Herr Kollege, was halten Sie davon, wenn wir Rechnen, Schreiben und Lesen nicht auf der einen Seite zuerst lernen und dann alles andere, sondern wenn wir das integrieren? Davon haben Sie sicher auch schon gehört, dass man in Projekten der politischen Bildung sehr wohl Rechnen, Lesen und Schreiben beherrschen muss und dass man das da auch lernen kann. Was halten Sie davon?
Herr Beilken, das haben wir doch vorhin bei der ökonomischen Bildung genauso diskutiert, und da hatte ich auch das Beispiel mit den Geradengleichungen und der Mathematik, die es Ihnen ermöglichen, dieses ökonomische Verständnis näherzubringen. Sie brauchen mir das hier nicht näherzubringen, das ist doch bekanntes pädagogisches Handwerkszeug.
Kommen wir zurück zu der Frage politische Bildung versus Demokratie lernen: Und da bin ich doch dabei zu sagen, es muss ein Sowohl-als-auch geben, und da finde ich es gut, dass das Bildungsressort sich hier nicht auf die Schule beschränkt, sondern deutlich macht, welche außerschulischen Lernorte es gibt, welche Möglichkeiten es gibt, die von Jugendlichen, von wenigen Jugendlichen, aber von einigen interessierteren Jugendlichen in Anspruch genommen werden.
„Jugend im Parlament“ ist zu Recht als eine der Veranstaltungen erwähnt worden, die gemacht werden, für die wir hier als Parlament etliches tun. Es gibt die Möglichkeit, Mitglieder der Bürgerschaft, Mitglieder des Vorstands einzuladen, es gibt Aktivitäten der Landeszentrale für politische Bildung, es gibt das Lidice-Haus, es gibt verschiedene Wettbewerbe, auf die aufmerksam gemacht wird, und es gibt die Verbindung der ganzen Dinge beispielsweise bei der „Nacht“ der Jugend, in der dann wieder Schülerfirmen aktiv werden, das zu organisieren, das ist dann die Verbindung zum Thema von heute Morgen, oder es gibt erfreuliche Aktivitäten, die dann auch zu Recht aus
gezeichnet werden, wie jetzt ein Schüler, der daran mitgewirkt hat, die Gedenkstädte des KZ Sachsenhausen instandzuhalten und der für sein Engagement von den Kammern ausgezeichnet worden ist. Er kommt von dem Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße. Auch das ist eine löbliche Aktivität, die nicht nur politische Bildung abstrakt vermittelt, sondern für die Jugendlichen erfahrbar macht und gleichzeitig auch Geschichte vermittelt. Das sind alles Dinge, die durch konkretes Lernen vermittelt werden müssen.
Das ist ein wichtiger Strang, den wir hier weiter verfolgen müssen. Partizipation und die Tätigkeit der Beiräte sind genannt worden. Das ist ebenso wichtig, denn da müssen Jugendliche nicht nur etwas Abstraktes tun, sondern, wenn sie dann über einen solchen Schülerhaushalt von 500 Euro entscheiden und sich die Mühe machen müssen zu überlegen, wieso sie etwas vernünftigerweise ausgeben wollen, lernen sie dabei viel mehr, als wenn sie das abstrakt in einem Buch nachlesen. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich glaube, Herr Fecker war es, der gesagt hat, am besten ist es, wenn man es selbst erlebt, wie wichtig eigentlich Schülersprecher und andere Dinge sind. Ich glaube, viele von uns hier, die sich fragen, wie sie eigentlich politisch sozialisiert worden sind, haben solche Ämter gehabt und sich da auch trainiert und eingeübt. Insofern wäre das geradezu spannend zu sehen, wer nicht Schulsprecher gewesen ist oder vorher andere Ämter in der Politik oder auch in den Jugendorganisationen gehabt hat, um sich zu trainieren, einzuüben. Insofern merkt man an sich selbst, wie wichtig dieses eigene Erleben ist, um letztlich auch Spaß an der Politik und an der Einmischung zu gewinnen. Das zeigt eigentlich, dass die Schulen genau richtig liegen, wenn sie vielfältige Angebote machen.
Herr Rohmeyer, Sie mögen mit manchem nicht zufrieden sein, aber es gibt eben vielfältige Angebote, und das sind sowohl welche im Unterricht als auch außerhalb des Unterrichts. Ich will hier ausdrücklich die zwölf Bremer Projekte erwähnen, die vorhin schon beim Wettbewerb „Demokratisch handeln“ eine Rolle spielten. Im Frühsommer 2008 haben wir wirklich bundesweite Anerkennung für diese Projekte bekommen. Ich habe die Teilnehmer auch empfangen, um sie noch einmal durch einen kleinen Empfang im Rathaus zu ehren. Diese Spitzenplatzierung
An dieser Stelle, kann man sagen, sind Bremens Schulen wirklich spitze, was diese Wettbewerbe angeht, und dieser Ort hier, dieser Raum hat auch schon Vielfältiges erlebt, nicht nur „Jugend im Parlament“, sondern auch andere Debatten, zum Beispiel „Jugend debattiert“ von der Hertie-Stiftung oder, ich erinnere mich, ich glaube, mit Herrn Kuhn zusammen haben wir erlebt, wie hier ernsthaft eine europäische Debatte nachgeformt worden ist. Die jungen Leute sind geradezu ergriffen, ziehen sich fein an – häufig feiner, als wir im Parlament es tun –
und debattieren hier und sitzen auf dem Präsidium und geben sich eine Mühe, dass es wirklich wert ist. Man kann nur jedem raten, einmal dabei zu sein, um zu sehen, wie wichtig es ist, einen Rahmen für diese Art der Präsentation außerhalb der Schule zu bieten.
Wir haben deshalb ganz bewusst alles aufgeschrieben, was Schulen zu bieten haben. Ich möchte nicht alle Projekte noch einmal nennen, sie sind bereits genannt worden. Zwei Dinge sind bei diesem Konzept für politische Bildung ganz klar, nämlich das, was ich heute Morgen bereits für die ökonomische Bildung gesagt habe: Erstens muss es Querschnittsaufgabe sein, die Lehrkräfte müssen auch den Mut haben, fächerübergreifend zu arbeiten, nicht nur in ihren eigenen Fächern. Ich denke, dann kann man junge Leute für Politik und politische Einmischung und Tätigkeit auch begeistern. Zweitens, denke ich, sind das konkrete projektartige Handeln, die Mitwirkungsmöglichkeiten in der Schule und in anderen Bereichen außerhalb der Schule wichtig, um Identifikation kennenzulernen.
Wir haben die Stundentafel, wie gesagt, so gestaltet – das hat mein Vorgänger noch gemacht –, dass die Erteilung von gesellschaftswissenschaftlichem Unterricht möglich ist, aber, wie gesagt, es gehört auch in andere Fächer hinein. Dort, wo es Anlässe gibt, sollten die Schulen ein solches Curriculum haben, dass man auch regelmäßig im Jahr in bestimmten Fächern politische Inhalte vermittelt. Ich finde, das ist leicht; es gibt so viele aktuelle Anlässe, dass es eigentlich nicht schwerfallen dürfte, aber wir haben auch Fort
Zusammenfassend ist zu sagen: Politische Bildung ist Querschnittsaufgabe, anders geht es mit dem Demokratie-Lernen nicht. Wir wollen versuchen, einige Dinge zu verbessern, unter anderem die Vernetzung derjenigen, die in der politischen Bildung arbeiten. Dazu gehört sowohl die Landeszentrale als auch mein Ressort, aber vor allem auch das Landesinstitut für Schule. Doch auch die ganzen Koordinatoren für die Wettbewerbe und die entsprechenden Fachleitungen sollten regelmäßig zusammentreten, um dieses Konzept immer wieder zu erneuern, sich selbst auszutauschen und Anregungen zu geben. Außerdem, denke ich, sollten wir möglichst vielen jungen Leuten Anlässe geben, Politik kennenzulernen.
Ich bedanke mich auch bei all denen, die es bisher genutzt haben, von Schülern begleitet zu werden. Das ist, glaube ich, ein sehr überzeugender Weg, junge Menschen für Politik zu interessieren und zu zeigen, was in einem Politikerleben alles auch an harter Ebene und Veranstaltung stattfindet und wie anstrengend es eigentlich ist, einen Politikertag mit zu bestehen. Ich habe junge Leute erlebt, die abends richtig ge
plättet waren, nachdem sie alle Veranstaltungen mitgemacht haben, auch wenn sie natürlich hocherfreut waren, eine Parlamentsdebatte miterleben zu dürfen.
Ich kann nur ermutigen, dass wir alle gemeinsam ein Stück zur politischen Bildung beitragen. In dem Aufruf zum Bundeswettbewerb hieß es: Politik ist das, was ihr daraus macht!
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen. Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Mitteilung des Senats, Drucksache 17/661, Kenntnis. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, ich habe Ihr Einverständnis, dass ich jetzt keinen weiteren Tagesordnungspunkt mehr aufrufe. Ich schließe die Landtagssitzung und wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.