Protokoll der Sitzung vom 01.10.2003

(Abg. Drexler SPD: Sie haben die rechtliche Lage nicht kapiert!)

betreffen ganz andere Größenordnungen. Die Lösungen, über die Sie hier sprechen, bewegen sich im Promillebereich.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

0,3 % der Stromproduktion in Baden-Württemberg stammen zurzeit aus der Windenergie.

(Zurufe von der SPD und den Grünen – Gegenruf des Abg. Fleischer CDU: Weil es die Landschaft kaputtmacht!)

Ja, ja, das hören Sie nicht gern: 0,3 %.

Jetzt sage ich einmal ganz einfach: Gesetzt den Fall, Sie würden die Zahl der Windräder verdreifachen, wären wir bei 1 %. Dann müssen Sie logischerweise aber schon die Zahl der Standorte zwar nicht ganz verdreifachen – denn die Windräder werden ja ein bisschen größer, ein bisschen leistungsfähiger –, aber jedenfalls erheblich erhöhen. Herr Kretschmann, Sie haben gestern gesagt: „Wir brauchen noch 300 zusätzliche.“

Verstehen Sie doch bitte einmal Folgendes: Es gibt bei der Windkraft, bei der Biomasse und bei der Kleinen Wasserkraft immer auch ökologische Einwände.

(Abg. Drexler SPD: Wie bei der Kernenergie auch!)

Bei jeder Art von Energieerzeugung,

(Abg. Drexler SPD: Eben!)

(Minister Müller)

aber auch bei dieser. Deswegen kann man nicht einfach sagen: Ich wische diese Bedenken beiseite

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Hat ja auch nie- mand gemacht!)

und sage: Weil wir ein hehres Ziel verfolgen, spielen all diese Einwände keine Rolle.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Das ist ein Abwägungsprozess, und den nehmen wir vor.

(Zuruf des Abg. Döpper CDU)

Was das Geld anbelangt: Herr Kollege Scheuermann und Herr Kollege Hofer haben ja schon etwas dazu gesagt. Jeder Arbeitsplatz bei der Windkraft wird mittlerweile mit mehr Geld subventioniert als eine Arbeitskraft bei der Kohle.

(Abg. Fleischer CDU: So ist es!)

Das muss man ganz einfach sehen.

(Zuruf des Abg. Kretschmann GRÜNE)

Bei der Kohle.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Woher haben Sie diese Zahlen? Das ist doch abenteuerlich!)

Herr Kretschmann, stellen Sie eine Kleine Anfrage. Dann geben wir eine Antwort darauf, kein Problem. Das kann man belegen.

Die Förderung für die regenerativen Energien beträgt zurzeit 2,7 Milliarden €. Nicht die Höhe halte ich für problematisch, sondern die Frage, ob dies effektiv oder ob es unsinnig eingesetzt wird, ob es technologieförderlich ist oder ob es zu einer Mitnahmementalität führt.

(Abg. Hofer FDP/DVP: So ist es!)

Diese Frage stellt sich Ihnen doch selbst. Denn was tun Sie? Sie sind dabei, eine Novelle für das EEG zu machen und eine Idiotie dieses Gesetzes zu beseitigen, die heißt: Die Förderung ist desto höher, je ineffektiver etwas ist. Das ist doch ein Schmarren!

(Abg. Hofer FDP/DVP: So ist es! Genau so! – Bei- fall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP – Glocke des Präsidenten)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abg. Dr. Witzel?

Ja, bitte schön.

Herr Dr. Witzel.

Herr Minister, können Sie mir bestätigen, dass das EEG keinerlei Aussagen über den Wirkungsgrad macht, sondern dass die Vergütung nach dem EEG nur danach erfolgt, wie viele Kilowattstunden in das Netz eingespeist werden? Das bedeutet, dass jemand, der eine ineffektive Anlage ans Netz bringt, selbst den Schaden davon hat, weil er nur wenig Vergütung bekommt.

Ich sage Ihnen einmal Folgendes: Es fördert schon die ineffektiven Technologien, wenn die Photovoltaik mit 1 DM oder 49 Cent gefördert wird und andere Anlagen mit sehr viel weniger, und wenn beispielsweise die Große Wasserkraft, die effektiv wäre, bislang überhaupt nicht gefördert wird.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Da geht es um die Markteinführung! – Glocke des Präsidenten)

Ja, Sie mögen es jetzt ja legitimieren. Aber von einer Markteinführung kann man da ja nicht mehr sprechen. Es ist vielmehr schlicht der Mitnahmeeffekt für die Zahnärzte und für die Kapitalanleger; das sei ihnen ja gegönnt.

(Zuruf des Abg. Dr. Noll FDP/DVP – Lebhafte Un- ruhe)

Ich bitte um Entschuldigung, Herr Dr. Noll.

(Heiterkeit – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Anwesende ausgeschlossen!)

Anwesende sind ausgeschlossen, okay.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abg. Hofer?

Bitte.

Bitte schön.

(Unruhe)

Herr Minister, können Sie bestätigen, dass bei schwächeren Anlagen, die weniger Strom produzieren, nach dem derzeitigen EEG die Abminderung, die nach einigen Jahren stattfinden soll – also geringere Preise –, dort um eine Zeit verlängert wird und insofern sehr wohl kleinere und schwächere Anlagen bevorzugt werden?

So ist es.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Das war eine Sugges- tivfrage!)

Herr Kollege Hofer weiß es, und deshalb stellt er eine wissende Frage, die ich nur noch bestätigen kann.

Meine Damen und Herren, jetzt will ich Ihnen einmal das Kernproblem beschreiben, vor dem Sie hier stehen. Sie stehen mit Ihrer Energiepolitik – Stichwort „Ausstieg aus der Kernenergie“ – vor dem Einstieg in das fossile Zeitalter. Das ist Ihr eigentliches Problem.