Sie bekommen eine solche Entwicklung nicht hin, indem Sie immer nur verkünden: „Das muss morgen stehen“,
sondern auch dafür brauchen Sie Zeit. Sie brauchen Zeit, um die Mittel bereitzustellen. Sie brauchen Zeit, um im Haushalt Voraussetzungen zu schaffen, die notwendig sind, um ein Ganztagsschulangebot seriös unterfüttern zu können, und Sie brauchen Zeit, um die Partner mit auf den Weg zu nehmen, die zu einer Ganztagsschule gehören. Ganztagsschule ist eingebettet in die Gemeinde. Ganztagsschule braucht ein Umfeld und muss sich dieses Umfeld erschließen.
Das ist für uns keine neue Erkenntnis. Wir waren mit dem Schulausschuss vor acht Jahren in den Niederlanden und haben genau dies dort gesehen.
Wir haben dort die Erkenntnis gewonnen, dass eine Schule umso besser funktioniert, je mehr sie ihr Umfeld für sich erschließt und je mehr sie ihr pädagogisches Angebot auch mit ehrenamtlichen Angeboten anreichern kann.
Der Ministerpräsident hat das mit dem Konzept der Jugendbegleiter angekündigt. Ich will Ihnen sagen, dass die ersten Gespräche mit den Vertretern von Ehrenamtlichen, mit den Verbandsspitzen aus Sport, Musik, dem Umweltbereich, dem karitativen Bereich und auch aus den Kirchen ergeben haben, dass dort ein großes Interesse besteht, solche schulischen Angebote anzureichern. Daran arbeiten wir jetzt kontinuierlich.
Ich glaube, dass das, was Sie den Leuten hier vormachen wollen, einfach in sich zusammenfällt, wenn Sie die Realität der Entwicklung der letzten Jahre
Aber „flächendeckend“ heißt für mich: Nicht jede Schule wird eine Ganztagsschule, aber jedes Kind soll die Chance
haben, eine Ganztagsschule zu erreichen. Darüber herrscht hier übrigens offensichtlich große Übereinstimmung. Das bedarf keines Streits mehr.
Wir werden in den nächsten Jahren in der Situation sein, dass durch rückläufige Schülerzahlen Lehrerstellen frei werden. Ich will deutlich sagen: Ein Ganztagsschulkonzept braucht zusätzliche Lehrerstellen. Diese müssen wir aus genau dieser Quelle schöpfen. Sie können nicht dem Haushalt anheim fallen, sondern müssen zu einem nennenswerten Teil in schulische Angebote einer Ganztagsschule eingehen, die dann um ein ehrenamtliches Angebot ergänzt werden können.
Das pädagogische Konzept einer Ganztagsschule kann nicht mehr vom Gleichen sein, sondern muss ein anderes sein. Ich glaube, dass wir sehr ernsthaft mit den Schulen und den Schulträgern über eine andere Rhythmisierung des Schultags in der Ganztagsschule reden müssen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Sehr gut! – Abg. Zeller SPD: Eine späte Erkenntnis!)
Wir haben Erkenntnisse darüber, dass Kinder am frühen Morgen noch nicht so gut lernen können. Warum machen wir nicht einen späteren Schulbeginn
und eine vorauslaufende fakultative Betreuung? Warum machen wir nicht andere Lernabschnitte, längere Pausen mit Bewegungsangeboten und dann noch eine ehrenamtliche Ergänzung? Das alles sind Konzepte, an denen wir zielstrebig arbeiten werden.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Carla Bregenzer SPD: Bis im Jahr 2020 oder 2050? – Glocke des Präsidenten)
Herr Minister, ich möchte Sie fragen: Können Sie uns sagen, ob die Ansicht des Abgeordnetenkollegen Müller, dass die Ganztagsschule den Familien die Kinder wegnimmt, in der CDU-Fraktion weit verbreitet ist?
(Abg. Herrmann CDU: Sie haben wieder nicht zu- gehört, Herr Schmiedel! – Abg. Teßmer SPD: Das hat er gestern gesagt! – Gegenruf des Abg. Mappus CDU: Nein, das hat er nicht gesagt! – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das hat er doch nicht gesagt! – Weitere lebhafte Zurufe von der CDU und Gegen- rufe von der SPD)
Herr Kollege Schmiedel und liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie springen auf Reizworte an und versäumen es dann, im Ganzen zuzuhören. Das ist Ihr Problem.
(Beifall und Heiterkeit bei der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Kleinmann FDP/DVP: Richtig! – Wi- derspruch bei der SPD – Abg. Zeller SPD: Ausre- den, aber keine Erklärung! – Unruhe bei der SPD)
Der Kollege Müller hat hier ein ganz anderes Anliegen vorgetragen, das ich Ihnen gerne noch einmal deutlich machen will,
So, wie ich für die Öffnung von Schulen in ihr Schulumfeld hinein plädiert habe, so vertrete ich ganz entschieden den Standpunkt, dass Eltern in der Erziehung und damit auch in der Kooperation mit der Schule eine ganz wichtige, eine unerlässliche und unersetzbare Rolle spielen.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Mappus CDU: Sehr gut! – Abg. Carla Bregenzer SPD: Ja, wer will denn das nicht? – Abg. Teßmer SPD: Seltsame Ausrede! – Zuruf : Das hat aber der Kollege Müller nicht gesagt!)
Wenn sich Elternhäuser aus der Erziehung ihrer Kinder verabschieden, kann das durch die beste Schule der Welt nicht ersetzt werden.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Boris Palmer GRÜNE: Besser Schule als gar nichts! – Zuruf der Abg. Renate Rastätter GRÜNE)