Dort lassen Sie dieses Argument nicht gelten, bei den ande ren weiterführenden Schularten aber schon. Das ist pure Ideo logie, meine Damen und Herren.
Aber ich möchte Ihnen an einer Stelle auch recht geben. Sie sagen – damit zitieren Sie sich nicht selbst, sondern die em pirische Bildungsforschung; insofern bemächtigen Sie sich ei ner anderen Quelle –, dass es keinen unmittelbaren Zusam menhang zwischen der Größe einer Lerngruppe und der Un terrichtsqualität gibt. Absolut richtig; das stimmt.
Aber ich möchte in diesem Zusammenhang auch sagen – da mit bringe ich drei Kernaussagen an den Schluss meiner Aus führungen –: Meine Damen und Herren, wir werden in den nächsten Jahren erleben, dass der Lehrerarbeitsmarkt sehr an gespannt sein wird.
Jetzt gibt es noch Lehramtsbewerber auf dem Arbeitsmarkt. In fünf bis sieben Jahren werden wir auch in den alten Flä chenländern ein großes Problem haben. In den neuen Bundes ländern gibt es aufgrund der demografischen Entwicklung des Personals dort schon heute Probleme. Wenn wir diese Lehrer nicht jetzt auf Vorrat einstellen,
Deswegen brauchen wir jetzt qualifiziertes Lehrpersonal, um damit den Lehrerbestand auch für die nächsten Jahre zu si chern.
(Beifall bei der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl, bravo! Jetzt gilt es! – Glocke des Prä sidenten)
Damit haben Sie sich noch gar nicht beschäftigt. Ich biete Ih nen an, Herr Vorsitzender des Bildungsausschusses, Herr Leh mann, dass wir genau diese Frage gemeinsam kritisch-kons truktiv im Bildungsausschuss beleuchten. Deswegen lasse ich gern die Zwischenfrage zu.
Meine Frage ist ganz einfach und kurz. Wir haben im Bereich der beruflichen Schulen seit vielen Jahren eine Unterrichts versorgung, die bei unter 100 % liegt, und Sie haben nichts dagegen getan. Jetzt sagen Sie, hier solle man Lehrer auf Vor rat einstellen. Wie passt das zusammen?
Sie wissen ganz genau, Herr Kol lege Lehmann, dass das strukturelle Defizit an den beruflichen Schulen – das wir in den vergangenen Jahren unter der ehe maligen Landesregierung systematisch abgebaut haben –
(Lachen bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Zurufe von den Grünen und der SPD: Was? – Wo? – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das muss nachts heimlich passiert sein! Gemerkt hat es niemand!)
nicht nur mit der Frage der Ressourcen zu tun hat, weil es auch schwierig war – das wissen Sie am allerbesten –, gerade für die besonderen Fächer an dieser Schulart die erforderlichen Lehrer zu gewinnen. Aber dieses Beispiel eignet sich sehr gut dazu, aufzuzeigen, dass das gleiche Problem bei den Real schulen und den Gymnasien entsteht, wenn wir jetzt keine Vorsorge betreiben.
Damit komme ich zur zweiten Kernaussage: Durch die Ab schaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung brauchen die Realschulen und die Gymnasien jetzt eine spürbare Ent lastung und nicht erst in fünf Jahren, wenn die Schülerzahlen an diesen Schularten ohnehin rückläufig sind.
Meine letzte Bemerkung: „Individuelle Förderung“ ist Ihr Zauberwort, Frau Ministerin, im Zusammenhang mit der Ein führung Ihrer sogenannten Gemeinschaftsschule.
Individuelle Förderung muss an allen Schularten stattfinden. Deswegen fordern wir die Gleichbehandlung aller Schularten.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Wir Grünen betrachten die Weiterentwicklung und den Aus bau eines leistungsfähigen Bildungssystems in Baden-Würt temberg als eine Schlüsselaufgabe. Es ist ein zentrales Ziel unserer Fraktion, die Bildungspolitik von den Kindern und Ju gendlichen her zu denken und den Bildungserfolg endlich von der sozialen Herkunft zu entkoppeln.
Wir wollen daher verstärkt Möglichkeiten bieten, um Talente und Begabungen der Kinder und Jugendlichen zu fördern, und stellen daher die individuelle Förderung in den Mittelpunkt. Zum Erreichen dieser Ziele investieren wir in geeignete bil dungspolitische Maßnahmen. Diese ermöglichen mehr Durch lässigkeit und bieten den unterschiedlichsten Begabungen und Talenten mehr Raum zur Entfaltung.
Besonders wichtig ist es hier, dass wir zielgenau in die Bil dung und Zukunft unserer Kinder investieren. Nur so können wir Baden-Württemberg dauerhaft an der Spitze halten. Für
die politischen Weichenstellungen brauchen wir in diesen Zei ten mehr denn je den Blick für das Wesentliche.
Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen. Dabei geht es aber nicht allein um die Frage der Quantität. Es geht hier vor allem um zielgerichtete Investitionen und Qualität. Denn Bildung ist der Baustein für ein erfolgreiches und starkes Land, meine Damen und Herren.
Wir legen den Grundstein für das Gelingen schon sehr früh, nämlich ganz an den Anfang. Gute Bildungspolitik setzt im frühesten Kindesalter an. Die Entfaltung der Begabungen ei nes Kindes wird hier determiniert. Diese Jahre gelten unter den Experten nicht umsonst als die entscheidenden Jahre im Leben eines Menschen. Hier Fähigkeiten, Anlagen und Ent wicklungen zu stärken ist eine große Aufgabe für die Eltern. Es ist aber auch die Aufgabe der Gesellschaft, Hilfestellung und Unterstützung zu bieten. Daher liegt unser Augenmerk in diesem Haushalt zu einem wesentlichen Teil auf der frühkind lichen Bildung und damit auf der Sprachförderung. Damit wir mehr Kindern einen guten Start bieten können, haben wir die Mittel für die Sprachförderung aufgestockt, meine Damen und Herren. Mit den zusätzlichen Mitteln ermöglichen wir den Kindergärten, endlich Sprachförderung vom Beginn des ers ten Kindergartenjahrs an anzubieten und nicht erst nach der Einschulungsuntersuchung.
Herr Wacker, SBS war immer ein Sprachförderprogramm und kein Programm zur musikalischen Früherziehung.
Die Zahl der Kinder mit einem Sprachförderbedarf steigt ste tig. Diese Entwicklung wurde gerade erst im Bericht der Kran kenkassen bestätigt. Daher ist es uns ein wichtiges Anliegen, hier verstärkt Möglichkeiten anzubieten. Denn Sprache ist der wichtigste Schlüssel, um zu verstehen und zu lernen.
Wir werden unsere Anstrengungen in diesem Bereich weiter führen und Wege anbieten, die über die Projektitis der vergan genen Jahre hinausgehen und eine Kontinuität in diesem Be reich bieten,
Meine Damen und Herren, ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Bereich war und ist der Pakt mit den Kommunen, den Sie, meine Damen und Herren, wohl nicht anerkennen wol len. Mit diesem leisten wir endlich unseren Beitrag, der Kon nexität in diesem Bereich wirklich Rechnung zu tragen. Wir investieren 326 Millionen € in den Ausbau der Kleinkindbe
treuung und in die Sprachförderung. Das bedeutet für die Kommunen oftmals mehr als die doppelten Zuschüsse als bis her.