tenkommission haben. Es ist ganz wichtig, daß wir mit verschiedenen Kräften in diese Diskussion eingreifen, um den wirklichen Reformbedarf aufzuzeigen, weil unsere Hochschulen sonst für 30, 40 Jahre wieder ihr Zeitfenster geschlossen sehen und hier eine große Chance vertan wird.
Weitere Wortmeldungen sehe ich zu dem ersten Thema nicht. Dann rufe ich das zweite, von der SPD-Fraktion angemeldete Thema auf:
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Als ich Anfang dieser Woche von meiner Fraktion gefragt worden bin, ob ich etwas zur 13. Shell-Studie „Jugend 2000“ sagen kann, habe ich ja gesagt. Als ich dann allerdings das Thema der heutigen Aktuellen Stunde „Was erwartet Jugend von der Politik?“ gelesen habe,
habe ich geschluckt. Wer sich nämlich die 13. Shell-Studie durchliest und sie mit dieser Frage verbindet, kommt irgendwann zu dem Ergebnis: „Eigentlich nichts“, weil der Großteil der Vierzehn- bis Vierundzwanzigjährigen, die in der 13. Shell-Studie Gegenstand der Untersuchungsbefragungen waren, die Politik im Grunde genommen für sturzlangweilig hält.
die meisten lesen nur die Kurzfassung –, wird feststellen, daß die Mitgliedschaft der unter Vierundzwanzigjährigen in politischen Organisationen etwas attraktiver ist als die in einem Trachtenverein. Wer die Studie dann noch weiter liest, wird feststellen: Wenn sich die führenden Repräsentanten – ich umschreibe sie mit APO – die Studie vor das Gesicht halten, spiegelt sich genau das wider, was die Jugend im Augenblick von ihnen hält. Das mag für den einen oder anderen vielleicht eine bittere Pille sein, dennoch gibt es auch positive und optimistische Züge.
Wir haben es bei den Vierzehn- bis Vierundzwanzigjährigen, die Gegenstand dieser Untersuchungsbefragungen gewesen sind, in einem hohen Maß mit optimistischen Realisten zu tun, die zwar vielleicht den Parteien nicht so viel zutrauen, aber bereit sind, selbst für sich Verantwortung zu übernehmen.
Zurück zur Fragestellung der Aktuellen Stunde: Was erwartet die Jugend von Politik? Diese Frage kann ich nur bedingt beantworten, aber ich möchte den einen oder anderen Aspekt vorbringen, der unseren knappen Vorsprung vor den Trachtenvereinen in die 14. Shell-Studie rettet; das wäre immerhin etwas.
Aus der Studie wird deutlich, daß Politik noch in einem höheren Maße als bisher den wahren Dialog mit jungen Leuten suchen muß.
Das ist einer der ersten Punkte. Der zweite Punkt ist – hören Sie doch zu, sonst müssen Sie nachlesen –, daß das, was junge Leute unter Modernität und Menschlichkeit verstehen, durchaus auch Ansatzpunkte für eine politische Debatte mit ihnen beinhaltet. Der eine oder andere übersetzt Modernität und Menschlichkeit mit Innovation oder sozialer Gerechtigkeit und die anderen mit „Mitten im Leben“.
Allerdings darf man bei diesen Schnittmengen eines nicht vergessen:Wir leben in unterschiedlichen Welten.Genauso wie wir uns über den Fünfzehnjährigen wundern, der Hosen trägt, in die eine ganze Familie reinpaßt, wundert sich der Fünfzehnjährige über unser Reden von Innovations-, Informations- und Wissensgesellschaft und Revolution im Internet, wenn nur eine Medienecke in der Schule davon übrigbleibt.Das ist die Diskrepanz.Die Meßlatte von jungen Leute an die Politik von heute – wenn man sich die Shell-Studie ansieht – ist das Jetzt und Alles, und das muß man sich immer vor Augen führen.
Jugendliche haben – auch das zeigt die 13. Shell-Studie – ein sehr waches Verständnis dafür, daß Bildung ihnen die Welt öffnet und die Voraussetzung für den Start in das Berufsleben ist.Wenn man sich einmal alte Shell-Studien hervorholt, kann man erkennen, daß andere Schülergenerationen, die früher die Schulbänke gedrückt haben, dies nicht unbedingt so gesehen haben. Die Schule wurde vielfach als Hort der Disziplinierung und der Langeweile angesehen. Hier hat es einen Wandel gegeben.
Die Mitglieder von „Jugend im Parlament“ haben, wenn man sich die Drucksachen durchliest, genaue Reformvorstellungen gehabt, wie sie sich Schule und Berufsbildung vorstellen. Darin werden mehr Sprachförderung für ausländische Kinder und Jugendliche gefordert, die verpflichtende Fortbildung von Lehrern und mehr Computer gewünscht.
(Dr. Hans-Peter de Lorent GAL: Bravo! – Beifall bei Dr.Barbara Brüning SPD und Dr.Hans-Peter de Lo- rent GAL)
Ich darf aber an den Maßstab „Jetzt und Alles“ der Jugendlichen erinnern.Es ist an anderer Stelle von der neuen Präsidentin „Jugend im Parlament“ erwähnt worden. Wir nehmen die Ergebnisse zur Kenntnis, stimmen ihren Ausführungen zum HVV-Ticket und anderen Themen zu und wundern uns über ihr Einsetzen zum Bau des Transrapids. Aber wieso lassen wir eigentlich den jugendlichen Präsidenten der Bürgerschaft anläßlich der heutigen Debatte nicht berichten? Das wäre beispielsweise ein wesentlicher Punkt.
Horn gibt beispielsweise den jungen Leuten des Jugendparlaments einen eigenen Etat. Mein Hinweis für Sie: Wir sind schon besser geworden. In der Shell-Studie von 1996 lagen wir noch hinter den Trachtenvereinen. – Danke.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Feinschmecker wissen, daß man die Haute Cuisine beim besten Willen nicht in einer Fünf-Minuten-Terrine darreichen kann. Ähnlich erscheint es mir unangebracht, eine fast 900 Seiten starke Studie im Rahmen der Aktuellen Stunde im Fünf-Minuten-Takt abzufrühstücken. Wäre es nicht angemessener gewesen, die Untersuchung in aller Sorgfalt im Ausschuß zu diskutieren und ihr damit den Raum zu geben, der ihr gebührt? Doch damit nicht genug.
Am 30. März wurde die Studie der Öffentlichkeit vorgestellt und in der Presse bereits ausführlich diskutiert. Ihr Begehren, die Studie im Parlament aktuell zu erörtern, kommt wohl mehr taktischen Aspekten nach.
Warum haben Sie das Thema nicht schon zur Bürgerschaftssitzung am 5. April angemeldet, wenn Sie die Ergebnisse der Studie als so dringlich erachten? So setzen Sie sich erneut dem Verdacht der Effekthascherei aus.
um die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt, würden Sie keinen Aktionismus betreiben, sondern den Ergebnissen Taten folgen lassen.
Seit der Vorstellung der Studie sind circa drei Wochen ins Land gegangen, in denen offensichtlich in der SPD und im Senat in dieser Richtung nicht viel passiert ist. Es bleibt zu hoffen, daß die Studie, nachdem sie hier zur parlamentarischen Primetime angesprochen wird, nicht nach dem Motto auf Nimmerwiedersehen in der Jugendbehörde verschwindet: Schön, daß wir darüber einmal geredet haben.
Zum Inhalt der Studie: Erfreulich ist, daß die Erhebung den Jugendlichen eine positive Grundstimmung attestiert. Ihre Aufregung zeigt mir, daß ich genau richtig rede.
Das trifft sowohl auf die persönliche als auch auf die gesamtgesellschaftliche Einschätzung der Zukunft zu.Dies ist sicher nicht das Verdienst der neuen Regierung in Berlin; wirtschaftliche Programme tragen erst langfristig Früchte. Die neue Regierung erntet das, was die alte gesät hat.
Für den Bereich Jugendpolitik will ich nur ein Beispiel nennen: Zwischen 1995 und 1997 modernisierte die frühere Bundesregierung 65, reformierte 61 und schuf 17 neue Ausbildungsberufe.Die neue Regierung hat bisher 30 neue Ausbildungsordnungen auf den Weg gebracht, von denen 26 lediglich aktualisiert worden sind. Die vier neu geschaffenen – hören Sie genau zu – sind in Hamburg bisher nicht besetzt. Zu den Verlierern gehören insbesondere die türkischen Jugendlichen.Und zwar nicht deshalb, weil sie von ihren Altersgenossinnen und -genossen ausgeschlossen werden, sondern weil ihre Startchancen von Anbeginn schlechter sind. Die CDU hat wiederholt auf die Bedeutung von Sprachkenntnissen als Grundlage einer gelungenen Schulkarriere hingewiesen.
Der durch die Shell-Studie aufgezeigte breite Konsens in Richtung Familie ist höchst erfreulich.Er zeigt uns, daß das Lebenskonzept Familie, das von Schreihälsen aus dem linken Spektrum immer so gern als veraltet und überholt diskreditiert wird, sich höchster Beliebtheit erfreut, und bedeutet als klares Ja zur Familie emotionalen Rückhalt und sinnstiftende Instanz. Das zeigt sich nicht zuletzt auch daran, daß die Jugendlichen ihre Eltern als Vertrauensperson und als Partner wahrnehmen. Ein intaktes familiäres Umfeld ist für die junge Generation von ausgesprochen hoher Relevanz.