Brigitte Take

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Herr Kollege Striegel, ich meine auch die Kollegen der Linksfraktion mit ihrem Antrag. Sie tun hier so, als wüssten Sie nicht, wann welche Fördermittelbescheide übergeben würden. Es gibt einen Dienstplan der Landesregierung. Dieser Dienstplan ist allen Mitarbeitern und allen Abgeordneten zugänglich.
Ich habe nicht eine einzige Veranstaltung, nicht eine einzige Übergabe in meinem Wahlkreis erlebt, an der nicht auch die Abgeordneten der Opposition
teilgenommen hätten. Das war bei allen Veranstaltungen der Fall, die durch unsere Minister unterstützt werden. Tun Sie doch nicht so, als ob die Opposition ständig vernachlässigt würde und den Kürzeren ziehen würde.
Wir sind in den gesamten fünf Jahren und in den zehn Jahren, in denen ich im Landtag bin, doch wirklich recht moderat mit der Opposition umgegangen. Stellen Sie sich nicht immer als Opfer dar! Sie haben hier die gleichen Voraussetzungen wie die Mitglieder der Regierungsfraktionen, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen.
Für alle. Für uns auch.
Beweisen Sie das mal.
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Es wurde schon sehr viel zu diesem wichtigen Thema gesagt. Ich bin gestern auf der Fahrt hierher im Radio auf ein Zitat aufmerksam geworden. Ich weiß zwar nicht mehr, von wem es war, fand es aber trotzdem bemerkenswert und möchte es heute an den Anfang meiner Rede stellen: „Wer nicht ständig versucht, besser zu werden, ist bald schon nicht mehr gut.“
In diesen Zusammenhang können wir auch unsere Berufsausbildung stellen. Wer nicht ständig versucht, sich zu verbessern, kann auch das heutige gute Niveau unserer Berufsausbildung nicht mehr halten.
Schauen Sie sich doch einmal an, wie sich die Arbeitswelt in den letzten 25 Jahren verändert hat, man könnte auch sagen, in den letzten 30 oder 50 Jahren. Aber bleiben wir einmal bei den letzten 25 Jahren und betrachten wir, wie sich die Wirtschaft und besonders auch die Landwirtschaft entwickelt hat, wie sich das Ganze vollzogen hat, und betrachten wir weiter, wie die Berufsausbildung läuft.
Sind unsere Lehrer wirklich auf der Höhe der Zeit? Sind sie in ihrem Fachgebiet ausgebildet? Haben wir für die differenzierten Ausbildungswege die entsprechenden top qualifizierten Leute, oder bleiben die vermittelten Lerninhalte nur oberflächlich, weil es an Leuten fehlt, die auf ihrem Gebiet ein Diplom oder einen Masterabschluss haben?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will hier keine Nestbeschmutzung betreiben. Ich bin ja selbst sehr lange Lehrerin gewesen und weiß, dass ein Lehrer fast alles kann. Aber ich glaube, dass die heutigen Anforderungen mit einem normalen Lehramtsstudium nicht mehr zu leisten sind.
Gerade die Anforderungen in den grünen Berufen sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Sehen Sie sich nur einmal die Maschinen an, mit denen ein Bauer heute seine Felder bestellt: GPS-gesteuert, ermittelt ein Rechner, welchen Ertrag der Acker an welcher Stelle hergibt und wie viel Dünger ausgebracht werden muss, um ein optimales Pflanzenwachstum bei niedrigem Einsatz von Düngemitteln und entsprechenden Pestiziden/Herbiziden zu gewährleisten. Heute stehen nicht mehr zehn Kühe im Stall, sondern 100 oder 1 000. Sie alle wollen gemolken werde - ohne Technik undenkbar. Diese Technik muss man auch bedienen können. Die Auszubildenden müssen lernen, damit umzugehen und gleichzeitig das Tierwohl im Auge zu behalten. Ich könnte diese Aufzählung locker fortsetzen.
Die Land- und Forstwirtschaft mit dem Gartenbau bleibt für uns die tragende Säule im ländlichen Raum. Ganz Sachsen-Anhalt ist ja ländlicher Raum, wenn wir einmal die Städte Magdeburg, Halle und Dessau ausnehmen. Über 40 000 Beschäftigte sind in der Landwirtschaft tätig. Sie leben mit ihren Familien von dem Ertrag, den die Landwirtschaft einbringt. Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer modernen Unternehmen zu sichern, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Ausbildung von geeignetem Fachpersonal unabdingbar. Dazu brauchen wir Fachleute als Lehrer.
Sachsen-Anhalt bietet für die Gewinnung und Ausbildung von Berufsnachwuchs in den grünen
Berufen beste Voraussetzungen, zum Beispiel durch eine sehr hohe Dichte in der Bildungslandschaft. Meine Kollegin Frau Reinecke ging vorhin schon darauf ein. So verfügen wir zum Beispiel an der Martin-Luther-Universität über eines der ältesten Agrarinstitute Deutschlands. Die Fachhochschule Anhalt in Bernburg-Strenzfeld bildet ebenfalls akademisch aus. Die Entscheidung der DLG, hier zum Beispiel zweimal ihre Feldtage durchzuführen, zeigt auch die deutschlandweite Anerkennung für die vor Ort geleistete Arbeit.
Nachdem wir uns am Anfang dieser Legislaturperiode für die Nachwuchsgewinnung in den landwirtschaftlichen Berufen stark gemacht haben, geht es uns nun um die Sicherstellung der Qualität der Ausbildung. Dabei bekräftigen wir, dass die Fachschulen in Haldensleben und Iden für die Landwirtschaft und die Forstwirtschaftsschule in Magdeburgerforth erhalten werden sollen.
Durch die Altersstruktur bei den Lehrern geht in den kommenden Jahren auch ein Großteil der Fachschullehrer an den Berufsschulen in den Ruhestand. In Sachsen-Anhalt werden keine Berufsschullehrer für den Bereich der grünen Berufe ausgebildet. Einen Weg, dass Fachschüler von Fachleuten lernen können, sehen wir darin, für Absolventinnen und Absolventen eines Diplom- oder Masterstudiums den Regelzugang zu den Berufsschulen zu schaffen.
Um allerdings den Regelzugang zu ermöglichen, müsste der Runderlass des Kultusministeriums zum Einstellungsverfahren an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen am 27. November 2014 geändert und konkretisiert werden. Hierbei hoffen wir auf baldige Umsetzung durch das Kultusministerium.
In den nächsten Jahren müssen - auch das finden Sie in unserem gemeinsamen Antrag - an den Fachschulen die nötigen Neueinstellungen vorgenommen werden. Dies ist eine Chance, gut ausgebildete junge Leute von den Universitäten und Hochschulen unseres Landes hier zu halten und ihnen eine gutbezahlte Perspektive zu bieten. Nutzen wir diese Chance! Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. - Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von dieser Stelle möchte ich zunächst meine Genesungswünsche an Herrn Daldrup übermitteln, der heute leider krank ist. Deshalb übernehme ich seinen Part.
In dieser Legislaturperiode haben wir uns so oft wie noch nie in den letzten zehn Jahren mit dem Thema „Tierwohl“ beschäftigt.
Dabei lasse ich jetzt das Thema „Artenschutz“ außen vor. Es geht um Nutztiere und Heimtiere. Was fehlte, waren die Puten. Darüber sprechen wir heute.
Die Kollegen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erwarten von uns, dass wir einer Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen zur Einbringung eines Antrags zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beim Bundesrat beitreten.
Um es vorwegzunehmen: Freuen Sie sich nicht zu früh! Die CDU-Fraktion kann sich dieser Initiative aus Nordrhein-Westfalen nicht anschließen, da sie unserer Meinung nach nicht wissenschaftlich und fachlich fundiert und auch ordnungspolitisch fehlerhaft ist. Der Minister hat ausführlich darauf hingewiesen.
Die Geflügelhaltung findet in Deutschland ausschließlich in Bodenhaltung statt. Die Tiere können
sich frei bewegen und weitgehend ihre arteigenen Verhaltensweisen wie Scharren und Picken ausleben.
Ja, es gibt Probleme bei der Haltung von Puten. Davor wollen wir die Augen nicht verschließen. So werden Verhaltensweisen wie Federpicken und Kannibalismus seit einigen Jahren erforscht. Eine Patentlösung gibt es bisher allerdings nicht, leider.
Ein weiteres Problem identifizieren wir im Schwerpunkt der Züchtung auf Leistung. Es wird immer mehr Brustfleisch gezüchtet. Dadurch haben sich bei den Puten bestimmte Krankheiten herausgebildet. Auch darauf ging Frau Frederking schon ein. Ich möchte noch etwas anderes dazu beitragen. Zum Beispiel sind auch plötzlicher Herztod oder Muskelerkrankungen der Brust solche Zeichen. Deshalb müssen wir solche Züchtungsziele auch überdenken.
Am Friedrich-Loeffler-Institut wurden zwischen 2013 und 2015 verschiedene Untersuchungen zur Beeinflussung der Neigung von Federpicken und Kannibalismus durchgeführt. Der Einfluss von tierischem Eiweiß im Futter, Besatzdichte, Beschäftigungsmaterialien und Lichtqualität wurden dabei untersucht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Auftreten von Verhaltensstörungen durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen bis hin zur Lichtqualität zu einem gewissen Grad gemindert, aber nicht gänzlich vermieden werden kann. Für eine endgültige Schlussfolgerung, die für eine Definition von Haltungsstandards wichtig wäre, ist es aber noch zu früh.
Das Bundesministerium hat sich bereits in der Vergangenheit an die Europäische Kommission gewandt und die Festlegung EU-weit geltender spezifischer Anforderungen an die Haltung von Mastputen gefordert. Ein deutscher Alleingang darf nicht dazu führen, dass unsere Betriebe schließen und wir dann Puten aus Betrieben mit geringeren Standards nach Deutschland importieren.
Genau. - Neu im Vergleich zu vorherigen Selbstverpflichtungen des Verbandes der Deutschen Putenerzeuger ist ein Gesundheitskontrollprogramm. Ziel ist es, dass der einzelne Putenmastbetrieb anhand der Erhebung einheitlicher Tiergesundheitsindikatoren sowohl eine Selbsteinschätzung im Vergleich zum vorausgegangenen Mastdurchgang als auch zum Vergleich zum Schlachthofdurchschnitt und zu anderen Betrieben im Sinne von „Lernen von den Besten“ durchführen kann.
Frau Frederking, ich sehe nichts Schlechtes bei diesem rein privatrechtlichen Verhältnis, wenn es um das Tierwohl und die Tiergesundheit geht. Ich möchte Herrn Professor Kunzmann zitieren, der
anlässlich einer Fachtagung zu aktuellen Problemen des Tierschutzes trefflich feststellte:
„Was rechtlich erzwungen wird, stellt eine Mindestnorm dar. Die Erfahrung aber lehrt, dass solche Mindestnormen, wenn sie erst einmal etabliert sind, ganz leicht zur Standardnorm werden.“
Daher ist es doch vernünftig, wenn sich die Tierzüchter auch selbst einigen. Dies soll in einen betriebsindividuellen Gesundheitsplan münden, der mit dem betreuenden Amtstierarzt erarbeitet und kontinuierlich fortgeschrieben wird. Die Pilotphase lief bis Dezember 2011 und soll im Folgeprozess dazu dienen, Tierschutz und Tierwohl anzupassen. Hier ist man noch im Prozess des Auswertens.
Schließlich soll im kommenden Jahr ein Netzwerk von den Demonstrationsbetrieben zur Verbesserung tierschutzrelevanter Haltungsbedingungen in der Aufzucht nicht schnabelgekürzter Puten eingerichtet werden. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf Genetik, Geschlecht, Fütterung, Klimafaktoren, Licht und Haltungsumwelt.
Dies alles haben wir in unserem Alternativantrag berücksichtigt und bitten deshalb um Zustimmung zu unserem Antrag. - Vielen Dank.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Von mir noch einige letzte Worte. Wir haben festgestellt, die Einsetzung des zeitweiligen Ausschusses ist richtig gewesen. Die Zeit, die ein zeitweiliger Ausschuss
hat, war angesichts der Vielzahl der Probleme, die vor uns lagen und noch vor uns liegen, viel zu kurz. Wir hätten mehr Zeit gebraucht, um das Ganze zu begleiten. Die Probleme sind angearbeitet, aber noch lange nicht gelöst.
Wir haben nach Ursachen geforscht und haben diese identifiziert, aber die Lösung steht noch aus. Nun müssen die Projekte umgesetzt werden, die bei der Landesanstalt für Altlastenfreistellung eingereicht worden sind. Diese Projekte müssen umgesetzt und das muss auch begleitet werden.
Auch nach dieser Zeit des Ausschusses stehen wir den Menschen weiter bei und stehen ihnen für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Wöchentlich kommen in meinem Büro Bitten und Anfragen nach Besuchen und Gesprächen aus dem ganzen Land an. Das zeigt uns, dass das Problem viele Menschen berührt. Es zeigt uns aber auch, dass die Menschen uns vertrauen und uns zutrauen, das Problem zu lösen.
Sie erkennen unsere Arbeit an - ich rede von allen, die sich engagiert haben und mit uns gemeinsam an diesem Problem arbeiten. Es zeigt uns auch, dass der Ausschuss im Land wahrgenommen wird. Er ist inzwischen zu einer Institution in Fragen von Wasser und Vernässung geworden und wird als ein wichtiger Anlaufpunkt gesehen.
Die Menschen trauen uns zu, die Probleme zu lösen. Sie trauen uns zu, dass wir die Kompetenz haben, diese Probleme zu lösen. Wir dürfen diesen Vertrauensbeweis nicht verspielen.
Ich rufe alle dazu auf, dass wir uns weiter engagieren. Wir dürfen in unserem Bemühen nicht nachlassen.
Wir haben in unserer Zeit viele Entscheidungsträger aufgerüttelt - das darf ich wohl sagen. Wir haben ihnen gesagt, wo der Schuh drückt, und stehen mit Mitteln des Landes bereit, etwas dagegen zu tun. Gewässerunterhaltung und -pflege sind eine immerwährende Aufgabe. Es reicht nicht aus, einen Graben einmal sauber zu machen und danach jahrelang nichts mehr zu tun. Wir müssen an dem Problem weiter dranbleiben.
Die Gewässerschauen sind eine gute Möglichkeit. Die Menschen sollten sich an diesen Gewässerschauen beteiligen und Probleme, die sie bei Spaziergängen entdeckt haben, zur Sprache bringen.
Es ist ja nicht so, wie es früher einmal war, dass zwar Gewässerschauen durchgeführt und etwas aufgeschrieben wurde, hinterher aber nichts passierte. Heute sagen wir - das haben wir im Wassergesetz geregelt -: Bei den Gewässerschauen habt ihr Anspruch auf ein Protokoll. Es muss sechs Wochen nach der Gewässerschau vorliegen. Im Anschluss daran könnt ihr genau überprüfen, ob
das, was im Protokoll festgelegt wurde, auch passiert ist. Ich denke, damit haben wir konkret etwas für das Land getan.
Ich hoffe, wir bleiben weiter dran und stellen uns dieser immerwährenden Aufgabe. - Vielen Dank für Ihre Geduld.
Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, für die CDU-Fraktion und für die Koalitionsfraktionen heute einen Antrag zur Nachwuchsgewinnung in der Land- und Forstwirtschaft einbringen zu dürfen. Damit möchte ich auf eine Problematik aufmerksam machen, die nicht unbedingt im Fokus der breiten Öffentlichkeit steht, aber einen gerade der CDU ganz wichtigen Berufsstand betrifft.
Land- oder Forstwirt zu sein, hat heutzutage nur wenig mit alten Vorstellungen von vor 50 Jahren zu tun und schon gar nichts mit den Vorstellungen, die wir aus manchen privaten Sendern bekommen, die Partnervermittlungen versuchen.
Wir verwenden nur noch selten den Begriff Bauer, obwohl ich das schade finde, denn auch heute sind Landwirte stolz, Bauer auf eigener Scholle zu sein.
Ursprünglich verwies der Begriff Buer in Norddeutschland auf jemanden, der sich einen festen Wohnsitz geschaffen hat. Bur oder Gebure verweisen auf die Eigenschaft eines Nachbarn bzw. beziehen sich auf den Wohnsitz eines Siedlers. Erst im Nachmittelalter gab es die Landbebauer. Später wurde der Begriff als Bezeichnung eines ganzen sozialen Standes, des Bauernstandes, verwendet.
Das Wort Bauer impliziert aber auch eine Lebensweise, als Ackerbauer und Viehzüchter; das heißt, eine Arbeit an der frischen Luft, aber auch eine Arbeit mit vielen zusätzlichen Stunden bei der Aussaat und der Ernte.
Den Begriff des Landwirts gibt es so noch nicht lange. Die Verordnung über die Berufsausbildung zum Landwirt, zur Landwirtin hat den Landwirt 1995 als Ausbildungsberuf staatlich anerkannt und den Inhalt der Berufsausbildung beschrieben. Damit reiht sich der Landwirt in die Reihe Betriebswirt, Fachwirt, Gastwirt usw. ein und verweist auf jemanden, der sich um den Landbau kümmert.
Warum ist uns der Berufsstand der Land- und Forstwirte so wichtig, meine Damen und Herren? Weil die Land- und Forstwirtschaft das Rückgrat unseres ländlichen Raumes bildet. Wie Sie wissen, umfasst der ländliche Raum ganz Sachsen-Anhalt mit Ausnahme der drei großen Städte Magdeburg, Halle und Dessau; wobei Dessau auch ländlich geprägt ist.
In der Landwirtschaft arbeiten 25 000 Beschäftigte. Nimmt man noch die 18 000 Beschäftigten der Forstwirtschaft dazu, erkennt man die wirtschaftliche Bedeutung für unser Land. Darüber hinaus liefern Landwirte die Grundlage für unsere Ernährungsindustrie im Land, in der noch einmal etwa 22 000 Menschen arbeiten.
Um die Wettbewerbsfähigkeit aller dieser Unternehmen zu sichern, ist es von herausragender Bedeutung, über geeignetes Fachpersonal zu verfügen. Personalmanagement hat in allen Wirtschaftszweigen zunehmende Beachtung gefunden - aus gutem Grund; denn essenziell für den Unternehmenserfolg ist die Personalausstattung. Jeder
verantwortungsvolle Unternehmer kümmert sich deshalb in erster Linie selbst um gute Fachkräfte, die den Erfolg des Unternehmens schließlich ausmachen.
Nun ist es für die Landwirtschaft nicht leicht, im Wettbewerb um die besten Köpfe zu punkten. Die zur Ausbildung befähigten jungen Leute haben die Wahl: Sie können sich ihren Traumberuf heute leichter verwirklichen als noch vor fünf Jahren. Und: Ist eine Ausbildung in einem grünen Beruf wirklich attraktiv? - Dazu bedarf es der Vermittlung und Begleitung.
Sachsen-Anhalt bietet für die Gewinnung von Berufsnachwuchs in der Landwirtschaft eigentlich optimale Grundvoraussetzungen. Wir haben zahlreiche, auch große Ausbildungsbetriebe, die mit ihren modernen Anlagen die jungen Leute ansprechen müssten. Es ist uns gelungen, an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg eine der ältesten Agrarfakultäten Deutschlands zu erhalten. Dieses Agrarinstitut feierte gerade sein 150-jähriges Jubiläum und erfreut sich bei den Studierenden wachsender Beliebtheit.
Mit der Fachhochschule Anhalt am Standort Bernburg-Strenzfeld haben wir eine Bildungseinrichtung, die in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnern auch im dualen System Fachleute für die Landwirtschaft ausbildet. An diesem Standort finden nicht nur die DLG-Feldtage der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft statt, sondern er ist auch Sitz des internationalen Pflanzenbauzentrums. Berufsschulen sowie Fachschulen in Haldensleben und Magdeburgerforth für die Forstleute komplettieren die Ausbildungslandschaft.
Trotzdem sehen wir generell im Lande eine immer weiter sinkende Zahl an Auszubildenden. Betrachtet man die Zahl der Teilnehmer an Abschlussprüfungen im grünen Bereich, in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Hauswirtschaft, so ist die Zahl von 873 im Jahr 2008 auf 695 im Jahr 2011 gesunken. Das ist ein Rückgang um 20 %.
Auch die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse sinkt jährlich. Schlossen 2010 noch 521 Schüler Ausbildungsverträge, so waren es 2011 nur noch 450 junge Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Land- und Hauswirtschaft entschieden haben. Der beliebteste Ausbildungsberuf hierbei ist mit Abstand der Landwirt, gefolgt vom Tierwirt und vom Gärtner. - So weit einige nackte Zahlen.
Aber was ist die Ursache hierfür? Als eine Ursache gilt die demografische Lage. Noch nie gab es so wenige Schulabgänger im Lande. Viele der angebotenen Stellen bleiben unbesetzt. Da steht die sprichwörtliche Kuh auf dem Eis.
Die demografische Entwicklung in den Betrieben selbst ist ähnlich gravierend einzuschätzen. Hierzu liegen bereits Studien vor, die zeigen, dass mittlerweile auf zwei Arbeitskräfte im Alter von über 55 Jahren nur noch ein Mitarbeiter unter 35 Jahren kommt.
Gegen die demografischen Gegebenheiten anzukommen, liebe Kollegen, ist ein schwieriges Unterfangen. Wie wir lernen mussten, fällt es dem Staat schwer, die Menschen zu animieren, mehr Kinder in die Welt zu setzen. Selbst beste Bedingungen bei der Betreuung der Kinder haben die gut ausgebildeten Leute nicht von der Abwanderung in andere Bundesländer abgehalten, worin ich auch einen Grund für die prekäre demografische Entwicklung sehe. - So sieht es bei der Demografie aus.
Bei der Berufsausbildung ist das Land in der Lage, die Rahmenbedingungen darzustellen, und diese lohnt es sich anzusehen. So soll im zuständigen Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Bildung und Kultur geklärt werden, welcher betriebliche Ausbildungs- und Weiterbildungsbedarf existiert und welche Möglichkeiten es gibt, die Deckung dieses Bedarfes durch geeignete Maßnahmen im Land zu unterstützen.
Wichtig ist, hierbei auch zu klären, welche Rolle die überbetriebliche Ausbildung in den Ausbildungsstätten in Iden für die Landwirte und in Magdeburgerforth für die Forstwirte einnehmen kann und soll und wie diese Ausbildungsstätten ihren künftigen Auftrag optimal erfüllen können.
Darüber hinaus wollen wir uns berichten lassen, welche Maßnahmen, Veranstaltungen und Projekte zur Fachkräftesicherung, zur Berufsorientierung und zur beruflichen Bildung in der Land- und Forstwirtschaft in den letzten Jahren durchgeführt wurden und welche noch geplant sind.
Die Landesregierung engagiert sich schon seit Jahren auf diesem Gebiet, veranstaltet Konferenzen, Projekttage und Messen. Es gibt bereits eine Vielzahl von Gremien und Akteuren, die sich mit beruflicher Bildung im Lande beschäftigen. Hierbei sollten wir die ausgetretenen Pfade verlassen und ergebnisorientiert denken und an die Sache herangehen.
Schön, aber manchmal auch nur zum Schlagwort verkommen sind da die Begriffe wie Synergieeffekte und Effizienzsteigerung. Über deren Bedeutung sollten wir neu nachdenken, bevor wir sie unbedacht und zu selbstverständlich immer wieder zitieren.
Wir wollen uns ansehen, wie die Ausbildungsqualität gesteigert werden kann; dies auch im Hinblick auf die Abbrecher- und Durchfallquote. Insgesamt gab es zwischen 2008 und 2011 bereits einen
Aufwärtstrend bei der Quote der bestandenen Abschlussprüfungen. Sie stieg von knapp 82 % auf rund 86 %. Besser sind zum Beispiel die Auszubildenden in der Metallbranche, die einen Stand von 93 % der geschafften Ausbildungsabschlüsse erreicht haben. Daran sollten wir uns vielleicht auch orientieren.
Bei den Abbrecherquoten gibt es keinen eindeutigen Trend. Vorzeitig und ohne Abschluss endeten im Jahr 2010 160 und im Jahr 2011 225 Ausbildungsverhältnisse. Das sind 8 % bzw. 13 % der abgeschlossenen Verträge in landwirtschaftlichen Berufen. Da frage ich mich dann immer: Warum treten junge Leute eine Lehre an und schmeißen diese dann hin? War ihnen nicht klar, was dieses Berufsbild mit sich bringt? Haben sie die Belastungen falsch eingeschätzt? Waren romantische Verklärungen oder andere Gründe für die Enttäuschung verantwortlich? - Auch hieran müssen wir ansetzen mit Betriebsbesuchen, Aufklärungsarbeit in der Schule und Praxistagen vor Ort und in der Wirklichkeit des Arbeitsalltags.
Voraussetzung, um den stetig steigenden Anforderungen auch bei den grünen Berufen gerecht zu werden, ist eine hohe Qualität der Ausbildung. Für den einzelnen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb ist das allein nicht immer realisierbar. Daher muss auch über die Verbundausbildung bzw. die Schulung von Betrieben in einer Region nachgedacht werden.
Auch die Ausbildungsinhalte und die Qualität der Lehre sollte man sich noch einmal anschauen. Wichtig sind die ständige praxisnahe Fort- und Weiterbildung der Berufsschullehrer sowie die Vernetzung der Ausbilder und Lehrer an den Berufsschulen und in den Betrieben.
Wie man Quereinsteigern den Berufseintritt ermöglicht, als Lehrling oder möglicherweise auch als Berufsschullehrer, wäre ein weiterer Ansatzpunkt.
Wichtig wird sein zu kommunizieren, dass die Land- und Forstwirtschaft attraktive Arbeits- und Ausbildungsplätze bietet;
denn trotz der vielen positiven Effekte gibt es ein Imageproblem. Hierzu kann man eine Umfrage von Emnid zum Image der deutschen Landwirtschaft, an der 1 000 Befragte teilnahmen, zurate ziehen. Es ist erstaunlich oder eigentlich auch nicht, dass sich alle Befragten anmaßen, Landwirtschaft gerade bei Fragen der Tierhaltung einschätzen zu können. Eigentlich hält sich jeder für einen Landwirtschaftsexperten. Das ist übrigens auch im Fußball und in der Politik so; aber das nur nebenbei.
Woher kommt das Wissen? - Hauptsächlich natürlich aus Fernsehen und Zeitung und zunehmend aus dem Internet, dem Medium der Zukunft. Die Bauern sollten sich das zunutze machen.
Es ist auffallend, dass der Anteil der Leute mit hohem Interesse an der Landwirtschaft zwischen 2002 und 2012 von 35 % auf 46 % gewachsen ist. Vor allem Leute ab 60 Jahren haben ein hohes Interesse an Landwirtschaft. In dieser Altersgruppe sind es 60 %. Bei den Jüngeren bis 29 Jahren sind es lediglich 23 %, die von sich behaupten, ein großes Interesse an landwirtschaftlichen Themen zu haben.
Nach einer anderen Imagestudie besitzt die Landwirtschaft für ein Drittel der Menschen ein negatives Image. Für die meisten ist das Thema nur interessant, wenn es einen konkreten lokalen Bezug hat. Trotzdem gaben fast 80 % der Befragten an, dass in den Medien mehr über die Produktion, das Leben und die Arbeit in landwirtschaftlichen Betrieben berichtet und an den Schulen mehr verpflichtend über die Landwirtschaft gelehrt werden sollte.
Wer einen Landwirt persönlich kennt, der denkt positiver. Dies zeigt, wie wichtig es ist, bereits in den Grund- und Sekundarschulen anzufangen. Es gibt ein gutes Beispiel an der Sekundarschule Völkerfreundschaft in Köthen. Kinder und Jugendliche lernen dort in dem Projekt „Der grüne Daumen“ frühzeitig, mit Pflanzen umzugehen, und erfahren, was man mit seiner Hände Arbeit und mit der Erde anfangen kann.
Dieses und andere Projekte und Initiativen wurden bei einer großen Veranstaltung, die die CDU-Fraktion im Januar in Köthen durchgeführt hat, von den 100 Teilnehmern gewürdigt. Es wurde eingeschätzt, dass mehr für die Öffentlichkeitsarbeit getan werden müsse. Dazu gehört auch, dass wir die Jugend dazu animieren, Praktika und Ferienjobs in der Landwirtschaft wahrzunehmen.
Um die Leistungen der Auszubildenden anzuerkennen, die ihre Lehre erfolgreich absolviert haben, führt das Land Bestenehrungen durch. Das ist eine gute Idee, macht es doch die Absolventen und ihre Eltern stolz auf das Erreichte. Deshalb sollte die Übergabe von Abschlusszeugnissen möglichst wohnortnah erfolgen und in den Medien gewürdigt werden, wie das bei Freisprechungen in anderen Gewerken schon schöne Tradition ist.
Auch auf der Arbeitgeberseite gibt es Wettbewerbe. So suchen die Verbände ihre besten Ausbildungsbetriebe. Auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin wurde die Quellendorfer Landwirte GbR, die in meinem Wahlkreis beheimatet ist, in diesem
Jahr als bester Ausbildungsbetrieb geehrt. Aus diesem Betrieb und von den umliegenden Kollegen kommen immer wieder Anregungen, wie die Zusammenarbeit in der Berufsausbildung verbessert werden kann. Sie machen Landwirtschaft erlebbar.
Zum Schluss noch einmal zu der Emnid-Umfrage. Nach Ärzten und Lehrern nehmen Landwirte Platz 3 der Berufsgruppen mit der höchsten gesellschaftlichen Bedeutung in der Zukunft ein. Sie sehen, grüne Berufe haben mit gut ausgebildeten Mitarbeitern bzw. qualifiziertem Fachpersonal Zukunft. Lassen Sie uns darüber reden. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.
Ich wollte eigentlich nicht noch einmal nach vorn gehen; denn zu diesem Antrag ist von allen Fraktionen ein positives Bild gezeichnet worden.
Nachdem ich aber die Kollegin Frederking angehört habe, reizt es mich doch, noch einmal meine Meinung zu sagen.
Erstens. Es ist kein Schaufensterantrag und auch kein Selbstbefassungsantrag, den wir heute hier vorlegen.
Aus allen Redebeiträgen, die wir dazu gehört haben, geht ein Wort immer wieder hervor, und zwar das Wort Image. Ich werde versuchen, mich über dieses Wort Image dem Ansatz, den wir mit diesem Antrag verfolgen, zu nähern.
Die eigentliche Bedeutung des Fremdwortes image - ich war einmal Französischlehrerin - ist Bild. Was für ein Bild machen wir uns von der Landwirtschaft? - Wir haben dazu verschiedene Auffassungen. Drei Fraktionen teilen eine Auffassung; eine Fraktion hat ein anderes Bild davon.
Wenn wir nun bei dem Begriff Bild bleiben, dann müssen wir uns überlegen, wie wir uns diesem Bild nähern und wie wir dieses Bild von der Landwirtschaft möglichst realistisch betrachten. Was können wir tun, damit das auch in der Öffentlichkeit ankommt?
Wir bedrucken zum Beispiel buntes Papier und lassen Zeitungen und andere Medien über die Landwirtschaft berichten. Wir gehen an Schulen, präsentieren Filme, lassen erfolgreiche Absolventen in den Klassen und auf Veranstaltungen, wie sie von Herrn Daldrup angesprochen wurden, von ihrem Beruf erzählen. Es sind erfolgreiche Absolventen, die wissen, wovon sie reden. Das hat nichts mit einem verklärten Bild von der Landwirtschaft zu tun, das uns die GRÜNEN an dieser Stelle präsentiert haben.
Wir starten Pilotprojekte und bilden Netzwerke, die auch gut funktionieren werden. Dazu nutzen wir Fördermittel der EU. Daher ist es wichtig - das wur
de bereits gesagt -, dass wir nicht nur das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt einbeziehen, sondern auch das Ministerium für Arbeit und Soziales; denn dort ist die ESF-Förderung angesiedelt und daraus wollen wir letztlich schöpfen.
Wir bündeln alle Projekte und achten darauf, dass sie funktionieren. An den Stellen, an denen wir erkennen, dass das, was wir getan haben, nichts war, sollten wir uns sofort von diesen Maßnahmen trennen und uns etwas Besseres einfallen lassen.
Wir passen Förderrichtlinien so an, dass sie in der Praxis auch wahrgenommen und angenommen werden können, sodass die Bauern damit letztlich für ihren Berufsnachwuchs etwas anfangen können. Wir bringen diejenigen, die mit der Ausbildung betraut sind, an einen Tisch: Eltern und Schüler, Lehrer und Ausbildungsbetriebe, Schulen, Berufsschulen, Hochschulen, Ministerien und berufsständische Organisationen. Dann beraten wir darüber, mit welchen Mitteln wir den Erfolg der jungen Leute in der Lehrzeit organisieren.
Manch ein Betrieb findet nicht genügend Bewerber, aus denen er wählen kann. Auch aus schwachen Anfängern werden oft tüchtige Leute, wenn man sie nur richtig anpackt und wenn man ihnen das Handwerk richtig beibringt. Ist das nicht ein schönes Bild?
Sie können nun sagen: „Schätzchen, träum weiter!“ Ich habe schon viele junge Leute ausgebildet, sei es als Lehrerin an einer Sekundarschule, an einem Gymnasium oder an einer Eisenbahnerberufsschule. Außerdem habe ich Studenten während großer Schulpraktika begleitet. Es gab Faule und Fleißige. Es gab auch solche, die von ihrer Anlage her nicht dazu in der Lage sind, jemals einen Betrieb zu leiten.
Aber auch diese jungen Leute müssen wir dazu befähigen, einen Beruf zu erlernen und mit ihrer Hände Arbeit Geld zu verdienen. Dafür sind wir mitverantwortlich - wir sind nicht allein verantwortlich, auch der Unternehmer hat Verantwortung, er trägt die Hauptverantwortung, aber wir als Politik können dabei unterstützen.
Wir sollten versuchen, unseren jungen Leuten auch Dinge mit auf den Weg zu geben, Dinge, die sie im Leben begleiten werden. Ich darf Ihnen den Freisprechungsspruch der Landschaftsgärtner empfehlen. Diesen könnte ich noch vortragen, aber meine Redezeit ist zu Ende. - Oder soll ich das versuchen?
Er lautet: Machen Sie als Facharbeiter unserem Berufsstand jederzeit Ehre! Halten Sie die guten
Sitten hoch! Seien Sie sparsam, treu und redlich! Lieben Sie Heimat und Vaterland!
Werden Sie ein tüchtiger, zuverlässiger, gewissenhafter Berufskollege! Überzeugen Sie durch die Qualität Ihrer Arbeit!
Stärken Sie mit Fleiß, Pflichtbewusstsein und Können das Ansehen unseres Berufsstandes, hier und an anderem Ort! So spreche ich Sie los von den Verpflichtungen, die Sie in Ihrer Lehrzeit übernommen haben. Ich erkläre hiermit, dass Sie nun Landschaftsgärtner sind. Ich beglückwünsche Sie als junge Fachkraft. Mit Gunst. Glück herein. Gotte segne unseren ehrbaren Beruf. - Dem ist nichts hinzuzufügen.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit der Einrichtung des Zeitweiligen Ausschusses „Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement“ am 29. Juni 2011 hat der Landtag seinen in der
87. Sitzung am 2. Februar 2011 gefassten Beschluss unterstrichen, wonach die Lösung der Probleme hinsichtlich des angestiegenen Grundwassers und der Vernässungen der weiteren Unterstützung durch das Land bedürfe.
Am 14. September 2011 konstituierte sich der Zeitweilige Ausschuss und nahm seine Arbeit auf. Entsprechend - -
Vielen Dank, Herr Präsident. - Entsprechend den Festlegungen wurde dem Hohen Haus in der Drs. 6/1566 der Zwischenbericht fristgemäß vorgelegt. In der 34. Sitzung des Landtages habe ich Ihnen eine ausführliche Beschreibung der bisherigen Tätigkeit und der ersten Ergebnisse der Arbeit des Zeitweiligen Ausschusses gegeben.
Zwischenzeitlich hat sich der Zeitweilige Ausschuss „Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement“ vertiefend einer Reihe von Themen gewidmet, die auf die Vorbeugung und Vermeidung von Grundwasserproblemen, Vernässungen und Erosion ausgerichtet sind. Beispielhaft möchte ich die Themen Infrastrukturmaßnahmen und Maßnahmen zur Bauplanung und zu baurechtlichen Fragen, das Erosionsschutzkonzept der Landesregierung sowie das Gesetz zu Änderung wasserrechtlicher Vorschriften nennen.
Im Rahmen der Selbstbefassung hat sich der zeitweilige Ausschuss insbesondere vonseiten der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt sowie der unteren Naturschutzbehörden, Naturschutzverbänden und zahlreicher Bürgerinitiativen über die aus deren Sicht relevanten Punkte in Bezug auf Grundwasser, Vernässungs- und Erosionsprobleme berichten lassen.
Darüber hinaus fanden seitens der Ausschussmitglieder außerhalb der Ausschusssitzungen zahlreiche Gespräche mit Betroffenen statt, um Problemlagen zu erkunden und Lösungsvorschläge für bestehende Probleme im Hinblick auf die Vermeidung und Minderung von Grundwasserproblemen und Vernässungen zu unterbreiten.
Weitere wesentliche Punkte der Ausschusstätigkeit bezogen sich auf die Begleitung der von der Landesregierung eingeleiteten Maßnahmen gegen erhöhte Grundwasserstände, Vernässungen und Erosion sowie deren Haushaltsrelevanz.
Im Vordergrund standen dabei nicht nur die von der Landesregierung initiierten Pilotprojekte in Magdeburg, Schönebeck, Halle (Saale) und Dessau-Roßlau, sondern auch eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die im Zusammenhang mit der von der Landesregierung beschlossenen Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Maßnahmen zur Beseitigung oder Minderung sowie zur Vorbeugung gegen Vernässung und Erosion im Land Sachsen-Anhalt stehen.
Insbesondere die Anhörungen und intensiven Beratungen im Ausschuss in den letzten Monaten nach der Vorstellung des Zwischenberichtes des Ausschusses haben gezeigt, dass es entgegen dem Beschluss in der Drs. 6/216 vom 7. Juli 2012, der ein Ende der Ausschusstätigkeit bis Juli 2013 vorsieht, diese zeitliche Befristung vor dem Hintergrund der noch offenen Themen nicht zulässt, die Grundwasser-, Vernässungs- und Erosionsproblematik ausreichend zu behandeln.
Wesentliche, nach der Meinung des Zeitweiligen Ausschusses noch zu behandelnde Themenkomplexe beziehen sich beispielsweise auf die Behandlung von langfristigen Einflussfaktoren, auf ein künftiges nachhaltiges Wassermanagement, auf Unterstützungsmaßnahmen zur Melioration von Staunässeflächen in der Landwirtschaft, auf Erosionsprobleme in der Fläche im Zusammenhang mit dem Erosionsschutzkonzept der Landesregierung, auf rechts- und ordnungspolitische Regelungen im Bereich der Wasserwirtschaft, des Umwelt- und Planungsrechts in Bezug auf ein künftiges Grundwasser- und Gewässermanagement und auf den Einfluss der Siedlungswasserwirtschaft auf ein Grundwasser- und Gewässermanagement sowie auf eine Evaluierung der bereitgestellten Instrumente zur Finanzierung von Vorhabenmaßnahmen zur Minderung und Beseitigung von Grundwasserhoch- respektive -höchstständen, Vernässungen und Erosion.
Vor dem Hintergrund des aktuellen bedrückenden Hochwasserereignisses, das unser Land SachsenAnhalt in den letzten drei Wochen zum wiederholten Mal nach 2002, 2006 und 2010/11 heimgesucht hat und noch andauert, ergeben sich auch für den Zeitweiligen Ausschuss „Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement“ Notwendigkeiten der teilweisen Überprüfung und gegebenenfalls Neubewertung der bisher im Ausschuss erarbeiteten Erkenntnisse.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als Folge des erneuten Hochwasseranstieges innerhalb von wenigen Jahren werden sich die Grundwasser- und Vernässungsprobleme im Land in gravierendem Maße verschärfen. Gefahren für die Bevölkerung und die Infrastruktur gehen jedoch nicht nur von Hochwasserlagen in den Vorflutern aus, sondern auch von einem Anstieg des Grundwas
sers und den daraus resultierenden Vernässungen.
Eine Vielzahl von Schadensfällen in Form von Vernässungen und Überschwemmungen resultiert aus hohen Grundwasserständen, insbesondere dann, wenn der Grundwasserabfluss zu hochwasserführenden Vorflutern wie Saale, Mulde und Elbe eingeschränkt bzw. unmöglich ist, es zu einem Rückstau des Grundwasserabflusses und somit zu einer Erhöhung eines ohnehin naturräumlich bedingten hohen Grundwasserspiegels kommt.
Die Landesregierung hat insbesondere aufgrund der naturräumlichen Lage des Landes mit den wichtigen Vorflutern Saale, Elbe und Mulde und den in weiten Landesteilen naturgemäß hohen Grundwasserständen in Sachsen-Anhalt erhebliche Anstrengungen unternommen, um den sich aus Hochwasserlagen und hohen Grundwasserständen ergebenden Beeinträchtigungen für die Bevölkerung Rechnung zu tragen.
Für die weitere Tätigkeit des Zeitweiligen Ausschusses „Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement“ ist es wichtig, im Verlauf der weiteren Ausschusstätigkeit mit wissenschaftlicher Expertise die Gesamtzusammenhänge zwischen meteorologischen, hydrologischen und hydrogeologischen Verhältnissen, also Niederschläge, Hochwasserlagen und Grundwasserverhältnisse, die in enger Wechselbeziehung stehen, umfassend zu behandeln.
Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang an den Auftrag des zeitweiligen Ausschusses erinnern, der bei der Einsetzung dieses Ausschusses formuliert wurde. Ich möchte jetzt darauf verzichten, diesen Auftrag zu zitieren.
Der Ausschuss ist der Auffassung, dass die bisherige Arbeit konsequent fortzusetzen ist, um die Beteiligung des Parlaments an diesem wichtigen Thema und die daraus resultierenden Entscheidungen zu gewährleisten.
Auch für die vom Hochwasser betroffene Bevölkerung wäre es ein wichtiges Signal, dass das Thema hohe Grundwasserstände, Vernässungen und Erosion einschließlich des dazugehörigen Wassermanagements auch angesichts der aktuellen Hochwasserereignisse nicht in den Hintergrund tritt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf Empfehlung des Zeitweiligen Ausschusses „Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement“ und in Abstimmung mit allen Fraktionen wird heute der Antrag auf Verlängerung der Tätigkeit des Zeitweiligen Ausschusses eingebracht. Ich bitte Sie, dem Ihnen vorliegenden Antrag in der Drs. 6/2145 zuzustimmen. - Vielen Dank für Ihre Geduld.
Herr Präsident! Mein sehr geehrten Damen und Herren! Nur die wenigsten von Ihnen werden sich noch an die Zeit erinnern, als es in Deutschland Lebensmittelmarken gab - ich schon. Meine Oma besaß einen kleinen Lebensmittelladen, und nach Feierabend saßen wir am Küchentisch und klebten die Lebensmittelmarken mit Mehlkleister auf Zeitungspapier. Lebensmittel waren knapp: Butter, Zucker, Obst, Gemüse.
Warum erzähle ich Ihnen das? - Wie viele unserer Mitbürger hatten auch wir einen Schrebergarten. Nein, wir hatten sogar zwei Gärten; denn mein Opa besaß Viehzeug und hat damit unseren Tisch bereichert. Zu der Zeit, also Ende der 40er-Jahre bzw. Anfang der 50er-Jahre, war es erforderlich, Lebensmittel selbst herzustellen, um einem Mangel vorzubeugen; denn es gab nicht alles und es gab nicht genug. Kleingärten waren zu der Zeit rar und bis zum Ende der DDR sehr gefragt.
Es wurde schon darauf hingewiesen: Die Geschichte der Kleingärten ist lang. Sie begann nicht erst mit dem Schrebergarten, also mit dieser Kleingartenanlage in Leipzig, die berühmt geworden ist. Vielmehr hat der deutsche Monarch Carl von Hessen bereits im Jahr 1806 in Kappeln an der Schlei kleinen Leuten parzellierte Gärten zur Verfügung gestellt, um dort der Mangelernährung der Bevölkerung vorzubeugen.
Heute, in Zeiten des Überflusses, haben Gärten eine andere Funktion angenommen. Heute gärtnert niemand mehr, um seinen Hunger zu stillen. Meine Damen und Herren! Es ist unbestritten:
Kleingärten sorgen für Entspannung und Aktivität an frischer Luft, in naturnaher Umgebung, Gartenarbeit baut Stress ab, macht den Kopf frei und nutzt dem Körper durch Bewegung und Kreativität und trägt damit zum Wohlbefinden bei.
Kleingärten ermöglichen eine Versorgung mit selbstgezogenem Obst und Gemüse, von dem man genau weiß, dass es ungespritzt ist. Gesunder Boden ist die Voraussetzung für gesunde Pflanzen und damit für eine gesunde Ernährung - das alles auch noch selbst erarbeitet und selbst gemacht.
Der Umgang mit Pflanzen ist ein sanftes Hobby. Das ist es aber nicht allein. Der Garten bringt Menschen zusammen: Alte und Junge, Leute von hier und zugezogene, welcher Nationalität auch immer. Nichts führt eher zusammen als der Plausch über den Gartenzaun, gemeinsames Arbeiten und der Austausch von Erfahrungen.
Aber die Gartensparten haben Sorgen. Wir wissen, dass die demografischen Veränderungen in unserem Land die Kleingartenbesitzer besonders hart treffen. Immer mehr Menschen geben ihre gepachteten Gärten auf. Der Leerstand insbesondere in dörflichen Gegenden ist enorm.
Ich habe es gestern geprüft: Bei uns in der Stadt Köthen hält sich der Leerstand noch in Grenzen. Dort beträgt er etwa 20 %. Aber auf den Dörfern, die zur Stadt Köthen gehören, etwa in Baasdorf oder Arensdorf, ist ein Leerstand von bis zu 70 % zu verzeichnen. Das ist eine beängstigte Entwicklung.
Kleingärten müssen für alle sozialen Schichten der Bevölkerung bezahlbar bleiben. Das wird immer schwerer; denn die Lasten, die auf die Kleingärtner zukommen, müssen dann von den immer weniger werdenden Gartenbesitzern gestemmt werden.
Bei den mehr als eine Million Kleingärten in Deutschland, die von mehr als vier Millionen Menschen genutzt werden, wird der Dialog gelebt. So wird beispielsweise auch mit Kindergärten und Schulen zusammengearbeitet. Kinder werden damit im wahrsten Sinne des Wortes geerdet.
Aber auch das Kleingartenwesen unterliegt einem Wandel, dem es in Zukunft zu begegnen gilt. Eine aktive Vereinsarbeit ist nötig - das machen die Kleingartenverbände -, wobei ich den folgenden Tipp geben möchte: Man sollte sich auch der neuen Medien bedienen; denn sie sind eine Lösungsmöglichkeit, um an Interessenten für die Kleingärten heranzukommen.
Kleingärten gelten per Gesetz als öffentliches Grün. Sie haben einen hohen Stellenwert für die Städteökologie, da sie Boden und Wasser schützen und naturnahe Lebensgemeinschaften bilden. Daraus erwächst den Kommunen auch eine Verpflichtung für deren Förderung. Anregungen, wie
dies geschehen kann, liefert ein Papier des Deutschen Städtetages. Auch der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde hat reichlich Erfahrungen gesammelt, auf die man in Sachsen-Anhalt eingehen kann. Außerdem muss man darüber sprechen, wie die ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen besser gefördert und anerkannt werden kann.
Uns ist dieses Thema wichtig. Deshalb werden wir über die Herausforderungen, die vor unseren Kleingartenvereinen stehen, im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprechen. Welchen Beitrag die Kommunen und das Land hierzu leisten können und sollen, sollte dort ebenfalls besprochen werden.
Und um noch einmal auf den Antrag der LINKEN einzugehen: Ein Großteil Ihrer Fragen wird schon in der Kleinen Anfrage beantwortet, die unser ehemaliger Kollege Johann Hauser im Juli 2009 in diesem Haus gestellt hat. Darin ist eine umfangreiche Beantwortung der Fragen, die Sie jetzt gestellt haben, erfolgt.
Meine Damen und Herren, ich bitte Sie herzlich darum, dass Sie unserem Antrag zustimmen. Lassen Sie uns dann im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten darüber beraten. - Vielen Dank.