Ein Punkt, der mir auch noch ganz wichtig ist, ist die Situation der vielen prekären Lehrbeauftragtenstellen. Wir wünschen uns an dieser Stelle deutlich mehr Engagement. An der Hochschule Bremen besteht zum Beispiel derzeit die Situation, dass bis
zu 50 Prozent der Lehre über diese Gruppe abgedeckt wird. Wer aber gute Arbeitsbedingungen an den Hochschulen will, der muss ganz genau prüfen, welche Lehraufträge sinnvoll und notwendig sind und welche nur Folge der Sparmaßnahmen, denn diese Ausbeutung muss beendet werden.
Insbesondere an der Hochschule für Künste muss das Land die Hochschule stärker finanziell dabei unterstützen, die vielen Lehraufträge im Fachbereich Musik in feste Stellen umzuwandeln. Wir können nicht weiter dabei zuschauen, wie die Arbeit auf musikalischem Spitzenniveau so miserabel vergütet wird, dass es kaum zum Leben reicht. Hier braucht es wirklich mehr Engagement von Seiten des Senats, damit auch für diese Personengruppe gute Arbeit an den Hochschulen möglich wird. Das fehlt im Wissenschaftsplan.
Zusammengefasst: Jahrzehntelange Unterfinanzierung und der Personalmangel in der Wissenschaft kann durch diesen Plan nun einmal nicht abschließend ausgeglichen werden, deswegen erwarten wir hier noch mehr Engagement, auch wenn wir anerkennen, dass dieser Plan deutlich besser ist als der Wissenschaftsplan 2020. – Vielen Dank!
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist sicherlich nicht die Aufgabe der Opposition, Regierungshandeln zu bejubeln. Insofern, Frau Strunge,– –
(Abgeordneter Röwekamp [CDU]: Woher wollt Ihr das denn wissen? Die Erfahrung steht euch doch noch bevor! – Heiterkeit)
Ich dachte, Herr Röwekamp, Sie würden jetzt noch ein gewisses schwunghaftes Verhalten bei Ihnen andeuten, aber ich nehme das dann einmal so auf.
Ich werde gerade ermahnt, zur Sache zu kommen. Ich komme zurück, zu dem was Sie zuletzt gesagt haben. Ich denke, Frau Strunge, Sie haben noch einmal Punkte angesprochen, die wir auch im Blick haben, dieses, was Sie im zweiten Redebeitrag gesagt haben. Wir werden genau auch bei diesen Aspekten versuchen weiterzukommen. Es steht auch, wenn Sie einmal in unser Programm hineinschauen, dort einiges auf der Tagesordnung. Frau Strunge, eines muss man doch einmal sagen, wenn man sich ein Programm anschaut, bei dem ich die Zahlen genannt habe. Man steigert die Ausgaben von 350 Million auf 540 Millionen Euro und Sie sagen, für uns ist das kein reines Sparprogramm. Da muss man doch einmal fragen, woher bitte schön nehmen Sie eigentlich solche Bewertungen?
Ich habe auch Verständnis dafür, wenn man Zahlen nimmt und diese mit anderen Bundesländern vergleicht. Wir sind hier ein Haushaltsnotlageland. Dass wir von 350 auf 540 Millionen Euro steigern, damit sind wir nicht an der Ideallinie, verständlich, aber für Bremer Verhältnisse gehen wir bis an den Anschlag. Das müsste auch von Ihnen einmal gewürdigt werden.
Wenn wir dieses betonen – da sind noch zwei Sachen, die ich gern sagen würde: Wenn Sie, Frau Grobien, sagen, uns fehlen aber die Visionen, die darüber hinausgehen – Ich würde sagen, wenn wir am Anschlag sind, dann müssen wir natürlich auch aufpassen, dass wir uns keinen Illusionen hingeben. Das werden wir sicherlich Morgen noch eingehender diskutieren.
Ein zweiter Punkt, der mir wichtig ist: Ja, wir gehen sehr kühn voran und wir wissen trotzdem, dass wir vor Herausforderungen stehen, die groß sind. Wer das mitbekommen hat, im letzten Wahlkampf der Bayerischen CSU, da wird zu so einem Feld, wie der Luft- und Raumfahrt, gerade Bavaria No.1 gestartet, worüber das ganze Feuilleton lacht. Wenn dort aber 80 zusätzliche Professuren reingegeben werden, dann müssen wir uns natürlich in Bremen Gedanken machen, was heißt das für uns? Wo sind genau unsere Stärken, die wir betonen müssen.
Genauso wird es in dem ganzen Bereich der künstlichen Intelligenz sein. Wir sind da bislang sehr gut aufgestellt. In diesem Bereich wird die Herausforderung aber – –.
Frau Grobien, es gibt leider ein „Aber“ dabei. Wir müssen in diesem Bereich auch in diesem Rahmen, den Herr Buhlert noch einmal genannt hat, den wir füllen müssen, da werden wir auch klären müssen, wo tatsächlich unsere Stärken liegen, die wir weiter ausbauen wollen. Das ist auch die Herausforderung für die nächsten Jahre – damit eigentlich weitgehend genug.
Ich möchte noch gern von dieser Stelle auch der Verwaltung danken. Ich habe in den ganzen Gesprächen mitbekommen, was dort auch an intensiven Konversationen, Austausch mit den Bereichen stattgefunden hat. Es ist um sehr viele Sachen gerungen worden und ich habe immer den Eindruck gehabt, man war der Meinung, man hat dort auf der Ebene mit einer sehr kompetenten Gesprächspartnerin oder einem sehr kompetenten Gesprächspartner verkehrt. Deshalb, Frau Senatorin, bitte richten Sie es aus, ein herzliches Dankeschön – und ich bedanke mich für Eure und Ihre Aufmerksamkeit. – Danke!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Erst einmal freue ich mich, dass wir hier gemeinsam so konstruktiv zu dem vorgelegten Wissenschaftsplan diskutieren. Auch ich bin der Auffassung, dass mit diesem Wissenschaftsplan eine Perspektive eröffnet wird, und ich würde da auch ein bisschen weiter gehen als Frau Grobien. Ich bin sogar der Auffassung, es ist eine Vision. Weil die Vision dieses Wissenschaftsplanes davon getragen ist, dass das, was wir haben, auf einem anderen Niveau fokussiert, intensiviert, fortgesetzt werden kann.
Ich will Ihnen sagen, die Vision daran ist, dass wir aus den Wissenschaftsschwerpunkten, die wir haben, jetzt Wissenschafts- und Transferschwerpunkte machen und dass wir jetzt nicht bestimmte Bereiche nicht mehr fortsetzen, sondern dass wir den Hochschulen die Möglichkeit geben, in diesen Feldern, in denen sie unter nicht einfach Bedingun
gen – –, und das war allen klar, dass der letzte Wissenschaftsplan, Frau Strunge, von vielen viel verlangt hat. Aber die Hochschulen haben gesagt: Wir machen das. Wir gehen den Weg, weil wir in diesen Feldern arbeiten wollen, und wenn sie uns die Möglichkeiten geben, den Weg auch mit den eher begrenzten Ressourcen zu gehen, dann tun wir das. Aber wenn wir dann danach mehr bekommen, dann können wir das Tempo auch erhöhen. Ich glaube, die Vision ist jetzt auch für die Hochschulen, dass sie das, was sie sich alles in den Wissenschaftsschwerpunkten entwickelt haben, auch noch einmal auf einem anderen Niveau vertiefen und ausbauen können.
Wenn man sagt, Wissenschaft braucht eine Vision, ja. Wissenschaft braucht aber nun einmal auch die Nachhaltigkeit. Das beste Beispiel – ich will es einfach nur einmal daran deutlich machen – sind die Meereswissenschaften. Dass wir in den Meereswissenschaften diese Qualität entwickelt haben und dieses hohe internationale Niveau, hängt ganz eindeutig damit zusammen, dass wir in den Achtzigerjahren damit begonnen haben. Wir haben dort in Bremerhaven das Alfred-Wegener-Institut gegründet und haben damit natürlich ein wunderbares Fundament, aus dem heute immer wieder geschöpft wird, und weil sich da immer hervorragende Leute bei uns eingefunden haben, haben wir das auch zu dem geführt, was wir heute haben.
Das ist so. Es hängt ja auch immer davon ab, was für Menschen denn nach Bremen kommen. Das ist ein weiterer Punkt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten gerne in Bremen. Die arbeiten gerne in Bremen, weil sie hier ein Klima vorfinden, in dem sie gern Wissenschaft betreiben, und zwar Wissenschaft im Sinne von Forschung, aber auch genauso im Sinne der Lehre. Sie sind froh, dass sie diese Studierenden und diese Strukturen hier in Bremen vorfinden, in denen sie sich auch selbst weiterentwickeln können und ihr Lehr- und Forschungsrenommee erweitern können. Ich glaube, mit diesem Wissenschaftsplan stärken wir auch noch einmal diese Voraussetzungen, die wir hier bis jetzt positiv haben erarbeiten können. Ich glaube, die Entscheidung, neue Studiengänge zu etablieren, neue, innovative Studiengänge auch neu einzurichten, das ist eine richtige Entscheidung, weil das die Profilbildung der jeweiligen Hochschulen und der Universitäten stärkt. Das ist, denke ich, eine richtige Entscheidung.
Eine genauso richtige Entscheidung ist auch mit der Aufforderung an die Hochschulen zu verbinden, mehr Studierende zu gewinnen, insbesondere in Bremerhaven. Ein Zuwachs an Studiengängen soll dann auch mit einem Zuwachs an Studierenden einhergehen.
Das, denke ich, hilft Bremerhaven. Das hilft aber auch dem ganzen Land, es hilft uns allen, weil es auch dazu beiträgt, dass wir in unseren beiden Städten eine Verjüngung der Bevölkerungsstruktur erzeugen.
Ich möchte noch auf zwei letzte Punkte in diesem Zusammenhang eingehen: einmal die Internationalisierung. Ich glaube, das ist niemandem so richtig klar. Die Bremer Universität und die bremischen Hochschulen haben mit den höchsten Anteil internationaler Studierender – sowohl die Hochschule Bremen mit ihrem Angebot, 50 Prozent der Lehre auch englischsprachig durchzuführen oder auch mit anderen Ländern einen Austausch anzubieten, als auch die Universität. Ich glaube, dass wir diese Stärke, die die Hochschulen haben, weiter zu befördern haben. Meine feste Überzeugung ist, dass das auch eine sehr positive Rückwirkung in unsere Zivilgesellschaft hat. Das kann man allein an den Beispielen schon sehen, wie sich die Hochschulen an der Begleitung von Geflüchteten beteiligt haben, und zwar nicht, weil sie das machen mussten, sondern weil sie genau das machen wollten.
Auch die Qualität der Lehre ist, glaube ich, ein Bereich, in dem Bremen sehr gut mit seinem Konzept des forschenden Lehrens reüssiert. Egal wohin man geht, egal um welchen Wettbewerb es sich handelt, den ich da auf Bundesebene als GWK-Vorsitzende begrüßen darf, dort gewinnt Bremen. Dort gewinnt Bremen, weil es einfach die guten Konzepte vorhält. Ich glaube, das kann man jetzt nicht damit begründen, dass es an den Hochschulen in Bremen so ganz schlecht aussieht, sondern das kann man damit begründen, dass wir hier in Bremen hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben, die aus den Bedingungen, die sie hier vorfinden, das Beste machen. Und wenn wir ihnen jetzt das geben, was sie noch zusätzlich brauchen, dann tun wir an dieser Stelle sehr gut daran.
die fünfte Novelle des Hochschulgesetzes angesprochen hat. Ich sage einmal einen Satz dazu: Das ist schon auch eine strategische Entscheidung, ob man das Berufungsrecht ganz an die Hochschulen gibt. Sie wissen, wer auch da seine Skepsis gehabt hat, das war die ZGF. Und mit der Skepsis muss man sich ganz ernsthaft auseinandersetzen.
Es ist natürlich so, dass wir jetzt diesen Punkt so regeln werden, dass Zielvereinbarungen mit den Hochschulen getroffen werden. Man muss es absichern. Wenn man Gendergerechtigkeit erzeugen will und wenn man mehr Professorinnen haben möchte – und wir wollen 35 Prozent –, dann muss man Regelungsmechanismen haben.
Wir haben das Berufungsrecht jetzt übertragen. Das ist auch in Ordnung. Es muss dann aber auch diese Rückbindung geben, denn sonst kann ich Ihnen erzählen, was einem in anderen Bundesländern – ich war bei 40 Hochschulrektorinnen, da habe ich gerade letzte Woche einen Vortrag gehalten – erzählt wird. Die sagen nämlich: Hätten wir das einmal noch so, wie das in Bremen ist. Da habe ich gesagt: Wir ändern das jetzt gerade.
Ich will nur sagen, das hat immer zwei Seiten, das eine ist die Autonomie und das andere ist aber auch – –.
Das Spannungsfeld, da haben Sie Recht. Ich will Ihnen nur sagen, Sie haben es aber so eingebunden, als wenn Bremen zu langsam wäre. Bremen ist an keiner Stelle in der Frage der Berufungen zu langsam, zumindest nicht wenn es aus den Hochschulen herausgekommen ist und bei der Behörde vor der Tür liegt. Da wird es, ehrlich gesagt, nicht zu langsam bearbeitet.
Zu dem Thema der Digitalisierung: Ich finde es erst einmal schon ganz vorbildlich, dass wir einen nicht unerheblichen Anteil des Wissenschaftsplanes auch genau auf den unterschiedlichen Ebenen dazu beschrieben haben. Wir haben Digitalisierung für die Lehre, wir haben Digitalisierung für die Forschung und wir haben Digitalisierung für die Verwaltung. Ich finde, das sind drei wichtige Felder, die wir hier auch mit beschrieben haben.
LINKE sich arrangieren kann, andere finden ihn der Weiterentwicklung der Wissenschaftslandschaft im Lande Bremen sogar ganz zuträglich. Ich hoffe, dass der Plan dann seine Nachhaltigkeit erhält, indem hier Beschlüsse gefasst werden, die dann auch die Ausfinanzierung mit ermöglichen. – Herzlichen Dank!