Ein bisschen mehr Gründlichkeit wäre angebracht. – Es gibt noch Änderungsbedarf. Folgen Sie unseren Hinweisen! Wir freuen uns auf die Diskussion. – Vielen Dank!
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Es wird die Überweisung auch der drei Änderungsanträge der AfDFraktion an den Ausschuss für Kommunikationstechnologie und Datenschutz empfohlen. – Widerspruch dagegen höre ich nicht. Dann verfahren wir so.
In der Beratung beginnt die Fraktion der CDU, und hier hat der Abgeordnete Herr Standfuß das Wort. – Bitte!
Herzlichen Dank! – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Gäste! Es klingt eher paradox, aber in der Großstadt ist man manchmal schnell allein. Obwohl hier viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben, leiden viele unter Einsamkeit. Der Weg in dieselbe oder der Weg in die soziale Isolation ist schnell gegangen: Der Partner stirbt, oder eine Partnerschaft wurde beendet. Aufgrund von Krankheit oder Behinderung kann man nicht oder nur sehr eingeschränkt an der Gemeinschaft teilhaben. Manchmal ist es auch die Kündigung, die das soziale Umfeld verändert, oder aus unterschiedlichsten Gründen rutscht man ab in eine Suchterkrankung, die dann häufig auch zur Einsamkeit führt. Manchmal ist es der Wechsel des Wohnortes, vielleicht auch unfreiwillig, der einen vereinsamen lässt. Man verlässt das gewohnte Umfeld, verliert dadurch bisherige Freunde und Bekannte aus dem Blick und findet keinen neuen Anschluss. Oftmals sind es vielleicht auch viel weniger schwerwiegende Gründe, die zur Vereinsamung in der Großstadt führen.
Und anders als auf dem Land sorgt die hohe Bevölkerungszahl und -dichte in der Stadt für Anonymität. Die genießen wir manchmal, sie kann aber auch sehr bedrückend wirken und gerade bei den eben genannten Personengruppen schnell das Gefühl von Einsamkeit erzeugen. Dazu konnten Sie in der Vergangenheit zahlreiche Berichte und wissenschaftliche Erhebungen und Untersuchungen lesen.
Nun gibt es aber auch Vorzüge einer Großstadt. Vor allem dort gibt es nämlich zahlreiche Chancen, Einsamkeit wirksam zu bekämpfen. Eine davon sehen wir im Sport, der ein sehr vielversprechendes Werkzeug zur Förderung der Gemeinschaft ist. Wir wollen den Sport als Instrument gegen Vereinsamung noch mehr in den Fokus rücken.
Worauf kommt es dabei an? Ob Menschen Familien gründen, belastbare Freundschaften schließen, eine gute Nachbarschaft pflegen oder sich in Vereinen organisieren, ist eine sehr persönliche Entscheidung und geht niemanden etwas an. Wir wollen aber mit der aktiven
Mitgliederwerbung ein zusätzliches Angebot an die gerade genannten Menschen machen, sich zu beteiligen und in der Gemeinschaft ein stabiles soziales Umfeld für sich zu schaffen.
Es soll eine Werbekampagne durchgeführt werden, die Menschen für eine Vereinsmitgliedschaft begeistert. Sport ist gesund, fördert den Gemeinschaftssinn und prägt wichtige soziale Tugenden aus. Damit ist nicht nur der sportlich Aktive gemeint, sondern auch die oder der Ehrenamtliche. Entscheidend im Kontext des Antrags ist die Verdeutlichung des Potenzials des Sports als sozialer Kitt, von dem mit Recht so häufig geredet wird.
Sowohl die Vereine als auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können von der Kampagne profitieren – die Vereine übrigens, wie gerade erwähnt, nicht nur, was die Zahl ihrer aktiven Sportlerinnen und Sportler angeht, sondern auch, was die Anzahl ihrer ehrenamtlich Tätigen angeht, weil gerade dort, um die Ehrenamtlichen herum, viele neue Kontakte entstehen und damit vor allem diese Tätigkeit auch ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Einsamkeit ist.
Natürlich muss man nicht so tun, als wenn jeder Verein nur darauf warten würde, neue Mitglieder aufzunehmen. Es gibt auch zahlreiche Vereine mit Wartelisten, denen es in den allermeisten Fällen an einem ausreichenden Angebot von Sportflächen mangelt.
Mit Blick auf dieses Problem – die starke Unterversorgung der Bezirke mit gedeckten und ungedeckten Sportflächen – kommt es in erster Linie auf die Schaffung neuer Sportflächen an.
Für die Gewinnung neuer Vereinsmitglieder ist die Verfügbarkeit ausreichender Sportflächen eine entscheidende Rahmenbedingung. Genau das ist übrigens auch der Grund, warum wir an der Stelle immer wieder den Finger in die Wunde legen und predigen und predigen, spätestens seit den Haushaltszahlen,
dass es mehr Geld für Sportflächen in der wachsenden Stadt Berlin geben muss und mehr Sportflächen geschaffen werden müssen.
Daneben ist auch eine Optimierung der Auslastung dringend geboten. Wir müssen gucken, ob Schulräume etc. nachmittags bzw. abends auch dem Sport zur Verfügung stehen können, für den Winter temporär ungedeckte Sportflächen überdacht werden und, und, und – das kennen Sie alles aus unseren Anträgen. Eine ausreichende Anzahl von Sportflächen sowie eine adäquate Sportstät
Und jetzt zu den konkreten Abläufen. Nach unserer Auffassung müssen die Werbemaßnahmen für die Sportvereine bezirksbezogen sein. Wir wollen vor allem die regionalen Vereine für die Kampagne gewinnen. Mithilfe einer zentralen Onlineplattform sollen die lokalen Vereine ihr Angebot und die jeweiligen Ansprechpartner öffentlich darstellen. Alle Maßnahmen müssen vor dem Hintergrund eines niedrigschwelligen Zugangs initiiert werden und in enger Zusammenarbeit mit dem LSB und den Bezirkssportbünden stattfinden. Die Angebote sollen Personen aus jeder Altersklasse ansprechen, natürlich speziell die Menschen, die neu in der Stadt oder sozial isoliert sind. Aber auch kranke Menschen sowie Seniorinnen und Senioren und Alleinerziehende stellen eine wichtige Zielgruppe dar.
Zusammengefasst wollen wir mit diesem Antrag das Bewusstsein für die Vereinsamung im urbanen Raum schärfen. Das Thema Einsamkeit braucht Aufmerksamkeit und muss stärker in den öffentlichen Diskurs gebracht werden. Sport eignet sich wie kaum ein anderer gesellschaftlicher Bereich, um soziale Kontakte zu knüpfen und gemeinschaftliche Erlebnisse zu ermöglichen. Hier darf der Senat die Vereine und den Landessportbund nicht allein lassen, sondern muss diese Angebote aktiv unterstützen. Noch mal unser Appell: Lieber gemeinsam statt einsam! Der Sport und vor allem die Sportvereine haben das Zeug dazu. – Herzlichen Dank!
Ich bitte Sie, die Querrufe zu unterlassen und den Geräuschpegel zu reduzieren. – Herr Buchner, Sie haben jetzt für die Fraktion der SPD das Wort!
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Standfuß! Ein Satz aus Ihrem Antrag gefällt mir richtig gut. Leider steht der in der Begründung, dort aber immerhin ganz vorn. Ich zitiere mal:
Sport ist nicht nur gesund, sondern schafft auch Gemeinschaft. Vereine bilden neben dem Arbeitsplatz die beste Gelegenheit, neue Menschen kennenzulernen. Sport ist sehr gesellig und ein hervorragendes Mittel, der Vereinsamung in der Großstadt entgegenzuwirken.
Chapeau! Wer könnte diesen Satz nicht unterschreiben? Die Sportvereine sind vielleicht das wichtigste Bindeglied, der Kitt für diese Gesellschaft. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb wir sie so stark unterstützen und in den letzten Jahren, zunächst unter der rot-schwarzen Regierung, jetzt unter Rot-Rot-Grün die Mittel für die Förderung des Breitensports deutlich erhöht haben.
Ein Grund für diese Erhöhung ist dabei gewesen, dass die Zahl der im Verein organisierten Sportlerinnen und Sportler in den vergangenen Jahren nicht etwa, wie der Antrag vielleicht glauben lässt, sinken würde, sondern dass er massiv gestiegen ist, inzwischen auf rund 670 000 in Vereinen organisierte Sportlerinnen und Sportler. Demnächst werden wir voraussichtlich die Marke von 700 000 Menschen knacken. Daraus ergibt sich, das haben Sie richtig angesprochen, auch die größte Herausforderung im Bereich der Sportpolitik der nächsten Jahre. Wir müssen bauen, bauen, bauen. Das gilt bei der Sanierung unserer Sportanlagen, das gilt für die neuen Sporthallen, die an den Schulen entstehen, und es gilt auch für neue Sportplätze in der wachsenden Stadt. Das nämlich, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist die ureigene Aufgabe im Bereich des Sports für das Land Berlin und seine Bezirke, und das unterscheidet es eben von der Mitgliederwerbung von Sportvereinen.
Denn alles andere an dem Antrag, vor allem dem Antragstext, finde ich nicht so besonders gelungen. Ich habe gar nichts dagegen, dass die Vereine Mitglieder gewinnen und sogar Werbekampagnen organisieren. Aber ich finde es komisch, dass die Politik dem Sport Vorschriften machen möchte, dass er nun Werbekampagnen durchführen soll. Ich habe überhaupt bei vielen Sportanträgen der CDU in den letzten Monaten den Eindruck, dass sich da ein neuer, sehr sozialistischer Ansatz eines staatlich organisierten Sports findet.
Ich habe das hier am Mikrofon schon öfter gesagt: Ich glaube daran, dass der Sport autonom ist, und ich glaube daran, dass er sich sehr gut selbst verwalten kann, ohne ständig Vorschriften aus dem Bereich der Politik zu bekommen.
Ich will zum Antrag, zu den vier Absätzen aber ein bisschen was sagen. – Zu dem ersten Absatz: Erst mit diesem neuen rot-rot-grünen Haushalt gibt es überhaupt die Möglichkeit für die Bezirkssportbünde, feste Stellen einzurichten. Und die sind eine Grundlage dafür, dass man die Vereine vor Ort eben auch bei der Mitgliederwerbung unterstützen kann. Vonseiten des Landessportbunds gibt es natürlich schon heute eine breite Unterstützung für Vereine, auch in der Frage, wie sie neue Mitglieder gewinnen können, wenn sie das möchten. Zuständig ist Frau Heukäufer, die das sehr kompetent auch im Zusammenspiel mit den Vereinen seit vielen Jahren macht. Die
Zum zweiten Absatz des Antrags: nicht aktive Sportlerinnen und Sportler für die Vereinsmitgliedschaft begeistern. Immerhin soll das bezirksbezogen erfolgen. Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU! Wenn ich im Moment Sportvereine besuche, dann erzählen die mir nicht etwa, dass sie im Moment zu wenig Anfragen haben, Sporttreibende zu finden, sondern dass sie viele Menschen gerade wegschicken müssen, wenn es darum geht, Vereinsmitglied zu werden und Sport treiben zu wollen. Insoweit dreht sich das Ganze wieder. Denn erst wenn wir neue Sportanlagen gebaut haben, mehr Sporthallen und -plätze zur Verfügung stehen, können wir wieder dazu kommen, Mitglieder aufzunehmen. Das bestätigt noch mal die Aussage, dass wir uns hier auf unser Kerngeschäft konzentrieren sollten.
Absatz 3: eine zentrale Online-Plattform, wo man sich einen Sportverein nach Sportarten und Bezirken suchen kann und auch die entsprechenden Ansprechpartner findet. Diese Idee gefällt mir tatsächlich ganz ausgezeichnet. Sie gefällt mir nur leider so gut, dass sie schon lange verwirklicht ist. Herr Kollege Standfuß, ich habe gestern mal geschaut. Das gibt es auf den Internetseiten des LSB. Da findet man z. B., wenn wir auch mal richtigen Sport machen wollen, zwei Vereine zum Darten; man findet zwei Vereine zum Thema Sportkegeln. Man findet aber auch bis zu 149 Vereine in Berlin, wo man Fußball spielen kann, nach Bezirken sortiert und mit den jeweiligen Ansprechpartnern, schon heute alles, was das Herz begehrt, und zwar ohne dass der Senat oder das Abgeordnetenhaus eingegriffen hätte, sondern einfach, weil der LSB es mal gemacht hat.
Absatz 4 sind dann noch mal ein paar Allgemeinplätze. In der Begründung kommt die CDU dann noch auf die innovative Idee, dass man ja mal bei Krankenkassen nachfragen könnte, weil die ja vielleicht interessiert sein müssten, den gesunden Sport zu unterstützen. Das ist so unglaublich innovativ, dass es schon seit Jahrzehnten gemacht wird. Bei vielen Vereinen und Verbänden sind die Krankenkassen etablierte Partner. Und bei dem wichtigsten Projekt, das wir im Moment im Zusammenspiel von Senat und Landessportbund haben, was auch dazu dient, Kinder für den Vereinssport zu begeistern, das heißt „Berlin hat Talent“, ist eine besonders große Krankenkasse mit an Bord, in diesem Fall die AOK.
Ich fasse also kurz zusammen: Vereine, die es möchten, haben schon heute mit Unterstützung des LSB die Möglichkeit, Mitgliederwerbung aufzulegen. Die Lebenswirklichkeit im Moment ist eine andere. Viele Vereine können sich vor Mitgliedsanträgen kaum retten. Wir sind im Land und in den Bezirken aufgefordert, mehr und schneller Sportflächen zu schaffen. Die von Ihnen geforderten Projekte wie die Vereinsdatenbank oder die Zusam
menarbeit mit Krankenkassen sind seit Langem umgesetzt. Von daher lassen Sie uns im Ausschuss noch mal darüber reden. Ich fürchte aber, an dem Antrag ist nicht so wahnsinnig viel zu retten, selbst wenn das Anliegen, das wir natürlich wollen, dass viele Menschen Vereinssport machen, stimmt. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!