Sachsen-Anhalt bezogen und auf unsere Umstände angepasst. Darüber muss man diskutieren. Darüber muss man sich austauschen, abwägen und sie schließlich festschreiben. So ist der Weg.
Deshalb halte ich den von der Fraktion DIE LINKE vorgelegten Antrag schlichtweg für unangemessen. Sie stellen drei Punkte vor und erwarten, dass diese hier beschlossen werden und dieses die Schwerpunkte für das Land und damit Grundlage für die Vereinbarung sind.
Dann stellen Sie auch noch die Frage, wie Frau Ministerin gedenkt, in der verbleibenden Zeit bis zum Sommer Vereine und Verbände in eine umfangreiche Diskussion einzubinden, um zu Schlussolgerungen zu kommen. Was möchten Sie denn? - Sie verlangen einen Beschluss mit festgelegten drei Punkten und auf der anderen Seite kritisieren Sie die Nichteinbeziehung der Öffentlichkeit, der Verbände und der Gremien.
Die von Ihnen vorgelegten Schwerpunkte sind mitnichten die drei richtigen und einzigen für Sachsen-Anhalt. Über die Gründe ist schon gesprochen worden.
Frau Ministerin hat in ihrem Beitrag ihre Zielvorstellungen deutlich gemacht. Wir befinden uns weitestgehend im Konsens. So hat unser vorgelegter Alternativantrag das auch beschrieben.
Meine Damen und Herren! Wir werden gemeinsam in die Abwägung gehen, und mit Blick auf die Kollegen von der CDU: ja, mit dem notwendigen verantwortungsbewussten Blick für die Finanzen und für die nachhaltige Finanzierung.
Ein Wort noch an die Kolleginnen und Kollegen der AfD: Sie haben in Ihrem Redebeitrag gesagt, dass Sie diesen Prozess beobachten wollen. Ich wäre dankbar, wenn im Sozialausschuss ab und zu einer mitarbeiten würde. - Danke.
- Frau Hohmann, Sie haben doch jetzt sowieso das Wort. Wollen Sie noch eine Frage stellen? - Frau Dr. Späthe, Frau Hohmann hat eventuell noch eine Frage.
Meine Frage lautet: Eine Investition in Kitas ist doch auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Sie sprachen vorhin ja auch davon, dass Erzieherinnen und Erzieher eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen erhalten sollen. Ich denke, wenn eine Investition eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen darstellt, ist diese bestimmt auch nachhaltig, oder?
Ja, aber nicht 50 000 € flächendeckend pro Kita. Außerdem steht in den Handlungsfeldern auch, dass es in die Ausstattung für Spezialangebote etc. kommt.
Auch dazu brauchen wir vor allen Dingen und zuallererst Personal. Um das Personal, das ausgebildet wird, im Lande zu halten, wie wäre es denn mit der Verstärkung der dualen Ausbildung, mit der frühzeitigen Bindung der Auszubildenden an ihre Kita, an ihre Kinder und ihr Team?
Ich sehe keine weiteren Fragen. Dann danke ich Frau Dr. Späthe für ihren Redebeitrag. - Für die Fraktion DIE LINKE hat noch einmal Frau Hohmann das Wort. Frau Hohmann, Sie haben das Wort.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auf alles, was ich gerne möchte, kann ich jetzt natürlich nicht eingehen, aber auf einige wenige Sachen.
Frau Ministerin, die Zahlen sind nicht abenteuerlich, absolut nicht. Ich kann Ihnen die Drucksachennummern aus dem Bundestag nennen. Es sind verschiedene Anfragen genau zu diesem Thema gestellt worden von der FDP, von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und auch von der LINKEN. Ich gebe Ihnen gerne die Drucksachennummern mit allen Zahlen, mit allen Statistiken, ganz aktuell ab 2018.