Wir stehen, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht von ungefähr auch gut da, wenn es darum geht, eine geringe Jugendarbeitslosigkeit vorzuweisen. Die Quote beträgt bei uns 3 %; leider Gottes – das muss man sa gen – verzeichnen die südeuropäischen Länder eine Jugend arbeitslosenquote von teilweise über 50 %. Meine Damen und Herren, diese geringe Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Würt temberg spricht für den Erfolg unserer bisherigen Regierungs arbeit unter Schwarz-Gelb.
Ein wichtiges Thema dabei ist, dass – Herr Minister Stoch ist gerade nach draußen gegangen – in Bezug auf das schulische Angebot keine weißen Flecken im ländlichen Raum entste hen. Deshalb wird es höchste Zeit, dass die regionale Schul entwicklung auf die Beine kommt.
Dass dies nach Aussage des Ministers erst für die Kabinetts sitzung in der nächsten Woche vorgesehen ist, ist spät genug.
Das Handwerk, die Betriebe im ländlichen Raum sind davon abhängig, dass wir auch im Bereich der beruflichen Schulen ein entsprechendes Angebot vorhalten. Wo gibt es dafür eine Schulentwicklungsplanung? Leider Fehlanzeige. Das gehört aber dazu, wenn gefordert ist, den ländlichen Raum entspre chend auszustatten.
Aber, meine Damen und Herren, lassen wir das Thema „Schu le, Hochschule, schulische Bildung“ nun einmal beiseite und bewegen uns hin zum Thema „Ehrenamt der jungen Menschen im ländlichen Raum“. Da denken wir sicherlich quer durch alle Fraktionen in die gleiche Richtung: Ob bei der Landju gend, in der Vereinsjugendarbeit, in der kirchlichen Jugend arbeit, bei der Feuerwehr und den Hilfsdiensten, aber auch bei unseren demokratischen Parteien und Vereinigungen – das darf hier auch einmal gesagt werden –: Junge Menschen en
gagieren sich bei uns in hervorragender Art und Weise und bereichern unsere Gesellschaft. Meine Damen und Herren, das verdient fraktionsübergreifend Anerkennung und Respekt.
(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü nen, der SPD und der FDP/DVP – Zuruf von der CDU: Bravo!)
Dieses Engagement ist natürlich auch ein Markenzeichen des ländlichen Raums. Nähe, Heimatgefühl und das Sich-Hinein begeben in eine Gemeinschaft prägen diese Arbeit.
Welchen speziellen Herausforderungen stehen junge Men schen im ländlichen Raum gegenüber? Verdichtung der Ju gendphase, wobei buchstäblich auch viel Zeit auf der Strecke bleibt, teilweise unzureichende Nahverkehrsangebote, nicht ausreichende Anbindung an die Datenautobahn und natürlich auch – wegen der demografischen Entwicklung – weniger Gleichaltrige. Glücklicherweise engagieren sich trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen junge Menschen in ihrer Freizeit und prägen auch das Leben auf dem Land. Ich möch te Ihnen drei Beispiele nennen.
Das erste Beispiel ist die Buden- und Bauwagenkultur in Oberschwaben. Diese wurde kürzlich sogar in der Landesver tretung in Berlin vorgestellt. Ich finde das gut. Dort nehmen die jungen Leute die Dinge selbst in die Hand, organisieren sich selbst und sind erfolgreich damit.
Zweites Beispiel: die 72-Stunden-Aktion des BDKJ. Meine Damen und Herren, das ist ein hervorragendes soziales Pro jekt, das, so denke ich, auch hier im Hohen Haus, im Parla ment Anerkennung und Beifall verdient, wenn ich Sie darum bitten darf.
Ein drittes Beispiel: die Hochwasserkatastrophe. So schlimm die Situation in Bayern und in Ostdeutschland war, so gut war es, dass sich gerade auch junge Menschen hier im Hilfsein satz engagiert haben. Meine Damen und Herren, dies hat dem Wirgefühl in Deutschland gutgetan. Das wurde auch kürzlich entsprechend dokumentiert.
Der Hinweis auf die Jugendfeuerwehr, Herr Kollege Schwarz, ist absolut berechtigt. Die Jugendfeuerwehr, aber auch die Ju gendarbeit in den anderen Rettungsdiensten ist anzuerkennen. Deshalb habe ich sie auch vorhin herausgehoben und speziell erwähnt. Ich möchte mich ausdrücklich dafür bedanken.
Meine Damen und Herren, die Jugendarbeit ist ein Standort faktor für den ländlichen Raum. Deshalb nenne ich ein paar Beispiele unter der Fragestellung: Was ist zu tun?
Weiterführung und Ausbau des von uns eingeführten Jugend begleiterprogramms: Durch die Verdichtung des Schulalltags in Ganztagsschulen ist die Vernetzung von Schule und Verein sehr wichtig.
Stärkung des Miteinanders von Generationen durch Jung-undAlt-Konzepte: Meine Damen und Herren, in der Stellungnah me zu unserem Antrag sind hierzu Beispiele aufgeführt. Aber dazu muss es ein landesweites Konzept geben. Ich bitte die Landesregierung, das entsprechend zu unterstützen.
Weitere Stärkung der Ehrenamtsstrukturen und Weiterent wicklung der Anerkennungskultur: Die Anerkennungskultur bei jungen Menschen sieht anders aus als diejenige bei älte ren. Ich sage auch dem Herrn Kultusminister: Es wäre gut, wenn in den Zeugnissen neben den Bewertungen für die Fä cher Deutsch, Mathe, Englisch usw. auch, wenn die jungen Menschen dies wollen, ein Zusatz aufgenommen wird, in dem festgehalten wird, dass sie sich ehrenamtlich in der Jugendar beit, in den Vereinen oder anderweitig engagiert haben.
Das gehört in ein Zeugnis hinein. Wir müssen die jungen Men schen auch nach ihrer sozialen Kompetenz bewerten und be urteilen.
Neben der Unterstützung der Vereine und Verbände ist auch die Unterstützung der Kommunen zur Bewältigung des de mografischen Wandels nötig.
Die CDU-Landtagsfraktion hat den Antrag gestellt, das Fi nanzausgleichsgesetz dergestalt zu ändern, dass ein Demogra fiefaktor bei der Ermittlung des Finanzausgleichs herangezo gen wird, so wie es das benachbarte Bundesland Bayern prak tiziert.
Erforderlich ist es auch, die Kommunen in der Frage, wie wir Zuwanderer und ihre Familien und damit auch die Kinder und Jugendlichen integrieren können, zu unterstützen.
Wir brauchen auch die verstärkte Förderung des Verbunds von haupt- und ehrenamtlichen Strukturen, z. B. auch in der frei en Jugendarbeit. Hier lobe ich ausdrücklich die hervorragen de Arbeit der Kreisjugendringe aus Ravensburg und Biberach, die genau dieses Thema angegangen sind, übrigens auch im interkommunalen Zusammenwirken von verschiedenen Ge meinden und den jeweiligen Kreisen.
Wichtig sind auch Formen der Beteiligung der Jugend an de mokratischen Entscheidungen durch neue Medien. Hier gibt es ein gutes Beispiel in der Stadt Biberach an der Riß.
Erforderlich ist auch die Unterstützung der Mobilität von jun gen Menschen durch eine weitere Verbesserung des ÖPNV.
Last, but not least – ich habe es vorhin bereits angesprochen – ist die regionale Schulentwicklung für den ländlichen Raum entscheidend. Wir brauchen eine regionale Schulentwicklung auch für die beruflichen Schulen und natürlich auch ein Ent wicklungskonzept für die Hochschulinfrastruktur im ländli chen Raum. Denn es ist wichtig und notwendig, dass wir un sere Hochschulen im ländlichen Raum halten können und sol che Infrastruktur nicht nur im Ballungsraum anbieten.
Meine Damen und Herren, Jungsein auf dem Land ist mehr als ein Lebensgefühl. Es ist ein unverzichtbarer Standortfak tor für unsere ländlichen Räume der Zukunft. Jugendarbeit braucht deshalb mehr Aufmerksamkeit. Die Politik steht in der Verantwortung, jetzt und nicht erst später die notwendi gen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
Sehr geehrte Frau Präsiden tin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Paul Lo cherer, liebe CDU, herzlichen Dank für diesen Antrag.
(Abg. Paul Locherer und Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Es geht doch! – Gegenruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Warum nicht gleich so heute Morgen? – Zuruf des Abg. Dr. Dietrich Birk CDU)