Herr Präsident, meine Damen und Herren! Aus einer anfangs von vielen als Thema des Sommerlochs abgetanen Idee, Olympia in Hamburg, hat sich hier schon so etwas wie ein OlympiaFieber entwickelt. Ortwin Runde hat alle Ministerpräsidenten der Nordländer für diese Idee gewonnen, Olaf Scholz legt als Innensenator im nächsten Monat eine Machbarkeitsstudie vor, und Willfried Maier hat in den letzten Wochen ein Stadtentwicklungskonzept vorgestellt, in dem ein überzeugender Vorschlag gemacht wird, Olympia im Herzen Hamburgs stattfinden zu lassen.
Dabei werden Sport, Stadtentwicklung und ökologische Aspekte aus meiner Sicht auf kongeniale Weise verbunden.
Die Tatsache, daß auch die Wirtschaft eindeutig hinter einer Olympia-Bewerbung steht und selbst ein Konzept vorgelegt hat und daß die Sportvereine – wie wir gestern beim Hamburger Sportverband gehört haben – einhellig dahinterstehen, zeigt, daß es sich hier nicht um Wahlkampfgetöse handelt. Es geht darum, die Chancen für Hamburg und die gesamte norddeutsche Region zu nutzen, und die heißen: Wichtige Impulse für den Sport, weltweiter Imagegewinn, Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze, Frau Uhl, Wirtschaftsverkehr, Profit für Sportvereine und Tourismus sowohl Jahre davor als auch danach.
Lassen Sie mich ein paar Zahlen nennen. Bei der tatsächlichen Realisierung von Olympischen Spielen – das sage ich einmal für den REGENBOGEN – rechnen Experten mit etwa 100 000 Dauerarbeitsplätzen, mit Überschüssen von 250 Millionen Dollar bis 800 Millionen Dollar, insbesondere durch den Verkauf von Medienrechten, sowie mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von circa 5 Milliarden Dollar.
Zur Erinnerung: Sport ist ein wichtiger ökonomischer Faktor geworden. Schon heute liegt der wirtschaftliche Gesamtnutzen durch Sportgroßveranstaltungen allein in Hamburg bei etwa 500 Millionen DM.
Meine Damen und Herren, deutlich wurde, daß sich Olympische Spiele für Hamburg wie kein zweites Ereignis dazu eignen, Stadtentwicklung voranzubringen, Frau Sudmann, also nicht nur für den Sport etwas zu tun. Der Entwurf der Stadtentwicklungsbehörde zeigt, wie eine nachhaltig sinnvolle Erschließung der HafenCity mit neuen Impulsen für die benachteiligten Stadtteile Veddel, Wilhelmsburg und Rothenburgsort durch Olympia möglich wird, wie Wohnraum aus dem olympischen Dorf zu schaffen und eine umweltschonende Verkehrsanbindung der Sportstätten realisierbar ist.
Werfen wir einen Blick auf die politische Konkurrenz – die zum Teil, wie bei anderen Debatten, wieder nicht da ist. Die CDU, allen voran Ole von Beust, zeigt sich als Miesepeter und Bremser in dieser Sache.
„Ach nein, lieber nicht“, hieß es im Juli zu den olympischen Anwandlungen Hamburgs. Der Bewerbung Leipzigs komme, zitiere ich mal,
„mit Blick auf die gesamtdeutschen Interessen und das Zusammenwachsen von Ost und West... eine höhere Priorität zu.“
Das war die erste Stellungnahme des Bürgermeisterkandidaten Ole von Beust hier in Hamburg. Er wollte die Olympischen Spiele, wenn sie denn schon nach Deutschland kommen – als Nichtsportler ist er vielleicht ohnehin nicht dafür –, lieber in Leipzig sehen.
Meine Damen und Herren, hier hat der Hamburger Senat gezeigt, daß man viele große und wichtige Projekte miteinander verbinden kann. Die IGA im Jahr 2013, die HafenCity und Olympia können miteinander verbunden werden. Es ist ein mutiger Schritt, daß sich der Hamburger Senat für alle drei Großprojekte stark machen und sie auch realisieren will.
Gucken wir noch einen Schritt weiter, auf die politische Konkurrenz. Auch der Richter „Gernegroß“, der von Oles Gnaden Innensenator und dadurch bei einem Regierungs
wechsel für den Sport zuständig werden soll, ist gegen ein Hamburger Engagement für Olympia. Sein Motto lautet: Schuster, bleib bei deinem Leisten.
Dieser potentielle Innensenator möge Hamburg auch noch aus wichtigeren Gründen erspart bleiben. Mit ihm wird es keine tatkräftige Olympia-Bewerbung Hamburgs geben. Schuster, bleib bei deinem Leisten hört sich aus seinem Mund eher nach der Schirmherrschaft für die ersten Sonnenwendefeiern seiner Wählerklientel an.
Meine Damen und Herren, insbesondere die skeptischen Äußerungen der CDU drosseln die Begeisterungsfähigkeit und wirken nach außen als Euphoriebremse. Aber Wankelmütigkeit kann man sich bei einer Olympia-Bewerbung nicht leisten. Dilettantismus bei Olympia-Bewerbungen hatte bisher einen Namen: Diepgen, mit ökonomisch schmerzhaften Folgen. So etwas darf Hamburg nicht passieren, und da es in Hamburg keinen Regierungswechsel geben wird, wird es Hamburg auch nicht passieren.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Zunächst ein paar persönliche Worte an meinen Vorredner, der soeben in gewohnt schlagfertiger Weise seine Abschiedsrede gehalten hat.
Lieber Delo, zum einen möchte ich dir für die Zusammenarbeit in der Sportpolitik dieser Legislaturperiode danken,
und zum anderen weiß ich, daß es dein potentieller Nachfolger oder deine Nachfolgerin nicht leicht haben wird, denn deine Schuhgröße ist wahrlich nicht die kleinste.
Ich würde mir wünschen, lieber Delo, daß du der Bürgerschaft noch weiter als Vizepräsident der Rathauskicker erhalten bleibst. Übrigens, dem Hohen Hause zur Kenntnis, die Rathauskicker treten am kommenden Sonntag zum 23. Internationalen Ratsherrencup an,
und zwar in Leipzig. So zähle ich – hoffentlich – auf die moralische Unterstützung des ganzen Hauses für unsere Mannschaft.
Nein! Herr Präsident, vielleicht darf ich dem Haus aber erklären, daß Leipzig – wie wir eben gehört haben – auch ein Olympia-Bewerber ist. Insofern kann man diese Verbindung herstellen.
Meine Damen und Herren, ich habe keinerlei Zweifel an der Olympia-Reife Hamburgs. Unsere Hansestadt ist Sportstadt. Sie bietet ideale Voraussetzungen für Olympia, wie die Stadionbauten am Volkspark und künftig am Millerntor sowie die im Bau befindliche Mehrzweckhalle zeigen. Die Begeisterung der Hamburger für den Sport ist riesengroß, sei es als Aktive in zahlreichen Vereinen, als Freizeitsport
ler oder als Zuschauer, wie der Hansaplast-Marathon, das HEW-Cyclassics oder auch die Skatingrunden um die Alster immer wieder beweisen.
Das Olympia-Projekt müssen alle gemeinsam anpacken, Sportverbände, Wirtschaft und Politik. Die beiden Erstgenannten sprechen schon mit einer Stimme. Aber wie sieht es mit der Einigkeit in der Politik aus? Der Oppositionsführer ist mit Hinweis auf Leipzig schon genannt worden, aber auch sein Kollege Okun hat kürzlich erst eine Kleine Anfrage vorgelegt, die gerade nicht von Aufbruch oder Zuversicht geprägt ist, sondern eher von Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit. Denn, werter Kollege, es kann doch heute nicht allen Ernstes um ein vermeintliches Fehlen einer internen Behördenabstimmung gehen oder um exakt durchgerechnete Finanzierungen. Im übrigen fällt mir beim Blick auf die eine oder andere Frage die Formulierung auf, wann der Senat dieses oder jenes in den kommenden Monaten tun wird. Das heißt, daß Sie, Herr Okun, ganz offensichtlich von einem Fortbestand der jetzigen rotgrünen Koalition ausgehen; darüber freue ich mich, und das ist auch gut so.
Herr Okun, ich bitte Sie ganz herzlich, verzichten Sie gerade auf den für Sie so typischen Oppositionsreflex und geben Ihrem Sportlerherzen einen Ruck. Es lohnt sich für Hamburg. Hamburgs Bewerbung wird nicht aus dem Nichts kommen. Als Fundament können wir auf die Machbarkeitsstudie des Senats für Olympia 2004 zurückgreifen. Wir wissen also im Grunde, was machbar ist und was nicht. Das Konzept aus dem Jahr 1989 gilt unverändert noch heute; ich zitiere:
„Mit der Kernaussage Olympische Spiele in Hamburg, dem Tor zur Welt, mit zukunftsorientierter Tradition ist die besondere Eignung der Stadt glaubwürdig darzustellen, ein eigenes unverwechselbares Profil zu zeigen und der weltweite Bekanntheitsgrad zu nutzen und zu steigern.“
Zwei konkrete Visionen lassen sich in Hamburg auf das Trefflichste miteinander verbinden: Hanse-Olympia und HafenCity, Sport und Stadtentwicklung, verbunden durch das typische Hamburger Element, das Wasser. Im Jahr 2012 wird unser Strom, die Elbe, schon längst nicht mehr nur ein großes Wasser, sondern klar und sauber sein. So ist es wahrlich kein Hirngespinst, sich vorzustellen, daß die Nachfolgerin von Peggy Büchse als Olympia-Siegerin im Langstreckenschwimmen putzmunter aus den Elbfluten steigt. Unsere Olympia-Bewerbung wird durch die fünf olympischen Ringe symbolisiert, sie stehen für Sport, Jugend, Stadtentwicklung, Wirtschaft und Ökologie. Der Sport ist längst wesentlicher Bestandteil unserer modernen Kultur und Olympia das größte Ereignis der Welt geworden. Die Jugend der gesamten Welt kommt nach Hamburg und zeigt Werte wie Toleranz, Offenheit und Leistungsbereitschaft. Olympia bietet eine einmalige Chance und Herausforderung für die Entwicklung der Stadt und ihrer Infrastruktur. Die global ausgerichtete Hamburger Wirtschaft erhält eine einmalige Gelegenheit, einschließlich der Schaffung vieler neuer Dauerarbeitsplätze. Dies wurde von der Handelskammer völlig richtig erkannt, und mit dem Kaufmann Michael Otto wurde ein absolut überzeugender Beauftragter der Wirtschaft gefunden. Kurz gesagt: Ottos Initiative finde ich gut,