Protokoll der Sitzung vom 11.10.2012

(Beifall bei Abgeordneten der CDU sowie der Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP und Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Auch wenn keine negativen Auswirkungen von grüner Gen technik festgestellt werden konnten, gilt für uns – ich sage es noch einmal, meine Damen und Herren –: Die Sicherheit steht an erster Stelle. Dieser Grundsatz darf nicht dem technischen Fortschritt und dem wirtschaftlichen Wettbewerb geopfert werden.

Deshalb befördern wir insbesondere die Erforschung und die weitere Forschung im Bereich der Gentechnologie. Leitge danke ist die Linie der Nachhaltigkeit. Die Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, die Verbesserung der Lebensmittelqualität oder die Züchtung von Energiepflanzen sind wichtige Forschungsziele, meine Damen und Herren. Da bei ist zu prüfen, ob die grüne Gentechnik zu einer zukunft weisenden Querschnittstechnologie werden kann, die nicht nur großes wissenschaftliches Potenzial beinhaltet, sondern eventuell – deshalb die Fragestellung – auch zu einer Wettbe werbsfähigkeit beitragen kann.

(Zuruf des Abg. Martin Hahn GRÜNE)

Deshalb dürfen wir uns der Forschung zu dieser Technologie nicht verschließen. Damit meine ich Forschung in öffentlicher Hand und nicht in privaten Institutionen und Konzernen, mei ne Damen und Herren.

(Glocke des Präsidenten)

Kollege Rombach, gestatten Sie ei ne Zwischenfrage des Kollegen Pix?

Ja. Machen Sie es schnell. Es wird ja nicht auf meine Redezeit angerechnet.

(Heiterkeit – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Wird nicht mehr abgezogen!)

Vielen Dank, Herr Kollege Rombach. – Ich möchte Sie gern fragen, ob Sie als Vizeprä sident des BLHV und als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Zentralgenossenschaft Raiffeisen Warengenossenschaft aus schließen können,

(Abg. Peter Hauk CDU: Nur kein Neid!)

dass gentechnisch verändertes Futter in baden-württembergi schen Futtertrögen vorkommt. Falls Sie das nicht ausschlie ßen können, würden Sie sich dann als Aufsichtsratsvorsitzen der und Vizepräsident des BLHV dafür einsetzen, dass dem in Zukunft so ist?

Wenn die Kommunikation mit Ihrem Minister funktionieren würde, wäre die Information bei Ihnen als Abgeordnetem angekommen.

(Heiterkeit des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/ DVP)

Deshalb hat er auf meinen Rat hin das Raiffeisen Kraftfutter werk Kehl, bei dem ich im Beirat den Vorsitz habe, besich tigt. Diese Information „Gentechnikfrei aus Prinzip“ hat er er halten. Ich glaube, damit ist die Antwort gegeben.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Seit 1998, als Sie vielleicht noch gar nicht daran gedacht ha ben, sich diesem Thema zu widmen

(Lachen der Abg. Muhterem Aras GRÜNE – Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Er ist Biobauer seit 25 Jah ren!)

Herr Pix, nicht Sie –, sind wir in der aktiven Umsetzung.

Ich glaube, das sind praktische Beispiele, die ich nachhaltig, mit Freude und Genugtuung unterstütze, begleite und forde re. So viel als ganz konkrete, klare Antwort auf Ihre Frage.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Gestatten Sie mir, meine Damen und Herren, einen kurzen Ausblick. Bei aller fachlichen Aufklärungsarbeit, die für un sere Verbraucher zu leisten ist, müssen wir auch sehen, dass es sowohl eine steigende Nachfrage als auch ein steigendes Angebot seitens der Unternehmen im Bereich gentechnikfrei er Ware gibt.

Oberste Priorität haben für uns in der Christlich Demokrati schen Union die Erhaltung unserer Kulturlandschaft, unserer Landschaft, unserer Landwirtschaft mit ihrer Artenvielfalt so, wie wir sie in Baden-Württemberg vorfinden, die menschli che Gesundheit und die Unbedenklichkeit gentechnisch ver änderter Organismen.

Als Unionspolitiker, meine Damen und Herren, bin ich dem christlichen Menschenbild verpflichtet. Ich bin der Ansicht – das bin ich nicht erst jetzt, sondern das war ich auch schon früher; deshalb auch die Argumentation auf Ihre Frage, Herr Pix –: Nicht alles, was machbar ist, ist auch verantwortbar. An dieser Leitlinie sollten wir uns orientieren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP sowie des Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE)

Für die Fraktion GRÜNE spricht Kol lege Dr. Rösler.

Herr Kollege Rombach, ich darf zuerst meinen Kollegen Pix etwas in Schutz nehmen. Sie wissen ja auch, dass er seit 25 Jahren Biowinzer ist.

(Abg. Peter Hauk CDU: Das hat noch nichts zu sa gen!)

(Abg. Peter Hauk CDU: Das ist noch kein Qualitäts ausweis! – Zuruf des Abg. Karl Rombach CDU)

Er ist in diesem Bereich tätig und beschäftigt sich seit 25 Jah ren mit der Gentechnik bzw. Agrogentechnik.

(Zurufe von der CDU und des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Das ist automatisch damit verbunden. Aber ich glaube, das haben Sie gar nicht infrage stellen wollen.

Ich will aber dazusagen, Herr Rombach: Ich muss wirklich mit großer Freude feststellen: Das, was Sie in beiden Rede beiträgen insgesamt gesagt haben, hätte ich zu 95 % plus x unterschreiben können. Das will ich hier ausdrücklich festhal ten.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Ist das für Sie neu? Das ist doch alles Konsens! – Abg. Karl Rom bach CDU: Das ist gelebte Praxis! Das ist der Unter schied!)

Wenn Sie jetzt meinen, dass Sie darauf, dass ich Konsens feststelle, so reagieren müssen, dann bitte.

(Glocke des Präsidenten)

Kollege Dr. Rösler, gestatten Sie ei ne Zwischenfrage des Kollegen Burger?

Selbstverständlich, gern.

Herr Dr. Rösler, eine Frage: Ha ben Sie gewusst, dass dieser vielfach beschworene gute Tag, der heute ist, bereits vor fünf Jahren in den Kreisen Sigmarin gen und Biberach stattgefunden hat? Da haben wir im Zusam menhang mit der Aufklärung unserer Landwirte durch eine Selbstverpflichtung der Landwirte eine gentechnikfreie An bauzone ausgerufen und insofern den heutigen Tag vorberei tet.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Fried rich Bullinger FDP/DVP: Da kann auch der Bauern verband was lernen! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Die CDU als Erfinder der gentechnikfreien Zone! Jetzt aber! Der „Gen-Hauk“ wollte doch immer Feld versuche machen! – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜ NE: Märchenstunde!)

Kollege Burger, mir ist bekannt, dass sowohl im Kreis Sigmaringen als auch in ande ren Landesteilen

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: In Hohenlohe beispielsweise!)

seit vielen Jahren gentechnikfreie Regionen ausgerufen und entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet wurden. Es ist mir aber auch bekannt, Kollege Burger, dass die vorheri ge, schwarz-gelbe Landesregierung den möglichen Beitritt des Landes Baden-Württemberg zum Netzwerk für Gentechnik freiheit in der letzten und vorletzten Legislaturperiode nicht umgesetzt hat. Wir setzen ihn aber jetzt um.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Wir machen es halt, und ihr redet darüber!)

Insoweit gibt es da schon einen Unterschied, Kollegin GurrHirsch.

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Diesen Beitritt hätten Sie als Staatssekretärin durchaus mit vorantreiben können.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Und Peter Hauk! Der hat sich doch auch geweigert, trotz grüner Krawatte! – Gegenruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Deswegen freut es mich, dass der Konsens jetzt groß ist. Aber diesen Schritt hat Grün-Rot gemacht, den hat nicht SchwarzGelb gemacht.