Protokoll der Sitzung vom 28.02.2020

- Ja. Das genau meine ich. Die AfD ist in keiner Weise mit irgendwelchen terroristischen Taten verbunden. Selbst der Rassist und Attentäter von Hanau hat sein rassistisches Manifest im Jahr 1999 formuliert -

(Unruhe)

1999, da gab es die AfD überhaupt noch nicht. Sie haben gar keine Ahnung. Und der Bundesanwalt, der solche Taten aufklären soll, hat dieses Manifest schon vor Monaten bekommen. Aber er ist gar nicht auf die Idee gekommen, dass dieser Irre ein Attentat in dieser Art plant. Und Sie machen aus uns Attentäter. Sie machen aus uns Terroristen und alles Mögliche. Aber die Leute begreifen, dass Sie Unsinn erzählen,

Herr Farle.

und dass das Lüge ist. Und die wählen uns

(Unruhe)

Herr Abg. Farle!

deshalb viel mehr als früher. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der AfD - Unruhe bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Danke.

(Robert Farle, AfD: Weil Sie nur herum- lügen!)

Wir kommen nun zum nächsten Debattenredner. Für die Fraktion DIE LINKE spricht der Abg. Herr Lippmann. Sie haben das Wort. Bitte.

Vielen Dank, Frau Präsidentin! - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Wahl eines Ministerpräsidenten mit Stimmen der AfD hätte es nie geben dürfen.

(Zustimmung bei der LINKEN - Robert Far- le, AfD: Artikel 1 des Grundgesetzes!)

Unsere Demokratie kann ohne eine wirksame Abgrenzung gegenüber der AfD nicht bewahrt werden. Das erkennen immer mehr Menschen in unserem Land und gehen dafür auch in immer größerer Zahl die Straße;

(Zuruf von Volker Olenicak, AfD)

denn unsere Demokratie war seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch nie so bedroht wie heute.

Seit Jahren kritisieren wir das Staatsversagen bei der Bekämpfung des gewaltbereiten und bewaffneten Rechtsextremismus. Wir verkennen dabei nicht, dass unter dem Eindruck der massiven Ereignisse der letzten Monate unter anderem der Bundesinnenminister hierzu inzwischen auch zu neuen Einsichten kommt. Aber diese kommen zu spät. Sie kommen zu spät für die Opfer des NSU, zu spät für den aufrechten Christdemokraten Walter Lübcke, zu spät für die Toten in Halle und zu spät für die in Hanau ermordeten Menschen.

(Zustimmung bei der LINKEN - Zuruf von Volker Olenicak, AfD)

Rechte Extremisten und Terroristen ziehen weiter ihre Blutspur durch unser Land. Da hilft es eben nichts, die extreme Rechte in Sonntagsreden als größte Bedrohung für die innere Sicherheit zu brandmarken, wenn tags darauf der Schulterschluss mit ihrem parlamentarischen Arm gesucht wird.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Wer mit Faschisten paktiert, vergeht sich an der Demokratie.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Es ist geschichtsvergessen und gefährlich, heute wieder davon zu schwafeln, dass man die AfD bei der Regierungsbildung nicht ignorieren dürfe, weil sie ja demokratisch gewählt worden sei. Damit

macht man sich wie vor 90 Jahren zum Steigbügelhalter für den Aufstieg antidemokratischer Kräfte und nimmt den Schaden für die Demokratie sehenden Auges in Kauf.

(Zustimmung bei der LINKEN - Volker Ole- nicak, AfD: Demokratische Wahlen wolltet ihr noch nie!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist erschütternd, dass wir gestern hier in der Debatte über den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung wieder solche revisionistischen Reden hören mussten, wie sie leider nicht nur von der AfD gehalten wurden.

(Zustimmung bei der LINKEN)

In Erfurt waren politische Abenteurer am Werk, denen es wichtiger war, einen erfolgreichen und beliebten linken Ministerpräsidenten zu stürzen, als sich Gedanken über das Land und seine Menschen zu machen.

(Minister Holger Stahlknecht: Was heißt stürzen, der muss erst mal gewählt wer- den!)

Die CDU als größte Wahlverliererin erniedrigt sich dafür sogar so weit, einen Fünfprozentmann als Ministerpräsidenten in Stellung zu bringen, der es kaum in den Landtag geschafft hatte. Am Ende aber war es ein politischer Angriff auf die nach dem Jahr 1945 geschaffene demokratische Ordnung. Und es ist DIE LINKE, die sich in Thüringen in der von FDP, CDU und AfD ausgelösten Krise als handlungs- und verhandlungsfähig zeigt.

Das Angebot von Bodo Ramelow, mit Christine Lieberknecht als Ministerpräsidentin unverzüglich Neuwahlen zu organisieren, war die klügste Idee und die letzte Chance, um schnell aus dieser Staatskrise herauszukommen.

(Zustimmung bei der LINKEN)

Doch auch dazu war die CDU Thüringen nicht bereit. Wenn jetzt die CDU in Berlin aus ideologischer Verbohrtheit weiter daran festhält, auch den Kompromiss für die Wahl am 4. März zu torpedieren, dann trägt sie die Verantwortung dafür, dass Thüringen noch tiefer im Chaos versinkt.

(Zustimmung bei der LINKEN - Guido Heuer, CDU: Keine Stimme an DIE LINKE, niemals!)

Mit ihrer Inflation von Abgrenzungsbeschlüssen nach rechts und links hat sich die CDU selbst in eine Falle manövriert. Sie zeigt damit nur, dass ihr der Kompass und die Führung fehlen. Dabei gibt es überhaupt keinen Grund dafür, auch DIE LINKE in die Abgrenzungsorgie einzubeziehen.

(Guido Heuer, CDU: Doch!)

Kein Mensch bei uns will über eine Koalition mit der CDU auch nur nachdenken.

(Guido Heuer, CDU: Gott sei Dank! - Frank Scheurell, CDU: Wir auch nicht, vielen Dank!)

Warum also das ganze Spektakel?

(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE - Frank Scheurell, CDU: Na, ich will euch auch nicht!)

Weil es die CDU einfach nicht schafft, glaubhaft die Distanz zur AfD zu halten

(Zuruf von Frank Bommersbach, CDU)

und mit klaren Ansagen die Rechtsausleger in den eigenen Reihen

(Frank Bommersbach, CDU: Wer?)

zu disziplinieren;

(Frank Bommersbach, CDU: Nachfolger der SED!)

denn offensichtlich sind

(Frank Bommersbach, CDU: Bleiben Sie mal ganz ruhig!)

jenseits der NS-Rhetorik der AfD

(Guido Heuer, CDU: Unglaublich!)