Meine Damen und Herren, auf dem Besucherrang darf ich herzlich den Vizedirektor des Referats für Auslandsbeziehungen und Protokoll im Rathaus Dalian, Herrn Han Ziang, begrüßen
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn wir heute über die bremischen Hochschulen im internationalen Wettbewerb debattieren, dann reden wir vor allem über drei Dinge. Das eine ist, wir müssen darüber reden, wie die Arbeitsmarkt- und Berufschancen für Absolventen und junge Wissenschaftler auf dem internationalen Arbeitsmarkt gestärkt werden können. Wir müssen zweitens darüber reden, wie es uns gelingt, begabte internationale, ausländische Studenten nach Bremen und Bremerhaven zu bekommen.
Drittens müssten wir eigentlich noch über etwas Weiteres reden, was wir hier in der Debatte nicht machen können, wir haben auch nicht so explizit danach gefragt. Was aber auch in diesen Kontext gehört, ist die Frage, welche Rolle eigentlich regionale Hochschulen angesichts künftiger Entwicklung im Rahmen des Internets spielen, wenn wir über Teleteaching und Telelearning reden und wie sich die Institutionen und Hochschulen in dieser Hinsicht verändern müssen. Das sollten wir gelegentlich vielleicht auch noch einmal aufgreifen. Dafür bleibt leider zu wenig Zeit, aber es gehört mit in diese Debatte.
Die Senatsantwort gibt wirklich nur das wieder, was wir gefragt haben. Ich hätte mir gewünscht, dass _______
es an einer Stelle etwas ausgeführt worden wäre, aber wenn man nicht mit den Betroffenen an den Hochschulen redet, sondern nur die Papierlage nimmt, dann stellt man teilweise eben nicht so fest, was tatsächlich auch an individuellem Engagement an den Hochschulen über die Strukturen hinaus geleistet wird.
Eines vorweg: Wir reden über die Chancen von Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Wenn wir endlich zur Schulzeitverkürzung kommen, und hier wurde eben auch der Bundeskanzler zitiert, dann nehmen wir ihn und auch einmal Herrn Senator Lemke beim Wort und handeln danach und verkürzen erst einmal die Schulzeit!
Das wäre einmal ein Thema, das auch mit in diese Debatte gehört, natürlich auch die Verkürzung der Studiendauer, das ist klar. Eine durchschnittliche Studiendauer von sechs Jahren, fünf Jahre an den Hochschulen, sieben Jahre an den Universitäten, ist unangemessen. Wir haben hier ja auch Anreizfunktionen in Bremen bereits frühzeitig auch auf Initiative von Frau Motschmann von der CDU damals hier durchgesetzt, die Freischussregelung. Ich sage aber auch, Sanktionen gegen Langzeitstudierende dürfen nicht länger tabu bleiben.
Meine Damen und Herren, ich schließe mich teilweise meinem Vorredner an, das humboldtsche Bildungsideal können wir nicht auf dem globalen Marktplatz zu Grabe tragen, das ist sicher. Der deutsche Nobelpreisträger brauchte schließlich auch kein Bachelor oder Master. Gleichwohl können wir uns in der internationalen Konkurrenz nur behaupten, wenn wir die Vergleichbarkeit von Abschlüssen und die Transparenz von Inhalten sicherstellen.
Zahlreiche internationale Studiengänge und neue Master- und Bachelorstudiengänge zeigen bereits, so ist der Antwort des Senats ja auch zu entnehmen, dass die Hochschulen in Bremen hier sehr weit sind, und ich denke auch, dass die Diskussion um die internationale Privatuniversität diese Diskussion umso mehr bereichert und den Wettbewerbsgedanken auch unter den eigenen Hochschulen mit ihrem eigenen Profil sicherlich befruchtet hat.
Natürlich sind zahlreiche Reformen durchgeführt worden. Wir reden ja nicht nur vom internationalen Wettbewerb, man muss auch erst einmal den nationalen Wettbewerb durchführen können, und hier ist der Wettbewerb nicht etwas, was uns aufgedrückt wird, dem wir uns stellen müssen, sondern der Wettbewerb muss überhaupt erst erzeugt und geschützt werden. Das ist auch eine Herausforderung von Hochschulpolitik, denke ich.
Meine Damen und Herren, ein zweiter Punkt, ich habe es gesagt, ist die Frage, wie wir ausländische Studenten aus den verschiedensten Teilen der Welt nach Bremen bekommen. Die Zahl ausländischer Studierender ist zu gering. Es geht dabei um keine Multi-Kultidiskussion, sondern es geht um die Attraktivität unserer Hochschulstandorte. Nur demjenigen, der die international begabten Studierenden bei sich hat, gehört die Zukunft. Nicht zuletzt hat Bremen natürlich die Chance, durch ausländische Studierende auch im Sinne von Austauschprogrammen, von europäischen Austauschprogrammen zum Beispiel für die eigene Stadt zu werben, Multiplikatoren im Ausland zu gewinnen.
Ich glaube, dass ein zentraler Gedanke in der Senatsantwort zu kurz kommt, mein Vorredner hat es kurz angesprochen: Die Frage, ob wir die bremischen Hochschulen fit machen für den Wettbewerb, ist nicht nur eine Frage von Modularisierung und von Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen, es geht vielmehr darum, eine stärkere Serviceorientierung zu gewährleisten und die Anwerbung für ausländische Studierende zu verstärken. Es passiert da eine ganze Menge, aber darüber sagt die Senatsantwort in der Tat nichts aus. Hochschulmarketing und die Teilnahme an Rekrutierungsmessen im In- und Ausland sind kein Luxus, sondern sie sind eine notwendige Pflichtaufgabe in den Hochschulen. Ich denke aber auch, sie sind von dort als solche so erkannt worden.
Wir müssen die individuelle persönliche Betreuung, die fachliche Beratung ausländischer Studierender verbessern, verbindliche Ansprechpartner vor Ort im neuen Land nennen können — das GoetheInstitut zum Beispiel leistet hier ja auch wertvolle Dienste —, wir müssen eine optimale Gastfreundschaft vom Eintreffen in Bremen über die Wohnraumunterbringung und -ausstattung bis zur Sprachförderung und Karriereberatung vorhalten. Sprachförderung, auch dazu steht etwas in der Senatsantwort, meint im Übrigen nicht mehr nur die erste Fremdsprache, inzwischen längst die zweite und dritte Fremdsprache, wie Hochschulprofessoren einhellig kundtun.
Meine Damen und Herren, es gibt hier gerade in diesem Bereich, ich habe das gesagt, ein starkes individuelles Engagement, ich glaube, dass wir aber künftig einen Mentalitätssprung brauchen. Wir müssen nicht nur reagieren, wenn irgendwelche Austauschprogramme anliegen, sondern wir müssen agieren, wir müssen hier auch die strukturellen und personellen Voraussetzungen schaffen, um dieses Engagement auf Dauer sicherstellen zu können. Dabei geht es eben nicht nur um die Frage, den ausländischen Studierenden hier ein trockenes Dach über dem Kopf vorhalten zu können, natürlich gehört mehr dazu: Gut ausgestattete Präsenzbibliotheken sind im internationalen Kontext unverzichtbar, Online-/Offlinemedien vorhalten zu können ist ge
nauso wichtig, und in Bremen, das deutet sich ja jetzt an, wird auch die Chance gesucht, frühzeitig die Anbindung an das Internet zwei zu suchen. Auch damit können wir noch einmal einen besonderen Schub für die Hochschulen in Bremen und Bremerhaven auslösen.
Meine Damen und Herren, das waren nur einige Aspekte zu diesem Thema. Wir müssen sicherlich in der Deputation, da gibt es ausreichend Raum, das eine oder andere noch einmal vertiefen. Wie gesagt, wir sollten nicht nur darüber reden, wir sollten auch so handeln, und deshalb meine Aufforderung auch an den Koalitionspartner: Tun wir endlich einmal etwas! Reduzieren wir endlich die Schulzeit! Da kann man sichtbare Erfolge zeigen, umso jünger sind die Absolventen und umso konkurrenzfähiger sind sie. Da sollten wir in Bremen gerade hier vor Ort mit gutem Beispiel vorangehen. — Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! 1996/1997 hatten wir die erste öffentliche Debatte über diese Frage, da waren alle aufgeschreckt von der Tatsache, dass es so wenig ausländische Studierende in Deutschland gibt. Wir haben dann hier in der Bürgerschaft 1998 auf unsere Initiative eine Debatte geführt, und die damalige Wissenschaftssenatorin, Frau Kahrs, hat insgesamt die Lage an den deutschen Hochschulen richtig charakterisiert als „blanke Katastrophe“, so war damals ihr Ausdruck.
Ich glaube, wenn man wirklich Ziele ins Auge fasst, dann ist die Charakterisierung richtig, und wenn man jetzt sieht, was seitdem geschehen ist, dann wäre es unsinnig, jetzt zu streiten, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Ganz klar ist, dass dieser Tanker Universität in Fahrt gekommen ist, dass er anfängt, sich zu bewegen, mit unterschiedlichem Tempo, da kommt es auch darauf an, von wo aus man startet. Selbstverständlich ist die Hochschule Bremen immer weiter gewesen, die Universität tut sich jetzt schwerer, weil sie so spät gestartet ist.
Es hat aber, glaube ich, wenig Zweck zu sagen, dass sie sehr weit ist, Herr Kollege Jäger. Wenn man wirklich zwei befristet eingerichtete Bachelor- oder Masterstudiengänge hat und dann sehr viele in Planung, dann kann man sagen, okay, da wird gearbeitet, und man wird in einem Jahr oder so sehen, was wirklich gemacht worden ist. Auch was die Frage der Modularisierung angeht, darum will ich mich jetzt auch gar nicht groß streiten, da müssen sie eine Chance haben, das zu machen oder nicht, und dann kann man das bewerten. Aber jetzt schon sagen zu können, dass sie da sehr gut liegen, das, glaube ich, würde den Problemdruck unangemessen verringern.
Richtig ist auch, was gesagt worden ist, dass die allgemeinen Probleme des Studiums, nämlich die Frage der Transparenz, gute Beratungsmöglichkeiten, die Betreuung, dass das allgemeine Probleme sind, die alle Studenten betreffen. Sie treffen aber eben die ausländischen Studierenden in ganz anderem Maße, weil eben ein Semester, das wegen eines falschen Ratschlags oder einer falschen Auskunft dann in den Sand gesetzt werden musste, weil man den Praktikumsplatz nicht bekommt oder sonst etwas, für die deutschen Studenten zwar unangenehm ist, aber irgendwie aufzufangen. Für einen ausländischen Studenten kann es ziemlich dramatisch werden, und das ist der Unterschied. Sie sind eben gewohnt, dass Hochschulen einen hoch qualifizierten Servicegrad in dieser Richtung anbieten, und wer das nicht bietet, der bekommt eben keine Studierenden.
Ich will mich in dieser Diskussion, die ja weitgehend auch ohne Kontroversen geführt wird, auf zwei, drei Dinge beschränken! Ich glaube, wir müssen ins Zentrum rücken eine Frage, die der Kollege Käse auch angesprochen hat, nämlich das Nadelöhr Ausländerbehörde. Es ist einfach so, und alle Beteiligten, ob es die ausländischen Studierenden sind, übrigens auch die ausländischen Dozenten, hoch qualifizierte Wissenschaftler, die ja in Sonderforschungsbereiche kommen, oder die Studiengänge, die sich bemühen, ausländische Studenten und Dozenten zu bekommen, sagen, die Praxis und Philosophie des Ausländeramtes in Bremen ist nicht, ausländische Wissenschaftler hierher zu holen, sondern sie ist nach wie vor, sie abzuschrecken. Das ist leider Fakt!
Wenn man etwas ändern will, dann muss man hier ansetzen. Es kann nicht sein, dass man sie, wenn sie ankommen, durch unterschiedliche Auskünfte und teilweise mit extrem unhöflicher Behandlung abschreckt, dass, wenn sie da sind, es eher eine Quälnummer ist, wenn sie dort hinmüssen und man immer das Gefühl hat — die Leute selbst haben das Gefühl —, man will sie so schnell wie möglich eigentlich weghaben, statt dass man sie werben will. Also, wenn man das nicht ändert, dann wird man hier, glaube ich, auch keine wesentlichen Verbesserungen erreichen.
Wir schlagen vor, dass dieses Alphabetsystem in der Ausländerbehörde wirklich in diesem Punkt abgeschafft wird und dass man eine eigene Abteilung schafft, die kompetent ist —
denn das ist nicht eine Frage des guten Willens, sondern auch eine Frage der Kompetenz —, solche Probleme, die eben besondere Probleme sind, zu lösen. Ich will ja nicht sagen, dass es bessere Leute sind als die anderen, sie kommen aus anderen Gründen her mit anderen Problemen, und es ist gerechtfertigt und vernünftig, sie besonders zu beraten und sie auch anders, eben nicht abzufertigen, sondern sie anders zu bedienen.
Wenn es dann auch noch räumlich ein bisschen näher an den beiden Hochschulen daran wäre, die da besonders betroffen sind, wäre es auch noch gut, aber das ist sozusagen ein Wunschkatalog. Entscheidend ist, dass dort die Beratung in Atmosphäre, Kompetenz und Philosophie wirklich durchschlagend geändert wird.
Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Frage der Versorgung. Gerade die Studierenden, die in Programme hereinkommen, brauchen eben dann auch Wohnraum. Es gibt in Bremen augenblicklich keinen Wohnraum, der in Studentenwohnheimen für solche Austauschprogramme zur Verfügung steht. Es sind Riesenprobleme, die alle auf die Universitäts- oder Hochschulleute selbst zurückfallen, für solche Leute Wohnraum zu besorgen. Das liegt auch an der guten oder schlechten Bremer Sitte, dass in den Bremer Studentenwohnheimen im Wesentlichen Langzeitbewohner sitzen, aber kein Platz ist für kurzfristige Bewohner. Das geht, glaube ich, wirklich nicht.
Ich darf Ihnen, um das zu verdeutlichen, weil solche Briefe ja häufig doch mehr sagen als lange Reden, noch einen ganz neuen Brief eines polnischen Studenten vom Januar 2000 vortragen. Das leitet mich dann auch auf meinen nächsten Punkt über. Ich füge vorher hinzu, dieser Student will arbeiten, das kann er, er hat das Recht, zwölf Stunden in der Woche zu arbeiten.
Er hat in einem Brief an das Akademische Auslandsamt Folgendes geschrieben, ich darf zitieren: „Zu diesem Zweck, eine Genehmigung zu bekommen, brauche ich einen Stempel von der Ausländerbehörde, mit dem mir die Erwerbstätigkeit gestattet wird. Am 17. Januar 2000 besuchte ich die Ausländerbehörde, um den oben genannten Stempel in meinen Pass zu bekommen. Der Beamte“ — ich lasse jetzt einmal die Raumnummern hier weg! — „informierte mich, dass Gaststudenten keinen Anspruch an die Erwerbstätigkeit haben und dass ich die von mir verlangte Bestätigung nicht bekommen darf. Als ich dem Beamten den Pass eines anderen polnischen Stipendiaten zeigte mit dem Stempel der Ausländerbehörde und um eine Erklärung bat, warum die Stipendiaten nicht gleich behandelt werden, bekam ich die Antwort, dass vielleicht in anderen Räumen der
Ich verlangte andauernd die Begründung. Die Beamtin unterhielt sich mit ihrem Geschäftsleiter und lehnte meinen Antrag ab, sie konnte keine Begründung für die Ablehnung nennen. Ich zitiere das Ende unseres Gespräches: ‚Freuen Sie sich, dass Sie schon mit Ihren Prüfungen fertig sind, und genießen Sie den Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland.‘ Ich verlangte, mit dem Geschäftsleiter zu sprechen. Der Beamte war höchst unhöflich, erwähnte keine Erklärung oder Begründung für die Ablehnung meines Antrages. Ich zitiere, zum Beispiel: ‚Sie können ja einen schriftlichen Antrag machen, den wir sowieso ablehnen werden.‘“
Am Ende ist das mit Unterstützung von außen dann ausgeräumt worden, aber solche Fälle gibt es im Dutzend, und Sie können sich die Reihung solcher Fälle als Atmosphäre und Rückmeldung in die Länder, wo man Leute herbekommen will, vorstellen. Das kann einfach nicht funktionieren, da muss dringend etwas geändert werden.