Protokoll der Sitzung vom 29.10.2015

Sonn- und Feiertage von der Gesetzesänderung nicht berührt werden.

Der Schutz der Sonn- und Feiertage bietet auch Nichtchris tinnen und Nichtchristen die Möglichkeit, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Gerade in einer sich immer schneller entwickelnden Gesellschaft sehe ich diesen Aspekt als beson ders wichtig an.

Für uns Grüne stellt die Änderung des Feiertagsgesetzes eine wichtige Liberalisierung der strikten Regelungen zum Tanz verbot dar. Wir schaffen damit mehr Freiheit für Bürgerinnen und Bürger, die nach dem kommenden Weihnachtsfest tanzen gehen möchten.

In diesem Sinn hoffe ich auf die Unterstützung der anderen Fraktionen zu den geplanten Änderungen des Feiertagsgeset zes.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl Zimmermann CDU: Jetzt können Sie Ihrer Frau den Fortgeschrittenenkurs nicht mehr abschlagen! – Ver einzelt Heiterkeit)

Kollege Zimmermann! Ich bin dran. – Für die SPD-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Kol legen Reusch-Frey.

(Abg. Karl Zimmermann CDU zu Abg. Thomas Reusch-Frey SPD: Kommen Sie jetzt aber nicht auch mit dem DEHOGA! – Vereinzelt Heiterkeit)

Sehr geehrter Herr Präsi dent, sehr geehrte Damen und Herren! Wenn es um die Lo ckerung des Tanzverbots an Feiertagen geht, schrecken viele auf und fürchten als Erstes um den Charakter des Karfreitags. Wir können Sie beruhigen; denn es gilt weiterhin: Es gibt kei ne öffentliche Tanzveranstaltung und kein öffentliches Sport event an diesem Tag. Selbstverständlich gilt weiterhin auch: Es gibt kein Autowaschen und keine Treibjagd. Auch sonst sind alle öffentlich bemerkbaren Arbeiten verboten, die die Ruhe dieses Tages beeinträchtigen könnten.

Gerüttelt wird in keiner Weise an der religiösen, kulturellen und sozialen Bedeutung der Sonn- und Feiertage. Das ist uns wichtig. Wir brauchen sie, weil sie das öffentliche Leben prä gen und ganz wesentlich zu der gemeinsamen Wochen- und Jahresstruktur unserer Gesellschaft beitragen. Es ist ein hohes kulturelles Gut, wenn wir gemeinsame Zeiten des Feierns und auch des Trauerns sowie für Unterbrechungen und dazu ha ben, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Dass dies ge meinsam möglich ist, ist uns wichtig, und das bleibt erhalten.

Sonn- und Feiertage als arbeitsfreie Tage und Zeiten der see lischen Erhebung werden beibehalten. Mit dem Gesetzent wurf lockern wir lediglich das Tanzverbot an einzelnen Fei ertagen. Damit stärken wir deren Besonderheit und Bedeu tung. Das Prinzip „Weniger ist mehr“ hört sich hier aufs Ers te vielleicht etwas widersprüchlich an, leuchtet aber bei ge nauer Betrachtung ein.

Rigorose Regelungen, wie wir sie jetzt haben, die vor allem von Jugendlichen nicht verstanden werden, und Regelungen, die immer weniger Akzeptanz finden, stellen das ganze Tanz

verbot infrage. Damit wird die notwendige Differenzierung hinsichtlich der einzelnen Feiertage verhindert, und es wird schwieriger, die Abstufungen der verschiedenen Feiertage deutlich zu machen. Zwischen Karfreitag und einem anderen Feiertag ist jedoch ein Unterschied.

Dass der Karfreitag in einen 50-stündigen Schutzraum einge bunden ist, ist uns wichtig. Denn dieser Tag erinnert an Fol ter und Gewalt, Leid und Unrecht, bringt dies ins Bewusst sein – angemessen im Zusammenhang mit dem Tod Jesu – und entspricht damit der Tradition unseres christlichen Glau bens. Gründonnerstag und Karsamstag als Eckpfeiler für die Mitte, für den Karfreitag, freizuhalten ist wichtig, damit die Tanzmaschinen auch einmal für längere Zeit abgeschaltet wer den.

(Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Er lässt tanzen!)

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Lassen Sie tan zen? – Gegenruf des Abg. Peter Hauk CDU: Die Pup pen! – Vereinzelt Heiterkeit – Zuruf: Was ist eine Tanzmaschine?)

Ich meine die Maschinen, die immer so Krach machen.

(Heiterkeit – Beifall der Abg. Gernot Gruber und Ni kolaos Sakellariou SPD – Zurufe: Ach so! – Abg. Ni kolaos Sakellariou SPD: Szenenapplaus! – Abg. Pe ter Hauk CDU: Sie meinen jetzt nicht den Herz schrittmacher! – Weitere Zurufe)

Auch der Herzschrittmacher. Ich meine, dass die Stim mungsmacher abgeschaltet werden. Darum geht es.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sehr gut formu liert: Krachmacher!)

Allerheiligen, dem Buß- und Bettag, dem Volkstrauertag und auch dem Totensonntag werden wir eine Atmung geben,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Eine At mung!)

dass bis in diese bisher geschützten Tage hineingetanzt wer den kann.

Jetzt zu einem Punkt, an dem es etwas schwierig wird: das Tanzverbot am Heiligen Abend und am ersten Weihnachtsfei ertag.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! Jetzt bin ich ge spannt, was der Theologe sagt!)

Genau. – Obwohl es den Kirchen lieber wäre, wenn alles beim Alten bliebe, können sie mit der Aufhebung des Tanz verbots doch leben

(Beifall des Abg. Wilhelm Halder GRÜNE)

und würden diese Regelung auch hinnehmen, wie es in der Vorlage heißt.

Es sind nicht nur veränderte Bedürfnisse der Jugendlichen und ein verändertes Feierverhalten an Weihnachten ausschlagge

bend für die Veränderung, die wir wollen. Wenn wir das Tanz verbot aufheben, dann passt das auch zur Weihnachtsgeschich te.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! – Abg. Niko laos Sakellariou SPD: Ah!)

Dort ist von der Botschaft des Engels zu hören; da wird vom Engel eine große Freude verkündet, die allem Volk widerfah ren wird,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

weil der Heiland geboren ist.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Dann beginnt auch die ganze Menge der himmlischen Heer scharen zu jubeln.

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Aha!)

Passt es dann, dass wir den jungen Menschen verbieten, an diesem Tag zu tanzen?

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Jawohl! Das passt! – Zuruf von der SPD: Gute Frage! – Zuruf: Nur öf fentliche Tanzveranstaltungen! – Abg. Nikolaos Sa kellariou SPD: Überzeugend begründet! – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)

Wir können den Staub der vergangenen Zeit berechtigt bei seitewischen und wegblasen, und wir können deutlich ma chen, dass das Tanzen ein Ausdruck der Freude eben auch an Weihnachten ist.

(Zuruf: Amen! – Glocke des Präsidenten)

Kollege Reusch-Frey, Kollege Zimmermann wollte eine Zwischenfrage stellen. Die kann ich nicht mehr zulassen, weil Ihre Redezeit überschritten ist. Ich bitte Sie also, zum Ende zu kommen.

(Abg. Thomas Blenke CDU: Ich hätte ihm Verlänge rung gegeben! – Weitere Zurufe)

Wenn ich noch einen Satz sagen darf: Wenn zu dieser Freude an Weihnachten auch noch der Gesang der Gastronomen und der IHK hinzukommt

(Lachen des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Tanzen ums goldene Kalb!)

und sie sich nach aller Last mit dem Mindestlohn und dem Ar beitszeitgesetz tatsächlich über den Bürokratieabbau und die Vereinfachung durch das Gesetz freuen, dann sollten wir alle fröhlich und gern diesem Gesetz zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Frohlocken! Bra vo! Bravo! – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Für die Fraktion der FDP/DVP erteile ich das Wort Herrn Abg. Professor Dr. Goll.

Herr Präsident, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Ich werde die Sperrzeiten einhalten.