Das ist noch nicht einmal dieser Firma zum Vorwurf zu machen. Jeder Designer, jeder Werbefachmann hat das Recht sich nach Herzenslust auszutoben. Wichtig ist, ob das Produkt dann überhaupt abgenommen wird. Da ist aber offenbar überhaupt niemand auf den Plan gekommen und hat gesagt, das können wir nicht so machen. Selbstverständlich ist das Wahrnehmungsvermögen wichtig und der Wiedererkennungseffekt ist wichtig und Sie haben da völlig Recht, Frau Vopel, das ist gang und gäbe. Der Wiedererkennungseffekt zum Beispiel einer Tarantel
auf der Buttercremetorte ist unbestritten ein hoher, bloß die Assoziationen, die mit dem Wiedererkennungseffekt verbunden sind, darauf kommt es an und die sind schlecht und die sind ganz schlecht. Herr Schuster, diese erste Runde haben Sie verloren und das beklagen wir. Wir hätten uns gern eine Bessere gewünscht.
Eingerahmt von diesem Desaster kommt nun noch dieser politische Fehltritt mit dem Autobahnflyer hinzu, der auch nicht besonders schön war, der war aber zum Glück nicht Teil dieser Imagekampagne, ich hoffe es zumindest nicht. Aber in der Denkfabrik geht so etwas einfach durch, denke ich. Ich denke auch, wären wir ob dieser blamablen Kampagne - sage ich mir manchmal in einer stillen Stunde - bei Bratwurst und Klößen geblieben, denn da wissen wir, wovon wir reden und es ist billiger.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Kampagne hat zumindest bis jetzt Thüringen nicht genützt, sie hat geschadet und wenn ein tapferer Investor nach Thüringen kommt, dann kommt er nicht wegen, sondern trotz dieser Kampagne und das ist gut so, denn das beweist ja, dass er Qualität hat. Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, werte Gäste! Herr Lippmann, Sie haben völlig Recht, ohne Werbung in dieser Medienwelt geht nichts. Deshalb bin ich eigentlich sehr froh, dass diese Kampagne, wie sie läuft, läuft und erfolgreich läuft. Da gibt es einige Begriffe, die in der Welt stehen "Verschwendung von Steuermitteln", eine "zweifelhafte" Imagekampagne des Landes, heißt es. "Verschwendung", "zweifelhaft" - was für ein Unsinn, meine Damen und Herren.
Hat man nachgedacht, was man da äußert, weiß man denn, was das Ziel wirklich ist? Ist bekannt, dass das Image Thüringens verbessert werden sollte, besonders im Ausland? Ist bekannt, dass andere Länder wie Baden-Württemberg, Bayern,
Saarland, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und andere erfolgreich in der Welt unterwegs sind? Ist Herrn Gentzel und der SPD nicht bekannt, dass selbst Herr Höppner, Sachsen-Anhalt, nach einer MDR-Mitteilung vom 17.01.2002 eine Imagekampagne plant, dass Frau Pelke
lassen Sie mich doch mal ausreden - der SPD-Landtagsfraktion vom 16.10.2001 dem Wirtschaftsministerium ein großes Lob zu dieser Kampagne ausgesprochen hat?
Sind die Ziele bewusst - besseres Image in Deutschland, in Europa und der Welt? Der Bekanntheitsgrad ist zu erhöhen, die Umfrageergebnisse haben das sehr deutlich gemacht und meine Vorredner haben es erwähnt. Warum? Die Vorteile und Vorzüge Thüringens sind besser herauszustellen, besonders ist eine Kampagne über Jahre zu führen, weil die Langzeitwirkung zu Erfolgen führt, die man natürlich nach wenigen Monaten noch nicht erwarten kann. Die Investorengewinnung, die wir von außen brauchen, kann nur erfolgreich sein, wenn die Erkennung der Standortvorteile möglich wird, wenn das gute Klima Thüringens, wenn die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Kompetenzen; das Innovationspotenzial von Jena bis Ilmenau, wenn die traditionellen Wurzeln von Wirtschaft und Industrie, die einst in Mitteldeutschland und Thüringen lagen, bekannt gemacht werden, wenn die Fachkräfte informiert werden über die Vorzüge, auch die weichen Standortfaktoren, die es durchaus in Thüringen gibt, über das Kulturerbe, das wir besitzen, über unsere reiche Landschaft und viele, viele andere Schätze. Die Botschaft, meine Damen und Herren, muss sein: Thüringen ist ein modernes und innovatives Land, in dem Kultur und Wissenschaft immer ein hohes Gut und Potenzial waren. Man denke an Politiker, Wissenschaftler, Erfinder, Wirtschaftsfachleute, Dichter, Denker, das beginnt bei Abbe, Zeiss, Goethe, Gablentz, Brehm und vielen anderen, das könnte man fortsetzen. Das waren Denker und deshalb ist der Begriff "Denkfabrik" genau der Richtige.
Meine Damen und Herren, von Eisenach bis Ilmenau, über Weimar, Jena und Gera können wir was verkaufen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Kampagne soll spritzig sein, soll keck sein, provozierend, neugierig und interessant, sie soll Informationen auslösen und sie soll natürlich einen Informationsdurst, der ausgelöst werden soll, löschen, das kann man nur, wenn wir uns alle einbringen. Nach Umfragen, die gemacht wurden, liegen wir in unseren Werbeschaltungen zu vergleichbaren anderen Ländern nach dieser kurzen Zeit - und man hat über 100 Pressereaktionen zu verzeichnen, Reaktionen im MDR, Fernsehen und Hörfunk - eigentlich sehr gut. Die Kampagne findet hohe Beachtung besonders bei den gehobenen und sonstigen Berufen, Aufmerksamkeit auch in Thüringen zum Beispiel an den Hochschulen und Universitäten. Natürlich ist es so, dass sich unsere Studenten damit auseinander setzen, das ist gewollt, da studieren ja nicht nur
Thüringer, sondern aus der ganzen Bundesrepublik und sie werden das weitertragen und werden neugierig in Thüringen suchen und Wissen erwerben.
Meine Damen und Herren, Mittelständler und Unternehmer interessieren sich auch in Thüringen selbst für diese Angelegenheit. Ich konnte das selbst erleben, da Mittelständler und der Lions-Club meines Wahlkreises auf mich zukamen und sie baten um eine solche Informationsveranstaltung und ein hoher Zuspruch hat es möglich gemacht, darüber zu informieren. Warum war das so? Weil man Interesse hatte, wo man sich andocken kann, was man selbst davon mitnehmen kann und welche Möglichkeiten es gibt für unseren Mittelstand. Deshalb bin ich Frau Schleusner aus dem Ministerium wie auch Herrn Hörrmann aus Baden-Württemberg, der die Kampagne dort als Referatsleiter in dem Staatsministerium leitet, sehr dankbar. Sie haben einmal gegenübergestellt und wenn uns Baden-Württemberg dort bescheinigt hat, dass wir in dieser kurzen Zeit sehr erfolgreich sind, dann ist das eigentlich ein Zeichen, dass wir die Aufmerksamkeit auf die richtige Stelle gebracht haben.
Meine Damen und Herren, die Medien haben alles aufgegriffen, was ich sehr dankbar sehe und anerkenne. Das Image, das wir heute nach draußen tragen, ist von großem Interesse und erwartet auch unsere Haltung dazu. Die Haltung muss sein, dass Thüringen sympathisch ist, dass seine Menschen sympathisch sind, dass sie innovativ sind und dass sie befähigt sind. Erinnert sei in dem Zusammenhang an das Problem Denkprozess. Ich sage das ganz bewusst. Denken heißt, Bedeutungen und Sinnzusammenhänge erfassen und herstellen und anschließend zur Anwendung bringen. Tun wir es. Wie war das mit der Denkfabrik? Eine Zeitung in Thüringen kürzlich: "Das Land der schlauen Leute" - Recht hat sie, das Land der schlauen Leute. Und übrigens, meine Damen und Herren, das Geld ist nicht zum Fenster rausgeworfen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist ein hochintellektueller Streit entbrannt um eine hochintellektuelle Materie, schließlich handelt es sich unter anderem um einen eingewickelten Bückling. Wir sind eine streitbare Fraktion und werden das auch in Zukunft sein. Ich erinnere mich, dass wir auch schon während der großen Koalition ähnlich streitbare Auseinandersetzungen mit dem Koalitionspartner geführt haben.
Der Kormoran ist ein heimtückischer Vogel. Er hat sich quasi heimlich selbst unter Naturschutz gestellt und frisst trotzdem unsere Fische aus dem Teich. Wir haben damals auch eine so intellektuelle Lösung gefunden, den so genannten Vergrämungsabschuss. Das heißt, mit der Flinte raus in den Wald, tüchtig ballern, aber nicht richtig draufschießen und Hauptsache viel Krach machen und das Ziel spielt keine Rolle. Als ich nun an einer Bushaltestelle diesen eingewickelten Hering gesehen habe - und bei so einer intellektuellen Diskussion sollte man nicht einfach über Heringe sprechen, sondern über den Clupea thuringensis,
Clupea ist der Gattungsname der Heringe -, habe ich mir gedacht, jetzt ist der Regierung wirklich etwas eingefallen, die Kormoranfrage zu lösen, nämlich dass die Kormorane gerade jetzt zu der Zeit, wo das Eis unsere Gewässer bedeckt, nun zu den Bushaltestellen fliegen und dass sie dort gesammelt werden und mit Spezialfahrzeugen, so genannten Kormobilen, ins befreundete Ausland gekarrt werden. Weit gefehlt. Nachdem ich mich auf den Bauch gelegt hatte, um auch das Kleingedruckte zu lesen, was natürlich kein anderer gesehen hatte, habe ich gemerkt, hier handelt es sich um eine Imagekampagne für Thüringen. Und das fand ich dann doch ein bisschen dünn mit so einem Hering, genauso dünn wie diese dünne Nudelsuppe, diese Omega-PiSuppe und genauso farblos wie den Wandvorhang, der dann auch noch irgendwo hing. Da habe ich mir gedacht, da könnte man doch viel konsequenter sein, da kann man doch diesen Hering gleich an den Wandvorhang nageln und steigert durch diesen Werbesynergieeffekt die Wirkung ins Ungeheuerliche.
Wir hätten uns einfach hier noch viel stärker in die Öffentlichkeit bringen können. Ein aufgenagelter Hering, meine Damen und Herren, hätte für uns Thüringer doch wirklich mehr bedeutet, als diese Symbole nebeneinander - hier ist einfach geschludert worden.
Und dann habe ich aus dem Wirtschaftsministerium auch noch erfahren, dass der normale Thüringer, also auch wieder ein bisschen fachlich, der homo thuringensis, der normale Thüringer in der weiten Welt, also - was ist weite Welt? - z.B. in Oberbayern, im Wesentlichen als Kloß oder als Bratwurst wahrgenommen wird. Diesem gefährlichen Image haben wir uns nun als Bückling gründlich entzogen.
Wir brauchen uns jetzt nur noch in das richtige Zeitungspapier zu wickeln und mutieren zu wandelnden Denkfabriken. Jetzt werden sich aber die besagten Oberbayern gründlich ärgern, Bückling und Lederhose, so hätten sie sich darstellen können, nicht so werbeunwirksam und so weltfremd wie ihr Slogan heißt "Laptop und Lederhose". Aber der Bückling, liebe Leute aus Oberammergau und Umgebung, ist nun besetzt, endgültig, von uns als Thüringer. Niemand kann mehr einen eingewickelten Bückling für sich beanspruchen, selbst der Fischhandel muss umdenken.
Unser Slogan kann jetzt nur noch heißen: "Mit Bückling und Suppenterrine vorwärts zu neuen Erfolgen beim Aufbau unserer innovativen Gesellschaft, vorwärts zu neuen Ufern".
Frau Präsidentin, gestatten Sie mir, dass ich zunächst aus dem Pressedienst der SPD-Fraktion vom 16.10. zitiere.
Dort heißt es: "Prinzipiell positiv bewertet wurde von Frau Pelke die gestern vorgestellte Imagekampagne des Wirtschaftsministeriums, da sich Wirtschaftspolitik nicht nur in Zahlen und Fakten ausdrücke. Auch die gelungene Außendarstellung eines Landes wirke sich positiv auf die Investitionsbereitschaft von Unternehmen aus."
Herr Gentzel, wenn Sie das nicht glauben, fragen Sie doch einmal Frau Pelke, die wird es Ihnen dann sicher erklären können.