Herr Füracker, Herr Kollege Wörner möchte eine Zwischenbemerkung machen. Bleiben Sie bitte am Pult. Herr Kollege Wörner.
Herr Kollege, Herr Minister Söder hat in seiner Pressekonferenz kundgetan, dass er zukünftig nur mehr Versuche im Glashaus machen will, was ich sehr begrüße. Das war auch unsere ursprüngliche Forderung. Er sagt in seiner Presseerklärung auch, er wolle nur noch Versuche im Glashaus, um Auskreuzungen zu verhindern. Jetzt frage ich Sie, warum er das so bestätigt, wenn Sie sagen, das sei alles so ungefährlich.
Es kommt darauf an, wohin eine Pflanze auskreuzen kann. Wenn eine Pflanze viele Artverwandte hat, wie zum Beispiel der Raps, ein Kreuzblütler, dann kann sie alle möglichen anderen
Pflanzen auskreuzen. Da haben Sie recht. Mais kann das nicht. Das hat mir jedenfalls bisher noch kein Botaniker erklären können. Mais stammt nicht aus unserer Gegend. Mais ist irgendwann eingeführt worden, wie im Übrigen auch die Kartoffel. Wohin soll Mais auskreuzen? Es gibt keine artverwandte Pflanze, in die Mais auskreuzt. Mir hat jedenfalls in allen Debatten bisher noch niemand eine genannt.
Das heißt aber nicht, dass wir deswegen - ich habe es dreimal erwähnt - in ganz Bayern gentechnisch veränderten Mais anpflanzen müssen. Ich bin Landwirt, ich habe ihn noch nie angebaut. Wir diskutieren jetzt nur darüber, ob wir einen Versuch auf 1,6 Hektar in ganz Bayern noch ein Jahr weiterlaufen lassen. Dazu habe ich erklärt, dass ich das Risiko, dass von diesen 1,6 Hektar im Zuge der Auskreuzung eine derart große Veränderung in der Landwirtschaft ausgehen könnte, für relativ überschaubar halte, nachdem in den letzten neun Jahren nichts passiert ist. Das war mein Ansatz. Ich will nichts verharmlosen. Wenn wir in Zukunft an MON 810 nicht mehr forschen brauchen, erübrigt sich diese Frage ohnehin. Ein Unterschied zwischen Mais und Raps aber besteht schon.
Herr Kollege Füracker, vor ungefähr 14 Tagen haben die bayerischen Imker Vertreter aller Fraktionen im Landtag eingeladen, um sie über ihre Nöte und Sorgen im Zusammenhang mit der Gentechnik zu informieren. Es war sehr schade, dass ausgerechnet die CSU-Fraktion, die offensichtlich zu wenig Leute hat, nicht da war. Von der CSU waren keine Vertreterin und kein Vertreter da, während die anderen Fraktionen vertreten waren, um sich die Sorgen und Nöte der Imkerinnen und Imker anzuhören. Denn dann hätten Sie heute unter Umständen anders gesprochen.
Sehr verehrter Herr Daxenberger, in meinem heimatlichen Landkreis gibt es eine sehr aktive Gruppe der "Zivil Courage". Mit den Mitgliedern bin ich ständig im Gespräch.
Also, in meinem Landkreis, ob Sie es glauben oder nicht, gibt es eine sehr aktive Gruppierung der "Zivil Courage", mit der ich ständig im Austausch bin. Nicht unbedingt deshalb, weil wir immer einer Meinung wären. Da gibt es auch Imker, Herr Daxenberger. Ich kenne auch die Problematik der Imker. Ich sage es jetzt noch einmal: Wir haben jetzt neun Jahre lang auf 1,6 Hektar in Bayern die Imker geärgert.
Wenn Sie das so hören wollen. Nun geht es darum, ob man den Imkern das noch einmal für ein Jahr auf 1,6 Hektar in Bayern zumutet.
1,6 Hektar, das ist die bayerische Versuchsfläche, um die es bei diesem Forschungsvorhaben geht. Ich habe zu meinen Leuten von der "Zivil Courage", zu meinen Imkern, gesagt, dass ich dazu stehe. Dieser Versuch, der noch ein Jahr laufen wird, den wollen wir zu Ende bringen, damit er qualifiziert ausgewertet werden kann. Im Übrigen hat es auch Beschlüsse zu Fütterungsversuchen in diesem Haus gegeben, denen die SPD zugestimmt hat, und bei denen die GRÜNEN sich enthalten haben. Das habe ich nachgelesen, denn ich war damals noch nicht im Landtag.
Ich bitte, das Thema nicht zu ideologisieren. Ich kenne das Risiko für die Imker. Der Versuch geht auf 1,6 Hektar noch für ein Jahr weiter, dann ist Schluss. Das ist doch eine klare Aussage.
Herr Füracker, schauen Sie bitte auf Ihren Präsidenten, schauen Sie bitte auf mich. Es gibt eine weitere Zwischenbemerkung des Herrn Kollegen Steiner.
Herr Kollege Füracker, ist Ihnen bekannt, dass es eine grüne Umweltministerin war und ein SPD-Bundeskanzler, die rechtlich die Voraussetzungen über das Bundessortenamt geschaffen haben, dieses Teufelszeug, diesen Eingriff in die Schöpfung, freizusetzen? Ist Ihnen bekannt, dass es eine grüne
Herr Kollege Steiner, das ist mir bekannt. Ich wollte dies aber nicht noch zusätzlich erwähnen, um die Debatte etwas zu entspannen.
Ich sehe, weitere Zwischenbemerkungen gibt es nicht. Wir können deshalb mit den Wortmeldungen fortfahren. Herr Kollege Dechant, jetzt haben Sie das Wort.
Sehr verehrtes Präsidium, liebes Hohes Haus, liebe Kolleginnen und Kollegen! Kennen Sie den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier"? - Genauso komme ich mir vor, genauso kam ich mir gestern Abend vor. Ich finde es gut, dass ich in dem Film auch einmal eine aktive Rolle spielen und hier stehen darf.
Wir haben das Thema grüne Gentechnik schon letztes Jahr im November ausführlich diskutiert. Die GRÜNEN kommen mir vor wie kleine Kinder, die herumstehen und schreien: Ich will, ich will, ich will! - Wir haben das hier diskutiert und entschieden.
Ihr habt jetzt die Gelegenheit genutzt, nach der Kabinettssitzung und nach der Äußerung von Herrn Söder, doch trotz allem ändert sich nichts, was wir hier beschlossen haben. Auch die SPD, und leider auch die Freien Wähler, springen auf diesen Zug auf, auf diesen Main Stream. Ich möchte darauf hinweisen: Hier wird immer gesagt: Die Leute wollen keine gentechnisch veränderten Produkte essen. Die Leute wollen nicht solche Nahrungsmittel.
Das ist richtig, das will hier keiner, weder die CSU noch die FDP. Wir wollen das nicht. Wir wollen in Bayern Forschung betreiben.
(Beifall bei der FDP und der CSU - Johanna Wer- ner-Muggendorfer (SPD): Aber die Kühe, die sollen das fressen!)
Politische Verantwortung bedeutet, nicht immer nur irgendwelchen Zeitungsmeldungen nachzulaufen. Zu politischer Verantwortung gehört auch Vernunft walten zu lassen und den Kopf einzuschalten, meine lieben Kolleginnen und Kollegen!
Wir sind absolut dafür, dass wir hier und jetzt die Versuchsreihe abschließen können. In diesem Versuch steckt jahrelange Arbeit. Wenn Herr Daxenberger jetzt sagt, es wird keine neuen Ergebnisse geben, dann muss ich entgegenhalten, Herr Daxenberger hat wohl hellseherische Fähigkeiten. Bitte lassen Sie uns diese Versuchsreihe abschließen.
Zu den Dringlichkeitsanträgen der GRÜNEN, der SPD und der Freien Wähler haben wir einen nachgezogenen Dringlichkeitsantrag eingereicht, gemeinsam mit der CSU. Dieser Antrag lässt uns alle Optionen, wirklich alle Optionen, für die Zukunft offen.
Wir sagen in unserem Antrag, wir führen den Versuch mit MON 810 zu Ende. Wir führen diesen Versuch zu Ende, ab dem nächsten Jahr werden wir das nicht mehr tun. MON 810 ist aber eine transgene Pflanze, das heißt, es wurde ein Bakteriengen in ein Pflanzengen eingekreuzt. Das ist kritisch, das sehe ich auch so. Ich sage aber, es gibt in der Gentechnik auch andere Ansätze. Man kann Gene aus der gleichen Pflanzengruppe einkreuzen und dann Versuche machen. Ich denke, solche Versuche sollten wir weiter betreiben und weiter erforschen. Darum geht es uns.
Wir wollen nicht, dass Bayern sich für alle Zeiten in dieser Frage blockieren lässt oder, dass wir uns selbst blockieren.