Das Hessische Krebsregister, das erst seit 2014 in der jetzigen Form existiert, wurde schon angesprochen. Wir haben gerade von Frau Wissler gehört, es lägen erst Daten von 2011 vor. Die klinischen Daten kommen noch später. Hätte man das Krebsregister in der jetzigen Form früher eingeführt, dann hätten wir schon längst Datengrundlagen, mit denen die Forscher arbeiten könnten.
Aber nicht nur die lange Wartezeit, auch die fehlenden Daten haben die Forschung ver- oder behindert – von der Hängepartie der Partikeltherapie möchte ich erst gar nicht sprechen.
Insgesamt aber finde ich Ihre Aktuelle Stunde gut und wichtig; denn die Krebsforschung hat ihren Nutzen. Herr Dr. Bartelt ist darauf eingegangen, dass es gerade im Rahmen von Forschung ganz viele Projekte und Maßnahmen gibt – sie sind auch gut. Aber verzeihen Sie, Sie loben sich
da nur für die Leistung von anderen. Deswegen ein herzliches Dankeschön an all die Forscher und all jene, die die Forschungsergebnisse in die Praxis umsetzen.
Ich erkenne die verstärkten Investitionen in die Krebsforschung seit 2008 und natürlich auch die Projekte an. Aber, Herr Minister Rhein, selbst Sie haben eingeräumt, dass die Zuschüsse vom Land längst nicht ausreichen. Dann weiten Sie doch einfach die Forschungsförderung aus, z. B. für die Erforschung der Metastasenbildung und der im Ruhestand befindlichen Tumoren. Hier gibt es bis dato kaum Erkenntnisse. Das heißt, Erkenntnisse, wie man Krebs bzw. die Wiederkehr von Krebs verhindern kann, fehlen. Meine Damen und Herren, hier können Sie investieren.
Ein Patient erscheint geheilt, und nach Jahren oder Jahrzehnten kehrt der Krebs zurück. Sicher kennen Sie auch Betroffene. Angesichts der Zunahme genau solcher Krankheitsgeschichten ist die Forschung dringend notwendig. Es gibt viele Fragen, die noch nicht geklärt sind. Gibt es Merkmale bei Primärtumoren für Wiedererkrankungen, z. B. ob sich erneut Metastasen bilden werden? Gibt es veränderbare Faktoren, die den erneuten Ausbruch der Krankheit beeinflussen? Inwieweit können Langzeittherapien abhelfen? – Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, braucht es Langzeittherapien und noch mehr Anstrengung in der Forschungsarbeit. Das bedeutet: finanzielle, sächliche und personelle Ressourcen. Herr Minister Rhein, Sie haben das anlässlich Ihres Besuchs bei den Onkologen in Frankfurt zutreffend gesagt: Die Zuschüsse des Landes reichen längst nicht aus. – Dann wissen Sie ja auch, was Sie zu tun haben, um dies zu ändern.
Herr Dr. Bartelt, noch ein Wort zu Ihnen. Sie haben eben von Drittmitteln gesprochen und gesagt, Forschung durch Drittmittel würde Nachhaltigkeit gewährleisten. Meine Damen und Herren, für mich widersprechen sich Drittmittel und Nachhaltigkeit doch im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich möchte aber noch einmal auf das bereits angesprochene Thema zurückkommen. Nicht der Primärtumor, sondern meistens die Metastasen sind es, die für den tödlichen Verlauf von Krebserkrankungen verantwortlich sind. Wenn Sie die Überlebenschancen von Krebspatienten verbessern wollen, investieren Sie doch mehr in die Forschung, auch in jene, um Prozesse zu verhindern, zu verzögern und zu beseitigen, die die Metastasenbildung hervorrufen. Es ist mitnichten so, dass es eine Garantie dafür gibt, dass man nach fünf Jahren geheilt ist. Deswegen müsste man Mittel finden, wie man einen späten Rückfall verhindern kann. Am besten wäre es, etwas zu finden, das die sogenannten Onkogene beeinflusst, die ja letzten Endes für den Ausbruch der Krankheit Krebs verantwortlich sind. Dies wäre ein Meilenstein für alle Patientinnen und Patienten. Investieren Sie noch mehr in die Forschung, und helfen Sie damit, Krebs zu heilen und Wiedererkrankungen zu verhindern. – Herzlichen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Forschung ermöglicht uns in vielen Bereichen Dinge, die vor wenigen Generationen noch undenkbar waren. Gerade die medizinische Forschung ist ein ganz sensibles Thema, das ethische Fragen und Fragen, was die Zuverlässigkeit von Studien und Wissenschaftlichkeit angeht, nach sich zieht – das haben wir heute Morgen in der Presse gelesen. Aber der Großteil der medizinischen Forschung ist sehr ehrlich. Dies hat zur Folge, dass sie unser Leben verlängert, im großen Maße Leid verringert oder heilen kann. Ich glaube, das ist ein sehr großer Fortschritt für uns, von dem wir alle in ganz besonderem Maße profitieren.
Ich will Ihnen das kurz deutlich machen. Wenn Sie Anfang des 20. Jahrhunderts eine Blinddarmentzündung hatten, war das in der Mehrzahl der Fälle Ihr Todesurteil. Es war die medizinische Forschung, wie z. B. die von Hermann Kümmell, der aus dem hessischen Korbach – damals waldecksches Korbach – stammte und der das Operationsverfahren eingeführt hat, das dazu geführt hat, dass die Blinddarmentzündung heute bei Weitem kein Todesurteil mehr bedeutet, sondern eine Sache ist, die schon eher im Bereich einer Bagatelle liegt.
Das zeigt ganz deutlich, dass wir weiter dranbleiben müssen. Die tödlichen Volkskrankheiten von heute sind andere. Daher ist es richtig, dass das Land große Anstrengungen unternimmt, um die Forschung voranzutreiben. Beispielsweise im Bereich der Krebsforschung müssen wir die Ressourcen bündeln und die Forschung voranbringen, um das Ziel zu erreichen, Leid zu mindern oder zu vermeiden, im Sinne der Bevölkerung und zum Nutzen von uns allen.
Insofern geht es nicht darum, dass wir uns die Erfolge der Forscherinnen und Forscher zu eigen machen wollen, Frau Dr. Sommer. Das ist nicht der Fall. Das hat der Kollege Dr. Bartelt auch nicht so gemeint. Er hat ihnen sogar explizit gedankt. Man muss aber doch die Frage stellen – ich glaube, dazu ist die Aktuelle Stunde auch notwendig –, was denn die Gelingensbedingungen sind, die wir von Landesseite schaffen können. In diesem Bereich haben wir einiges auf den Weg gebracht. Sie haben es leider verpasst, zu sagen, dass Sie die Gelingensbedingungen, die wir als Koalition im Wissenschaftsbereich auf den Weg gebracht haben, unterstützen und dass Sie der Meinung sind, dass diese Gelingensbedingungen ihre Fortsetzung finden sollten, dass diese Stärkung von Forschung, insbesondere von medizinischer Forschung, Ihre Zustimmung findet und dass die Koalition von CDU und GRÜNEN an dieser Stelle, aber nicht nur an dieser Stelle, auf einem sehr guten Weg ist.
Ich will Ihnen das einmal kurz darstellen. Wir haben uns insbesondere für die Universitätskliniken eingesetzt, beispielsweise durch Forschungsbauten, die wir dort ermöglicht haben.
Sie haben Herrn Minister Rhein angesprochen. Ich glaube, da haben Sie etwas missverstanden. Wir setzen uns auf
Bundesebene dafür ein, dass die Universitätskliniken endlich in dem Maße finanziert werden, wie dies notwendig ist. Schauen Sie doch einmal im Haushalt nach, was wir für die Universitätskliniken machen müssen, weil im gesamtgesellschaftlichen Gesundheitssystem die Leistungen, die Universitätskliniken erbringen, nicht adäquat ausfinanziert werden.
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Ralf-Norbert Bar- telt (CDU))
Sehr geehrte Frau Dr. Sommer, GRÜNE, CDU und Minister Rhein sind sich da einig. Wir haben in dieser Wahlperiode schon mehrfach dazu Stellung genommen und sind für eine zusätzliche Finanzierung der Universitätskliniken eingetreten. Das, was an Spitzenforschung und an hoch spezialisierter Medizin an den Universitätskliniken gemacht wird, wird durch die bisherige Gesundheitsversorgung nicht adäquat dargestellt. Deswegen brauchen wir dort eine zusätzliche Leistung.
Minister Rhein hat das einmal so zusammengefasst: Der Ebolafall wird nicht im Kreiskrankenhaus, sondern im Universitätsklinikum behandelt. Daher brauchen wir dort eine besondere Finanzierung. – Wir hoffen, dass wir Sie dabei in Zukunft auf unserer Seite haben werden; denn das ist das, was unsere Universitätskliniken brauchen.
Wir haben als Land Hessen Verantwortung übernommen und investieren mit drei medizinführenden Universitäten ausreichend in die Medizinerausbildung und in die medizinische Forschung. Die meisten anderen Länder machen sich an dieser Stelle einen schlanken Schuh und machen fast gar nichts im Bereich Medizin. Wer auf die Skandale verweist – Abhängigkeit von der Pharmaindustrie –, der muss doch zu der Überzeugung kommen, dass wir starke Universitätskliniken brauchen, dass wir eine starke öffentliche Förderung der medizinischen Forschung brauchen.
Damit möchte ich schließen. Ich glaube, gerade das, was wir in Hessen im Bereich der Forschungsförderung auf den Weg gebracht haben, ist zum Nutzen aller, und damit können wir uns sehen lassen. Es ist schade, dass es die Opposition versäumt hat, sich das zu eigen zu machen und das zu bestärken. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Weltkrebstag am 4. Februar, aber auch der Weltkinderkrebstag am 15. Februar tragen dazu bei, dass Krebserkrankungen öffentlich stärker wahrgenommen werden. Das finden wir auch gut so.
Für viele Betroffene und Angehörige stellt jeder Tag eine Herausforderung dar, verbunden mit Hoffen und Bangen.
Noch immer sterben pro Jahr etwa 220.000 Menschen an Krebs. Knapp 500.000 Menschen erkranken im gleichen Zeitraum neu. In Deutschland sind Krebserkrankungen nach Erkrankungen des Kreislaufsystems die zweithäufigste Todesursache. 29 % der Männer und 23 % der Frauen sterben an den Folgen einer Krebserkrankung.
Lange trat die Onkologie auf der Stelle und kam nicht so richtig voran. In den vergangenen Jahren gab es aber immer wieder Durchbrüche in der Krebsmedizin. Sie ist präziser geworden. Deswegen spricht man in diesem Zusammenhang auch von Präzisionsmedizin, die hauptsächlich auf die neuen Erkenntnisse der Genetik zurückgeht. Hierzu tragen auch die hessischen Forschungseinrichtungen und Kliniken maßgeblich bei.
Deshalb ist die Forschung in diesem Bereich unermüdlich zu unterstützen. Wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Gesundheitssystem funktioniert. Wir setzen auch in diesem Bereich auf die Zusammenarbeit vieler Akteure und erwarten vom Land, dass es, wo dies notwendig ist, diese aktiv fördert.
Es zeigt sich, dass Hessen nicht zuletzt durch die 13 LOEWE-Projekte wichtige Beiträge leistet, die sich mit der Krebsforschung beschäftigen. Diese müssen auch konsequent fortgeführt und, wenn möglich, intensiviert werden; denn die Erforschung verschiedener Krebsleiden sowie die onkologische Versorgung von Patientinnen und Patienten in den hessischen Kliniken sollen zum Wohle der Patientinnen und Patienten vorgenommen werden. Aber auch Forschungsprojekte, die an Universitätskliniken z. B. durch die Deutsche Krebshilfe finanziert werden, stellen eine wichtige Ergänzung dar. Auch diese Zusammenarbeit gilt es zu fördern. Hierzu zählt auch die Forschung bzw. die Entwicklung von Konzepten zur Beratung und Betreuung von Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen, die nicht zu unterschätzen ist. In diesem Zusammenhang sollte man auch einmal all den ehrenamtlichen Helfern danken und ihr Engagement würdigen.
Mit Sicherheit stellen die Erkenntnisse des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen über neuartige Krebstherapien mit verschiedenen genetisch veränderten Immunzellen einen wichtigen Schritt dar. Deshalb sollen diese Fortschritte auch positiv hervorgehoben werden.
Ein weiteres Beispiel ist das LOEWE-Zentrum für Zellund Gentherapie, das bereits im Jahr 2014 an der Frankfurter Goethe-Universität institutionell verankert wurde und das Ziel hat, Verfahren der Gen- und Zelltherapie weiterzuentwickeln und diese dadurch effizienter, spezifischer und sicherer zu machen.
Zu nennen sind auch die Erfolge der Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, die im Sommer vergangenen Jahres einen Lungenkrebsfrühtest entwickelt haben, der über die Analyse von Atemluft funktioniert. Dort wird auch an einem Bluttest zur Früherkennung gearbeitet.
Selbstverständlich ließen sich noch weitere Beispiele nennen, die die Fortschrittsleistung in Hessen hervorheben.
Fest steht aber auch, dass Krebsforschung langwierig und extrem komplex ist und viel Zeit und auch viel Geld benötigt. Deshalb bedarf es eines steten Engagements im Bereich von Forschung und Wissenschaft. Frau Kollegin Dr. Sommer hat vorhin bereits darauf hingewiesen, dass in diesem Bereich einfach mehr Geld benötigt wird.
Wir teilen die Auffassung des Wissenschaftsministers, der sich für eine Forschungsinfrastruktur und die Vernetzung der Akteure des Gesundheitssystems zur optimalen Krankenversorgung ausspricht. Wir sprechen uns auch dafür aus, diesen Kurs fortzusetzen und zu intensivieren.
Krebs ist die Angsterkrankung Nummer eins. Dank neuer Diagnostik und immer besserer Behandlungsmöglichkeiten sind die Überlebenschancen deutlich gestiegen, wenngleich Krebs weltweit immer noch die häufigste Todesursache darstellt. Deswegen ist es wichtig, die nationale und internationale Zusammenarbeit von Wissenschaftlern zu fördern. – Vielen Dank.