Viele wissen das – ich hatte im Frühjahr letzten Jahres eine umfangreiche Kleine Anfrage zu dem Thema gestellt. Dazu gab es dann auch eine bedenkenswerte Antwort. Staatssekretärin Ohler führte damals im Plenum aus – das war im März 2015 –, dass es mehr als 671 langzeiterkrankte Lehrerinnen an den allgemeinbildenden Schulen gab. Das waren 4,7 Prozent – die Zahlen sind ähnlich geblieben, wenn ich das aus dem September richtig wahrgenommen habe – und 4 Prozent der Lehrerinnen an den berufsbildenden Schulen. Das ist doch eine erhebliche Anzahl, wenn man sich vor Augen führt, dass unter die Langzeiterkrankten im Sinne dieser Erhebung Beschäftigte fallen, die sechs Wochen oder 42 Tage innerhalb der letzten zwölf Monate, also im Kalenderjahr, ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig waren.
Krankheiten haben viele Ursachen, das wissen wir auch alle. Frau Dr. Klaubert hat bereits etliche benannt. Ich würde es ein bisschen so auf den Punkt bringen, dass es in den Schulen eben auch ein gutes Schulklima im wahrsten Sinne des Wortes braucht, damit Lehrerinnen und Lehrer, damit Pädagoginnen – es sind ja auch die Unterstützungssysteme, die hier mitangesprochen sind –, auch unsere Erzieherinnen eben nicht krank werden. Wir alle wissen, dass Schule doch allzu häufig als Reparaturwerkstatt für zu viele Probleme in der Gesellschaft angesehen wird. Wir wissen, das kann Schule gar nicht so allumfassend leisten. Hier müssen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sowie auch sonderpädagogische Kräfte zusammenwirken. Der Stress jedenfalls, dem Lehrerinnen und Lehrer, dem Pädagoginnen ausgesetzt sind, ist schon oft immens hoch, wenn sie tatsächlich – wie es das Thüringer Schulgesetz ja auch vorsieht – jedem Schüler und jeder Schülerin ganz individuell gerecht werden wollen.
Der Pädagogenberuf ist in vielerlei Hinsicht auch Berufung. Dafür braucht es auch immer wieder die Stärkung und Stützung der Pädagoginnen und Pädagogen. Frau Dr. Klaubert hat eben schon etliche Programme benannt, die es gibt. Wir meinen, dass dazu selbstverständlich auch die psychosoziale Unterstützung gehört, um Stresssituationen gut bewältigen zu können. Dazu gehören weiterhin selbstverständlich auch präventive Angebote, aber auch arbeitsmedizinische Angebote, Schulungen, Fortbildungen, Coaching, Kommunikationstraining, Konfliktbewältigung, Stimmtherapie, Stimmtraining, auch Training zum Zeitmanagement. Dafür wiederum brauchen die Lehrerinnen und Lehrer, die Pädagoginnen und Pädagogen auch Zeit.
krankungen von Schulleitungen, Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern und sonderpädagogischen Fachkräften. Wir wünschen uns für diese Analyse drei Erhebungszeitpunkte. Außerdem – und das ist uns besonders wichtig – sollen mit allen Beteiligten partizipativ Maßnahmen entwickelt werden, um die Gesundheitsvorsorge nachhaltig zu verbessern.
Was uns sehr wichtig ist, ist, auch den Blick auf die Ausbildungsinhalte an den Hochschulen und Studienseminaren zu lenken. Deshalb wollen wir prüfen, wie die Ausbildung in dieser Hinsicht verbessert werden kann.
Ich glaube, dass wir, wie gesagt, dank unseres Antrags und auch des Berichts, der ja nun schon vorliegt, eine gute Grundlage haben, und wünsche mir in diesem Sinne gute Gesundheit für alle Pädagoginnen und Pädagogen und gute Besserung für diejenigen, die derzeit erkrankt sind, dass sie schnell wieder auf die Beine kommen. Vielen herzlichen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, liebe Besucher auf der Tribüne und im Internet! In Thüringen gab es mit Stand vom September 2015
knapp 19.500 Lehrkräfte an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Aus dem klassischen Lehrerberuf ist mittlerweile ein Kultur-, Gesellschafts- und Sozialberuf mit einer Fülle an bürokratischen Tätigkeiten geworden. Er ist durch soziale und interaktive Emotionsarbeit gekennzeichnet und geht zugleich mit hohen Anforderungen und Mehrbelastungen einher. Die Gesundheit der Lehrkräfte wirkt sich dabei maßgeblich auf die Qualität des Unterrichts aus und somit auch auf den Lernerfolg der Schüler. Daher kommt diesem Thema „Lehrergesundheit“ ein sehr hoher Stellenwert zu.
Die Regierungsfraktionen fordern mit ihrem Antrag, Maßnahmen zu treffen, um die Anzahl langzeiterkrankter Beschäftigter im Schuldienst zu reduzieren – so weit, so gut. Maßnahmen dieser Art wurden bereits im Personalentwicklungskonzept Schule aus dem Jahr 2013 angesprochen. Konkret ist dort von Angeboten und Beratungsmöglichkeiten für Lehrer die Rede, beispielsweise die Sprechstunden der Schulpsychologen für Lehrkräfte und Erzieher
oder gemeinsame Schulung der Schulleiter mit den örtlichen und Bezirkspersonalräten zu gesundheitsbewusstem Arbeiten in der Schule, Fortbildungsangebote, auch in Zusammenarbeit mit der Unfallkasse Thüringen, den Krankenkassen sowie dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien.
Wir fragen uns an dieser Stelle schon, welche Neuerungen dann noch ins Spiel kommen sollen. Offensichtlich haben alle bisherigen Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Aber vielleicht sollten wir die Diskussion dort beginnen, warum es überhaupt so viele langzeiterkrankte Pädagogen in Thüringen gibt. Eine der Ursachen ist sicher in dem stark gestiegenen Durchschnittsalter der Thüringer Lehrer zu sehen, das in den letzten 22 Jahren von 42,1 Lebensjahren auf nunmehr weit über 50 Jahre angestiegen ist. An dieser Stelle muss man die Karte direkt an die CDU spielen, die während ihrer Regierungszeit die Neueinstellungen in den Schuldienst deutlich vernachlässigt hat und somit mitverantwortlich an der jetzigen Altersstruktur ist. Die wichtigste Ursache für die hohe Zahl an langzeiterkrankten Lehrern ist aber sicherlich die hohe Belastung der Lehrer. So erfordert die Schulordnung umfassende Tätigkeiten, die nichts mit dem Lehren an sich zu tun haben. Einer Studie aus dem Jahr 2014 war zu entnehmen, dass jeder dritte Lehrer sich mittlerweile mit seiner Tätigkeit überfordert fühlt. Lehrkräfte selbst nennen außerdem einerseits Zeitdruck, Arbeitszeit, Schullärm, zu große Klassen, Probleme mit der Schulbehörde und mangelnde Autonomie, andererseits auf Schülerseite Leistungsschwäche, Verhaltensauffälligkeiten und Motivationsmangel, Problemverhalten etlicher Eltern sowie geringeres gesellschaftliches Ansehen des Lehrerberufs in der Öffentlichkeit als Belastungsfaktoren. Dominierend ist also die psychoemotionale Belastung. Dies deckt sich auch mit repräsentativen Studien, die gezeigt haben, dass Lehrer häufiger als Personen aus anderen Berufsgruppen unter psychischen und psychosomatischen Erkrankungen leiden. Gleichzeitig werden unter Lehrern häufiger unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angespanntheit diagnostiziert als bei anderen Berufsgruppen.
Des Weiteren sind Beschäftigte im Bildungswesen besonders häufig von Burn-out betroffen. Untersuchungen zeigen, dass die Arbeitsbedingungen im Lehrerberuf gerade in den letzten zwei Jahrzehnten immer komplexer und anstrengender geworden sind und eine Entspannung sich keinesfalls abzeichnet. Für den Lehrer gibt es nicht nur unzählige Verpflichtungen wie Verwaltungsaufgaben, Elterngespräche, Kompetenzentwicklungsgespräche, die
neben den ursprünglichen Aufgaben übernommen werden müssen. Nein, vielmehr wird von den Lehrern auch noch erwartet, dass sie den Kindern soziale Kompetenzen, gutes Benehmen, soziale Regelungen und Umgangsformen beibringen, die sie in ihrem Leben vielleicht brauchen könnten. Vielfältige und damit oftmals unvereinbare Erwartungen vonseiten der Schüler, des Lehrplans, des schulischen Umfelds und nicht zuletzt der Eltern werden alle an die Lehrer gerichtet. Zugleich ist das Ansehen des Lehrerberufs in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit immer noch geringer als verdient. Auch dieser Mangel an Anerkennung und Wertschätzung des eigenen Berufs kann dazu führen, dass ein Lehrer insbesondere ernsthafte psychologische Probleme davonträgt. Zusätzlich sollen Lehrer an Thüringer Schulen inzwischen den Kindern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind – und davon gibt es, wie wir alle wissen, auch in Thüringen mittlerweile mehr als 5.000, Tendenz steigend –, ganz nebenbei Kenntnisse in dieser für sie fremden Sprache vermitteln, wann auch immer der Zeitplan es zulässt.
Immer heterogener werdende Gruppen führen ebenfalls dazu, dass der Lehrer sich auf eine Vielzahl unterschiedlichster Bedürfnisse innerhalb eines Klassenverbands einstellen soll. Wiederum sollen Lehrer dann zusätzlich noch möglichst inklusiven Unterricht durchführen und die Betreuung von Kindern mit übernehmen, die körperlich oder geistig besonders herausgefordert sind. Gerade in den Inklusionsklassen ist noch lange nicht gewährleistet, dass überall eine zweite Lehrperson anwesend ist, die sich um die Kinder mit diesen ganz speziellen Bedürfnissen eigens kümmert.
Der Lehrer von heute ist gleichzeitig Pädagoge, Sozialarbeiter, Sprachvermittler, Psychologe, Verwaltungsfachkraft, Manager, Integrationshelfer und Familienberater. Dass diese Situation in der nächsten Zeit noch schlimmer wird, ist zu erwarten, nicht zuletzt deswegen, da an der Erstellung eines inklusiven Schulgesetzes herumgebastelt wird. Hier finden wir die Ansatzpunkte für die wichtigsten Maßnahmen, die zu treffen sind, um die Lehrergesundheit nachhaltig zu verbessern. Wenn wir also über Lehrergesundheit reden, dann müssen wir als Erstes an diesen Ursachen arbeiten, statt, wie Sie es mit Ihrem Antrag tun, an den Symptomen herumzudoktern. Wir brauchen Kontinuität im täglichen Berufsleben der Lehrer, wir brauchen Entfristungen von befristeten Arbeitsverhältnissen für junge Kollegen, wir müssen Lehrer einstellen und wir müssen Lehrer von ständig erneuerten Bildungs- und Erziehungsexperimenten entlasten.
Wir schlagen vor: Beseitigen Sie erst einmal diese Probleme im Schuldienst, entlasten Sie Lehrer von zusätzlichen Aufgaben, die über das Lehren hi
nausgehen, und Sie werden sich wundern, wie sich die Situation verbessert. Dazu braucht es aber deutlich mehr als die geringfügige Anzahl von zusätzlichen Lehrerstellen, die die Landesregierung für die nächsten zwei Jahre vorgesehen hat. Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, statistisch gesehen – und das hat Kollegin Astrid Rothe-Beinlich schon dargestellt – haben wir im letzten Jahr etwa an jeder Schule einen langzeiterkrankten Lehrer oder eine langzeiterkrankte Lehrerin gehabt. Das, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, macht die Stundenplanung meist nicht einfacher, reißt Lücken in die Stundentafel der Schüler und führt zu erheblichen Ausfällen an Unterricht. Hinzu kommen meist jahreszeitlich schwankend eine nicht genau bekannte Anzahl an Normalerkrankungen, also nennen wir sie Kurzzeiterkrankungen – meist ein Anruf oder eine Mail am Abend vorher oder erst am Morgen bei der Schulleitung oder den Stundenplanern eingehend –, die es den Schulen zu bestimmten Zeiten nahezu unmöglich machen, eine regelmäßige Stundenplanung vorzunehmen. Lehrer und Lehrerinnen kennen die Aufforderung in den Dienstberatungen nur zu gut, den Vertretungsplan zu verfolgen – Kinder, deren erster Gang am Morgen zum Vertretungsplan geht; Eltern, die das Gefühl haben: Erhält mein Kind denn die Bildung, die es zu einer optimalen Entwicklung braucht? Es ist vor allem der hohen Bereitschaft der noch gesunden Lehrer und Lehrerinnen, Schulleitungen, sonderpädagogischen Fachkräfte zu verdanken, dass sie in ihrer täglichen Arbeit mit den Herausforderungen im Schulalltag umgehen und fertigwerden und eben die Lücken nicht zu groß werden lassen. Nach einigem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern hänge ich der Vermutung an, dass allein schon unser Stand bei den langzeiterkrankten Lehrern zum Teil doppelt so hoch ist als in anderen Ländern. Zusammen mit den kurzzeiterkrankten Lehrerinnen und Lehrern und den Kolleginnen und Kollegen, die sich derzeit in der passiven Phase der Altersteilzeit befinden, sind dies zu gewissen Zeiten wohl geschätzt um die 10 Prozent. Auch wenn die Altersteilzeit in den nächsten Jahren ausläuft, macht dies, denke ich, die Dramatik deutlich, vor der wir stehen und die wir nun mit klugem politischen Handeln angehen.
Schulleitung, die gemeinsam an der Pädagoginnengesundheit arbeiten, wird nicht dazu führen, dass wir keine Krankenfälle, keine Beschäftigungsverbote – das wird uns im Übrigen insbesondere in den nächsten Jahren stark beschäftigen – und damit auch keine Stundenausfälle mehr haben, aber wir wollen und werden uns dieser großen Aufgabe durch ein kluges Gesundheitsmanagement zusammen mit den Gewerkschaften und Verbänden, den Personalräten, den Krankenkassen stellen, den Krankenstand an den Thüringer Schulen auf ein national vergleichbares und handhabbares Maß zu senken. Dabei steht der Mensch, der Pädagoge, im Mittelpunkt aller Bemühungen, denn darum geht es: um gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen, um Personalentwicklung, um eine Anerkennungskultur für unsere Pädagoginnen und Pädagogen in ihrem nicht immer leichten Dienst.
Lassen Sie mich als Erstes auf vorhandene Studien und erhobene Daten – und ich möchte hier ausdrücklich Ministerin Dr. Klaubert für den umfänglichen Sofortbericht danken, auch die Darstellung all der Maßnahmen, die das Ministerium, das alte TMBWK und jetzt das Bildungsministerium unter Frau Dr. Klaubert, ergriffen hat – zur Lehrergesundheit allgemein und speziell in Thüringen kommen, um aufzuzeigen, dass es bereits in den letzten zehn Jahren eine große Aufmerksamkeit außerhalb und letztlich innerhalb dieses Hohen Hauses zu diesem Thema gab und gibt.
Der Thüringer Lehrerverband bzw. dessen Bundesverband (VBE) haben vor zehn Jahren mit Prof. Schaarschmidt eine viel beachtete Studie erstellt, welche die spezifischen Anforderungen in den Blick genommen hat, welche der Lehrerberuf mit sich bringt. Der Thüringer Lehrerverband befragte allein 2005 knapp 5.000 Lehrerinnen und Lehrer an allen Schularten in Thüringen. Das Bemerkenswerte an der Befragung des TLV ist, dass sie eine lösungsorientierte Tatsachenbeschreibung aufzeigt, die nach meiner Meinung weit über den Erhebungszeitraum hinaus Gültigkeit besitzt. Anhand eines Verfahrens wurden Merkmale des Arbeitsengagements, der Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und der arbeitsbezogenen Emotionen erfasst. Dabei wurden vier Gefährdungsmuster identifiziert: von gesund über Schonung/Schutz zu Gesundheitsgefährdung durch Selbstüberforderung und letztlich Gesundheitsgefährdung durch Resignation. Als nach diesem Muster gesund, also in der ersten Kategorie, nicht gefährdet, galten demnach 2005 nach der Erhebung des TLV 16 Prozent. Als Schonung oder Schutz, also mittelgefährdet, galten 19 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer. Zusammengefasst galten dann nur 35 Prozent als nicht oder wenig gefährdet. 37 Prozent aller befragten Lehrerinnen und Lehrer galten als selbstüberfordert mit der Gefahr des Ausbrennens und 28 Prozent als Burn-out-nah bzw. schon
im Burn-out. Damit galten zusammengenommen 65 Prozent aller befragten Lehrerinnen und Lehrer als Burn-out-gefährdet oder schon im Burn-out befindlich. Ich muss dazu sagen: Das war über alle Schularten, es war eine repräsentative Erhebung. Diese alarmierenden Zahlen führten immerhin dazu, dass sich im ThILLM eine Arbeitsgruppe mit der Lehrergesundheit befasste und die Gesundheitsangebote und Gesundheitstage initiierte.
Die GEW Thüringen ging einen anderen, auch wichtigen Weg und legte vor fünf Jahren mit der AOK Sachsen-Thüringen erhobene Gesundheitsdaten vor. Die AOK Thüringen, welche mehr als 1.000 Thüringer Lehrer sozialversichert, erhob für die GEW folgende Situation: Demnach stieg der Krankenstand bei den Lehrerinnen und Lehrern über alle Schularten hinweg von 3,44 Prozent 2008 auf 4,06 Prozent 2010. Das sind Langzeit- und Kurzzeiterkrankte. Der Anteil der Fälle mit Langzeiterkrankungen stieg von 2,6 Prozent aller Lehrerinnen und Lehrer auf 4,3 Prozent.
Das Krankheitsbild – das ist das Interessante – in 2010 setzte sich wie folgt zusammen: An Infektionen erkrankt waren 7,54 Prozent aller Erkrankten, also aller Krankmeldungen, psychische Störungen 7,99 Prozent, Kreislauf 7,39 Prozent, Atmung 24,7 Prozent, Verdauung 10 Prozent, Muskel-Skelett 11 Prozent.
Muskel-Skelett 11 Prozent. – Alarmierend ist der Anstieg psychischer Erkrankungen gemessen an der relativ geringen Fallzahl. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist hier sehr hoch. Pro erfasster psychischer Erkrankung war 2010 jeder Lehrer 16,15 Tage krank. Das war der höchste Stand aller gemessenen Erkrankungen.
Das Personalentwicklungskonzept Schule, das heute schon eine Rolle gespielt hat, im Jahr 2003 zwischen Bildungsminister Matschie und den Verbänden, GEW und Thüringer Lehrerverband verhandelt und abgeschlossen – im Übrigen eines der wenigen bundesweit gültigen, Kollegin Rosin hat vor zwei Tagen bereits darauf verwiesen –, enthält unter dem Kapitel „Gesundheitsmanagement“ wertvolle Regelungen – Ministerin Klaubert hat schon darauf verwiesen, auch auf den derzeitigen Umsetzungsstand. Auch da noch mal meinen Dank für den Bericht.
Nun sind aber schon einige Jahre ins Land gegangen. Die Thüringer Lehrer sind infolge manch katastrophaler Entscheidung von CDU-Personalpolitik bzw. CDU-geführten Landesregierungen und dort betriebener Personalpolitik, kollektiv gealtert. Es stellt sich die Frage: Was hat wie gewirkt, was wird derzeit im Bereich Pädagogengesundheit gemacht
Wie ich schon ausgeführt habe, versteht es sich als eine Daueraufgabe, den Pädagoginnen und Pädagogen an den Thüringer Schulen gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Lassen Sie mich dies noch anschließen: Dies bedeutet gleichlaufend gute Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler. Viele von Ihnen sind, wie ich, sicherlich auch regelmäßig an den Schulen, an den staatlichen Schulen, an den freien Schulen. Wenn Sie nicht unbedingt nur zu Zeiten da sind, wenn Unterricht läuft, dann werden Sie es sicherlich alle gut in den Ohren haben, was an den Schulen für eine Geräuschkulisse herrscht, insbesondere zu den Hofpausen, insbesondere auch zu den Essenspausen etc.
Das ist ein wesentlicher Faktor, woran Lehrer auch erkranken. Nicht jede Baumaßnahme – ich sage das auch mal so, die GEW Thüringen hat dazu auch eine Umfrage unter den Thüringer Pädagoginnen und Pädagogen gemacht und hat insbesondere für Jena herausgefunden, die einen sehr guten Sanierungsstand an den Schulen haben –, nicht jede Sanierung läuft genau unter diesem Gesichtspunkt: Was können wir tun, um die Lärmbelastung für Pädagoginnen und Pädagogen und für Schülerinnen und Schüler so gering wie möglich zu halten? Ich sage aber auch: Es ist oftmals auch der einzelnen Anforderung des einzelnen Lehrers, der einzelnen Lehrerin geschuldet, ob und wie er oder sie arbeitet. Ich möchte hier insbesondere die zeitliche Anforderung benennen. Wenn man natürlich von 8.00 bis 14.00 Uhr in der Schule ist und dort alles reinpackt, dann gibt es häufig keine Pausen. Darüber klagen Lehrerinnen und Lehrer immer wieder: Wir haben keine Pausen. Wir haben kaum Arbeitsräume, wohin wir uns zurückziehen können, wo wir mal Ruhe finden. Die wenigen Pausen, die es gibt, werden oftmals angefüllt mit Schülergesprächen, Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, mit Planung, mit Erhebung von Statistiken. Das alles ist nicht wirklich gesundheitsfördernd. Das alles bringt die Lehrerinnen und Lehrer, die Pädagoginnen und Pädagogen in Thüringen dazu, stark angespannt in Erfüllung ihrer Aufgaben zu sein. Es kommt also auch mit auf die einzelne Lehrerin, auf den einzelnen Lehrer an und auf die Schulleitung, auf eine Schulkultur, dort auch gute Arbeitsbedingungen, gute Lernbedingungen zu generieren. Ministerin Klaubert hat schon ausgeführt, dass sich die Schulen auf dem Weg befinden, unterstützt von den Schulämtern, unterstützt vom Ministerium. Ich bin dankbar und alle sollten auch dankbar dafür sein, was dort vor Ort passiert. Wichtig ist, dass wir so frühzeitig wie möglich, nämlich schon in der ersten und zweiten Phase – und auch
dafür spricht sich unser Antrag aus –, Pädagoginnengesundheit mit in die Ausbildung einbeziehen. Wichtig ist, dass die dritte Phase der Lehrerbildung dort nicht außer Acht gelassen wird, dass die Angebote auch tatsächlich wahrgenommen werden können, dass sie nicht nur angeboten werden, sondern dass auch Zeit dafür zur Verfügung steht. Denn ich denke, an Angeboten mangelt es da nicht.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Pädagoginnengesundheit ist eins der wichtigen Anliegen im Bereich des Personalmanagements von Rot-RotGrün. Wir haben hier unsere Vorstellungen formuliert. Ich denke, wir werden uns damit, ob im Ausschuss oder hier im Plenum, auch in dieser Legislatur noch weiter beschäftigen. Wenn die CDU hier zustimmen kann, würde uns das freuen. Ich sage allen Kolleginnen und Kollegen, allen Lehrern, allen sonderpädagogischen Fachkräften und Erziehern und vor allen Dingen den Schülerinnen und Schülern schöne Ferien und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Beruf des Pädagogen ist in Deutschland traditionell von hohen Ansprüchen, oftmals auch Selbstansprüchen, einer großen Verantwortung gegenüber den anvertrauten Schülerinnen und Schülern und, aus beidem resultierend, enormen Belastungen der Beschäftigten gekennzeichnet. Einschlägige Untersuchungen zeigen, dass gerade in den letzten zwei Jahrzehnten die Arbeitsbedingungen im Pädagogenalltag immer komplexer und anstrengender geworden sind. Viel mehr als früher ist heute der Pädagogenberuf ein Beziehungsberuf. Mannigfache, oftmals unvereinbare Erwartungen vonseiten der Schüler, der Bildungsplaner und Bildungsverwalter, des schulischen Umfelds und nicht zuletzt der Eltern werden an die Lehrpersonen gerichtet. Zugleich ist das Ansehen des Lehrerberufs in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit noch immer viel zu gering.
Der Kollege Wolf hat bereits auf die Erhebungen von Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt hingewiesen, der in seinen Ergebnissen eine ganze Reihe von Feststellungen getroffen hat und in seinen Studien, vor allem in medizinischen Leistungs-, diagnostischen und arbeitsorganisatorischen Studien, alles auf einen Punkt gebracht hat. Wer heute noch der Meinung ist, Lehrer seien in jeder Hinsicht beneidens