„Voraussetzung für den Erfolg schulischer Fördermaßnahmen ist immer auch die eigene Anstrengung der betroffenen Schülerinnen und Schüler. Sie müssen die Fördermaßnahmen akzeptieren, Anstrengungsbereitschaft zeigen und die Angebote der Lehrkräfte nutzen. Wünschenswert ist, dass die Eltern und Erziehungsberechtigten die von der Schule angebotenen Maßnahmen unterstützen und begleiten.“
Genau hier, meine Damen und Herren, liegt nach Meinung der DVU-Fraktion das Hauptproblem. Die Motivation dieser Schüler und zum Teil auch die der Eltern sollte unbedingt verbessert werden. Doch wie will man diese Motivation erhöhen? Das ist das Hauptproblem. Sie haben völlig Recht: Wie will man die Eltern dazu bringen, dass sie sich den schulischen Problemen ihrer Kinder annehmen?
Das Problem vieler leistungsschwacher Kinder sind nicht unbedingt die schulischen Anforderungen, sondern das Problem sind zum Teil auch die überforderten Eltern. Wir bräuchten für diese Eltern besondere Fördermaßnahmen. Doch die sind in dem vorliegenden Bericht nicht aufgelistet. Aber schön, dass wir wieder einmal über die Problematik Sitzenbleiber gesprochen haben.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kollegen! Gerade ging es um die Frage, wie es sein kann, dass in Brandenburg die Zahl derjenigen, die nicht in eine höhere Klasse versetzt werden, bzw. die Zahl derjenigen ohne Schulabschluss in den letzten Jahren gestiegen ist. Dazu habe ich das Argument gehört, das liege daran, dass wir die Verset
zungsanforderungen erhöht hätten. Dazu sage ich ganz deutlich: Es hilft uns nicht, wenn wir die Anforderungen senken und dann, auch mit guten Worten, alles Mögliche versuchen, um schließlich sagen zu können: Dann machst du deine Erfolge eben später. - In der Schule muss es eine klare Leistungsanforderung geben, weil es eine solche auch im Leben gibt.
Wenn Schüler diesen Leistungsanforderungen nicht entsprechen, dann muss man eben mit solchen Maßnahmen, wie sie in dem Konzept aufgeführt sind, dem entgegenwirken und darf nicht einfach nur sagen: Wir versetzen alle, egal, was für Leistungen der einzelne Schüler oder die einzelne Schülerin erbracht hat.
Man darf hier nicht versuchen, eine einseitige Positionierung hinzubekommen, nach dem Motto: Da sitzen die einen, die das wollen, und da sitzen die anderen, die das nicht wollen. - Dazu sage ich ganz klar: Das Konzept ist uns sehr wichtig, weil es inzwischen 3 500 junge Leute sind, die jedes Jahr ohne einen Abschluss die Schule verlassen, und noch einmal ungefähr 6 000 bis 7 000 Schüler, die es nicht schaffen, in die jeweils nächste Klasse versetzt zu werden. In jedem Schuljahr sind es also 10 000 junge Leute, die unseren Anforderungen nicht entsprechen.
Wir wissen doch, wo wir im PISA-Vergleich oder deutschlandweit stehen. Deswegen müssen wir den betreffenden jungen Leuten Aufmerksamkeit schenken. Genauso wie Leistungsstarke und Begabte müssen auch diese Schüler unsere ganz besondere Aufmerksamkeit genießen können.
Frau Große, es ist nun einmal so, dass Leistung auch von dem eigenen Leistungswillen abhängig ist. Deswegen bin ich dem Minister sehr dankbar dafür, dass der betreffende Satz in dem Konzept steht. Frau Große, Sie können anbieten, was Sie wollen: Wenn es nicht angenommen wird - das ist hier genauso wie im Sozialstaat -, dann ist das aus der Sicht der einzelnen Betroffenen eben nicht gut genug oder nicht wertvoll genug. Ich mache das einmal an einem Beispiel fest: In meinem Wahlkreis in Lauchhammer gibt es eine Bildungseinrichtung. Diese hat die Möglichkeit bekommen, 15 Schulverweigerer weiter zu motivieren, einen Schulabschluss zu schaffen. Der Lehrer dort hat mir gesagt, diese 15 jungen Leute hätten die besten Möglichkeiten, die man sich nur vorstellen könne. Die Lehrer und die Ausbilder kommen dorthin und machen alles für sie. Aber gerade einmal die Hälfte der jungen Leute nimmt dieses Angebot auch an.
Deswegen sage ich noch einmal: Frau Große, Sie können noch so kleine Klassen machen, noch so viele Möglichkeiten schaffen - es muss einfach auch die eigene Einstellung dazu vorhanden sein.
Die vielen Möglichkeiten, die wir hinsichtlich der Förderung von leistungsschwächeren, von lernbehinderten Schülern haben, sind ein Beleg dafür, dass wir hier sehr vielfältig agieren. Die Schulen vor Ort können davon profitieren, können dies umsetzen und nutzen. Deshalb sind meiner Meinung nach unter anderem die Ansätze richtig, bei denen es heißt: Wir brauchen noch mehr individuelle Bildungsmöglichkeiten. - Aus diesem Grunde sind auch die Lernstandsanalysen in Klasse 1 bis 7 als Information für den Lehrer ganz wichtig.
Die entsprechende Initiative, nicht nur inhaltlich mehr Deutsch, mehr Mathematik, mehr Naturwissenschaften zu fördern, sondern auch mehr Geld für wachsende Angebote bereitzustellen, ist ein entscheidender Vorteil, den in den nächsten Jahren die Oberschulen und damit auch die Schüler nutzen können. Ich wünsche allen dabei viel Erfolg.
Zum Thema Ostercamps. Das ist ein Schlagwort, aber es ist nun einmal die Zeit, die nach solchen Worten schreit und diese auch sucht. Die Erfahrungen in Bremen und jetzt auch in Hessen sind sehr gut. In Hessen gibt es nach einem Schuljahr Ostercamps die Erfahrung, dass 90 % aller Schülerinnen und Schüler, die daran teilgenommen haben, die vorher versetzungsgefährdet waren oder keinen Schulabschluss erreicht hätten, versetzt werden konnten oder einen Abschluss gemacht haben. Deswegen nutzen wir diese guten Erfahrungen aus anderen Ländern ebenfalls und geben auch unseren Schulen die Möglichkeit, diese umzusetzen. Wir werden auf jeden Fall unseren Beitrag dazu leisten.
Meine Damen und Herren, wir sind am Ende der Rednerliste zum Tagesordnungspunkt 8 angelangt, und Sie haben das Konzept der Landesregierung zur Kenntnis genommen.
Ausbildung für das Lehramt an beruflichen Schulen im Land Brandenburg (gemäß Beschluss des Landtages vom 23.11.2006 - Drs. 4/3665-B)
Jetzt rede ich aber zum letzten Mal für heute. - Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie haben der Landesregierung im
November 2006 den Auftrag erteilt, ein Konzept für die Ausbildung von Berufsschullehrkräften im Land Brandenburg vorzulegen. Diesem Auftrag kommt die Landesregierung mit dem nun vorliegenden Dokument nach.
Im Schulressourcenkonzept 2007 gibt es eine Lehrerbedarfsprognose für die beruflichen Schulen mit einem Einstellungsbedarf von durchschnittlich 43 Lehrkräften mit einer beruflichen Fachrichtung. Das Ihnen jetzt vorliegende Konzept zeigt Möglichkeiten auf, wie der zukünftige Bedarf an Lehrkräften an den beruflichen Schulen in unserem Land gedeckt werden kann. Deutlich wird dabei eines: Der Bedarf an Fachlehrkräften an beruflichen Schulen erfordert es, dass die bisherigen Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft und gegebenenfalls auch neue Wege bei der Qualifikation von Lehrkräften gegangen werden müssen.
Bisher erfolgt die Deckung des Fachlehrkräftebedarfs im Wesentlichen durch die Gewinnung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern, durch die Weiterbildung von Lehrkräften und die Ausbildung von sogenannten Seiteneinsteigern. Da es in Brandenburg kein grundständiges Studium für das Lehramt an beruflichen Schulen gibt, wurde im Jahr 1999 mit dem Land Berlin eine Vereinbarung zur Kooperation in der Lehrerausbildung geschlossen. Nach dieser Vereinbarung soll an den Berliner Universitäten eine jährliche Ausbildungskapazität für den Studiengang für das Lehramt an beruflichen Schulen im Umfang von 30 Plätzen speziell für Studierende aus dem Land Brandenburg bereitgestellt werden. Der Wissenschaftsrat hat diese Vereinbarung der beiden Länder in seiner Stellungnahme vom Januar 2000 ausdrücklich begrüßt. Seiner Auffassung nach könnten vorhandene Kapazitäten hierdurch optimal genutzt werden, und auch die Mobilität der Studierenden könne so gefördert werden.
So weit, meine Damen und Herren, die Theorie. Jetzt die Praxis: Leider haben im Zeitraum vom 01.01.2003 bis 31.12.2006 lediglich acht - ich wiederhole: acht! - junge Lehrkräfte, die an einer Berliner Universität studiert haben, ihre zweite Staatsprüfung für das Lehramt an beruflichen Schulen vor dem Brandenburger Landesprüfungsamt abgelegt. Das ist mehr als unbefriedigend; denn im selben Zeitraum - jetzt kommt die andere Zahl - haben insgesamt etwa 400 Studierende ihr Lehramtsstudium an einer Berliner Universität mit der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an beruflichen Schulen abgeschlossen.
Weiterhin ist festzustellen, dass die Studienkapazitäten für das Lehramt an beruflichen Schulen an Berliner Universitäten bei Weitem nicht ausgelastet sind. Angesichts dieser Tatsachen hat die Landesregierung beschlossen, die mit Berlin bestehende Vereinbarung zur Lehrerbildung hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu überprüfen, um perspektivisch die hier bestehenden Möglichkeiten besser ausschöpfen zu können.
Vor diesem Hintergrund zeigt das vorliegende Konzept Möglichkeiten für die Ausbildung von Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrern im grundständigen Studium in Brandenburg auf. Bei den skizzierten Überlegungen wird von einem Studienmodell ausgegangen, in dem Universitäten und auch Fachhochschulen in den Bachelorstudiengängen kooperieren. Dieses Modell - das halte ich für sehr wichtig und auch für sehr interessant - basiert auf der Kompetenz der Fachhochschulen in den beruflichen, insbesondere aber in den gewerblich-techni
schen Fachrichtungen. Sie können sicher nachvollziehen, dass es gerade hier gut gelingen kann, bereits bestehende Module der Fachhochschulstudiengänge ebenso zu nutzen wie die personellen Ressourcen für die fachwissenschaftliche Ausbildung der Lehramtsstudierenden in den beruflichen Fachrichtungen.
Aber selbst wenn wir dieses Modell realisieren, werden wir in einzelnen Fächern auch künftig auf Maßnahmen zur Bedarfsdeckung zurückgreifen müssen, die von der grundständigen Ausbildung der Lehrkräfte abweichen. Das gilt insbesondere für die beruflichen Fachrichtungen, in denen sich nur sehr kleine Fachbedarfe abzeichnen. Zu denken ist dabei vor allem an die Qualifizierung der bereits im Schuldienst befindlichen Lehrkräfte, etwa im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen. Relevant bleibt, wenn auch in geringem Maße, der Seiteneinstieg in den Lehrerberuf.
Ich möchte Sie an dieser Stelle noch auf eine Fragestellung hinweisen, die bei den weiteren Überlegungen und bei der Umsetzung des Konzepts unbedingt zu berücksichtigen ist. Was können wir über die Entwicklung attraktiver Studiengänge hinaus konkret tun, um jüngere Menschen insbesondere auch für das Lehramt an beruflichen Schulen zu begeistern? - Ich habe bei der Vorstellung des Schulressourcenkonzepts vor einigen Monaten schon darauf hingewiesen, dass wir aufgrund des hohen Durchschnittsalters in unseren Lehrerkollegien natürlich auch an den beruflichen Schulen kontinuierlich und ab Mitte des nächsten Jahrzehnts in erheblichem Maße jüngere Lehrkräfte einstellen werden. Ein Weg, diese Lehrkräfte zu gewinnen, ist ein attraktives grundständiges Studium auch im Lehramt für berufliche Schulen. Genauso wichtig aber ist es, die Rahmenbedingungen für den Beruf des Lehrers oder der Lehrerin im Land Brandenburg so attraktiv zu gestalten, dass die ausgebildeten Menschen anschließend auch an unseren Schulen arbeiten wollen.
Das vorgelegte Konzept ist deshalb ein Schritt auf diesem Weg, dem - dessen bin ich sicher, ich denke, da stimmen Sie mit mir überein, - natürlich weitere folgen müssen. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Das war es für heute.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der quantitative und qualitative Ausbau der beruflichen Erstausbildung gehört zu den wichtigsten Handlungsfeldern in Brandenburg, um eine Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels hinzubekommen. Dazu gehört ein ausreichendes und vor allen Dingen auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen wie an gut ausgebildeten Lehrkräften an beruflichen Schulen. Sowohl an Ausbildungsplätzen - das ist heute wieder deutlich geworden als auch an Lehrern mangelt es in Brandenburg seit Jahren. Deshalb war das Konzept dringend notwendig, um den Bedarf klar zu formulieren. In dieser Hinsicht ist das jetzt vorliegende Konzept zu begrüßen. Wir haben es auch zwei Jahre lang von Ihnen gefordert.
Herr Minister, es ist richtig, es war heute Ihr Tag - mit berechtigter Kritik. Damit Sie nicht so traurig nach Hause gehen, werde ich Sie jetzt ein wenig loben.
Im Unterschied zu manchen Konzepten aus Ihrem Haus enthält dieses Konzept eine gute, solide und präzise Analyse des Istzustandes. Sie macht einmal mehr deutlich, welch prekäre Situation wir haben.
haben wir natürlich in Bezug auf den von Ihnen ausgewiesenen Bedarf an Fachkräften. Sie haben von 43 gesprochen, die jedes Jahr benötigt werden, um eine ordnungsgemäße Stundenabsicherung zu gewährleisten. Nicht nur wir zweifeln diese Zahl an, sondern auch der Berufsverband der Lehrer an beruflichen Schulen. Dieser Eindruck ist nicht nur in diesem Konzept deutlich geworden. Wie ein roter Faden ist er auch schon beim Schulressourcenkonzept entstanden und taucht zum wiederholten Male auf. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Bedarf letztendlich nicht höher sein wird, sind die Angaben alarmierend und machen deutlich, dass wir dringend Lösungen brauchen.