Protokoll der Sitzung vom 07.05.2015

Das ist Stand der Dinge.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Das ist Papierverschwendung!)

Papierverschwendung sind manche Anträge der FREIEN WÄHLER, Herr Kollege.

Ich darf Joachim Möller zitieren, den Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Die ordnungspolitische Kernschmelze ist nicht eingetreten. Dem ist so.

Das will ich auch noch auskleiden. Sehr geehrte Damen und Herren, Mindestlohn ohne Dokumentation funktioniert nicht. Meine Kollegin Katja Mast aus dem Bundestag hat dies trefflich formuliert, als sie sagte, einen Mindestlohn light wird es mit der Sozialdemokratie nicht geben. Punkt! Aus!

(Beifall bei der SPD)

Die Stoßrichtung der CSU und vieler Unternehmerverbände, die gegen den Mindestlohn waren, richtete sich bis zum 31. Dezember 2014 gegen den Mindestlohn und seit dem 1. Januar 2015 nicht mehr gegen den Mindestlohn, sondern gegen die überbordende Bürokratie. Demgemäß muss man schauen: Wo kommt das her? Die Dokumentationspflicht ist ein uraltes Verfahren und wurde im Arbeitszeitgesetz 1994 – damals übrigens unter Schwarz-Gelb – beschlossen. Seit über 20 Jahren werden die verschiedenen Dokumentationspflichten über die Aufzeichnungen für werktägliche Arbeitszeit über acht Stunden und auch für Arbeitsstunden, die an Sonn- und Feiertagen geleistet werden, und natürlich traditionell auch für Wintergeld und für Saisonkurzarbeitergeld erfüllt. Wenn das bis jetzt klaglos gemacht ist, frage ich mich wirklich: Wo ist der Aufwand? – Auch unser Gespräch mit

der DEHOGA hat ergeben, dass es weniger um den Mindestlohn geht – jeder sagt: Logisch, 8,50 Euro müssen ja sein; darunter finden wir gar keine Fachkräfte –, sondern mehr um das Arbeitszeitgesetz. Man hätte also gerne 12, 14, 18 Stunden ohne Limit.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, dann wird noch versucht, die notwendigen Stellen – diese sind im Übrigen im Aufwachsen begriffen; zum heutigen Zeitpunkt sind die 1.600 Stellen für Kontrollen noch nicht vorhanden – gegen die notwendigen Stellen beim BAMF auszuspielen, so wie Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, das getan haben. Es hieß, ich hätte gerne diese 1.600 zusätzlichen Stellen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, um schnellere Bearbeitungszeiten zu erreichen. Sie spielen das eine gegen das andere aus. Beides liegt in Ihrer Zuständigkeit. Tun Sie es einfach.

(Zuruf von der CSU: Beides! Da schau her!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die CSU sollte sich wie eine Regierungspartei verhalten.

(Zuruf von der CSU: Die SPD!)

Wir haben den Mindestlohn durchgesetzt, und wir versuchen natürlich auch alles, um

(Beifall des Abgeordneten Volkmar Halbleib (SPD))

die Bürokratie, die dazu notwendig ist – es gibt viel notwendige Bürokratie –, durchzusetzen. Die Rahmenbedingungen müssen passen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich darf Kollegen Matthias Jena zitieren: Horrorszenarien der Mindestlohngegner sind an der Realität zerschellt. Es gibt keine weggefallenen Arbeitsplätze, sondern mehr.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Wenn man das aufschreibt! Schreiber braucht es!)

Es gibt keine Mühe, für gering Qualifizierte Arbeit zu finden, sondern mehr Arbeit.

Herr Kollege, ich bin für die Kontrolle der Uhr verantwortlich.

Danke, Frau Präsidentin.

(Zurufe von der CSU)

Darum eine letzte Bemerkung:

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Überstunden aufschreiben!)

Das ist notwendige Bürokratie. Ich stehe dazu. Herzlichen Dank für die Bemerkung – Es wird in Zukunft eben mehr Menschen geben,

(Unruhe)

die aufgrund einer fairen Bezahlung – Ruhe auf den billigen Plätzen! –

(Allgemeine Heiterkeit)

ihren Friseurbesuch zahlen können, ihr Taxi bezahlen können – ich war selber einmal Taxifahrer und immer dankbar für Trinkgeld und auch einen fairen Lohn.

Herr Kollege, ich bitte Sie. Wir haben unsere Zeiten einzuhalten.

Letzte Bemerkung: Mehr Kontrolle statt weniger!

(Beifall bei der SPD)

Nein, Herr Kollege. Ich habe Ihnen eine Minute und 50 Sekunden geschenkt. – Jetzt darf ich Herrn Kollegen Straub für die CSUFraktion das Wort erteilen. Bitte schön, Herr Kollege.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich eingangs meiner Rede einmal ganz herzlich bei meiner Fraktion bedanken, dass sie den Mindestlohn heute zum Thema gemacht hat.

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Indem sie ihm in Berlin zugestimmt hat! Bravo!)

Auch 120 Tage nach der Einführung des Mindestlohns ist dieses Thema aktueller denn je.

(Beifall bei der CSU)

Ich stehe hier als aktiver Mittelständler. Betrachten Sie mich gar nicht als Mitglied der CSU-Fraktion,

(Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Er distanziert sich schon!)

sondern betrachten Sie mich als Mittelständler, der zu diesem Thema spricht.

(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Bravo!)

Sie haben gesagt, wir hätten in Bayern andere Probleme als dieses. Da gebe ich Ihnen vollkommen

recht. Mir reicht ein Blick auf diese Seite. Hier sehe ich schon einige Probleme sitzen, die sich offensichtlich nicht mit diesem Thema beschäftigt haben.

(Beifall bei der CSU)

Ich möchte hier eines einmal ganz klar und deutlich sagen: 8,50 Euro haben für den bayerischen Mittelstand noch nie ein Problem dargestellt. Ich möchte Sie fragen: Wie sehen Sie eigentlich den Mittelstand in Bayern? Wie sieht Ihr Bild von kleinen und mittelständischen Betrieben aus? – Hören Sie doch bitte einmal einem Mittelständler zu, der schildert, welchen Eindruck er in den letzten Monaten bekommen hat: Ich komme mir kriminalisiert vor.

(Markus Rinderspacher (SPD): Das müssen Sie Ihrer Landesministerin sagen! Sie war bei den Verhandlungen dabei! Wollen Sie das nicht erst einmal intern klären? – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Die schwarz-rote Bundesregierung kriminalisiert ihn!)

Ich komme mir vor, als ob ich ein Porsche fahrender, Sonnenbrillen tragender Zigarrenraucher wäre, der in der Früh aufsteht und nur daran denkt, wie er seine Mitarbeiter am liebsten ausbeuten würde. Das ist kein zutreffendes Bild des bayerischen Mittelständlers. Herr Aiwanger, hören Sie doch einmal zu!

Wie sieht unser Bild des bayerischen Mittelstandes aus? – Der Mittelständler ist nicht der Nadelstreifenanzug tragende Mensch. Er ist ein Mensch, der in einem Kleinbetrieb arbeitet. Er hat oft noch seine Arbeitskleidung an. Er arbeitet wesentlich länger als die normale wöchentliche Arbeitszeit. Vor allem achtet der Mittelständler auf eines, nämlich auf das Wohl seiner Mitarbeiter. In Bayern ist es oft so, dass zuerst der Mittelständler seine Hosen enger schnallt, bevor er bei seinen Arbeitnehmern Kürzungen vornimmt. Respektieren Sie das doch bitte.

(Beifall bei der CSU)

Auch Sie beginnen Ihre Rede bei jedem Besuch draußen mit dem Satz: Der Mittelstand ist das Rückgrat der bayerischen Bevölkerung. – Aber als was bezeichnen Sie uns? – Ich möchte einmal Ihre Generalsekretärin in Berlin zitieren. Sie sagt: Jemand, der mit dem SPD-Bürokratiemonster nicht zurechtkommt, ist entweder ein Gauner oder doof. – Das ist ein Zitat Ihrer Generalsekretärin.

(Beifall bei der CSU)