Protokoll der Sitzung vom 12.12.2002

Papier ist geduldig. Ich habe am Dienstagmorgen ein ausführliches Gespräch mit der Liga gehabt.

(Abg. Drexler SPD: Wir auch!)

Da war von Sturmlauf keine Rede. Da war Herr Schimkowski dabei. Da war Herr Appel dabei.

(Beifall bei der CDU)

Ich kann nur sagen, Herr Drexler: Wer so schräg wie Sie und die SPD daherkommt, sieht alles in Schieflage. Das ist Ihr Problem.

(Beifall bei der CDU – Abg. Drexler SPD: Sie se- hen heute schräg aus, nicht ich!)

Wir hätten – der Kollege Noll hat schon darauf hingewiesen – nach der Symmetrie der Einsparungen 32,4 Millionen € einsparen müssen.

(Abg. Drexler SPD: Wer hat denn die Symmetrie aufgestellt? Doch nicht wir!)

Entschuldigung, das kennen Sie. Sie sind genauso lang im Landtag wie ich. Das war schon immer die Regel, und auch zu SPD-Regierungszeiten war das genauso der Fall. Da musste man nämlich auch einsparen.

(Abg. Drexler SPD: Ja, aber nicht bei diesen Leu- ten!)

Da ist die Einsparsumme genau auf die Ministerien verteilt worden. Herr Drexler, wenn Sie heute sagen: „Es muss geändert werden“, sage ich: Genau dieses System haben wir immer angewendet.

(Abg. Drexler SPD: Das muss doch nicht sein!)

Ich sage Ihnen noch einmal: Wir haben nur 9 Millionen € einsparen müssen. Leider muss man das jetzt sagen, damit Sie ein bisschen Verständnis dafür haben, dass wir keine große Wahl hatten. Herr Kretschmann, wir haben auch bereits strukturell eingespart.

Ich will noch einmal auf das Hauptthema SPDi eingehen. Bisher sind die PIAs, die psychiatrischen Institutsambulanzen, die wir eingeführt haben, noch nicht genannt worden, außer vom Minister. Sie waren eine ausdrückliche Forderung der Angehörigen der psychisch Kranken.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Darauf können wir stolz sein!)

Selbstverständlich wird durch die Einführung der Institutsambulanzen ein Teil der Arbeit von den SPDi’s in die Ambulanzen verlagert und ein weiterer Teil durch die Soziotherapie, die die Frau Ministerin Schmidt in Berlin eingeführt hat.

(Abg. Schmiedel SPD: Gute Frau! – Abg. Drexler SPD: Ein Teil nur!)

Ja, das war eine gute Entscheidung, dass nämlich diejenigen, die für diese Therapie zuständig sind, diese auch bezahlen, also nicht das Land und nicht die Kommunen, sondern die Krankenkassen. Sie haben zugegeben, dass bereits 15 % durch Soziotherapie abgedeckt seien. Also können wir in jedem Fall 15 % der Zuschüsse streichen. Die Frage ist, wie groß die Schnittmenge ist, Frau Haußmann.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Ihr streicht 50 %!)

Wir streichen 50 % der Zuschüsse, aber nicht 50 % der Stellen. Da verwechseln Sie eben etwas.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Es geht um die Zu- schüsse!)

Das ist genau der Punkt, Herr Drexler, von dem Sie nichts verstehen.

(Abg. Drexler SPD: Wenn man von 4,5 Millio- nen € 2 Millionen € streicht, ist es die Hälfte des Zuschusses!)

Deswegen machen wir jetzt für Sie ein kleines Seminar. Die Hälfte des Zuschusses bedeutet nicht die Hälfte der Stellen.

(Abg. Drexler SPD: Das habe ich doch nie behaup- tet!)

Aber Ihre Kollegin Haußmann hat es behauptet,

(Abg. Drexler SPD: Nein, das sagt die Liga!)

und in den Papieren steht es auch. Ich sage Ihnen noch einmal: Es ist eine Frage der Schnittmenge. Die Institutsambulanzen und die Soziotherapie werden einen Teil der Arbeit

(Abg. Drexler SPD: Einen Teil!)

der SPDi’s substituieren. Und nicht nur das: Die Soziotherapie ermöglicht den SPDi’s auch Einnahmen. Sie können nämlich die Soziotherapie durchführen. Jetzt muss der Druck auf die Kassen und auf die Nervenärzte erhöht werden, damit sie Soziotherapie verschreiben. Dann wird sich die Einnahmesituation verbessern. Das ist die Strukturänderung. Darauf wollte ich hinweisen. Wir haben neue Wege beschritten; deshalb können wir die alten Wege zum Teil verlassen. Es wird nichts zusammenbrechen. Das kann ich Ihnen sagen. Es werden überall SPDi’s aufrechterhalten, und es fällt niemand durch das soziale Netz. Herr Kretschmann, diese Behauptung war unpassend.

Auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit war es unpassend, zu sagen: Die fallen durch das soziale Netz. Auch dort muss man eindeutig sagen: Wir könnten, wenn Hartz 1 : 1, wie es der Kanzler versprochen hat, umgesetzt würde, null Euro in den Landeshaushalt einstellen. Es wäre alles abgedeckt. Die kompletten Arbeitslosenprogramme waren durch das ursprüngliche Hartz-Konzept abgedeckt. Leider kommt es eben nicht so, wie es ursprünglich angedacht war.

Der Herr Minister hat darauf hingewiesen – wir haben als Arbeitskreis auch darum gekämpft –, dass bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit die Finanzmittel und damit die Strukturen erhalten bleiben, damit das berufspraktische Jahr durchgeführt werden kann.

Im Übrigen hoffen wir nach wir vor darauf, dass die Mittel, die die Bundesanstalt für Arbeit für das Hartz-Konzept einsetzt, auch nach Baden-Württemberg kommen und wir dann insgesamt die Programme fortführen können.

Ein Letztes will ich noch sagen, Frau Haußmann: Sich immer wieder hier hinzustellen und zu behaupten, wir hätten keine Komplementärmittel für die ESF-Förderung, ist einfach unglaublich.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Sie verstehen das schlicht nicht. Sie meinen immer, das Geld müsste im Landeshaushalt stehen. Wir haben ganz andere Organisationen für die ESF-Förderung, für die Komplementärfinanzierung entwickelt.

(Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Das haben Sie irgendwie verschlafen. Wir brauchen das Geld nicht im Landeshaushalt. Wir haben das durchaus berechtigterweise anders organisiert.

(Lachen der Abg. Rudolf Hausmann und Ursula Haußmann SPD – Abg. Rudolf Hausmann SPD: Woher denn? Bestimmen wir über das Geld oder nicht?)

Entschuldigung, das System funktioniert.

(Abg. Drexler SPD: Woher kommt denn jetzt das Geld für die Komplementärmittel?)

Das wird ja jetzt schon bezahlt, und das wird auch künftig bezahlt. Ich weiß nicht, warum Sie sich ständig über dieses Thema aufregen. Kein einziger Euro wird nach Brüssel zurückgegeben. Alle Mittel werden im Land eingesetzt. Alles andere sind Falschinformationen.

(Zurufe der Abg. Drexler, Dr. Caroli und Ursula Haußmann SPD)

Abschließend will ich nur sagen, meine Damen und Herren: Wenn überhaupt von sozialer Schieflage gesprochen werden kann, dann ist sie von Rot-Grün verursacht. Ich zähle einmal im Schnelldurchlauf auf: verfehlte Rentengesetzgebung, Zweiklassenmedizin, die Steuervorteile für Alleinerziehende haben Sie gestrichen, bei der Pflegeversicherung nehmen Sie Milliardenreserven aus der Kasse.

(Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Wir sagen immer: Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft. Der Sozialminister hat das nachdrücklich vorgetragen. Er hat das Harakiri in Ihrer Arbeitsmarktpolitik dargestellt. Es ist behauptet worden, das Hartz-Konzept werde 1 : 1 umgesetzt. Nun kommt es offensichtlich anders. Sie haben die Eigenheimzulage gestrichen, Sie haben das Grundsicherungsgesetz eingeführt, und Sie haben die Ökosteuer fortgeführt. Das alles, meine Damen und Herren, führt zu einer sozialen Schieflage, leider Gottes auch in unserem Land.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Dr. Noll.

Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Frau Haußmann hat mich zu Recht bei dem Thema SPDi’s ins Visier genommen, weil ich hier in der Tat wie in der Schulsozialarbeit, in der Jugendsozialarbeit agieren will. Das Ministerium ist dankenswerterweise dabei, den Fraktionsvorbehalt, den wir geäußert haben, zu prüfen und Alternativen aufzutun.

Ich will jetzt aber einmal exemplarisch herausgreifen, wie wir bei den SPDi’s, den Sozialpsychiatrischen Diensten, vorgehen können und müssen.

(Abg. Drexler SPD: Könnten!)