Gleichzeitig steht die CDU für Innovation im medizinischen Bereich. Bis zur Initiative zum Thema Fernbehandlungsver bot wurde aus unserer Sicht das Zukunftsfeld Telemedizin im Land Baden-Württemberg vernachlässigt, obwohl mit der Te lemedizin ein wichtiger Beitrag zur Versorgung geleistet wer den kann.
Die Telemedizin macht es möglich, trotz räumlicher Trennung zwischen Arzt und Patient eine Diagnose zu liefern. Medizi nische Notfälle profitieren zudem in hohem Maß.
Die im Haushalt fest verankerten Fördermittel für die Teleme dizin sind also sehr gut investiert, und diese Förderung muss aus unserer Sicht auch sukzessive weiter ausgebaut werden.
Große Erwartungen setze ich auf das Telemedizinprojekt „docdirekt“ der Kassenärztlichen Vereinigung. Es war auch unser Ansinnen, Modellprojekte in diesem Bereich zu instal lieren, bei denen Ballungsgebiete, aber auch ländliche Räu me berücksichtigt werden.
Zugleich ist der Markt für Medizinprodukte hochgradig inno vativ und wächst stetig. Implantate wie Herzschrittmacher und Defibrillatoren werden immer kleiner und können gleichzei tig spezielle Überwachungsfunktionen übernehmen. Wir wol len, dass die Menschen in Baden-Württemberg von diesem medizinischen Fortschritt weiterhin profitieren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, uns muss klar sein, dass die Gesundheitsversorgung ein wichtiger Bestandteil im Land Baden-Württemberg ist. Wir wollen unserem Ziel auch in diesem Bereich gerecht werden: Wir wollen wertgleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land.
Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Um eine gute medizinische Versorgung überall in Baden-Württemberg zu gewährleisten, braucht es
eine umfassende Strategie. Wir möchten einen Weg gehen, bei dem wir die Versorgung nicht nur auf ein Standbein, auf die Ärzteschaft, stellen, und setzen auf einen gesunden Mix aus Gesundheitsberufen, die ihre unterschiedlichen Kompetenzen einbringen, um den Menschen ein gutes Gesundheitsangebot zu machen.
Das weit verbreitete Denken einer Arztzentrierung ist meiner Meinung nach total veraltet und entspricht nicht modernen Vorstellungen von Behandlungsformen.
Als weiteren Denkansatz möchte ich das Stichwort Salutoge nese anführen. Das Denken von der Gesundheit aus und nicht, wie bei der Pathogenese, immer von der Krankheit aus, muss viel stärker in unsere Köpfe kommen.
Meine Damen und Herren, es geht um Gesundheit, und wir sollten uns viel mehr Gedanken darüber machen, was die Bür gerinnen und Bürger im Land gesund hält. – Denken Sie gern auch einmal über gesunde Luft nach, nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt. – Darin sollten wir sie bestärken.
Wir setzen auf die Förderung von Gesundheitskompetenz. Vermeidung von gesundheitsschädigendem Verhalten ist obers tes Gebot zur Erhaltung von Gesundheit und nicht zur Ver meidung von Krankheit. Hier geht es um Gesundheit und nicht um Krankheit. Aufklärung, Wissensverbreitung, Prävention, Gesundheitsförderung und Eigenverantwortung von Kindes beinen an stehen für uns ganz oben.
Ohne eine ausreichende Zahl von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten geht es natürlich nicht, meine Damen und Herren.
Dagegen möchte ich gar nicht reden, aber ich möchte in die sem Sinn darauf hinweisen, dass bei einer immer älter wer denden Gesellschaft die Geriatrie viel stärker in den Mittel punkt gerückt werden muss.
Fachärzte mit einer Weiterbildung zur Geriatrie ersparen den älteren Menschen ganz oft einen Irrweg in ihrer ärztlichen Be handlung. Wenn wir schon über Hausärzte und Landärzte sprechen, dann darf das Thema Geriatrie angesichts von im mer mehr älteren Menschen nicht außen vor sein.
Herr Kollege Teufel hat gesagt, die Zulassungen für Nieder lassungen regeln die Kassenärztlichen Vereinigungen. Wir ha ben diesbezüglich überhaupt keine Einflussmöglichkeit und auch keine Entscheidungsmöglichkeit. Aber politische Auf
gabe ist es natürlich durchaus, Anreizsysteme zu schaffen, um schlecht oder mangelhaft versorgte Gebiete attraktiver zu ma chen. Diesem Auftrag kommen wir nach, meine Damen und Herren. Wir haben, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, das Landärzteprogramm erhalten und haben es weiter aufgestockt und gestärkt.
Wir haben erstmals – federführend durch die CDU; vielen Dank dafür – ein Stipendienprogramm für Studierende, die sich für eine Niederlassung im ländlichen Raum entscheiden, auf den Weg gebracht. Die Studieninhalte für die hausärztli chen Tätigkeiten wurden ausgebaut. Das Fach Allgemeinme dizin wird an allen Fakultäten gestärkt. In Heidelberg wurde das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin am Uniklinikum eingerichtet.
Wir nehmen wahr, meine Damen und Herren, dass wir mit dem Förderprogramm, den Anreizsystemen und dem Prinzip der Freiwilligkeit auf einem guten Weg sind. So ist in der „Ärzte Zeitung“ vom 24. Juli letzten Jahres in Bezug auf ei ne Studie, die der Hartmannbund und die Techniker Kranken kasse durchgeführt haben, zu lesen: „Medizinstudenten reizt das Hausarzt-Sein durchaus“. Demnach kann sich jede zwei te Medizinstudentin vorstellen, als Hausärztin oder als Haus arzt – wenn es dann halt auch mal Männer sind – tätig zu sein.
Als Ursache für diese Entwicklung nennt Andreas Vogt – das ist der Leiter der Landesvertretung der Techniker Kranken kasse in Baden-Württemberg – die Bemühungen der Landes regierung.
Wir gehen neben diesen Programmen auch noch andere We ge, um eine medizinische Versorgung in der Fläche zu gewähr leisten.
So nutzen und erproben wir Möglichkeiten der Digitalisierung mit dem Telemedizinprojekt „docdirekt“; es wurde schon an gesprochen. Die Möglichkeiten von Kranken, sich online an eine Hausärztin oder einen Hausarzt zu wenden, sind wirklich gut. Man kann sich damit viel Zeit ersparen. Bei Bedarf wird es auch eine Weitervermittlung zu einem tatsächlich stattfin denden Termin geben. Es ist also Neuland, aber auch zukunft weisend.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass der Weg in die Di gitalisierung in der Medizin vor allem von Hausärzten und da ganz besonders von Ärzten im ländlichen Bereich vorange trieben wird. Sie müssen es tun, und sie sind dabei.
Der Artikel in der „Ärzte Zeitung“ ist im Hinblick auf die heu tige Debatte so treffend, dass ich gern noch mal auf ihn zu rückgreifen möchte. Dort heißt es:
Die Umfrage zeigt aber auch, dass der Hausarzt alter Prägung als Einzelkämpfer zum Auslaufmodell mutiert. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht an erster Stel le bei der Entscheidung, ob auch eine Tätigkeit als Land arzt infrage kommt“,...
Für uns ist es also von größter Bedeutung, attraktive Lebens räume zu schaffen. Denn nicht selten wird eine Entscheidung für eine Praxisniederlassung im ländlichen Raum davon ge leitet, welche Infrastruktur wie Kita, Schule oder Verkehrsan bindung vorhanden ist – eben wie dieses Quartier vor Ort, zu dessen Ausgestaltung wir aufrufen, ausschaut.
Eine wichtige Rolle spielen hier auch die medizinischen Ver sorgungszentren, die für Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit bieten, eine gemeinsame Praxis zu organisieren, sich Infra struktur zu teilen, gemeinsame Arzthelferinnen und -helfer an zustellen, wodurch mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und beim Arbeitsumfang erreicht werden kann.
Lassen Sie mich zum guten Ende noch etwas über Studien plätze und Vergabeverfahren sagen. Wie Sie der Presse ent nehmen konnten, bringt unsere Wissenschaftsministerin The resia Bauer Bewegung in die Zugangsstrukturen.
Wir befürworten die Neuregelung der Vergabepraxis. Denn eine starke medizinische Versorgung, vor allem auch auf dem Land, braucht Herz und Kopf.