Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Grundsätzlich, ich glaube, da sind wir uns einig, nicht nur in der Ausschussberatung, sondern auch hier, eine richtige Initiative! Ich darf aber auch mal anmerken, dass wir eine, glaube ich, von uns allen geschätzte Kollegin auch als Staatssekretärin haben, die natürlich auch dieses Thema, nicht nur, aber auch, in Berlin vorantreiben sollte. Ich glaube, zur Ehrlichkeit gehört dann schon, dass wir seitens Politik und Verwaltung nicht so aufgestellt sind, dass das Thema, ich sage mal, sehr gut läuft, sondern wir hier gemeinsam vorschlagen, dass es ein Kompetenzzentrum dafür geben soll, so etwas aufzubauen. – Erste Bemerkung!
Zweitens: Dass wir in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen alles Mögliche machen, ist heute am Rande schon Thema gewesen, aber gerade dieses Thema, wenn man denn ernsthaft, was ich bei Frau Lompscher bezweifle, Bauen und Neubau vorantreiben möchte, dass man sich dann auch der Frage von Digitalisierung, digitalem Planen und Bauen und schnelleren Prozessen, übrigens auch mit denen, die das am Ende machen müssen, dürfen, sollen, nämlich denjenigen, die bauen, widmet, das gehört dann auch zur Wahrheit, dass das natürlich eigentlich in die Senatsverwaltung gehört und ein Kompetenzzentrum da angesiedelt sein sollte.
Insofern stimmen wir auf jeden Fall dem Vorhaben zu. Das ist eine gute Initiative, auch wenn vieles andere mit Sicherheit dazugehört. Vieles ist schon gesagt worden,
wie es in anderen Kommunen, anderen Bundesländern und außerhalb Deutschlands läuft. Ich bin mir da nicht ganz so sicher, ob das für den – in Anführungszeichen – Rest der Legislaturperiode hier noch Fahrt aufnimmt, vor allem, wenn man, wie gesagt, gar nicht schneller und mehr bauen möchte. Insofern kann man nur hoffen, dass es möglicherweise eine Initialzündung ist, dass das eine oder andere schneller und besser passiert. – Vielen Dank!
Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, auch auf den Zuschauerrängen! Wir reden heute zum Antrag „Kompetenz zum digitalen Planen und Bauen schaffen“, und ich erinnere mich bei diesem Antrag sehr gerne an die Wochenenden, die ich früher mit meinem Papa verbrachte, wenn wir im digitalen Aufmaß dort also Gebäude aufmaßen. Ich möchte die Zeit jetzt kurz nutzen und ihn herzlich grüßen.
Die FDP-Fraktion – man hat ja selten die Gelegenheit, Herr Förster grüßt immer seine Oma, ich dachte, ich grüße jetzt mal meinen Vater –
hat einen Antrag gestellt, in dem gefordert wird, die Anwendung von Building-Information-Modeling, kurz BIM, bei Aus- und Weiterbau und auch beim Neubau voranzubringen. Das finden wir gut. Building-InformationModeling findet nicht nur im Neubau sinnvoll Anwendung, sondern kann auch für die zahlreichen in Berlin vorhandenen Baudenkmale zum Zuge kommen. Gerade für Großbauten aus den Siebzigerjahren, damals futuristische Formen, heute sogenannte schlafende Riesen, die heute in der Sanierung eine Herausforderung darstellen und für andere Zwecke umgenutzt werden müssen, ist Building-Information-Modeling die Lösung, denn Building-Information-Modeling ist eine digitale, virtuelle Darstellung der physikalischen und funktionalen Beschaffenheit und Eigenschaften eines Gebäudes und bietet eine zuverlässige Grundlage für Entscheidungsfindungen und Arbeitsprozesse während des gesamten Lebenszyklus von der Planung über Bau, Betrieb, Erneuerung bis zum Rückbau.
Wir wenden das Building-Information-Modeling bereits oft an. Zum Beispiel kommt es jetzt beim ICC zur Anwendung. Hier, zur Erinnerung, handelt es sich um eines
der bedeutendsten Bauwerke der deutschen Nachkriegszeit, das viel Geld gekostet hat, im teuren West-Berliner Baustil und heute als technisch verschlissen gilt. Hier hilft nun das Building-Information-Modeling, um in die hinterste Ecke vorzudringen und die neuen Steckdosen an den richtigen Stellen platzieren zu können, wohl gemerkt, für mehr als 200 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Dieses Beispiel ist nur eine plastische Verdeutlichung der Möglichkeiten von BIM.
BIM kann aber auch noch viel mehr. Ein weiteres Siebzigerjahre-Großprojekt aus Westberliner Zeiten ist aktuell wieder in den Schlagzeilen, der sogenannte Mäusebunker. Die zentralen Tierlaboratorien der FU wurden für 183 Millionen Mark errichtet. So viel waren West-Berlin die Tierversuche damals baulich wert. Aktuell wird kontrovers diskutiert, ob der Denkmalschutz für das skurrile Bauwerk in brutalistischer Bauweise kommen wird. Wir hoffen sehr, dass das passiert. Experten vom Deutschen Architekturmuseum bemühen sich sehr, und es wird darum gerungen. Fest steht, der Bau muss zunächst von Schadstoffen befreit werden, und ein Sanierungskonzept muss her, aber auch da kann Building-InformationModeling helfen.
Die Schließung von Stoffkreisläufen im Bausektor scheitert ja meist an Bauprodukten, die sich nicht oder nur mit großem Aufwand recyceln lassen. Dies liegt neben den fehlenden Informationen zum Verbleib der jeweiligen Produkte am Ende der Nutzungszeit eines Bauwerks auch an der Vielfalt der im Hochbau eingesetzten Bauprodukte. Das führt zu einer immer größer werdenden Heterogenität von Bauabfällen. Auch hier kann die Inventarisierung über Building-Information-Modeling helfen. In Rück- und Umbaumaßnahmen können künftig die analysierten Daten zur Beurteilung der vorhandenen Stoffe mit den Gebäudedatenmodellen abgeglichen werden.
Zum Schluss ein guter Tipp: Schauen Sie mal beim Futurium vorbei. Da gibt es aktuell eine schöne Ausstellung über Zukunftstechnologien zum Bauen, hier auch vor allem 3-D-Drucker. Auch in Berlin wird ja immer viel über Smart City geredet. Einerseits geht es dann immer um die Frage, wie wir irgendwie technologischen Schnickschnack in der Stadt verbaut bekommen. Ich werbe dafür, dass wir zukünftig noch mehr über digitalen Neubau und auch möglicherweise über ein 3-D-NeubauLab für Berlin sprechen. Das könnte in öffentlicher Hand geschaffen werden für vielfältige und kreative Neubauten auf der Grundlage von 3-D-Druckern. Insofern: Wir haben viel zu tun. Packen wir´s an! – Vielen Dank!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn wir uns Bauprojekte in Berlin ansehen, dann stellen wir eines fest: Oft sind sie auch Jahre nach der Fertigstellung immer noch im Rohbau zu bewundern. Eine Modernisierung unserer Art zu bauen und zu planen ist allein schon deswegen dringend geboten. Die Bauwerksdatenmodellierung oder Building Information Modeling – BIM – stellt einen wichtigen Schritt in Richtung moderner digitalisierter Bauverfahren dar. Mit eingeschlossen ist auch die Bewirtschaftung der fertiggestellten Gebäude. Dieses ganzheitliche System bietet, richtig angewendet, eine erhöhte Planungs- und Baueffizienz. Sie ist insgesamt zu begrüßen und zu unterstützen.
Dennoch gibt es ernste Probleme, die auch das beste Bauvorhaben nicht über die Theorie hinauswachsen lassen. Handfeste Inkompetenzen, gekoppelt mit ideologischem Starrsinn, sind gerade in unserem Nachbarland Brandenburg parallel zum Geldverbrenner BER zu bestaunen. Die dort regierenden Genossen verstehen so viel vom Planen und Bauen wie die hiesigen, nämlich gar nichts. Obwohl die Nutzung des BIM-Verfahrens grundsätzlich begrüßenswert ist, kann es in den Händen von rot-rot-grünen Fortschrittsbremsen niemals zur effektiven Anwendung kommen.
Während die Genossen weiter ihrem Credo „Ruinen schaffen ohne Waffen“ nacheifern, scheitert auch die beste digitalisierte Planungsmethode an der Starrsinnigkeit unserer selbsterklärten Umweltschützer, an ewiggestrigen Kiezbewohnern und nicht zuletzt an fehlender Sachkompetenz unserer Entscheidungsträger. Wie man in Brandenburg selbst ein milliardenschweres Unternehmen wie Tesla mit seinen gigantischen Rechts- und Planungsabteilungen – – Wie ein solches Unternehmen nicht mit der Waldameise als Bauverhinderungsgrund gerechnet hat, ja, welches Unternehmen sollte es sich überhaupt noch in den Kopf setzen, in Berlin auch nur einen Geräteschuppen zu errichten?
Es fehlen hier in Berlin nach der Mietpreisdeckelung nicht nur Milliardeninvestitionen für die Instandhaltung und die Sanierung von Wohngebäuden. Es ist vonseiten der Baufirmen auch keine Planungssicherheit mehr gewährleistet, wodurch der Neubau von Wohnfläche fast gänzlich ausbleiben dürfte. Wo weder geplant noch gebaut wird, ist auch keine Organisationsstruktur für die entsprechenden Bereiche notwendig, zumindest so lange nicht, bis ein angemessenes Fundament gegossen wurde. Das bedeutet, dass Vernunft einkehren muss in die Köpfe der Entscheidungsträger. Bis zum Ende der Legislaturperiode ist damit allerdings kaum zu rechnen.
Wir sehen den Antrag in dem Sinne als positiven Anreiz, nicht nur die Art des Bauens und Planens anzufassen,
sondern auch die Art des Denkens. Die kognitiven Missstände der grünen Sozialisten sind und bleiben die allergrößte Baustelle in dieser Stadt. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man sich zurückversetzt in unseren Untersuchungsausschuss, den ersten zum BER, da haben wir uns solche Geschichten erzählen lassen wie, dass da ein Klempner gekommen ist, ein Waschbecken anschrauben wollte, und beim Bohren hat es geblitzt, weil er auf eine Elektroleitung getroffen ist. So was ist passiert, weil es keine konsistenten Planungen gab, weil die unterschiedlichen Handwerker unterschiedliche Ausgaben von Zeichnungen hatten. Und so was wollen wir nicht mehr haben. Wir wollen konsistente Planung, wir wollen das digital. Und das ist Thema dieser Drucksache und der Runde hier.
Building Information Modeling ist schon gesagt worden, ein englisches Wort, abgekürzt BIM. Also 3-D-Modelle von allen Gebäuden, wo Sie sehen können, was wo langläuft, welche Leitungen, welche Stahlträger, welche Holzwände, welche Fenster; und das alles auch noch, wenn das Gebäude vielleicht schon viele Jahre steht. Solche Daten muss man aufheben und pflegen, und vielleicht sogar, wenn Sie das Gebäude irgendwann abreißen oder abtragen sollten, auch dann müssen Sie diese Informationen haben.
Ich sage mal ein anderes Beispiel. Wir haben heute ungefähr 100 000 Wohnungen in Berlin mit Asbestverdacht. Wenn wir zu allen diesen Gebäuden ordentliche Unterlagen hätten, digital, da würde vielleicht sogar Papier reichen, mit ordentlichen Stücklisten, mit Materiallisten, dann würde man das erkennen und wir hätten nicht die Situation, dass unsere Landeswohnungsunternehmen die Mieterinnen und Mieter im Unklaren ließen; worüber? Nämlich darüber: Ist in meiner Wohnung Asbest, wie gefährlich ist das, und wie kriege ich den raus? – Solche Informationen sind wichtig, und deshalb wollen wir digitale Planung, konsistente Planung, und die muss in allen Bezirken und Landesunternehmen eingeführt werden, und das möglichst bald.
Wir sind da noch relativ am Anfang in Berlin. Es gibt zarte Pflänzchen, die berlinovo ist hier schon erwähnt worden mit ihrem Modellprojekt, das in der Storkower Straße gelegene Studentenwohnheim. Auch die HOWOGE hat BIM-Projekte schon angeschoben. Das sind zarte Pflänzchen. Und wir wollen, dass das konzertiert eingeführt wird.
Wir haben ja bei einem ganz anderen Fall, ich sage mal Stichwort Kammergericht, gerade gelernt, was es heißt, wenn einzelne Institutionen der Auffassung sind, sie könnten ihre IT alleine betreiben. – Nein, das ist nicht richtig! IT und die Vorteile daraus realisieren sich, wenn man konzertiert arbeitet, wenn die gleichen Systeme verwendet werden und wenn man konsistente Daten hat. Und das ist unser Ziel. Das wollen wir für Berlin erreichen. Eine große Aufgabe, aber wir gehen das an.
Die Bundesregierung arbeitet auch daran. Das bestärkt uns darin, dass das ein richtiger Weg sein kann. Es ist gerade ein Kompetenzzentrum der Bundesregierung für BIM gegründet worden.
Wir erhoffen uns Synergieeffekte. Na klar arbeiten wir mit denen zusammen. Welche Datenmodelle gibt es? Welche Programme nutzt man sinnvollerweise? Welche Datenformate nutzt man sinnvollerweise? – All das lohnt sich zu diskutieren und lohnt sich auch zu vereinheitlichen. Das wollen wir. Und da müssen alle, nicht nur die Landesunternehmen, sondern eben auch die Baudienststellen, die Bezirksämter und die Senatsverwaltungen ran. Die haben das im Vorfeld natürlich mit der Senatsverwaltung besprochen, mit Frau Lompscher, mit Frau Lüscher. Die sind sehr optimistisch, dass die das hinbekommen. Das muss langsam anfangen. Aber wir sehen, dass es wächst.
Und – das ist hier schon erwähnt worden von der Kollegin Gennburg – wir haben auch Modellprojekte ausgemacht. Sie erinnern sich, wir haben im Haushaltsbeschluss für 2020 und 2021 vorgesehen, dass man für das ICC Geld bereitstellt, um da – das ist ein Altbau, ein Sanierungsobjekt – ein Datenmodell aufzunehmen, um das zu untersuchen und um die weiteren Umbauten, Planungen und was da alles vorstellbar ist dann tatsächlich digital zu begleiten. Und das ist ein gutes Projekt.
Aber man muss nicht nur an solchen großen arbeiten. Das ist für jedes Schulgebäude, für jedes Rathaus, was saniert wird, für jedes Wohngebäude, was errichtet wird, die Methode der Zukunft. Und da wollen wir hin.
Letztes Stichwort: Holzbau. Die Holzbauunternehmen und die Planung im Holzbau sind da schon besonders weit fortgeschritten, denn da geht es um industrielle Vorfertigung, und da geht es darum, dass man modular baut.
All das lässt sich digital besonders gut planen. Auch da haben wir erste Erfahrungen. Denken Sie an die Schulgebäude. Also, wir sind da auf einem guten Weg. Wir hoffen, dass das ein Startschuss ist, der hier von heute ausgeht. Berlin plant konsistent, plant digital, plant rationell. Und wir wollen Gebäude errichten, wo alles funktioniert. – Danke schön!
[Beifall bei den GRÜNEN – Vereinzelter Beifall bei der SPD und der LINKEN – Beifall von Mario Czaja (CDU) und Christian Gräff (CDU)]
Vielen Dank! – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Zu dem Antrag auf Drucksache 18/1702 empfiehlt der Fachausschuss einstimmig mit allen Fraktionen die Annahme in geänderter Fassung. Wer den Antrag gemäß der Beschlussempfehlung auf Drucksache 18/2417 in geänderter Fassung annehmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind die Koalitionsfraktionen, die CDU-Fraktion, die FDP-Fraktion, die AfD-Fraktion und die beiden fraktionslosen Abgeordneten. Damit ist der Antrag in geänderter Fassung angenommen.