Protokoll der Sitzung vom 12.11.2014

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Karl-Wilhelm Röhm: Nennen Sie die Fälle!)

Kranke Leute, die nur hier behandelt werden können,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nennen Sie die Zahlen!)

Kinder, die hier zur Schule gehen oder in Ausbildung stehen.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Es war bisher geübte Praxis – auch unter Ihrer Regierung, auch in anderen Ländern –,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

dass diese individuellen Abschiebehindernisse gelten. Sie müssen sagen, ob Sie diese Praxis aufrechterhalten wollen

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wie viele sind das? Nennen Sie Zahlen!)

oder ob Sie sie beendigen wollen. Wenn Sie es beendigen wol len, dann sagen Sie es offen. Aber dann werden Sie erneut – so, wie im Wahlkampf 2011 – das Land spalten und nicht die Gesellschaft zusammenführen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es! – Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Guter Minister! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Wir wollen die Zahlen!)

Das Wort für die Frakti on der CDU erteile ich Herrn Abg. Hauk.

(Oh-Rufe von den Grünen und der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das jederzeitige Rederecht, das die Regierung hat, haben die Landtagsabgeordneten zumindest heute auch.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Er will immer das letz te Wort haben!)

Drei kurze Bemerkungen:

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Erstens noch einmal zum Thema „Kreditermächtigungen der Vorjahre“: Wenn Sie diese Kreditermächtigungen nicht in An spruch nehmen wollen, Herr Finanzminister, dann erklären Sie das hier an diesem Rednerpult.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wieso denn?)

Es geht nicht um bereits zugesagte Bewilligungen aus Pro grammen, die finanztechnisch abfinanziert werden müssen, sondern es geht um Kreditermächtigungen des laufenden Dop pelhaushalts 2013/2014. Wenn Sie diese nicht in Anspruch nehmen wollen, dann sagen Sie das, und dann ist das Thema erledigt. Sie haben das nicht erklärt. Daraus müssen wir das Schlimmste folgern.

(Minister Dr. Nils Schmid: Sie wollen es den Hoch schulen nehmen!)

Zweitens zum Thema Nullneuverschuldung: Sie haben wie der Äpfel mit Birnen verglichen. Sie haben nämlich die Jah re 2005/2006 als Einstiegsmaßstab genommen, in denen wir nach der Depression erstmalig wieder steigende Steuereinnah men hatten. Was war die Folge? Wir hatten eine Nullneuver schuldung in den Jahren 2008 und 2009 bei gleichzeitiger Re zession mit einem Absinken des Bruttoinlandsprodukts allein in Baden-Württemberg um 7,5 %; die Steuereinnahmen sind noch drastischer zurückgegangen. Dann haben Sie von dem Aufschwung profitiert und im Vollzug der Haushalte 2011 und 2012 die Nullneuverschuldung geschafft. In Ordnung. Aber das war doch nicht die Leistung dieser grün-roten Landesre gierung.

(Abg. Claus Schmiedel und Abg. Wolfgang Drexler SPD: Von wem denn sonst?)

Das war ein Windfall-Profit aus der guten konjunkturellen Entwicklung. Das ist doch die Wahrheit.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Herr Finanzminister, jetzt erklären Sie mir einmal die Logik, die dahinter steht, nachdem Sie vorher hier gesagt haben, stei gende Steuereinnahmen habe es in der Vergangenheit gege ben und gebe es auch jetzt. Jetzt erklären Sie mir einmal die Logik.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Beschränkung der Re dezeit!)

Wenn das „Ihre“ Nullneuverschuldung war, warum schaffen Sie es bei steigenden Steuereinnahmen 2013, 2014, 2015 und 2016 nicht, die Nullneuverschuldung zu erreichen?

(Zuruf des Ministers Dr. Nils Schmid)

Das ist doch die Frage. Wenn das damals „Ihre“ Nullneuver schuldung war, die auf der Basis des Handelns der alten Re gierung erwirtschaftet wurde, dann frage ich mich, warum jetzt keine Nullneuverschuldung erreicht wird.

Als Letztes komme ich zum Thema Abschiebungen. Ich woll te dieses Thema nicht in den Mittelpunkt stellen. Aber an scheinend ist die Landesregierung unwillig und schiebt soge nannte individuelle Abschiebehindernisse vor, um nichts zu tun.

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Florian Wahl: Jetzt geht’s los!)

Lassen Sie es mich kurz begründen. In Baden-Württemberg gibt es über 14 000 Ausreisepflichtige. Unter „Ausreisepflich tige“ sind all diejenigen zu verstehen, die kein behördlich zu gesagtes Asyl- und Bleiberecht in Deutschland haben und da mit auch keine Duldung in Deutschland haben.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Für diese Leute schreiben die Kollegen Briefe!)

Jetzt geht es auch um die Frage: Wie verfahren wir mit denen? Wie verfahren wir mit den Menschen aus sicheren Herkunfts staaten? Übrigens galt diese Regelung in den Jahren, auf die sich die von Ihnen zitierten Zahlen beziehen, unter einem CDU-Minister noch nicht.

(Zuruf der Abg. Gabi Rolland SPD)

Wie verfahren wir denn mit denen? Was passiert mit den Men schen aus Serbien und Bosnien-Herzegowina? Sie werden mir doch nicht erklären wollen, dass bei 12 000 von 14 000 Aus reisepflichtigen ein individuelles Abschiebehindernis vorliegt. Wenn doch, dann erklären Sie es hier dem Landtag. Die Zah len wüssten wir gern.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das wollen wir wissen!)

Das glauben wir Ihnen nicht.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Deshalb fordern wir Sie einfach auf, nicht nur auf der großen politischen Bühne bürgerlich zu glänzen, sondern auch zu han deln. Ihren Worten folgen keine Taten. Das ist das Problem.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Meine Damen und Her ren, es liegen keine Wortmeldungen mehr vor. Die Ausspra che ist damit beendet.

Ich schlage vor, die Gesetzentwürfe der Landesregierung – Gesetz über die Feststellung des Staatshaushaltsplans von Ba den-Württemberg für die Haushaltsjahre 2015/16, Drucksa che 15/5959, und Haushaltsbegleitgesetz 2015/16, Drucksa che 15/5960 – zur weiteren Beratung an den Ausschuss für Fi nanzen und Wirtschaft zu überweisen. – Es erhebt sich kein Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Damit ist Punkt 1 der Tagesordnung erledigt.

Wir treten in die Mittagspause bis 15:15 Uhr ein.

(Unterbrechung der Sitzung: 14:12 Uhr)

(Wiederaufnahme der Sitzung: 15:18 Uhr)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir setzen die unterbrochene Sitzung fort.

Wir fahren fort mit Punkt 2 der Tagesordnung:

Regierungsbefragung