Protokoll der Sitzung vom 11.07.2012

Frau Kollegin, ich habe noch eine Frage. Sie haben Mehrkosten in den Raum gestellt. Können Sie uns beziffern, woher diese Kosten kommen, um welche Summen es geht und warum Sie davon ausgehen, dass es zu Mehrkosten kommt?

Herr Schwarz, das ist wieder ein Versuch von Ihnen, mir etwas unterzujubeln.

(Lachen bei Abgeordneten der Grünen und der SPD)

Ich habe nicht von Mehrkosten geredet. Wenn die Flughafen straße oder welche Verbesserung auch immer nicht mehr Geld kostet, sind wir sofort mit dabei. Aber wenn es Mehrkosten gibt, dann muss die Landesregierung erklären, woher das Geld kommt. Nichts anderes haben wir gesagt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von der CDU: So ist es! – Glocke der Präsidentin)

Herr Abg. Schwarz.

Ich muss noch einmal nach fragen: Habe ich Sie jetzt richtig verstanden, dass auch Sie nicht wissen, ob es momentan Mehrkosten gibt, dass Sie sa gen: „Es gibt momentan keine Mehrkosten“?

Herr Schwarz, das, was Sie hier machen, ist doch wirklich lächerlich.

(Zurufe von den Grünen)

Wir sind als Fraktion hier im Parlament überhaupt nicht da für zuständig, Kosten zu benennen. Das tun vielmehr die Bahn, der Bauträger und im Zweifel die Landesregierung. Wir erwarten einfach – – Sie können uns doch nicht vorwerfen, wir würden das Verfahren nicht offen begleiten. Natürlich tun wir das. Aber es muss eben am Schluss das Richtige heraus kommen. Wenn Mehrkosten entstehen – –

(Lachen bei Abgeordneten der Grünen)

Ich weiß nicht, warum Sie lachen. Sie müssen einmal dar über nachdenken, was Sie hier gerade sagen. Wir sind doch nicht dafür zuständig, die Kosten zu benennen. Wenn es kei ne Mehrkosten gibt, prima.

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Gut, prima! Dann haben wir die Antwort!)

Aber wenn es sie gibt, müssen Sie und vor allem die Landes regierung sagen, woher das Geld kommt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Für die SPD-Fraktion er teile ich Herrn Abg. Schmiedel das Wort.

Liebe Frau Präsidentin, verehr te Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte noch drei Bemer kungen machen.

Über Gutachten, Stellungnahmen, Projektskizzen – was im mer das ist – und über die Frage, was veröffentlicht und was nicht veröffentlicht worden ist, werden wir im Ausschuss noch einmal sprechen. Dort gehört es hin. Das kann hier niemand nachvollziehen.

Das Zweite: Die Grundlage des Filderdialogs war, dass die Projektpartner offen für Varianten sind. Dass dann aber die Stadt und die Region zu einer Variante geäußert haben, diese komme für sie nicht in Betracht – auch wir haben uns geäu ßert –, hatte eben damit zu tun, dass man als unbefangener Le ser von Zeitungen den Eindruck haben konnte, die Landesre gierung wolle partout eine Variante durchsetzen. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, haben wir dann eben ge sagt, was wir davon halten.

Deshalb muss man für künftige Dialoge...

(Glocke der Präsidentin)

Herr Kollege Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Kunzmann?

(Abg. Thaddäus Kunzmann CDU: Das kann man nachher noch machen!)

... wirklich berücksichtigen: Wenn Projektpartner sagen, sie seien offen für Varianten, be inhaltet das nach unserer Auffassung nicht, dass sich einer in der Öffentlichkeit ganz vehement für eine Variante einsetzt. Das war ein bisschen ein Problem. Aber das ist jetzt auch Schnee von gestern, weil ja, wie gesagt, die Konsequenzen gezogen werden.

Etwas anderes muss man für künftige Dialoge auch noch be rücksichtigen. Der Begriff „Filderdialog“ besagt ja schon, dass es ein lokaler Dialog ist. Bürger, Beteiligte von den Fildern sind eingeladen. Wenn aber im Rahmen dieses Dialogs über Varianten diskutiert wird, die gravierende Auswirkungen auf andere Regionen haben, deren Bürger nicht beteiligt sind, muss man sich das Format noch einmal durch den Kopf ge hen lassen. Wenn man aus lokaler Sicht sozusagen grundsätz liche Weichenstellungen vornimmt – auch als Empfehlung –, die gravierende Auswirkungen auf andere Regionen in Ba den-Württemberg haben, muss das in diesen Regionen zu dem Gefühl führen: „Uns hört man nicht.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Richtig!)

Man spricht zwar über uns in einem Bürgerdialog, aber wir als Bürger sind nicht gefragt.“ Deshalb muss man bei künfti gen Dialogen, die wir uns ja wünschen, berücksichtigen, dass man ein Format vorsieht, das auch die jeweils Betroffenen zu Wort kommen lässt und bei dem nicht das Gefühl entsteht: Da sprechen einige Bürger über andere Bürger, ohne dass diese eine Chance haben, beteiligt zu werden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU und der FDP/DVP)

Jetzt, finde ich, ist es aber an der Zeit, nicht mehr zurückzu blicken, sondern nach vorn zu blicken und in dieser Woche

mit den Projektpartnern die Konsequenzen zu ziehen. Vor al lem dürfen wir jetzt nicht weitere verwirrende, kaum nach vollziehbare Diskussionen führen, sondern müssen fragen: Ist auch das Land bereit, zu einem verbesserten Lärmschutz wie im Rheintal beizutragen?

(Abg. Peter Hauk CDU: Natürlich!)

Wir haben das noch nicht definitiv besprochen. Aber ich ge he davon aus, dass es da bei der SPD eine Aufgeschlossenheit gibt.

(Abg. Peter Hauk CDU: Davon können Sie bei der CDU auch ausgehen!)

Das Zweite: Man sollte nicht von vornherein so tun, als wür den Verbesserungen im Bahnhof gleich Unsummen zusätzli cher Gelder verschlingen. Kein Mensch weiß, ob das so wä re. Dazu gibt es auch ein Gutachten des Flughafens, das zu anderen Ergebnissen kommt als das, das die Bahn bisher auf den Tisch gelegt hat. Das weiß ich aber auch nur vom Hören sagen.

(Glocke der Präsidentin)

Kollege Schmiedel, Herr Abg. Kunzmann möchte gern eine Zwischenfrage stellen.

Er wird ungeduldig. Okay.

Er ist ungeduldig.

Vielen Dank, Herr Kolle ge Schmiedel, für das Zulassen der Zwischenfrage. – Den Teilnehmern des Filderdialogs ging eine Auswertung aller Trassenvarianten, die diskutiert wurden, zu. Was dabei zur entsprechenden Flughafentrasse ausgeführt wurde, kann man auch auf der Homepage zum Filderdialog nachlesen, für die, meine ich, das Ministerium verantwortlich ist. Dort heißt es unter 4.5 – Kosten –:

Eine grobe Kostenschätzung der DB lässt für diese Vari ante

also die Variante 2, die 44 Stimmen erhalten hat –

Mehrkosten von rund 100 Millionen € gegenüber der An tragstrasse erwarten. Die Flughafen Stuttgart GmbH

das haben Sie gerade angesprochen –

geht von Mehrkosten von rund 80 Millionen € aus.

Jetzt möchte ich fragen: Wie stehen Sie zum Kostendeckel? Würden diese Kosten bei der Umsetzung dieser Variante zu züglich der Lärmschutzmaßnahmen den Kostendeckel spren gen? Wären Sie, wenn das der Fall wäre, bereit, über diesen Kostendeckel neu zu diskutieren?

(Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: Natürlich nicht!)

Herr Geißler hat auf solche Fra gen immer geantwortet: „Wenn mein Pferd eine Katze wäre, könnte sie den Baum hochreiten.“

(Abg. Nicole Razavi CDU: Das steht in den Unterla gen!)

Das weiß doch jetzt noch niemand. Man muss doch zunächst einmal mit den Projektträgern verabreden, dies genauer zu un tersuchen. Das sind doch nun wirklich nur Skizzen; hierzu gibt es noch gar keine genaueren Untersuchungen oder Gut achten, die wirklich belastbar wären. Das sind Abschätzun gen. Aber ich gehe mit Frau Erler völlig einig: Der jetzt ge plante Tiefbahnhof ist verdammt tief. Wenn man sich die Maß nahmen am Flughafen sparen könnte, dann würde auch etwas übrig bleiben.

(Abg. Peter Hauk CDU: Natürlich! Keine Frage!)