Protokoll der Sitzung vom 08.07.2011

(Zwischenruf Abg. Rothe-Beinlich, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie auch nicht.)

(Beifall CDU, FDP)

Die Frage, die ein bisschen sachfremde Frage der Eingriffe in die Programmgestaltung hat die Ministerin schon erwähnt und auch Herr Grob hat darauf abgehoben: Einen solchen Eingriff in die Programmgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu fordern, das ist weit von allen Grundsätzen, die wir, was diesen Rundfunk betrifft, hochhalten.

(Beifall FDP)

Schon deshalb kann und muss man diesen Antrag schlicht und ergreifend ablehnen und da wird er auch durch die Behandlung im Ausschuss nicht besser. Auch das wundert mich, weil es gelegentlich auch GRÜNE sind, die ja die Unabhängigkeit und die Freiheit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einfordern und gelegentlich auch einen zu großen Einfluss des Staates an dieser Stelle beklagen. Und jetzt kommen Sie her und fordern, dass die Spiele der Frauenfußballnationalmannschaft und die Frauenbundesliga neben denen der Männerfußballnationalmannschaft und der Männerbundesliga ein fester und gleichwertiger Bestandteil in der Berichterstattung, in Sportsendungen im gebührenfinanzierten Fernsehen und Radio werden sollen. Das muss man sich tatsächlich mal auf der Zunge zergehen lassen, was diese Forderung bedeutet.

(Abg. Siegesmund)

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, der Frauenfußball hat die Erfolge, die er hat, die überragend sind. Die hat er erzielt

(Beifall FDP)

in den letzten Jahren und das zeigt für mich, dass es so schlecht um den Frauenfußball und auch um den Nachwuchs in diesem Bereich in der Tat nicht stehen kann.

(Beifall FDP)

Das ist das Ergebnis gezielter Nachwuchsförderung und gezielter Nachwuchsarbeit auch ganz ohne solche Anträge. Und weil Kollege Grob so viele kleine Details hier gebracht hat, mir ist auch noch eines eingefallen. Anfang Juni war die Fußball-Europameisterschaft der Frauen in der U19.

Herr Abgeordneter Barth, es gibt den Wunsch auf eine Zwischenfrage.

Frau Präsidentin, ich würde den Gedanken gern noch zu Ende führen und dann gern.

Am Ende.

Im Juni war die Frauenfußball-Europameisterschaft U19, also eine Nachwuchseuropameisterschaft. Europameister ist geworden - wer? Deutschland mit einem überragenden 8:1 gegen Norwegen - jetzt auch keine kleine Nation, keine kleine Macht im Frauenfußball. Auch das zeigt, dass die Nachwuchsarbeit funktioniert

(Beifall FDP)

und dass die großen Frauen, die erwachsenen Frauen dieses Jahr wieder bei der WM eine solch ausgezeichnete Rolle spielen. Wie sie spielen, wird sich deswegen auch fortsetzen in den nächsten Jahren und schuld daran ist, ich sage es noch mal, die ausgezeichnete Talentsichtung und die Förderung des Frauenfußballs. Die wird der DFB genau aus diesem Grund so fortführen, weil die Erfolge da sind. Die werden der Bund und die Länder auch genau aus diesem Grund weiter unterstützen, weil die Erfolge da sind, weil der Zuschauerzuspruch wächst, ausverkaufte Stadien bei der Fußball-Weltmeisterschaft, Sendezeiten, Übertragungen zu den besten Zeiten mit Einschaltquoten, die vor ein paar Jahren in der Tat noch utopisch waren. Das zeigt, dass der Frauenfußball diesen Antrag in der Tat überhaupt nicht braucht.

(Beifall FDP)

Auch der Thüringer Frauenfußball braucht ihn nicht.

(Beifall CDU)

Der Thüringer Fußballverband hat in den letzten sechs Jahren etwa - aber Herr Meyer ist weg, ach nein, der sitzt jetzt in der richtigen Fraktion, Entschuldigung

(Heiterkeit und Beifall CDU, FDP)

2.000 Mitglieder verloren. Im selben Zeitraum sind 2.000 mehr Mädchen und Frauen Mitglieder im Thüringer Fußballverband geworden. Die weiblichen Mitglieder sind in den vergangenen sechs Jahren von 5.700 auf 7.600 angewachsen. Und gab es damals 2005 noch keine einzige Schiedsrichterin, so gibt es inzwischen 65. Auch das ist eine bemerkenswerte Entwicklung, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Deswegen glaube ich, auch mit Blick auf die Uhr, dass zu dem Thema an dieser Stelle mindestens alles gesagt ist. Nach den Reden sowohl der Ministerin als auch des Kollegen Grob, glaube ich, dass wir das tun sollten, was diesem Antrag am besten bekommt, nämlich ihn hier ablehnen.

(Beifall CDU, FDP)

Ach, Herr Meyer, wir klären das beim Kaffee draußen, es ist nach 18.00 Uhr.

Herr Abgeordneter Barth, es gibt noch eine zweite Anfrage von Frau Dr. Kaschuba.

Die kann ja auch mit rauskommen.

(Heiterkeit im Hause)

Also im bilateralen Gespräch. Wir haben auf der Rednerliste jetzt Frau Abgeordnete Pelke für die SPD-Fraktion.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich doch sehr, dass nach anstrengenden Sitzungstagen der Landtag zu diesem Thema heute noch mal hier zur Höchstform aufläuft.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich sehe das alles unter dem Motto „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“. Bestimmte Diskussionen und Zusammenhänge, die hier hergestellt worden sind, erschließen sich mir nicht ganz, muss ich mal sagen.

(Beifall SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

(Abg. Barth)

Manches erschließt sich mir nicht. Dass jetzt hier einer auf die Idee kommt, dass man eine Diskussion um die Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs mit gleichstellungspolitischen Aspekten auf einen Nenner bringen will, das erschließt sich mir überhaupt nicht. Ich denke auch nicht darüber nach, ob Rosa Luxemburg mal Fußball gespielt hat und ob sie das unter gleichstellungspolitischen Aspekten gesehen hat.

(Beifall SPD)

Ich glaube, sie hat andere Probleme gehabt zu dem Zeitpunkt. Aber ich finde das in dieser Diskussion ein bisschen seltsam. Wissen Sie, was ich mich an dem einen oder anderen Punkt frage? Wenn der eine oder andere Mann hier aus der Runde eine Einladung gehabt hätte zum Eröffnungsspiel zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft, ob sie dasselbe dort an dieser Stelle geäußert hätten, wie sie es jetzt hier in dieser Runde geäußert haben. Wahrscheinlich nicht.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Wissen Sie, was mich auch unheimlich nervt? Da redet hier jemand in freier Rede und hat einen Versprecher - das kann einmal passieren. Das kann Frau Siegesmund passieren, das kann Ihnen passieren, das ist mal Frau Sedlacik passiert, das kann alles mal passieren. Das passierte auch mal einer Sportjournalistin - einer der ersten Sportjournalistinnen -, die Schalke 04 mit Schalke 05 verwechselte. Das hängt der heute noch an.

(Zwischenruf Abg. Höhn, SPD: Das war ihr Ende.)

Aber die intelligenten Interviews eines Lothar Matthäus bestätigen, dass er Weltfußballer ist. Also Leute, manchmal verstehe ich euch nicht.

(Heiterkeit und Beifall im Hause)

Das verstehe ich an dem Punkt gar nicht. So viel zu diesem Thema.

Herr Grob, in diesem Sinne habe ich jetzt auch Ihre Ausführungen nicht so ganz verstanden. Ich weiß ja, wenn wir über Sport reden, geht es sicherlich auch um Ringen, es geht um Schwimmen, es geht um viele andere Dinge mehr. Im Übrigen fällt mir an diesem Punkt ein, wir sollten öfter hier in dem Landtag über Sport reden. Der Sport wird hier ein bisschen benachteiligt in öffentlicher Diskussion.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Vielleicht hat jetzt dieser Antrag auch dazu beigetragen, dass wir uns in öffentlicher Diskussion mehr damit beschäftigen.

Worum geht es aber tatsächlich? Es geht um eine Unterstützung für den Bereich Mädchen- und Frau

enfußball, der zweifelsohne - da gebe ich Ihnen völlig recht, Herr Barth - sich weiterentwickelt hat. Das hat aber - muss ich zumindest für den Erfurter Bereich sagen, wovon ich es auch ganz genau weiß immer etwas mit Aktiven in den einzelnen Vereinen zu tun, meistens mit Frauen. Ja, es gibt aber auch eine Reihe von Vereinen im Bereich des Fußballs, die sich immer noch nicht öffnen für die Sparte Mädchen- und Frauenfußball. Das sagt auch selbst der Thüringer Fußballverband, mit dem ich mich rückgekoppelt habe, die Vereine müssen sich mehr öffnen und den Bereich des Mädchen- und Frauenfußballs unterstützen.

Ich möchte einige Dinge hier in diesem Zusammenhang zitieren, die ich mir nicht selbst aus den Fingern gesogen habe. Im Übrigen auch noch mal eins, es muss ja nicht jeder behaupten, dass er ein Fußballfachmann ist, weil er das Ergebnis von Neunzehnhundertpaarundfünfzig noch auswendig weiß und die Liga sozusagen rezitieren kann.

(Beifall SPD)