Protokoll der Sitzung vom 08.05.2013

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Was erzählen Sie da? – Weitere Zurufe von der CDU und der FDP/ DVP)

Das ist es, was der Mittelstand braucht. Der Mittelstand braucht gute Bildung, gute Hochschulen, gute Kita-Betreu

ung. Genau das haben wir gemacht. Schauen Sie sich doch einmal an, was diese grün-rote Landesregierung geschaffen hat.

(Anhaltender Beifall bei den Grünen)

Ein letzter Satz: Ich habe eine Lieblingsquelle entdeckt, näm lich die Informationen des Bundesfinanzministeriums. Aus dieser Quelle ein Zitat:

Ohne Steuergelder wäre es dem Staat nicht möglich, ele mentare Aufgaben für das Gemeinwesen zu erfüllen. Da zu zählen die soziale Sicherung, die innere und die äuße re Sicherheit sowie die Finanzierung von Bildung, Ge sundheit und Verkehrsinfrastruktur.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Das ist eine Bin senweisheit! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Sie hätten sie vielleicht noch einmal lesen sollen, liebe Kol legin.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Ich habe das stu diert! Ich habe das unterrichtet! – Abg. Helmut Wal ter Rüeck CDU: Sie müssen Frau Gurr-Hirsch nicht belehren!)

Dann ist es ja gut.

Ich habe genau dargelegt, dass der Mittelstand deutlich davon entfernt ist, von unserer Erhöhung des Einkommensteuerspit zensatzes betroffen zu sein. Im Wahlprogramm haben wir die Erhöhung des Einkommensteuerspitzensatzes beschlossen. Das ist auch richtig und findet die Zustimmung der Mehrheit, wie Umfragen belegen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das ist we nigstens eine klare Aussage, für die wir dankbar sind!)

Wir haben aber im Programm auch ganz klar gesagt: Wir wer den keine Substanzbesteuerung vornehmen. Diese grün-rote Landesregierung mit diesen Regierungsfraktionen wird im Bundesrat genau darauf achten. Sie wissen genau – das hat auch die Debatte über das deutsch-schweizerische Steuerab kommen gezeigt –, dass diese grün-rote Landesregierung im Bundesrat eine sehr wichtige Rolle spielt und auch auf Bun desebene gehört wird.

So hat es unser Ministerpräsident geschafft

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Gehört, aber nicht erhört!)

er wurde auch erhört –, dass unsere Forderung, keine Sub stanzbesteuerung vorzunehmen, in die Präambel aufgenom men wurde. Das ist nicht etwa nur reine Lyrik, sondern das ist eine sehr wesentliche inhaltliche Aussage.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Für die Fraktion der SPD erteile ich Herrn Abg. Maier das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, lie be Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Rülke, lieber Herr Hauk, niemand hat die Balance verloren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Unruhe bei der CDU und der FDP/DVP)

Grüne und SPD machen die ganz klare Ansage:

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Wir wollen Bezieher sehr hoher Einkommen und sehr Reiche stärker zur Finanzierung unseres Gemeinwesens heranziehen. Wir wissen: Niemand freut sich über Steuererhöhungen. Trotzdem hat sich die SPD nicht gescheut, dieses unpopuläre Thema Steuererhöhungen in ihrem Wahlprogramm offensiv anzugehen, ebenso wie die Grünen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das kann man wohl sagen! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/ DVP: Bei der Grunderwerbsteuer haben Sie gleich eine Erhöhung vorgenommen!)

Wir wollen einen handlungsfähigen Staat. Denn ein hand lungsfähiger Staat ist das Fundament für einen breiten Mittel stand in Baden-Württemberg und kein Angriff auf diesen Mit telstand oder auf Mittelschichten oder gar deren Ende.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Tatsache ist, dass der private Reichtum in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich geöffnet. Tatsache ist auch, dass die Steuer- und Abgabenbelastung für hohe Einkommen und Vermögen so wie für Erbschaften gesunken ist. Wir müssen deshalb eine Steuerdiskussion führen. Was Sie mit der heutigen Aktuellen Debatte machen, ist die Eröffnung der Geisterbahn, um den Mittelstand zu erschrecken.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Lachen bei Abgeordneten der CDU – Zuruf des Abg. Winfried Mack CDU)

Ich nenne Ihnen auch Gründe für eine Steuererhöhung. Die Schuldenbremse verhindert, dass man auch in Zukunft, wie es bei der Deutschen Einheit oder der Krisenbekämpfung er folgt ist, über Schulden finanzieren kann. Unsere Bildung ist unterfinanziert. Wir sind im internationalen Vergleich nicht an der Spitze. Unsere Infrastruktur darf nicht verfallen, sondern muss weiterentwickelt werden.

Wir haben große Aufgaben. Die Verkehrsinfrastruktur, die Energiewende und der Ausbau der Breitbandnetze gehören dazu. Wir müssen auch die Finanzen der Kommunen in Ord nung halten. Nur zu sparen reicht leider nicht. Sparen trifft oft auch die Armen und Schwachen, und dafür wollen wir einen solidarischen Beitrag der reichen und starken Menschen in unserem Land. Deswegen soll der Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer ab 100 000 € bei Ledigen und ab 200 000 € bei Verheirateten auf 49 % festgesetzt werden.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen)

Wenn das Einkommen – Frau Aras hat es vorhin schon erklärt – von 100 000 € bei Ledigen und 200 000 € bei Verheirateten in Baden-Württemberg das Einkommen der breiten Mittel

schicht ist, dann leben wir in einem Paradies. Dann kann sich diese Mittelschicht auch beteiligen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wenn das so ist!)

Wir werden auch die Kapitalertragsteuer unter die Lupe neh men. Ihr Satz liegt gerade bei 25 %. Er soll auf 32 % erhöht werden.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Na super! Dann wer den die versteuerten Ersparnisse noch mehr versteu ert!)

Kapital darf nicht niedriger besteuert werden als Arbeit. Denn genau das ist mittelstandsfeindlich und verhindert Investitio nen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Peter Hauk CDU: Bei einem Prozent oder einem halben Prozent Zins?)

Wir wollen auch große Vermögen – sie werden im internati onalen Vergleich in Deutschland weit unterdurchschnittlich besteuert – stärker besteuern und damit die Bildungsinvesti tionen, die vor allem das Land stemmen muss, bezahlen. Da sind wir uns mit den Grünen einig. In unserem Wahlprogramm – ich zitiere es – steht z. B.:

Wir wollen eine Vermögensteuer, die der besonderen Si tuation des... Mittelstands, von Personengesellschaften und Familienunternehmen Rechnung trägt und ihre zu kunftssichernde Eigenkapitalbildung sichert sowie ihre Investitionsspielräume nicht belastet.

Ich verweise dazu auf das Schreiben des Ministerpräsidenten und des Finanzministers an ihre Parteivorsitzenden.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Haußmann?

Ja, bitte.

Sehr geehrter Herr Kol lege Maier, Sie haben gerade gesagt, Sie würden in dieser Dis kussion darauf achten, dass der Mittelstand nicht zusätzlich belastet werde. Herr Kollege Hauk hat dazu ganz kurz das Thema Krankenversicherung angesprochen. Wie bewerten Sie, dass die SPD vorhat, die Beitragsbemessungsgrenze des Arbeitgeberanteils bei den Krankenversicherungsbeiträgen abzuschaffen, sodass insbesondere in Baden-Württemberg we sentliche Verteuerungen für die Arbeitgeber durch die Beiträ ge zur Krankenversicherung für die Mitarbeiterinnen und Mit arbeiter, die mehr als 3 937 € pro Monat verdienen, entstehen?

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das ist doch zurzeit gedeckelt! Das ist doch gar nicht mehr 50 : 50!)

Genau, erstens ist das gedeckelt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Zweitens: Die Beitragsbemessungsgrenze muss angepasst werden. Die Beitragsbemessungsgrenze ist ein Instrument, das in manchen Fällen zu Ungerechtigkeiten führt. Wir müs

sen hier eine Anpassung vornehmen; da haben Sie recht. Das gehört auch zu unserem Programm.