Das ist eine sinnvolle Maßnahme, um die Wahlmöglichkeiten zu verbessern. Wir müssen überlegen, wie wir eine gute Schulversorgung und einen guten Unterricht auf dem Land erreichen können. Dafür kämpfen wir. Im Koalitionsvertrag haben wir mit den Kooperationsmodellen dafür sehr viel erreicht.
Vielen Dank, Frau Kollegin. Jetzt darf ich für die Staatsregierung Herrn Staatsminister Dr. Spaenle das Wort erteilen.
Gut zu sichern und fortzuentwickeln. Das ist die wohnortnahe weiterführende Schule. Bei der Hauptschule haben wir mit einem Zahlenphänomen zu kämpfen. An der Hauptschule gibt es annähernd so viele Schüler wie an der Realschule. Wir haben etwa 1.000 Hauptschulstandorte und um die 400 Realschulstandorte. Viele ursprünglich mehrzügige Hauptschulstandorte sind aufgrund von Wanderungsverlusten und Schulortwahl zu einzügigen Hauptschulstandorten geworden.
Es ist ausdrückliches Ziel der Koalition, so viele Standorte wie möglich solange wie möglich wohnortnah zu erhalten. Dafür hat die Koalition ein Maßnahmenbündel ins Auge gefasst. Der eine Aspekt ist die Schulorganisation. Mit einem hochambitionierten, standortbezogenen, differenzierten Schulverbandssystem - das haben Kollege Eisenreich und Kollegin Sandt angesprochen wollen wir versuchen, die Stärke der Hauptschule zu erhalten, nämlich ihr besonderes Profil und die Modularisierung vor Ort.
Die zweite Frage ist die Klassengröße; Kollege Eisenreich hat es angesprochen. Wir haben die im Bundesvergleich sehr günstige Klassenmindestgröße von 15 und Klassengrößen bis hin zu 30 Schülern. Die Koalition hat sich auf eine flexiblere Handhabung der Mindestschülerzahl verständigt. Eine Absenkung, um wie viele Schüler auch immer, würde das Problem nicht lösen. Die Schülerzahl an Hauptschulstandorten wird geringer. In den kommenden Jahren wird ein Verlust von bis zu 20 % der Schülerzahlen an Hauptschulen prognostiziert. Dem ist Rechnung zu tragen. Deshalb ist eine konzeptionelle Überlegung notwendig, wie man mit einer flexibleren Lösung im Zusammenwirken mit dem Schulverband und schulorganisatorischen Maßnahmen ein Netzwerk schaffen kann, mit dem das Ziel erreicht wird - das, wie ich verstanden habe, alle teilen -, an möglichst vielen Standorten möglichst lange Hauptschulangebote zu erhalten. Gleichzeitig soll die Stärke der Hauptschule am einzelnen Standort erhalten bleiben, und ihre Profile sollen den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden. Das ist das politische Hauptziel der Koalition.
Die Koalition ist noch keine 100 Tage im Amt. Wir haben im Koalitionsvertrag zehn Hauptaufgaben, eine davon ist die Strukturentwicklung der Hauptschule. Eine weitere - Kollegin Sandt hat es angesprochen - ist die Senkung großer Schülerzahlen in Klassen. Wir werden das in der gebotenen Konsequenz und mit der notwendigen Qualität tun und mit Ihnen in den kommenden Wochen die identifizierten politischen Ziele Punkt für Punkt abarbeiten.
Ich verstehe die Antragsteller so, dass wir uns dem Ziel, die Hauptschule sowohl in der Fläche als auch in verdichteten Ballungsräumen zu entwickeln, gemeinsam
nähern wollen. Wir haben damit zu kämpfen, dass die Hauptschulen mit Anforderungen konfrontiert sind, denen andere Schularten in dieser Form nicht begegnen. Auch da werden wir uns - so verstehe ich die heutige Debatte - mit guten Rezepten aufeinander zubewegen. Ich halte den Antrag, ein Konzept vorzulegen, das die Notwendigkeit einer flexibleren Handhabung der Mindestschülerzahl mit den übergeordneten Zielen der Hauptschulinitiative verbindet, für den richtigen Weg.
Herr Staatsminister, Sie sagen, eine Absenkung der Klassenstärke würde den Hauptschulen nichts bringen. Gleichzeitig sprechen Sie sich für eine flexiblere Klassengröße aus. Bedeutet "flexiblere Klassengröße" ab 15 aufwärts, oder kann das in Einzelfällen auch bedeuten, dass die Klassenstärke unter 15 Schüler beträgt?
Meine zweite Frage: Sie wollen eine Schwerpunktsetzung. Welche Klassenstärke braucht man denn, um bei einer einzügigen Schule überhaupt eine Schwerpunktsetzung machen zu können?
Ich gehe zunächst auf Frage zwei ein. Ich habe versucht, Ihnen darzulegen, dass eine Hauptschule ihre Stärke am besten in mehrzügiger Form und bei einer gewissen Mindestgröße entfalten kann, weil nur dann die ganze Angebotspalette zur Verfügung steht. Mit intelligenten Verbundlösungen kann dem nahegekommen werden. Eine niedrige Klassenstärke ist natürlich auch ein pädagogischer Eigenwert, wobei es eine kritische Größe gibt, ab welcher der Betreuungsvorteil durch die geringere Klassenstärke nicht mehr steigerbar ist.
Nun zur Frage, was das Wort "flexibel" bedeutet: Ich bin so flexibel, dass ich an Gewicht abnehme und an Gewicht zunehme.
Herr Staatsminister, ich darf Sie bitten, noch einen Moment am Rednerpult für eine Zwischenintervention des Kollegen Pfaffmann zu verbleiben.
(vom Redner nicht au- torisiert) Ich habe mich gemeldet, weil mich die Äußerungen des Ministers und von Kollegen aus der CSU über den Erhalt der wohnortnahen Schule reizen. Können Sie mir vielleicht einmal sagen, warum Sie um Himmels willen alle Teilhauptschulen in den letzten Jahren geschlossen haben?
Können Sie mir die Frage beantworten, warum Sie um Himmels willen vor zwei Jahren 1.200 Hauptschullehrerstellen gestrichen haben?
Ich finde es unerträglich, dass Sie sich hier als Retter der wohnortnahen Schule präsentieren, wenn Sie sozusagen der Totengräber der Hauptschule in den letzten Jahren waren.
Um keine Geschichtsklitterung und Legendenbildung zuzulassen: Sie haben mit Ihrer Politik der letzten Jahre dazu beigetragen, dass die Hauptschulstandorte sterben werden. Das ist Ihre Verantwortung.
Herr Kollege Pfaffmann, möchten Sie, dass der Herr Staatsminister auf Ihre Anmerkungen eingeht? - Dann wenden Sie sich doch bitte an ihn und nicht an das Plenum.
(vom Redner nicht au- torisiert) Herr Staatsminister, vielleicht können Sie doch noch eine Frage klären. Der Ministerpräsident hat in einer Zeitung - ich weiß nicht, welcher - eine kritische Frage gestellt. Kein Mensch kann mir erklären, so der Ministerpräsident, warum eine Klasse 13 und nicht 12 oder 10 oder 15 Schüler haben soll. Vielleicht können Sie zu einer Erklärung beitragen.
Zum Schluss: Können Sie mir erklären, was es bedeutet, wenn man sagt, es würde pädagogisch gesehen nichts nützen, wenn man Klassen mit 10 Schülern hätte? Das hat die Kollegin gesagt. Was soll das denn für eine Nummer sein? Sie wissen doch, je kleiner die Gruppen sind, umso besser können Kinder individuell gefördert werden. Alles andere ist doch ein organisatorisches Problem und kein pädagogisches.
Die Teilhauptschule ist mit einer leistungsstarken Hauptschule, die Profil entwickelt und unterschiedliche Begabungen und Neigungen fördert, nur defizitär in Einklang zu bringen. Darüber sind wir uns wohl einig.
Ich denke, eine zusammenhängende Hauptschule von der 5. bis zur 9. Klasse ist der richtige Ansatz, weil man dort mit drei Profilen arbeiten und mit der Modularisierung Stärken nützen kann.
Dass eine kleine Zahl von Schülern in einer Klasse einen Eigenwert hat, habe ich gerade ausgeführt. Ob das beim Anstieg Ihres Blutdrucks vielleicht an Ihnen vorübergegangen ist, weiß ich nicht. Ich habe ausdrücklich gesagt, dass das einen hohen Eigenwert hat und dass man das in Ansatz bringen muss gegen die Tatsache, dass eine einzügige Hauptschule an einem Standort nicht immer die speziellen Fertigkeiten und Stärken vermitteln kann, die die Hauptschulinitiative, die mein Vorgänger Siegfried Schneider auf den Weg gebracht hat, entwickeln hilft. Sicher stellt eine geringe Klassenstärke einen pädagogischen Eigenwert dar. Aus meiner Sicht gibt es aber eine gewisse Grenze, wo sich der Vorteil einer kleinen Gruppenstärke und der Nachteil, der sich daraus ergibt, dass an einem Standort nicht alle Profile der Hauptschule angeboten werden können, aufheben. Das muss man bei einer seriösen Güterabwägung durchaus miteinander in Ansatz bringen. So habe ich auch Frau Kollegin Sandt verstanden.
Der Ministerpräsident hat im Koalitionsvertrag auf die beiden zentralen Punkte abgestellt, die zum Erhalt der wohnortnahen Hauptschule beitragen sollen. Es handelt sich um die flexiblere Handhabung der Klassenuntergrenzen und die Stärke, die die Hauptschule in der
Entfaltung der Profile und in der Modularisierung aufweisen kann. Insofern ist das ein logisch zu begründendes Miteinander.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir nicht grundsätzlich eine Mindestklassenstärke von 10 Schülern gefordert haben, sondern es geht um Ausnahmefälle. Das wurde anscheinend von einigen nicht verstanden. Das ist der erste Punkt.
Ich komme zum zweiten Punkt. Ich habe die Frage gestellt, wann dieses Konzept in Kraft treten soll. An den Schulen erwartet man, dass das im nächsten Schuljahr passiert. Sie haben nichts zum Zeitpunkt gesagt. Es wäre aber wirklich wichtig, dass das Konzept, das Sie wollen, im nächsten Schuljahr umgesetzt wird. Wenn keine Lösung kommt, werden wir noch einmal einen Dringlichkeitsantrag stellen.