Trotzdem weist die Antwort des Senats darauf hin, dass der Bedarf steigt. Insbesondere der Bedarf bei Frauen mit Migrationshintergrund, und dort besonders bei Frauen aus den neuen EU-Ländern wie Bulgarien oder Rumänien, ist sichtbar groß. Ich werde weitere Themen in meiner zweiten Rede ansprechen. – Danke!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte noch einmal auf den Begriff „Familienhebamme“ eingehen; denn in der Diskussion schien es so, als sei Hebamme und Familienhebamme das Gleiche.
Der Begriff der Familienhebamme ist interessanterweise in den frühen Achtzigerjahren hier in Bremen auf die Welt gehoben worden. Damals wurde das Konzept der Familienhebamme geboren, weil hier eine überdurchschnittlich hohe Säuglingssterblichkeit zu verzeichnen war. Die Säuglingssterblichkeit war also im Vergleich zu anderen Bundesländern in Bremen entschieden zu hoch. Seit dem Einsatz der Familienhebammen hat die Säuglingssterblichkeit hier deutlich abgenommen.
Irgendwann wurden der Bund und auch andere Bundesländer darauf aufmerksam, dass hier etwas Gutes läuft. Inzwischen ist die Familienhebamme ein feststehender Begriff, der in ganz Deutschland und darüber hinaus verbreitet ist.
Wichtig ist auch – das zur CDU –, dass die Familienhebammen nicht die primären Präventionshelfer bei Kindeswohlgefährdung im Bereich der Drogenfamilien sind. Unsere ursprüngliche Absicht für die Familienhebamme bestand darin, Kinder willkommen zu heißen, Eltern, Mütter, während der Schwangerschaft zu begleiten und sie nach der Geburt weiter zu betreuen. Dabei können die Familienhebammen natürlich in ein Präventionsprogramm eingebunden werden, aber dies ist nicht ihre primäre Aufgabe. Die primäre Aufgabe der Prävention von Kindesmisshandlung oder Kindeswohlgefährdung im Zusammenhang mit Methadon liegt zum Beispiel im Bereich der Casemanager des Jugendamts und der Kinderärzte.
(Abg. Frau A h r e n s [CDU]: Deswegen wird das Modell Pro Kind auch nicht finan- ziert! Finanziert wird nur über das Gesund- heitsamt! Das steht auch in der Antwort des Senats!)
Sie müssen das jetzt nicht verdrehen! Ich habe durchaus gesagt, wie es laufen soll. Zum Beispiel hat es Bremerhaven geschafft, jedes Kind, das dort geboren wird, zu besuchen. Das ist die originäre, vorbildliche und gute Aufgabe von Familienhebammen.
Jedenfalls ist es wichtig zu wissen, dass die Willkommenskultur im Vordergrund stand und sich das Programm der Frühen Hilfen hieraus entwickelt hat.
Heute gibt es den Verein Pro Kind hier in Bremen, und im Gesundheitsamt Bremen gibt es Familienhebammen und sogenannte Familienbetreuerinnen. Auch das ist eine Neuerung gegenüber dem Programm der Familienhebammen. Dies sind zum Beispiel Kinderkrankenschwestern mit einer besonderen Ausbildung. Sie gehen in eine Familie, in der die Mutter schwanger ist, und betreuen bereits in der Schwangerschaft, bis zur Geburt und auch noch danach. Die Finanzierung tragen, wie schon gesagt wurde, zum einen Teil der Bund und zum anderen Teil das Ressort für Gesundheit und das Sozialressort.
Zu den Antworten des Senats, für die wir danken! Wenn man sie kritisch liest, fällt auf, dass es eine Fallzahlbegrenzung gibt, aber ansonsten eine effektive Begleitung, dort wo sie möglich ist, durchgeführt wird, und Frauen und Familien gut begleitet werden. Im Rahmen der Personalbemessung fällt im Weiteren auf, dass Ressourcen für Vor- und Nachbereitung der Hausbesuche sowie für Fallbesprechungen, Fachberatung, Fortbildung, Supervision und Vernetzungsarbeit nur dem Verein Pro Kind in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
Die schwierigen Fälle und die hohe Belastung ergeben für die Frühen Hilfen Bremen ein deutliches Plus, verglichen mit dem Verein Pro Kind. Die zu hohe Belastung zeigt sich auch deutlich in dem hohen Krankenstand von bis zu 28 Tagen bei den Frühen Hilfen Bremen, 13,5 Tagen in Bremerhaven und von nur sieben Tagen pro Mitarbeiterin und Jahr im Verein Pro Kind.
Hieran kann man ablesen, dass Belastungen unterschiedlich anfallen. Ein vielleicht noch größeres Problem besteht darin, dass bei gleicher Leistung lei
der bis heute für die Familienbetreuerinnen und für die Familienhebammen noch keine Tarifangleichung mit den Familienhebammen von Pro Kind erfolgt ist.
In anderen Bundesländern ist diese schon erfolgt; für Bremen würde ich mir wünschen, dass wir auf den richtigen Weg der Angleichung geraten.
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der CDU – Abg. Frau D r. K a p p e r t - G o n t h e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Set- zen wir uns dafür ein!)
Insgesamt gesehen wäre es zum Beispiel sinnvoll, das Programm der Familienhebammen zusätzlich so auszustatten, dass sie uns mithelfen können, Familien mit Migrationshintergrund und Familien mit Benachteiligungen für eine frühestmögliche Betreuung der Kinder unter drei Jahren zu gewinnen. Gerade weil Familienhebammen und Familienbetreuerinnen schon vor der Geburt eines Kindes die Familie kennen, kommt ihnen ein hoher Kompetenzbonus zu, und bei solchen Empfehlungen spielt das eine große Rolle. – Zunächst bis hierhin!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir bedanken uns für die Beantwortung dieser Großen Anfrage. Die Antworten geben Einblick in die gute Arbeit, die geleistet wird. Familienhebammen sind ein wichtiger Baustein der Bekämpfung von Armutsfolgen und des präventiven Kinderschutzes. DIE LINKE hat auch im Bundestag die Bedeutung der Familienhebammen hervorgehoben.
Wie mein Kollege Dr. Schlenker gesagt hat, hat das Konzept der Familienhebammen in Bremen seinen Ursprung. Es wurde hier vor 25 Jahren als sozialmedizinische Visite eingeführt. Trotzdem hat es nicht den Stellenwert, den es haben könnte. Die Armutsforschung hat den Zusammenhang zwischen materieller Armut und Gesundheitsgefährdung nachgewiesen. Auch der bremische Armuts- und Reichtumsbericht geht hierauf ein. Familienhebammen sind durch ihren frühen Einsatz in der Lage, diese Probleme von Beginn an anzugehen.
ten für das Kind und die Familie. Die neue Situation stellt die ganze Familie vor eine große Herausforderung. Es ist klar, dass nicht alles sofort eingespielt ist. Gerade wenn es noch andere Probleme – finanzieller, gesundheitlicher oder sozialer Art – gibt, brauchen Familien in dieser Situation Unterstützung. Die Familienhebammen können diese gut leisten. Sie sind Vertrauens- und Fachperson für diesen oft nicht ganz leichten Anfang des Familienlebens.
In Bremen sind neun Familienhebammen beim Gesundheitsamt angestellt. Das ist für eine Stadt wie Bremen mit fast 200 betreuten Familien nicht gerade viel. Es ist vorgekommen, dass Familien an das Gesundheitsamt herangetreten sind, aber auf Wartelisten verwiesen werden mussten. Das ist für alle Beteiligten unbefriedigend und auch nicht zielführend; denn es ist ja gewollt, dass die Familien bei Bedarf Rat suchen.
Wenn sie dies tun sollen, muss ihnen auch schnell Unterstützung zukommen. Alle Fachleute, mit denen wir gesprochen haben, fordern daher eine Aufstockung der Stellen für Familienhebammen. Die Arbeitnehmerkammer hat immer wieder auf die Bedeutung der Familienhebammen für die Bekämpfung von Armutsfolgen hingewiesen. Sie hat vorgeschlagen, dass die Familienhebammen in Quartiersfamilienzentren eingesetzt werden, so wie das in Frankfurt oder Hannover getan wird. In Bremen wurden fünf Frühberatungsstellen eingerichtet, in denen die Familienhebammen zusätzlich tätig sind. Sie bieten dort eine niedrigschwellige Beratung an, die für alle Familien offen ist. Das geht in die richtige Richtung, ist aber noch ausbaufähig, meine Damen und Herren. Außerdem führen die Familienhebammen eine Sprechstunde im Flüchtlingsheim in der Ludwig-Quidde-Straße durch, weil dort Bedarf hierfür besteht. Man sollte darüber nachdenken, ob solche Sprechstunden auch in anderen Flüchtlingsunterkünften nötig sind, wenn dort Schwangere oder Familien mit Kleinkindern leben. (Beifall bei der LINKEN)
Die Rolle der Familienhebamme wird in Evaluationen immer positiv bewertet. Ihre Bedeutung für Prävention und Kinderschutz ist unbestritten. Daher sollten auch die Rahmenbedingungen entsprechend ausgestaltet sein. Mehr Supervision wäre sicherlich nicht verkehrt, mehr Dolmetscher auch nicht.
Die Arbeit der Familienhebammen verdient ehrliche Anerkennung. Dass vor zwei Wochen eine tarifliche Höhergruppierung stattgefunden hat, begrüßen wir ausdrücklich.
Dadurch werden sie ein wenig besser gestellt als bisher, aber wir hoffen, dass das Ende der Fahnenstan
Insgesamt können wir sagen, dass ein wenig mehr wieder einmal nicht schaden würde. – Danke für die Aufmerksamkeit!
Frau Präsidentin, meine Kolleginnen und Kollegen! Ich wollte noch einmal darauf eingehen und möchte noch einmal betonen, dass Familienhebammen wirklich ein zusätzliches Angebot sind. Das finde ich auch wichtig. Dabei wird entschieden, wer dieses Angebot gebrauchen kann. Das möchte ich noch einmal betonen. Wenn Herr Tuncel sagt, wir haben bei der Anzahl von Fällen nicht genügend Familienhebammen, hört sich das immer so negativ an. Ich kann für mich sagen, natürlich wären mehr Familienhebammen wünschenswert.
(Abg. Frau A h r e n s [CDU]: Wir erreichen die gesetzten Vorgaben von 220 nicht, son- dern nur 160/170!)
Wir haben vom Bund die Mittel bekommen, die wir auch voll und ganz einsetzen. Ich wollte jetzt eigentlich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass wir vom Bund Mittel erhalten, die für Familienhebammen eingesetzt werden können. Es ist wichtig zu schauen, wie es danach weitergeht. Im Bereich der Familien mit Migrationshintergrund, also für Frauen, die die normalen Hilfeleistungen der Hebammen nicht bekommen, weil sie nicht in Deutschland krankenversichert sind, besteht, glaube ich, ein gravierender Bedarf. Wir müssen noch einmal schauen, wie es sein kann, dass diese Frauen überhaupt keine Hilfe bekommen. Das können wir auch gemeinsam bewältigen. Wichtig ist, dass wir das aber nicht so sehr dramatisieren, weil es ja auch etwas Neues ist, sondern wir müssen auch in diesem Fall schauen, wie wir das für Bremen als Haushaltsnotlageland gemeinsam leisten können. – Danke!
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich war leider an der Stelle unterbrochen worden, wo ich Bremerhaven noch einmal das Lob aussprechen wollte, dass deren Familienhebammen es schaffen,
alle Familien, die ein Kind bekommen haben, zu besuchen. Ich finde, das weist genau in die richtige Richtung. So wünschen wir uns, dass ein niedrigschwelliges Angebot besteht und Probleme früh gesehen werden. Die Familienhebammen haben Ohren und Augen und können das weitergeben, was sie hören und sehen. Mehr sollten sie aber nicht tun, denn sonst würden sie den Vertrauensbonus verlieren, den sie haben. Ich wollte sagen, dass Bremerhaven es schafft, aber wir in Bremen leider nicht, weil wir die Daten der einzelnen Geburten nicht zur Verfügung gestellt bekommen. Das heißt, die Familienhebammen können nur die Kinder besuchen, die bekannt sind und von denen man weiß, dass es vielleicht Probleme in der Familie gibt.
Wir haben folgendes Programm entwickelt: Die Kinderärzte in Bremen geben den Familien ein Begrüßungs- und Willkommenspaket mit. Damit ist schon einmal eine Lösung gefunden. Ich könnte mir vorstellen und würde es mir wünschen, dass zum Beispiel das Standesamt diese Begrüßungs- und Willkommenspakete bekommt. Bei jeder Anmeldung eines Neugeborenen würden die Eltern dann solch ein Paket mitbekommen. Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, wie wir es erreichen könnten, dass wir in Bremen alle damit begrüßen können. – Danke sehr!