Protokoll der Sitzung vom 08.12.2004

Meine Damen und Herren, unser Innenminister Schily fordert doch immer mehr Kompetenzen für das BKA bei der Terrorbekämpfung und einen Umbau des Bundesgrenzschutzes zur Bundespolizei und so weiter. Nun soll Ihr Innenminister doch endlich einmal mit gleicher Energie und Engagement deutsche Interessen in der EU vertreten, und Bündnis 90/ Die Grünen würde ich raten: Ihre Fraktion in Berlin hat am 21. September 2004 zusammen mit der blutroten Berliner Landesregierung unverantwortlich und zum Schaden der Bevölkerung den Paragraphen 18 Absatz 7 des Berliner Allgemeinen Sicherheitsordnungsgesetzes, der die Schleierfahndung beinhaltet, abgeschafft. Ihnen spreche ich das Recht ab, das Wort „innere Sicherheit“ in den Mund zu nehmen!

Nun bleiben Sie einmal ganz lieb auf Ihren hinteren Bänken sitzen, knabbern Sie ein paar Müsli,

(Abg. S c h m i d t m a n n [Bündnis 90/ Die Grünen]: Was soll das denn jetzt?)

mampfen ein paar Vogelkörnchen, meditieren ein bisschen und gehen in sich! Das wäre sinnvoller und zweckmäßiger!

Meine Damen und Herren, nun liegen wirklich keine weiteren Wortmeldungen mehr vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer dem Antrag des Abgeordneten Tittmann, DVU, mit der Drucksachen-Nummer 16/457 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür Abg. T i t t m a n n [DVU])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen)

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt den Antrag ab.

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, möchte ich nun den Freundeskreis der Fregatte Bremen auf den Rängen ganz herzlich begrüßen unter der Mitgliedschaft von Herrn Peter Kudella, dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der CDUFraktion, ebenso Frau Fröhlich, ehemalige Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft, und ich darf auch

sehr herzlich den ehemaligen Innensenator Herrn Fröhlich hier auf den Rängen begrüßen.

(Beifall)

Ich darf auch die Taufpatin der Fregatte Bremen, Frau Christine Koschnick, ganz herzlich begrüßen.

(Beifall)

Stärkung statt Überfremdung der deutschen Sprache!

Antrag (Entschließung) des Abgeordneten Tittmann (DVU) vom 22. November 2004 (Drucksache 16/458)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Senator Lemke.

Meine Damen und Herren, die Beratung ist eröffnet.

Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Tittmann.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ständig größer wird erfreulicherweise die Zahl jener Deutschen, die entschlossen Front gegen die willkürliche Veränderung unserer Muttersprache durch die so genannten Anglizismen machen. Als „Denglisch“ wird zunehmend dieses schreckliche Kauderwelsch kritisiert, das als Mischmasch zwischen Deutsch und Englisch besonders in der Werbung zu Tage tritt. Sprachverhunzung hat auch im Bereich der Medien und der Bildung erschreckende Ausmaße angenommen. Im Bereich der Bildung können Sie die Folgen anhand der erschreckenden Pisa-Studie schwarz auf weiß dokumentiert nachlesen.

Meine Damen und Herren, jedes Volk hat ein Recht auf die Bewahrung seiner eigenen Kultur. Deshalb sollte die deutsche Sprache durch mehr Sprachbewusstsein viel stärker als bisher gefördert werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an zahlreiche Meinungsumfragen, die ganz klar erkennen lassen, dass ein sehr hoher Prozentsatz unserer Bürger die in Englisch verfassten Werbesprüche nur unvollständig oder falsch versteht.

Ein Blick über unsere Grenzen beweist, dass andere Länder auf die Wertschätzung ihrer Sprache wesentlich mehr Gewicht legen. So ist festzustellen, dass zum Beispiel im französischen, spanischen und portugiesischen Sprachbereich und mit Sicherheit auch in vielen anderen Ländern das Eindringen des Engländischen auch nicht annähernd einen solchen Umfang wie bei uns in Deutschland erreicht hat. In Frankreich wurde sogar ein Gesetz zum Schutz der

Sprache eingeführt. Das können wir durchaus als vorbildlich betrachten. In unserem Nachbarland drohen Geldstrafen, wenn zum Beispiel in Amtstexten ohne zwingenden Grund englische statt französische Begriffe verwendet werden oder aber wenn in der Werbung engländische Formulierungen auftauchen und eine französische Übersetzung fehlt. Hier sage ich in aller Deutlichkeit, es ist doch ein Irrglaube, wenn wir glauben, mit Hilfe von engländischen Ausdrücken Weltläufigkeit zu erlangen.

(Abg. Frau W i e d e m e y e r [SPD]: Deutsche Sprache schwere Sprache!)

Schon vor über drei Jahren lag der Entwurf für ein Sprachschutzgesetz fertig in der Schublade eines namhaften Berliner Juristen. Der bekannte Soziologe Fritz Vilmer, Professor für Polotoglie – – Polotogie – – Politologie

(Heiterkeit)

an der Uni Berlin – –.

Sind Sie jetzt ein bisschen beruhigt, ja? Dann kann ich ja weitermachen!

Er ist ein Mitverfasser der Vorlage. Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung erläutert er wie folgt: „Natürlich wollen wir niemandem vorschreiben, wie und was er zu reden hat, aber laut einer EU-Studie versteht nur die Hälfte der Bundesbürger Englisch, in Mitteldeutschland nur ein Viertel. Von daher sollte Deutsch in bestimmten Bereichen obligatorisch sein, zum Beispiel bei Namen von Waren und Dienstleistungen, bei Gebrauchsanweisungen und amtlichen Erklärungen und so weiter.“ Aus seiner Sicht müsste Deutsch auch an Hochschulen Vorrang haben. Die Amerikanisierung unserer Muttersprache sieht Professor Vilmer als ein großes politisches Problem und als Zeugnis für die globale Vorherrschaft der USA in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur an.

Meine Damen und Herren, ein Anti-Denglisch-Gesetz aber könnte dafür sorgen, dass vor allem die Identität der Deutschen erhalten bleibt. In einer fachlichen Denkschrift war in Bezug auf Sprachpflege als Aufgabe der Schulen und der Allgemeinheit beispielsweise zu lesen, und das sollten Sie sich alle hinter die Ohren schreiben: „Kein anderes Volk missachtet seine Sprache so wie wir. Nicht nur, dass wir aus jedem Ereignis ein Event machen, wir erfinden auch noch Wörter, die es im Englischen gar nicht gibt, wie zum Beispiel Dressman, Handy und so weiter.“ Sprachforscher empfehlen immer nachdrücklicher gesetzliche Schutzbestimmungen, um der unerträglichen Denglischflut Einhalt zu gebieten.

Ein Telefondienst wird zum Callcenter, die Zusammenarbeit zum Teamwork, in der Werbung werden

wir zugeschüttet mit Start-ups, Biking, Chairman, Situp, Stand-by und so weiter. Viele Normalbürger fragen sich doch zu Recht, was das alles soll.

(Unruhe)

Herr Präsident, könnten Sie einmal bitte für Ruhe sorgen?

(Heiterkeit)

Er ist dazu wahrscheinlich nicht in der Lage, dann mache ich weiter.

Viele Normalbürger fragen sich doch zu Recht, was das eigentlich alles soll. In einer Fachzeitschrift empfahl kürzlich ein Deutschlehrer sogar einen angemessenen Englischboykott, und in einem Leserbrief heißt es: Ich kaufe grundsätzlich keine Produkte, wo auch nur ein Wort Englisch enthalten ist. Wenn alle so denken würden, hätten wir schnellstens wieder alles in Deutsch.

Meine Damen und Herren, treffend brachte das Problem vor einiger Zeit Wolf Martin in der Wiener „Kronenzeitung“ auf den Punkt. Er schrieb: „So wie der Regisseure Horden zurzeit der deutschen Kunst ermorden, geht es bereits seit Jahr und Tagen der deutschen Sprache an den Kragen. Ein guter Teil kommt unters Messer, es gilt: Auf Englisch sagt man´s besser. Der Rest, der weiter existiert, wird dann noch entnazifiziert. Jedweder Gleichklang wird vermieden und was belastet, ausgeschieden. Zum Glück die Kreise sich vermehren, die sich bereits dagegen wehren.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen!

Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Rohmeyer.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der zweite Redebeitrag ist angemeldet. Er wird sich natürlich weder auf das Thema noch auf meinen Beitrag beziehen. Er ist wahrscheinlich schon seit längerer Zeit geschrieben.

Schon George Bernhard Shaw hat seinen Professor Higgins vor vielen Jahrzehnten sagen lassen: „Kann denn die Kinder keiner lehren, wie man spricht?“ Wir haben hier nun einen perfekt vorgetragenen Vortrag in exquisitem Deutsch gehört, sicherlich ein hoher Kulturgenuss. Auch der ging am Thema vorbei. Ich kann, glaube ich, für das ganze Haus feststellen, dass wir uns bei der ernsthaften Debatte um die Reform der deutschen Rechtschreibung auch um die Sprache gekümmert haben. Wir haben hier sehr wohl darüber gesprochen und achten auch im Schulunterricht darauf, dass eben die deutsche Sprache vorkommt und nicht in irgendeiner Form anglisiert oder „verengländischt“ – das ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

war, glaube ich, der Fachterminus des Vorredners – wird.

Es geht darum, dass es sicherlich die eine oder andere Eskapade im Rahmen der Werbeindustrie oder anderer gegeben hat. Ich glaube, auch die Werbeindustrie hat dies in der Zwischenzeit verstanden.

Es gibt auf jeden Fall wieder eine Tendenz zurück zur deutschen Sprache, und auch in den Schulen wird sehr genau auf die Korrektheit der deutschen Sprache geachtet, sowohl gesprochen als auch geschrieben.

Darum werden wir uns jetzt noch den zweiten Redebeitrag des Antragstellers anhören, aber sein Duktus ist wie üblich derselbe, der Kollege Ehmke hat es bei dem vorherigen Beitrag gesagt. Es wird jedes Thema bemüht und benutzt. Ich glaube, wir hier im Haus haben uns ernsthaft mit dem Thema vor wenigen Wochen im Rahmen der Rechtschreibdebatte befasst, und darum danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Tittmann.