Somit lasse ich jetzt über den Antrag der staatlichen Deputation für Arbeit und Gesundheit abstimmen.
Wer dem Antrag der staatlichen Deputation für Arbeit und Gesundheit mit der Drucksachen-Nummer 15/1376 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Meine Damen und Herren, bevor ich den Tagesordnungspunkt 18 aufrufe: Es hat sich aufgelöst, es ist dort oben nicht die Gruppe „Anonym“, sondern es sind Abgeordnete der CDU-Fraktion der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, die einen Tag in Bremen verweilen. – Nochmals, herzlich willkommen!
Meine Damen und Herren, der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Reform der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung, vom 6. August 2002, Drucksache 15/1199, ist von der Bürgerschaft (Landtag) in ihrer Sitzung am 18. September 2002 an die staatlichen Deputationen für Bildung und Wissenschaft, wobei die Federführung bei der staatlichen Deputation für Wissenschaft lag, überwiesen worden. Diese
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Mit dem der Bürgerschaft jetzt vorliegenden Bericht über die Reform der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, der auf einen Antrag der Grünen zurückgeht und damit jetzt auch erledigt ist – das kann ich gleich sagen, den wir damit zurückziehen –, wird eine grundlegende und weitreichende Reform auf den Weg gebracht.
Heute haben wir die Grundsatzentscheidung! Ihre Umsetzung wird für die Universität Bremen eine zentrale, eine ganz wesentliche Aufgabe für die nächsten vier Jahre sein. Sie wird, wenn sie erfolgreich gelöst wird, die Arbeit der Universität auch in weiten Bereichen und darüber hinaus neu gestalten, unter anderem, weil sie ein Durchbruch ist bei der Einführung gestufter Studienabschlüsse.
Die Grünen freuen sich sehr, dass die Koalitionsfraktionen und Herr Senator Lemke unseren Reformideen nun doch gefolgt sind, nachdem die ersten Stellungnahmen hier im vergangenen Herbst sehr zaghaft, abwartend und zögerlich waren.
Die Reform, die wir jetzt im Grundsatz beschließen werden, geht in zwei Richtungen, die eng miteinander verknüpft sind: Inhalt und Struktur! Wir wollen, dass in Zukunft die Lehrerausbildung besser an den Anforderungen der Berufspraxis orientiert ist und deswegen darauf konzentriert wird, die Studierenden zu – ich darf mit Erlaubnis des Präsidenten zitieren aus dem Antrag – „Vermittlung von Wissen und zu Erziehung in der Schule ausbilden“. Ich darf noch einmal zitieren: „Die Lehrperson ist in erster Linie Expertin für Unterricht, für Lern- und Erziehungsprozesse“ und eben nicht in erster Linie Expertin für Sprachwissenschaft, Mechanik, Chemie oder was es sonst gibt, wie es heute weitgehend noch der Anspruch ist. Von der Realität ist es, glaube ich, weit entfernt.
Wir wollen, und das zur Struktur, dass die Lehrerausbildung zukünftig in zwei Phasen erfolgt: zunächst in der so genannten Bachelor-Phase, die mit einem berufsqualifizierenden Abschluss endet, auch für Berufsfelder, für die bisher nur nebenbei und eher zufällig ausgebildet worden ist, also all die „Lehrer“, die dann in die Verlage oder sonst wo hingehen; dann in der für Lehrer anschließenden MasterPhase, in der Kenntnisse für das Unterrichten noch mehr im Mittelpunkt stehen. In dieses Master-Studium können auch Absolventen anderer Studiengänge einsteigen. Das heißt, wir entwickeln ein flexibles und sachgerechtes Angebot für Queraussteiger, die früh in andere Berufe wollen, und Quereinstei
ger, die von woanders kommen. Zwischen beiden Phasen muss ein längeres Praktikum an einer Bildungseinrichtung absolviert werden, denn die Studierenden sollen aus eigener Anschauung und Erfahrung wissen, wofür sie sich entscheiden.
Wir wissen alle, dass im Einzelfall noch viele Dinge zu klären sind, etwa die Frage, studiert man in den ersten sechs Semestern zwei Hauptfächer oder eher ein Hauptfach und ein Nebenfach, und anderes mehr. Die meisten dieser offenen Fragen lassen sich sinnvoll nur in Abstimmung mit Niedersachsen klären, denn eines ist klar: In dieser Frage sind wir absolut auf gegenseitige Verträglichkeit der Ausbildung angewiesen, wenn man weiß, wie viel wir ausbilden für Niedersachsen und wie eng die Verzahnung dort ist. Wenn es gelingt, und es muss gelingen, dann gibt es auch gute Voraussetzungen dafür, um zu wirklich substantiellen Kooperationen und Arbeitsteilung zu kommen zwischen der Universität in Bremen und der Universität in Oldenburg.
Wir haben immer wieder gesagt, eine gute Lehrerausbildung, die wir wollen, kann man nur machen entweder mit sehr viel mehr Geld oder aber mit Arbeitsteilung mit Oldenburg. Da wir im Moment das Viel-mehr-Geld nicht sehen – ich weiß nicht, wer es sonst sieht –, bleibt uns nur der Weg zur Kooperation und Arbeitsteilung mit unseren benachbarten Universitäten, vor allen Dingen Oldenburg.
Meine Damen und Herren, abschließend zur Reform der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung: Unser grüner Antrag und das heute vorliegende Ergebnis zeigen in unseren Augen noch einmal, dass die Bürgerschaftsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in den vergangenen drei, vier Jahren die entscheidende und politisch treibende Kraft in den Fragen der Studienreform gewesen ist. Erlauben Sie mir einen letzten Satz: Wenn unsere Arbeit schon aus der Opposition heraus so erfolgreich gewesen ist, wie wird es erst sein, wenn wir selbst gestalten können? – Schönen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! In der Debatte um die Reform der Lehrerbildung in Bremen hat für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die Priorität eindeutig darin gelegen, eine Qualitätsverbesserung in der Ausbildung durchzusetzen. Dementsprechend hat aus unserer Sicht die Reform der Studieninhalte in der universitären Ausbildung Vorrang vor der Reform der Studienstruktur, die gleichwohl wichtig und richtig, aber in diesem Sinne eher zweitrangig ist.
In dem Konzept, das der Senat hier vorlegt, das die Deputation für Wissenschaft und die Deputation für Bildung diskutiert und verabschiedet haben, stehen deswegen auch einige Punkte der inhaltlichen Reform im Mittelpunkt, die ich kurz erwähnen möchte.
Ganz zentral wird in Zukunft in der universitären Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sein, dass die Kompetenz der Wissensvermittlung im Zentrum der Ausbildung steht, das bedeutet praktisch, dass die pädagogischen, didaktischen und psychologischen Studienanteile aufgewertet werden zu Lasten der rein fachlichen Studienanteile. Für das fachliche Studium, es ist im Prinzip egal, in welchem Fach, bedeutet dies, dass es in erster Linie in fachdidaktischer Perspektive zu erfolgen hat. Das heißt, dass sich in der Universität einiges ändern muss.
Herr Dr. Kuhn hat es bereits angesprochen, die Realität sieht häufig noch so aus, dass Lehramtsstudierende im Fachstudium mit durchgeschliffen werden, dass Angebote in erster Linie für die Diplomoder Magisterstudierenden gemacht werden. Das kann so nicht weitergehen. Es muss mehr Extraangebote auch im fachlichen Studium für die Lehramtsstudentinnen und -studenten geben.
Das ist zum Beispiel in den Naturwissenschaften eine sehr drängende Sache, wenn wir uns die Praxis des schulischen Unterrichts anschauen. Wir haben leider in den Schulen immer noch viel zu viel Kreide-und-Tafel-Pädagogik. Der experimentelle Anteil ist zu gering gewichtet. Das liegt nicht nur daran, dass die Mittel zu knapp sind, um Experimente durchzuführen, es liegt eben auch daran, dass die Lehrerinnen und Lehrer häufig die didaktischen Fähigkeiten nicht mitbringen, Experimente im Unterricht richtig einzusetzen. Das ist sehr schade, denn gerade in den Naturwissenschaften macht Experimentieren großen Spaß. Es wäre eine Möglichkeit, mehr Schülerinnen und Schüler für diesen Bereich zu begeistern.
Deswegen muss klar sein, dass in Zukunft in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern spezielle Praktika im Angebot vorhanden sind, die nicht deren Fertigkeiten verbessern, später in der Forschung perfekt zu funktionieren, sondern die eben darauf abzielen, dass sie gute Wissensvermittler und -vermittlerinnen werden, Angebote, Experimente kennen zu lernen, die auch im Schultag anwendbar und tauglich sind.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt, der die inhaltliche Studienreform angeht, ist die Stärkung der diagnostischen Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer. Das bedeutet, sie müssen gestärkt werden in der Fähigkeit, individuelle Förderbedarfe zu erkennen und dies natürlich auch umzusetzen in individuelle Förderung, denn der Umgang mit heterogenen Lern
gruppen in der Schule ist, das ist eine Erkenntnis aus Pisa, in der Bundesrepublik besonders schlecht ausgeprägt.
Als drittes Beispiel möchte ich Folgendes nennen: Das Kompetenzfeld „Lernen mit digitalen Medien“, also mit dem Computer, muss gestärkt werden. Auch das ist zwar an der Universität Bremen schon sehr gut entwickelt, aber sicherlich noch nicht ausreichend weit verbreitet, um dem zukünftigen Bedarf, der weiter anwachsen wird, gerecht zu werden.
Das sind drei Felder, die ich als Beispiele bringen will, die für uns Sozialdemokraten im Mittelpunkt der Debatte um die Qualitätsverbesserung gestanden haben. Nun kam vor wenigen Wochen zumindest für mich ein überraschender Vorstoß der Universität, die Strukturreform, nämlich die Umstellung der Studiengänge auf konsekutive Abschlüsse, im Lehramtsbereich zeitlich vorzuziehen, also nicht wie ursprünglich geplant in den anderen Bereichen der Universität zu beginnen, sondern gerade im Lehramtsbereich. Ich habe das zuerst skeptisch gesehen, aber natürlich, wenn die Universität dies jetzt so machen will und hier eine Chance sieht, werden wir das unterstützen. Die inhaltliche Reform kann jetzt mit dieser Strukturreform verbunden werden. Es ist ein ehrgeiziges Ziel der Universität, zum Wintersemester 2004/2005 alle Studiengänge mit Lehramtsbezug auf BA/MA-Abschlüsse umzustellen, aber unsere Unterstützung hat sie.
Wir werden allerdings darauf achten, und ich hoffe, auch der Wissenschaftssenator wird dies tun, dass bei der Strukturreform, die sicherlich nicht einfach durchzuführen sein wird, die inhaltlichen Aspekte, die ich eben kurz angerissen habe, nicht unter die Räder geraten werden.
Meine Damen und Herren, die Politik als Ganzes hier im Hause und im Senat und auch die Akteurinnen und Akteure an der Universität haben mit diesem Konzept zur Reform der Lehrerbildung bewiesen, dass wir aus Pisa in Bremen gelernt haben, dass wir etwas Neues auf den Weg bringen und hier ein Alle-Mann-Manöver machen. Ich hoffe, es wird in rund zehn Jahren Erfolge zeigen mit sehr guten Lehrern und Schülerinnen und Schülern, die sich mit ihrer Leistung im Bundesvergleich sehen lassen können. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn wir hier heute im Parlament den Bericht des Senats zur Reform der Lehrerausbildung diskutieren und auch als CDU entsprechende Weichenstellungen positiv begleiten, dann ent––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
scheiden wir über einen richtig großen Bereich an der Universität. Ich erinnere daran, dass die Lehrerausbildung einen richtig großen Brocken ausmacht, hier geht es nicht nur um die Zukunft unserer Kinder, wie Herr Dr. Domann-Käse eben abgeschlossen hat, hier geht es auch um die Zukunftschancen, um die Berufschancen junger Studierender, Hunderter von Studierender. Insofern kann man das gar nicht in einer Fünf-Minuten-Debatte so würdigen, wie wir das hier so en passant in einem Parforceritt durchgehen.
Wir wissen als CDU-Fraktion allerdings noch sehr genau, welche Folgen die bremische Stufenlehrerausbildung zumindest zu Beginn hatte, als Lehramtsabsolventen in der beruflichen Sackgasse gelandet sind und über keinerlei überregionale Anerkennung in anderen Bundesländern verfügt haben. Die CDU sagt an dieser Stelle deutlich, diesen Fehler, meine Damen und Herren, dürfen wir nicht wiederholen!
Die Bremer CDU-Fraktion stützt den Kurs, auch die Lehrerausbildung zu einem konsekutiven Studienmodell umzuwandeln. Dies mag angesichts mancher bundesweiter Diskussionen, Gutachten, Lehrerverbandsäußerungen, auch Diskussionen innerhalb der CDU überraschen. Einen Blankoscheck, Herr Senator Lemke, stellen wir dennoch natürlich nicht aus. Unsere Zustimmung ist an klare Bedingungen geknüpft. Diese Dinge haben wir auch in der Deputation diskutiert und gemeinsam so beschlossen. Ich möchte daran noch einmal erinnern.
Eine wichtige Frage der Anerkennung der voraussichtlichen künftig neuen konsekutiven Lehrerausbildung ist daran zu sehen, inwieweit es gelingt, die schulartenspezifische Ausbildung sicherzustellen. Ich erinnere an die Aussage der Bildungsbehörde in der Deputationssitzung, in der es hieß, dass erkennbar sein müsse, dass Lehrkräfte schwerpunktmäßig vorbereitet sind auf die Befähigung zum Unterricht in der Grund-, Haupt- und Realschule. Wir nehmen Sie beim Wort!