Eine wichtige Entwicklung möchte ich noch skizzieren, denn die Umstellung auf die verkürzte Schulzeit verursacht einen doppelten Abiturjahrgang, auch das hat Herr Rohmeyer kurz angesprochen. Das heißt, dass der letzte Jahrgang, der nach 13 Jahren Schulzeit das Abitur macht, zusammentrifft mit einem Jahrgang Abitur nach zwölf Jahren. Bremen startet mit Baden-Württemberg und Bayern gleichzeitig sozusagen auf den Lehrstellenmarkt, startet gleichzeitig die Bewerbung für die Hochschulen, und wir können uns alle ganz lebendig vorstellen, wenn wir die
Situation an der Bremer Universität kennen und auch an der Hochschule, was das heißt. Da muss, und da teile ich die Position der CDU, heute schon darüber nachgedacht werden, wie dieses Problem gelöst werden kann – das trifft nicht nur Bremen, das trifft bundesweit die gesamte Bundesrepublik –, wenn diese doppelte Anzahl von Jugendlichen, das sind in der Zeit von 2007 bis 2014 65 500 Jugendliche, dann auf den Arbeitsmarkt und auf den Studienmarkt drängt. Diese müssen aufgenommen werden, und dazu müssen auch jetzt schon Überlegungen angestellt werden.
Frau Hövelmann hat richtigerweise darauf hingewiesen, Deutschland hat gesagt, auch wir wollen den Schülern Lebenszeit schenken, indem wir die akademische Ausbildung verkürzen. Einführung von Bachelor und Master ist das eine Stichwort, und das andere Stichwort ist, dass in Deutschland jetzt auch das zwölfjährige Abitur durchgesetzt wird. Ich habe darauf hingewiesen, die Grünen haben in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeschlagen, als Alternative zu diesem – für Herrn Rohmeyer ist das ja ein Symbol, was er durch Bremen trägt – achtjährigen gymnasialen Bildungsgang die individuelle Verkürzung der Schulzeit zu erleichtern, weil so stärker auf die unterschiedlichen Fähigkeiten, Neigungen und Lerngeschwindigkeiten der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden kann.
Eine solche Flexibilisierung ist meiner Ansicht nach besonders in der Eingangsstufe der Grundschule nötig, das sagen Ihnen alle Grundschullehrerinnen, das sagen Ihnen alle Experten in der Primarstufe. Dort gibt es Kinder, die müssten das System eigentlich schneller durchlaufen, damit das Potential, das sie haben, auch besser gefördert werden kann und alle Talente gefördert werden. Das wäre ein Schritt, da können Sie gern mitmachen. Wir werden das hier auch noch einmal forcieren, das würden wir gern hier in Bremen umsetzen.
Die große Koalition hat keine schlüssige Konzeption aus Sicht der Grünen für eine verbesserte Durchlässigkeit im Schulsystem mitgeliefert, sie hat ein stark gegliedertes Schulsystem forciert, das für die Schülerinnen und Schüler tüchtige Sollbruchstellen aufweist. Die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen insbesondere zum Gymnasium ist deutlich verringert, das will ich deutlich machen. Die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre wird zur Folge haben, dass die Wochenstundentafel des Gymnasiums in der Sekundarstufe I deutlich erhöht werden muss. Die Wochenstundentafeln werden sich deshalb zwischen den Gymnasien, den Sekundarschulen, die sich jetzt aus Haupt- und Realschulen zusammenset
zen, stärker unterscheiden als bisher. Auch wenn Sie das beschwören, dass das nicht so sein soll, es wird aber der Fall sein.
Die zweite Fremdsprache wird am Gymnasium ein Jahr früher beginnen. Dieser zeitliche Vorsprung des Gymnasiums wird es erheblich schwerer machen, von der Realschule auf das Gymnasium zu wechseln. Wie sieht es aus bei einem Kind, das nicht in Klasse sechs die zweite Fremdsprache gewählt hat, weil die Eltern vielleicht nicht darauf geachtet haben oder weil die Lehrer gesagt haben, Mensch, das Kind lernt noch nicht so schnell, da warten wir noch einmal mit der Fremdsprache, wenn dieses Kind sich in der siebten, achten oder neunten Klasse auf einmal als hochtouriger Lerner erweist? Darauf hat Ihr Bildungssystem keine Antwort!
Die unterschiedliche Geschwindigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsgängen macht an den integrierten Gesamtschulen ein Abitur nach zwölf Jahren unmöglich, das habe ich ja herausgestellt. Der Übergang von einer Gesamtschule, die keine eigene Oberstufe hat, auf eine gymnasiale Oberstufe ist erschwert. Die pädagogischen und organisatorischen Voraussetzungen für einen Unterricht auch am Nachmittag sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt an vielen Gymnasien nicht gegeben. Da muss nachgebessert werden. Die generelle Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur erfordert in den kommenden Jahren zusätzliche Lehrkräfte und verursacht auch Mehrkosten. Ungeklärt, und das geht auch aus der Antwort des Senats hervor, sind die räumlichen und auch die personellen Fragen.
Sehr geehrte Damen und Herren, der achtjährige gymnasiale Zweig bietet keine ausreichende Antwort aus Sicht der Grünen auf die bildungspolitischen Probleme, die wir lösen müssen. Mehr Kinder müssen wir zu höheren Bildungsabschlüssen bringen, Durchlässigkeit nach oben ist aus Sicht der grünen Bürgerschaftsfraktion wichtig. Stark durchlässig ist das Schulsystem aber nur nach unten. Wer vom Bildungs-ICE fällt, um einmal beim Bild meines Kollegen Mützelburg zu bleiben, oder wer vielleicht zu spät zum Bahnhof kommt, für den ist der Zug abgefahren. Ihre Versprechungen nach besserer Durchlässigkeit haben Sie bisher nicht eingehalten, und das kritisieren wir heute deutlich.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Stahmann, einige Ihrer ––––––– *) Von Redner nicht überprüft.
Ausführungen sind schlicht irreführend, darum habe ich mich noch einmal gemeldet. Natürlich haben wir ein durchlässiges Bildungssystem. Das bedeutet allerdings nicht, dass man in jedem Jahr zwischen den Schulformen hin- und herhüpfen kann, wenn ich einmal dieses Bild gebrauchen darf, sondern das bedeutet viel mehr, und das ist das Wichtige und Entscheidende, dass ein Schüler oder eine Schülerin, der oder die den Realschulabschluss in der Sekundarschule gemacht hat oder von der Gesamtschule kommt, natürlich die Möglichkeit hat, das Abitur zu erwerben.
Da haben wir auch viele verschiedene Möglichkeiten. Wir haben die normalen gymnasialen Oberstufen. Wir haben die Oberstufe für Gesamtschulen, die jetzt erst einmal zeigen muss, was sie kann, und wir haben die beruflichen Gymnasien. Von daher tun Sie hier nicht so, als ob wir hier nur diesen einen Weg hätten! Sie wissen sehr genau, dass es außerhalb des achtjährigen gymnasialen Bildungsganges noch viele andere Möglichkeiten gibt für eine Schülerin und einen Schüler, das Abitur zu erwerben.
Das ist das Entscheidende, und das zeichnet auch dieses Schulsystem aus, dass es jeden entsprechend nach seinen Fähigkeiten, nach seinem individuellen Bildungsweg fördert, weil gerade derjenige, der sich später entwickelt, noch die Möglichkeit hat, genauso wie jemand, der Frühentwickler ist, das Abitur zu erwerben. Wenn es ein Jahr länger dauert, dann dauert es ein Jahr länger, aber das ist dann auch individuell. Daher, meine Damen und Herren von den Grünen, Sie zeichnen hier ein Bild von einem Schulsystem, das wir in Bremen zumindest nicht haben.
Einen Satz noch zu Frau Kollegin Hövelmann! Wir haben hier gemeinsam ein Schulsystem auf den Weg gebracht, das eine vierjährige Primarstufe hat und anschließend den Kindern unterschiedliche Bildungswege aufzeigt. Das bedeutet, dass wir die noch laufenden Schulversuche der sechsjährigen Grundschule genauso haben. Diese müssen wir noch einmal auswerten, das ist ein Schulversuch, Frau Kollegin Hövelmann.
Ja, das ist klar, aber dass in Bremen Schulversuche auch gern einmal viel zu lange dauern, ist auch bekannt. Von daher, Herr Senator, nur als kleine Anmahnung, wir würden dann doch ganz gern irgendwann einmal die Berichte dazu sehen. Wir haben die Schulvielfalt eingeführt. Sie haben es damals zwar mit beschlossen, Frau Hövelmann, wenn man Ihre
Nein, ich finde, ich habe das sehr fachlich und sachlich bezogen hier dargestellt. Bei Ihnen merke ich, Sie kämpfen immer noch um jede Stimme. Ich glaube, hier im Plenum ist jeder festgelegt, was er wählt, von daher hätten Sie sich das sparen können, Frau Hövelmann.
Wir haben ein gutes Schulsystem, das haben Sie genauso mit beschlossen wie wir, von daher sollten Sie alles dafür tun, dieses Schulsystem auch weiter kontinuierlich zu begleiten und nicht andauernd irgendwo versuchen, die Axt oder Ähnliches zu zeigen,
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich stelle fest, dass wir eine große Übereinstimmung haben, dass es sinnvoll war, uns an den bundesweiten Bemühungen zu beteiligen, die Schulzeit in unserem Land zu verkürzen. Wir sind nicht hinterhergelaufen, sondern wir sind mitten in der Bewegung dabei, und wir haben unsere Schularbeiten ordentlich gemacht in dieser Koalition.
Wir haben die entsprechenden Pläne erarbeitet und sind jetzt bereits in der Lage, so wie das eben auch dargestellt worden ist, den Eltern die Pläne der Klassen von fünf bis neun präsentieren zu können. An den Plänen der Klassen von zehn bis zwölf wird zurzeit eifrig gearbeitet, und sehr bald, hoffe ich jedenfalls, werden wir der Deputation die entsprechenden Pläne dann auch vorlegen können.
Ich weiß nicht, mit welchen Eltern Sie sprechen, Herr Rohmeyer. Wenn ich auf Elternabende gehe, wenn ich mit Eltern spreche, dann habe ich meistens das Gefühl, dass sie nicht die Lehrpläne der Kinder in dem Jahr, in dem die Kinder zur Schule gehen, kennen. Ein Elternpaar, das daran interessiert ist, was in vier Jahren den Kindern vorgelegt wird, habe ich in meiner sechsjährigen Tätigkeit als Bildungssenator noch nicht getroffen. Auch ohne das lächerlich zu machen, ich denke, es ist völlig in Ordnung, dass hier
intensiv daran gearbeitet wird und beizeiten den Eltern auch diese detaillierten Lehrpläne vorgelegt werden.
Wir haben in der Planung, dass wir die zehnte Klasse als Scharnierklasse weiter im Klassenverband führen wollen, und ich halte das auch für richtig. Ich halte es für pädagogisch richtig, auch was die klare Struktur der Oberstufe angeht. Es ist, so sagen mir meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, angesichts der kneifenden Haushaltssituation auch finanziell vernünftig, denn es spart enorm Geld, wenn wir in der zehnten Klasse in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe noch weiter, so wie ich es auch noch als Schüler erlebt habe, den Klassenverband haben und dann erst in der Qualifizierungsphase elf und zwölf das Kurssystem einführen.
Herr Senator, entschuldigen Sie, Sie sind jetzt in Ihrer Rede weit fortgeschritten, der Präsident klingelt deutlich weniger energisch als die Vizepräsidentin bei der vorherigen Debatte.
Herr Senator, wenn Sie sich in die Lage eines Elternteils versetzen, dessen Kind jetzt in die fünfte Klasse eines Gymnasiums eingeschult wird, sind Sie nicht mit mir der Auffassung, dass diese Eltern genau wie das Kind auch wissen wollen, was am Ende dieses Bildungsganges steht? Es kommt ja keine neue Schulwahl mehr in einem durchgängigen Bildungsgang, sondern am Anfang muss man doch wissen, was am Ende steht.
Ist es daher, Herr Senator, nicht wünschenswert und auch erstrebenswert von Seiten der Bildungsbehörde, dass den Eltern am Beginn des Bildungsganges gesagt wird, was am Ende dieses angewählten Bildungsganges steht?
Herr Rohmeyer, ich habe das da nicht ganz so schwer, ich glaube, ich habe es ein bisschen leichter als Sie. Ich verfüge nämlich über eine Tochter, die zurzeit in einer fünften Klasse eingeschult worden ist und die sehr glücklich morgens zur Schule geht. Wenn ich mit ihr darüber diskutieren würde,
was am Beginn der gymnasialen Oberstufe auf sie zukommt, dann würde sie sich fragen, ob Papa ein bisschen gaga ist.
Mein Kind hat jetzt den Lehrplan, den Stundenplan, und ist herzlich willkommen aufgenommen worden von den Lehrkräften an dieser Schule. Das ist für das Kind im Augenblick wichtig. Ich bin da ganz sicher, dass bei Ihrer Auffassung für das, was die Eltern glauben, dass es in der gymnasialen Oberstufe auf die Fünftklässler oder Sechstklässler jetzt zukommt, das sind ja gerade zwei Jahrgänge, die am Laufen sind, wir denen absolut gerecht werden mit der Arbeit, die im Augenblick in der Behörde geleistet wird.
Ich sage zum dritten Mal, wir arbeiten emsig daran, denn wir wollen das in hoher Übereinstimmung mit den Eltern und mit den Lehrerinnen und Lehrern machen, und wir möchten nicht die Situation haben, so wie sie Ihnen Frau Hövelmann geschildert hat, das wird Ihnen ja selbstverständlich auch bekannt sein, was im Augenblick parallel in Bayern los ist. Ich möchte diese bayerischen Zustände nicht haben, sondern ich bin sehr daran interessiert, dass wir in diesem Schulfrieden auch die Verkürzung des Abiturs hinbekommen.