In Frankreich haben die Kinder viermal in der Woche bis nachmittags um 4 Uhr Unterricht. Dann fahren sie nach Hause, und dann machen sie Hausaufgaben. Das geht häufig bis 8 oder halb 9 Uhr abends.
(Abg. Zeller SPD: Das ist doch unglaublich! – Abg. Gaßmann SPD: Wer hat Ihnen die Rede ge- schrieben? – Abg. Carla Bregenzer SPD: Die ma- chen ihre Hausaufgaben in der Schule!)
Schließlich nutzen Sie jede Gelegenheit, um wieder bei der Einheitsschule zu landen. Dazu möchte ich Ihnen nur ein kurzes Zitat bringen:
... Dass die deutsche Gesamtschule mit ihren Leistungsergebnissen und mit ihrem gescheiterten Versuch,
(Abg. Drexler SPD: Gesamtschule! – Abg. Zeller SPD: Sie haben ein verbohrtes Bild! Das ist un- glaublich! – Abg. Carla Bregenzer SPD: Wir reden doch gar nicht von der Gesamtschule!)
den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Kompetenz zu verringern, nicht gerade ein attraktives Gegenmodell zum gegliederten Schulsystem ist, wird verschwiegen, eine Analyse ihrer Schwächen geradezu verweigert.
Das stammt nicht von einem CDU-verdächtigen Menschen, sondern das ist von Gabriele Behler, SPD, ehemalige Kultusministerin von Nordrhein-Westfalen.
(Beifall bei der CDU – Abg. Drexler SPD: Aber wir wollen die Gesamtschule doch gar nicht! – Un- ruhe)
Einen Satz möchte ich zum Abschluss noch sagen. Herr Kretschmann, ich finde es unglaublich, was Sie in Ihrer Begründung schreiben. Sie schreiben da, eine 45-StundenWoche für Zehn- bis Zwölfjährige mit Angst und Stress im Gymnasium
sei genau das Gegenteil dessen, was Sie wollten. Das ist eine Ohrfeige in das Gesicht eines jeden Lehrers in unserem Lande.
Das ist eine Unglaublichkeit, die Sie verbreiten. Daran krankt unser Land. Sie machen die Schule hier schlecht von A bis Z.
Damit kann keine Erziehung gedeihen. Sie sollten einmal darüber reden, was in unseren Schulen alles passiert und was da Positives geleistet wird.
(Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU – Bei- fall bei der FDP/DVP – Zurufe von der CDU, u. a.: Völlig richtig! – Abg. Drexler SPD: Thema ver- fehlt!)
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Jetzt holen wir alles einmal ein bisschen weiter herunter und bleiben bei der Sache.
Die generelle Einführung des achtjährigen allgemein bildenden Gymnasiums war und bleibt – ich glaube, das ist hier in diesem Hause unbestritten – ein richtiger und notwendiger Schritt, zunächst einmal deshalb, weil wir mit Lern- und Lebenszeiten verantwortlich umgehen müssen, und zum Zweiten, weil wir wissen, die Halbwertszeit von Bildungsinhalten hat sich verkürzt. Es kommt heute darauf an, mehr auf Fort- und Weiterbildung zu setzen und nicht nur auf die Erstausbildungszeit.
Die FDP war lange ein Vorkämpfer für die Einführung des G 8. Ich kann mich noch gut an die Widerstände, die sich in anderen Reihen gebildet haben, erinnern. In den Anträgen von SPD und Grünen glimmt dieser Widerstand sozusagen noch einmal auf, indem auf eigene negative Prognosen Bezug genommen wird, die bei der Einführung des G 8 von Ihnen selbst und von anderen gemacht wurden.
Es liegt natürlich in der Natur der Sache, dass tatsächlich auftretende Probleme dazu genutzt werden – ich sage bewusst: tatsächlich auftretende Probleme –, die auf andere Lösungen zielenden eigenen Vorstellungen noch einmal ins Spiel zu bringen.
Es gibt, meine Damen und Herren, liebe Freunde, Probleme. Das konnte bei einem solchen Unternehmen – Frau Vossschulte hat darauf hingewiesen – im Grunde nicht anders erwartet werden, und es ist ernst zu nehmen. Lehrer und Schulleiter sagen mir, in Klasse 6 habe es bei schwächeren Schülern immer wieder Überforderungserscheinungen gegeben.
(Abg. Ruth Weckenmann SPD: Aha, es liegt an den Schülern! Meine Herren! – Abg. Zeller SPD: Die Schüler sind schuld!)
hören Sie doch zu, Frau Weckenmann –, und zwar vor allem in Mathematik und in der zweiten Fremdsprache.
Lehrer sagen mir auch, dass die mit der Einführung von Bildungsstandards und neuen Bildungsplänen vorgenommene Reduzierung des Pflichtpensums im Kerncurriculum um ein Drittel teilweise nur auf dem Papier stehe,
denn manches, was aus der Verbindlichkeit herausgenommen worden sei, gehöre dann in höheren Klassenstufen zu den Voraussetzungen, damit man dort den Stoff überhaupt unterrichten könne, müsse also de facto nach wie vor unterrichtet werden.
Ich sehe dies nicht als Allheilmittel. Ich setze allerdings die „Entrümpelung“ – ich bitte, dies in Anführungszeichen gesetzt zu wissen – des Lehr- oder Bildungsplans nach wie vor an die erste Stelle,
An die zweite Stelle setze ich die Bereitschaft der einzelnen Schulen, sich im Rahmen gestärkter Eigenverantwortung auf Bedingungen und Möglichkeiten des G 8 aktiv und positiv einzustellen. Ich will damit keineswegs alles auf Schulen und Lehrer abwälzen. Ich weiß aber, dass es hinsichtlich der Umsetzung des G 8 und der Bewältigung damit verbundener Anforderungen sehr wohl Unterschiede von Schule zu Schule wie auch von Kollegium zu Kollegium gibt.
Dritter Punkt: Wenn nun insoweit darüber hinaus ein zufrieden stellendes Arbeiten des G 8 etwa die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen erforderlich macht, darf der Erfolg des G 8 hieran nicht scheitern.