Die geplante Gemeinschaftsschule auf Fehmarn treibt Schüler wie Lehrer aufs Festland. Viele Schüler wollen künftig das nächstgelegene Gymnasium in Oldenburg besuchen.
Herr Kollege Dr. Mentrup, weil wir die Verantwortung für eine solche Entwicklung tragen würden, bleiben wir bei unserer Entscheidung, am dreigliedrigen Schulsystem festzuhalten und einen Verbund von Haupt- und Realschule, eine Gemeinschaftsschule, wie Sie sie wollen, nicht zu vertreten.
mit pädagogisch anerkanntermaßen richtigen Entscheidungen, mit Entscheidungen, die von den Partnern innerhalb der dualen Berufsausbildung gefordert werden. Auf deren Zustimmung und auf deren Mitwirkung sind wir für den Erfolg der Hauptschule nämlich angewiesen, weil diese den Hauptschulabsolventen Ausbildungs- und Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.
Wir werden die Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik in den Klassen 5 und 6 stärken, wir werden eine Kompetenzanalyse zur Herausarbeitung von Stärken in Klasse 7 vornehmen, und dadurch werden auch Berufsfelder aufgezeigt werden, auf die die Schüler dann im Praxiszug aufbauen können – einem Praxiszug, von dem die Schüler im selben Umfang profitieren können, wie es Schülerinnen und Schüler tun, die schon bisher auf den Werkrealschulabschluss vorbereitet werden, und der fünf Wochenstunden in den Klassen 8 und 9 umfasst.
Darüber hinaus wollen wir aber mit dem Pädagogischen Assistenten eine Hilfestellung geben, die ausschließlich den
Hauptschulen zugute kommt. Sie sagen, wir sollten nach Finnland schauen. Das haben wir getan; das hat auch der Schulausschuss auf einer Reise nach Finnland getan. Wir halten die Art der Schulstruktur, die Sie als wichtigstes Element des Vergleichs betrachten,
nicht für entscheidend. Der entscheidende Unterschied liegt vielmehr in der Unterrichtskultur, die in Finnland herrscht und die eine andere ist als bei uns.
Hierzu gab es bisher schon Maßnahmen, etwa die Bildungsplanreform und die Evaluation, die Schulentwicklungsprozesse unterstützt.
Wir werden jetzt weitere Maßnahmen umsetzen, etwa die Einführung des Pädagogischen Assistenten, die der Verbesserung der Unterrichtskultur, der Stärkung der Hauptschülerinnen und Hauptschüler und der Förderung im Unterricht dienen soll. Wenn schwache Schüler im Unterricht nicht mitkommen, kann ein solcher Pädagogischer Assistent in der konkreten Unterrichtssituation helfen. Flächendeckend eine solch innovative Maßnahme durchzuführen ist sicher einzigartig und ehrgeizig. Wir setzen uns dem Wettbewerb der Ideen aus und haben uns auf den gerade geschilderten Weg begeben.
Ich gehe nicht davon aus, dass Sie dies kritisieren werden. Denn der Kollege Zeller hat selbst in einer Plenardebatte im Jahr 2005 gesagt:
Wir wollen den Schulen ermöglichen, die pädagogischen Kräfte einzustellen, die sie brauchen. Das können … Erzieherinnen sein, … das können Lehrkräfte sein.
Deshalb tun Sie gut daran, uns in dieser Maßnahme zuzustimmen. Wir wollen diesen Weg gehen und nicht den Weg, den Sie mit Ihrem Antrag fordern.
Wenn Sie von Ihrer Position so überzeugt sind, dass die Hauptschule zum Scheitern verurteilt ist und dass wir mit unserem Festhalten sowieso scheitern werden, dann könnten Sie sich doch eigentlich beruhigt zurücklehnen und diese Entwicklung, von der Sie so überzeugt sind, abwarten.
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Und die Kinder ins Lee- re laufen lassen! Ein Drittel der Kinder ins Leere lau- fen lassen!)
Um dieses Zurücklehnen bitte ich Sie insofern, als Sie nicht auch noch mit Sprüchen dazu beitragen sollten, dass die Situation der Schülerinnen und Schüler – nicht die Situation von uns als Regierungsfraktionen und als Regierung – noch schlimmer wird.
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Aha! – Abg. Reinhold Gall SPD: Also, schlimm genug ist sie schon! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Sie ist schon schlimm!)
Wenn die Landesvorsitzende der Grünen von der Hauptschule als „Abrissbirne“ spricht – es ist schon ein komisches Wort, dass die Hauptschule die Abrissbirne sein soll; aber gut –, und wenn ihr Kollege davon spricht, dass Kinder von Eltern, die heute die Mülleimer leeren, in Zukunft ebenfalls die Mülleimer leeren werden, dann ist das nichts, was den Perspektiven von Hauptschülerinnen und Hauptschülern gerecht wird. Es ist nichts, was ihnen bei der Suche nach Arbeitsplätzen und nach Ausbildungsplätzen hilft.
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bravo! Men- schenverachtend! So ist es! Jawohl! – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)
Lassen Sie solche Sprüche sein! Wenn Sie diese Sprüche nicht lassen, tragen Sie mit Verantwortung dafür, dass Kinder nicht mehr aus ihren Chancen machen können,
aus Chancen und Perspektiven, die sie in unserem Land haben. Wenn in unserem Land die Schüler insgesamt – auch die Hauptschülerinnen und Hauptschüler – deutschlandweit die besten Ergebnisse in Leistungsuntersuchungen haben, wenn auch die Kinder mit Migrationshintergrund bei uns bessere Ergebnisse haben als anderswo,
Es gibt drei Bundesländer, in denen die Kinder der Zugewanderten, die hier geboren werden, nachgewiesenermaßen bessere Ergebnisse haben als die Kinder von Zugewanderten, die noch in ihrem Herkunftsland geboren worden sind. Raten Sie einmal, ob Baden-Württemberg dazugehört oder nicht! Es sind drei Bundesländer; Baden-Württemberg ist dabei.
(Abg. Christine Rudolf SPD: Aber es ist doch trotz- dem so, dass die Hauptschüler keinen Ausbildungs- platz bekommen! Das nützt uns doch nichts! Wenn Deutschland insgesamt miserabel ist, dann können wir uns darauf nicht ausruhen! – Zuruf des Abg. Nor- bert Zeller SPD)
Das ist ein Integrationsmerkmal und ein Merkmal dafür, dass die schulische Ausbildung in unserem Land den Schwächen in diesem Bereich Rechnung trägt, und dafür, dass hier Perspektiven bestehen. Reden Sie diese Perspektiven nicht klein und schaden Sie nicht den Schülerinnen und Schülern in den Hauptschulen!
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl! Klasse! – Abg. Christine Rudolf SPD: Sie vernach- lässigen die Integration!)
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! In dieser Debatte sind zwei Themen angesprochen: die Ganztagsschule und die Frage nach der Schulstruktur und neuen Schulmodellen.
Aus zeitlichen Gründen will ich mich darauf beschränken, nur kurz etwas zur Ganztagsschule zu sagen. Hier zeigt sich insbesondere, dass Sie zwar das Versprechen gegeben haben, dass Ganztagsschulen genehmigt würden, diese Genehmigungen jedoch äußerst restriktiv handhaben. Das Problem – das wird uns vor Ort geschildert – besteht darin, dass Sie nicht die Lehrerstellen haben, die Sie benötigen und die Sie ja nach Ihren eigenen Aussagen für die Ganztagsschulen zur Verfügung stellen wollen. Wir bekommen von überallher im Land die Rückmeldungen, dass sogar da, wo Genehmigungen erteilt werden, weniger Stunden gewährt werden – z. B. an einer Grundschule –, als ursprünglich im Landeskonzept vorgesehen waren. Das liegt daran, dass Sie den Ausbau der Ganztagsschule an die Prognose gekoppelt haben, dass die Schülerzahlen zurückgehen und Sie die frei werdenden Lehrerstellen dann umschichten können. Da wir derzeit keinerlei Potenziale zum Umschichten von Lehrerstellen haben, können Sie auch Ihr Versprechen, die Ganztagsschule in den nächs ten Jahren auszubauen, überhaupt nicht einhalten.
Meine Damen und Herren, ich möchte heute auf das neuerliche Fitnessprogramm für die Hauptschule eingehen. Ich glaube, es ist ganz gut, wenn sich der Landtag heute mit diesem Programm befasst, das in dieser Woche vorgelegt wurde.
Ich wiederhole: Dies ist der letzte hilflose und verzweifelte Versuch, die Hauptschule als eigenständige Schulart in Baden-Württemberg zu erhalten. Die Krise des gegliederten Schulsystems ist mittlerweile derart evident geworden, dass diese verzweifelten Versuche auch mit weiteren Reparaturmaßnahmen in den nächsten Jahren scheitern werden.
Erstens: Schulassistenten. Wir Grünen fordern ein solches Unterstützungssystem seit vielen Jahren. Wir haben das in Finnland kennengelernt. Wir haben immer wieder Anträge gestellt, dieses System zu übernehmen. Bislang sind diese Anträge abgelehnt worden. Natürlich werden sich die Einführung von Schulassistenten und mehr Unterricht in den Hauptschulen für einige Schüler und Schülerinnen positiv auswirken.
Das ist doch überhaupt keine Frage. Ich sage deshalb auch „für einige“, weil man sich bei 300 Schulassistenten auf 1 200 Schulen schon einmal ausrechnen kann, wie viele das dann werden.