fen, dass das alles nicht geht. Wir glauben, dass es geht. Wir wissen, dass es geht. Sie wollen es nicht! Herr Schneider würde sagen: Die rechte Zeit ist noch nicht gekommen. – Das werden Sie wahrscheinlich auch sagen.
Und dann erklären Sie mir bitte noch eines: Warum glauben Sie, dass die Aufstockung der Studienplätze im Grundschullehramt auf 600 irgendwie ausreicht? Kein Wort hat die Senatorin im Ausschuss dazu gesagt, wie man auf diese Zahl kommt. Es hat überhaupt keine Korrelation zum Bedarf. Wir brauchen doppelt so viele, und ich schaue mal ganz locker in die Richtung
und frage Sie – Sie haben schon die neuen Schülerzahlentwicklung –: Glauben Sie nicht, dass Sie Ihre Prognosen eher nach oben korrigieren müssen, als so weiterzumachen wie bisher, dass Sie Ihre Prognosen nach hinten – und „hinten“ heißt hier acht Jahre, und vorher kommen die mehr ausgebildeten Lehrkräfte gar nicht an – absinken lassen und dann behaupten, in acht Jahren brauchen wir vielleicht nur 600 Lehrkräfte?
Wir brauchen jedes Jahr mindestens 1 000 Grundschullehrkräfte. Da müssen Sie alle 600 durch das Studium, durch die zweite Lernphase bekommen, die Absolventen müssen alle in Berlin bleiben, und dann haben Sie immer noch eine riesige Deckungslücke. – Herr Oberg! Dann können Sie gerne gleich nach vorne kommen und mir erklären, wie Sie das alles hinkriegen möchten, dass Sie das alles schon getan haben, dass es deshalb keinen Grund mehr gibt, über die Grundschule zu diskutieren. Obwohl bei der letzten Einstellungsrunde nur noch ein Viertel aller eingestellten Lehrkräfte wirklich für die Grundschule ausgebildet waren, kommen Sie hier vor und sagen, alle Problem sind gelöst und der Antrag ist völlig überflüssig, da es in der Grundschule kein Problem gibt und die Vollwertigkeit voll realisiert ist und das auch schon bundesweit und weltweit kommuniziert worden ist. – Ich wäre ja froh!
Ansonsten biete ich weiterhin die Zusammenarbeit an, dass wir weiter dafür kämpfen. Sie wissen genau, es reicht nicht, was Sie tun! – Vielen Dank!
Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Zunächst gebührt mein Dank meinem Parlamentarischen Geschäftsführer, der mir gerade durch zwei Minuten zusätzlicher Redezeit den Raum geschaffen hat, die Fragen, die
Sie mir nicht zu stellen erlaubt haben, mir nun selber zu stellen und dann gleich für Sie zu beantworten.
Wir können über viele bildungspolitische Themen engagiert streiten, und wir können uns auch sehr viele Initiativen überlegen, wie wir mit der Berliner Schule ein bisschen was Neues anfangen. Aber ich glaube, es gibt drei Grundaufgaben, auf die es wirklich ankommt und die zu erledigen die Berlinerinnen und Berliner zuvörderst von uns erwarten.
Das ist kein Allgemeinplatz, sondern eine Grundfunktion. Herr Lux! Würden Sie mehr mit Eltern und Schülern reden, dann wüssten Sie, dass ich recht habe.
Drittens: Es muss genug Lehrer geben, die es schaffen, den Kindern Wissen und Kompetenzen zu vermitteln.
Wenn diese drei Grundfunktionen der Bildungspolitik nicht erfüllt sind – und bei Ihnen, Herr Lux, muss man den Eindruck haben, dass alle diese Grundfunktionen versagt haben –,
können wir uns den Rest tatsächlich sparen. Deswegen ist die Sicherung der Lehrerversorgung grundsätzlich, aber auch gerade ganz aktuell – da stimme ich Ihnen, Frau Remlinger, hundertprozentig zu – eine der zentralsten, wenn nicht gar die zentralste Aufgabe. Ich mag keine Superlative, aber an dieser Stelle könnte man darüber nachdenken.
Insbesondere im Grundschulbereich, aber nicht nur dort ist das eine besondere Herausforderung, was damit zusammenhängt, dass es dort bundesweit einen Fachkräftemangel gibt. Wir haben insgesamt einen deutlich größeren Bedarf, gemessen auch an den Entwicklungen in den letzten Jahren, und vor allem einen zu großen Bedarf, gemessen an dem, was an Fachkräften da ist.
Völlig richtig ist – da stimme ich Ihnen auch zu, und deswegen verstehe ich den Ton und Ihre Aufgeregtheit nicht –, dass in den Grundschulen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bildungsweg gelegt werden. Das wissen wir alle schon lange und handeln danach auch schon sehr lange. Fehlen die Voraussetzungen – Herr Lux, Sie können denken, was ich mir gerade denke –,
Er kann es sich nicht erklären. Das kann ich verstehen, dass er es sich nicht erklären kann. Das erklärt die Sache aber wiederum. –
[Heiterkeit bei der SPD – Björn Eggert (SPD): Da könnte Die Linke mal klatschen, denn das ist Dialektik!]
Wir begrüßen daher sehr, dass der Senat alle Reserven mobilisiert, um dafür zu sorgen, dass es an den Grundschulen genug Lehrerinnen und Lehrer gibt, und dass er tatsächlich nicht erst in den letzten Wochen, sondern auch schon in den letzten Jahren die Gewinnung von Grundschullehrern forciert hat.
Frau Remlinger! Es ist ja richtig, dass die Gedanken in dem Antrag nicht falsch sind. Dass Sie nicht falsch sind, können Sie daran erkennen, dass Sie sie teilweise aus der Wirklichkeit abgeschrieben haben. Die Zahl der Studienplätze wird erhöht. Das fordern Sie in Ihrem Antrag. Das ist erst unlängst passiert. Der Punkt ist erledigt.
Zweitens: Es wird bundesweit um Lehrerinnen und Lehrer geworben, und zwar konkret mit Berlin-Tagen und anderen Instrumenten, die sehr gut funktionieren. Ob das Ganze nur eine Imagekampagne ist – oder wie immer Sie es nennen –, ist völlig wurscht. Entscheidend ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer angesprochen und gewonnen werden.
Drittens: Ja, es werden auch zusätzliche Kräfte gewonnen, die bisher nicht im Bereich der Grundschule gearbeitet haben.
Österreich ist ein Land, das sicherlich Vor- und Nachteile hat. Die Außenpolitik Österreichs möchte ich zurzeit nicht machen, die Flüchtlingspolitik auch nicht, aber vielleicht gibt es dort den einen oder anderen Grundschullehrer, der dann lieber hier in einem anderen Umfeld arbeiten möchte. Dann sei er herzlich willkommen! Das ins Lächerliche zu ziehen, ist wenig verantwortungsbewusst, denn wir sind in einer besonderen Zeit und sollten deshalb auch die kreativen Lösungen eher nutzen als diffamieren.
Wenn Sie also sagen, dass alles, was getan wird, völlig unzureichend sei und dass diese 600 Studienplätze ein Skandal seien, dann sollten Sie einfach mal konstatieren: Alles das, was Sie in Ihrem Antrag in irgendeiner Weise vorschlagen, wird bereits heute so oder so ähnlich getan.
Das, was Sie darüber hinaus wünschen, lässt sich nur verdammt schlecht mit der Realität in Einklang bringen. Wenn Sie sagen, dass wir sofort die Bezahlung der Lehrerinnen und Lehrer, die nach dem neuen Lehrerbildungsgesetz eingestellt werden, verbessern sollen, und skandalisieren, dass es nicht passiert, aber im nächsten Atemzug sagen, dass Sie wissen, dass wir noch niemanden haben, der nach diesem neuen Gesetz zu Ende studiert hat, muss man fragen, was das soll. Wir werden zu dem Zeitpunkt, an dem wir diese Absolventen haben, diese Frage klären. Dass Politik in langen Linien funktioniert, können Sie daran erkennen, dass nicht ohne Grund dieser Punkt vor fast fünf Jahren in den Koalitionsvertrag gekommen ist und vor knapp drei Jahren im Lehrerbildungsgesetz verankert wurde. Selbstverständig resultiert daraus dann auch eine Anpassung der Bezahlung. Das ist aber wie alles in dem System etwas – und das mag einen ärgern –, was relativ zäh läuft und Schritt für Schritt geht. Das werden wir hier nicht ändern, nur weil Sie gerade aufgeregt sind.
Richtig ist, dass wir dafür kämpfen, die Lehrerinnen und Lehrer zu bekommen. Und richtig ist auch, dass wir die Grundschulen dabei nicht allein lassen, denn Quereinsteiger und Studienräte in Grundschulen können Lücken schließen, aber das ist auch mit einer besonderen Verantwortung verbunden. Wir müssen den Schulen helfen, dass diese Lehrerinnen und Lehrer ihren Aufgaben gerecht werden können. Natürlich gibt es Schulleitungen, die uns erzählen, welch großartige Bereicherung Quereinsteiger oder in den Grundschulen auch die Studienräte sind. Es gibt aber genauso auch Schulen, die davon berichten, welche Anstrengung es ist, diesen Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu geben, ihren Aufgaben gerecht zu werden. Ich würde mich freuen, wenn es uns gelingt, diese Schulen systematisch noch stärker zu unterstützen, damit das Personal, das sie bekommen, auch tatsächlich das Personal ist, das sie gebrauchen können. – Vielen Dank!
Jetzt machen wir es wie in der Schule. Jetzt ist wieder Ruhe. Alle hören zu. Die Lehrerin spricht – oder die Kollegin. – Bitte schön, Frau Kollegin!
Vielen Dank, Herr Präsident! – Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Berlin braucht noch 1 400 Lehrkräfte zum neuen Schuljahr. Der Großteil fehlt in den Grundschulen. Mit Currywurst statt Käse oder Flachland statt Alpen wird das wohl nicht zu schaffen sein. Aber immerhin
haben sich schon Dutzende österreichische Lehrkräfte gemeldet – laut Frau Stoffers. Also jede und jeder sei mir willkommen, gebraucht werden allerdings fast eineinhalb Tausend. 100 000 Euro soll die Werbekampagne in Österreich und den Niederlanden kosten, und ich bin gespannt, ob sich das auszahlen wird. Ich halte es da lieber mit dem Antrag der Grünen, den wir voll inhaltlich unterstützen.
Der Senat muss sich darum kümmern, dass über die Hochschulverträge geklärt wird, dass bedeutend mehr Lehrkräfte ausgebildet werden. Das wird hier gefordert, und ich erinnere mich noch gut, dass sowohl bei der ersten Lesung des Antrags wie auch in der Debatte danach immer noch argumentiert wurde: Na, das geht nicht, dafür brauchen wir mehr Geld im Landeshaushalt, und wir müssen die Hochschulautonomie beachten. – Nun plötzlich geht es doch. Also zeigen wir mal wieder: Opposition wirkt eben doch. – Vielen Dank auch den Grünen für den Antrag!
Ansonsten muss ich mich dem anschließen, dass alles, was hier gesagt wurde, natürlich generell für die neuen Lehrkräfte gilt, die wir in der Stadt brauchen. Denn die Kleinen kommen irgendwann in der Oberstufe an, und das heißt, wir sollten rechtzeitig anfangen, auch dafür wieder neue Lehrkräfte zu gewinnen. Das steht und fällt – und da gebe ich Frau Remlinger völlig recht – mit der Gerechtigkeit in den Lehrerzimmern.