„Eine zeitlich hinreichende und systematisch didaktische Einbeziehung der Herkunftssprache begünstigt den Schulerfolg. Eine Kombination von systematischer Förderung beim Erwerb der Zielsprache und Einbeziehung der Herkunftssprache führt bei im Übrigen gleichen Bedingungen zu deutlich besseren Ergebnissen als eine ausschließliche Förderung des Erwerbs der Zielsprache.“
Dieses Gutachten zur Zweisprachigkeit von Schule aus dem Jahr 2001 liegt schriftlich vor. Ich denke, wir sollten dieses im Ausschuss fachlich beraten und uns die ganzen kulturellen Geschichten schenken. Es geht hier um die Kinder, um die Ressource und um die Förderung einer Zweisprachigkeit in Hamburg. – Ich danke Ihnen.
im zarten Alter von 16 Jahren –, hatte ich meine Probleme mit der französischen Sprache. Es hieß fast für mich: Statt Abitur nach zwölf Jahren, Abitur nach 14 Jahren. Meine Begeisterung für diese Sprache drückte sich natürlich auch in entsprechenden Noten aus.
Zu dieser Zeit versprach ich einer befreundeten Familie, einen Abend auf ihren sechsjährigen Sohn aufzupassen. Ich glaube, Babysitting kann man das für dieses Alter nicht mehr nennen, zumal der Lütte auch ein recht anspruchsvolles Abendprogramm mit Unterhaltung verlangt hat.
Er hielt mir ein Kinderbuch vor die Nase und sagte: „Ich bin sechs, ich kann noch nicht lesen, lies du.“ Ich schlug dieses Buch auf und – oh Schreck – sah, dass es in französischer Sprache geschrieben war. Ich sagte ihm das und er antwortete: „Kannst du das nicht? Lies vor! Los.“ Bei meiner Ehre gepackt, stammelte ich mir etwas zurecht und musste mich von diesem sechsjährigen Knirps, was meine Aussprache anging, ständig verbessern lassen. Ich war völlig baff. Ich hatte ein, zwei Jahre gebraucht, um Lesen zu lernen.
Der Kleine konnte noch nicht einmal lesen. Ich hatte wiederum vier Jahre für das Lernen der französischen Sprache gebraucht, konnte sie aber noch nicht einmal richtig sprechen. Er wiederum beherrschte schon perfekt zwei Sprachen, denn er war zweisprachig aufgewachsen und im Übrigen als kanadischer Staatsbürger mit einem besonderen kulturellen Hintergrund der Zweisprachigkeit ausgestattet.
Zweisprachigkeit hat aus der Sicht der FDP einen besonderen Wert. Ihre Vermittlung im staatlichen Bildungsangebot ist uns deshalb auch ein besonders wichtiges Anliegen. Der Ausbau der bilingualen Grundschulen – wie im Antrag der Bürgerkoalition gefordert – wird von uns ebenso unterstützt wie die Konsequenz, die in dem zweiten Antrag liegt, bilinguale Bildungsangebote auch in den weiterführenden Schulen anzubieten.
Was wir bei unseren Schülerinnen und Schülern in der Grundschule mit dem besonderen Wert der Zweitsprachigkeit als Bildungsschatz anlegen können, darf ab der
5. Klasse kein plötzliches Ende finden. Insofern ist auch der zweite Antrag zu diesem Bereich absolut konsequent.
Für uns sind die Anträge im Übrigen aber nur Teil eines Konzeptes für eine Integration. Sie wissen, Integration ist ein gesellschaftlicher Prozess, auf den man nicht mal so eben mit jedem bürgerschaftlichen Antrag einwirken kann. Es ist etwas, was sich schwer packen lässt.
Sprache ist hingegen ein wesentliches Integrationsmoment und somit auch die einzige Möglichkeit, wo der Staat – in diesem Fall unsere Stadt – wirklich Einfluss hat. Die Bürgerkoalition nutzt mit diesem Antrag diese Möglichkeit der Einflussnahme.
Der bilinguale Sprachunterricht ist insofern nur ein kleiner Teil des Konzeptes der Koalition, insgesamt die Sprachausbildung und -förderung und damit auch einhergehend das Anliegen der Integration zu verbessern und zu befördern. Dazu gehören selbstverständlich auch die Spracheingangsüberprüfungen vor der Grundschule.
Ganz entscheidend ist, dass auch die Fremdsprache – das wurde eben richtig gesagt – den Umgang mit der Muttersprache stärkt. Dieses gilt natürlich nicht nur für die deutsche, sondern für jede andere Sprache; es wurden hier schon genug aufgezählt.
Wenn man einen Blick auf die Sprachen wirft, die im deutschen Bildungssystem angeboten werden, dann zeigt sich, dass im Bereich der Stärkung der Sprachkompetenz noch einiges zu tun ist und das bisherige Angebot weder deutschlandweit noch in Hamburg wirklich ausreicht. Es werden 98 Prozent Englisch, 44 Prozent Französisch, 28 Prozent Latein, 5 Prozent Russisch und 3 Prozent Spanisch angeboten, wobei Spanisch in Hamburg sogar an vierter Stelle liegt.
Natürlich werden in Hamburg viel mehr andere Sprachen gesprochen, die aber mit der deutschen Sprache nicht gleichberechtigt sind. Es gibt fremdsprachiges Fernsehen, fremdsprachige Kulturvereine und Familien, die sich nicht auf Deutsch miteinander unterhalten. Das ist das gute Recht eines jeden Einzelnen. Ganz unter uns: Ich bin manchmal auch froh, wenn ich im Ausland im Hotel einen deutschsprachigen Fernsehkanal finde.
Wir sollten uns aber den Wert unserer eigenen Sprache nicht lähmen lassen. Wenn wir im Rahmen der konsularischen Vertretungen in unserer Stadt auch für Kinder reinen fremdsprachigen Unterricht vorfinden, dann ist das auch völlig legitim. Aber wir verschenken hier doch eine große Chance. Warum lassen wir die Kinder dort nur eine andere Sprache lernen? Warum packen wir es nicht an, ihnen auch Sprachangebote in unserer Landessprache anzubieten? Warum ködern wir sie nicht mit ihrem eigenen Interesse an der Sprache ihrer Familien und bieten ihnen die Möglichkeit, zweisprachig aufzuwachsen, um eine fremde Sprache zu sprechen und um Deutsch zu lernen. Wo sonst außer hier haben wir die Möglichkeit, die Inhalte des Sprachunterrichtes als Staat und als Stadt selbst zu bestimmen, sie nicht aus der Hand zu geben und sie auch unkontrollierbar werden zu lassen? Warum geben wir nicht auch deutschsprachigen Kindern die Chance, den besonderen Wert der Mehrsprachigkeit vermittelt zu bekommen? Dieses ist mit jeder denkbar anderen Sprache möglich, und zwar auch, um Deutsch zu lernen. Es ist egal welche Sprache; in diesem Fall ist es eben Französisch. Das Angebot ist auch hier – das ist auch von Herrn Drews richtig gesagt worden – von der Nachfrage abhängig. Deshalb räume ich allerdings einer deutsch-französischen Schule
Gerade im Schulbereich funktioniert Zweisprachigkeit nur dann, wenn auch das Bedürfnis und der muttersprachliche Hintergrund von zwei Sprachen vorhanden sind. Bilinguale Schulen sind keine versteckte, rein französische Schulen, sondern es sind bilinguale Schulen. Sie müssen auch sprachliche Begegnungen ermöglichen. Insofern kann man nicht einfach eine deutsch-französische Schule eröffnen und sagen: Da haben wir etwas für die Franzosen. Die Deutschen besuchen ihre Schule weiter. Die Nachfrage muss schon auf beiden Seiten vorhanden sein, damit dieses Konzept auch entsprechend funktioniert. Diese Frage werden wir im Schulausschuss mit den Antragstellern des Zusatzantrages entsprechend fachlich beraten können. Deshalb haben wir die Überweisung in den Ausschuss beantragt.
Sie dürfen bei aller Zustimmung zum Ausbau des bilingualen Schulangebotes, die im Plenum offensichtlich vorhanden ist, nicht vergessen, dass die Sprachausbildung bei Grundschullehrern kostenintensive und zum Teil auch sehr langwierige Maßnahmen erforderlich macht. Der Sprachunterricht setzt an deutschen Schulen immer noch viel zu spät ein. Jede Art der Veränderung kann nur begrüßt werden. Hamburg ist im Übrigen mit den Versuchen, Englisch ab der 3. Klasse zu unterrichten, im Vergleich mit anderen Bundesländern Vorreiter.
Ich komme zum Schluss. Die Anträge der Koalition sehe ich als ersten überschaubaren Schritt in die richtige Richtung für mehr Sprachförderung, mehr Integration, mehr Sprachkompetenz und eben mehr Zweisprachigkeit. Lassen Sie uns die Drucksachen 17/381 und 17/382 – vielleicht schaffen wir es – gemeinsam beschließen. Die FDP nimmt dann aufgrund ihres Überweisungsantrages an den Schulausschuss dort alle weiteren Schritte mit den anderen Fraktionen in Angriff.
Ich beginne mit dem Zusatzantrag der GAL – Drucksache 17/514 –. Wer möchte diesen Antrag an den Schulausschuss überweisen? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Das war einstimmig.
Wer stimmt dem Antrag aus der Drucksache 17/382 zu? – Das ist ebenfalls einstimmig. Damit sind beide Anträge angenommen.
Wir kommen nunmehr zu Punkt 36 der Tagesordnung: Drucksache 17/383: Antrag der SPD-Fraktion: Olympia der Hundert.
Die Fraktion der Partei Rechtsstaatlicher Offensive beantragt eine Überweisung dieser Drucksache federführend an den Jugend- und Sportausschuss und mitberatend an den Haushaltsausschuss. Wer wünscht das Wort? – Der Abgeordnete Schmidt hat es.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Stell dir vor, es ist Olympia und alle Hamburger gehen hin. So muss es kommen und genauso wird es kommen; davon bin ich fest überzeugt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir auch etwas tun.
Ein Blick in die Ausschreibungsbedingungen des IOC und damit auch des Nationalen Olympischen Komitees – NOK – zeigt, dass die Bevölkerung die Spiele in unserer Stadt akzeptieren muss, damit sie gewinnt. Wenn die Hamburger Bevölkerung nicht mitziehen sollte, reicht auch das beste Konzept nicht. Das Beispiel Berlin warnt uns eindringlich. Wir brauchen eine olympische Begeisterung in der ganzen Stadt. Wenn also unsere Bewerbung Erfolg haben soll, dann müssen alle Hamburgerinnen und Hamburger mit dem ganzen Herzen dabei sein.
Wir brauchen dafür nicht nur Argumente der Stadt- und der Wirtschaftsentwicklung, sondern konkrete Aktionen, die die Akzeptanz und Identifikation mit der olympischen Idee erhöhen. Herr Dr. Horst Meyer von der Olympia GmbH hat es gerade gestern bei einer Podiumsdiskussion auf den Punkt gebracht: Es gibt drei Zielgruppen.
Erstens die Entscheider, also die NOK-Mitglieder. Hier bedarf es bei den circa 60 Mitgliedern konkreter Überzeugungsarbeit in Einzelgesprächen. Diese Gespräche werden vorzugsweise durch die Vertreter der Olympia GmbH geführt.
Zweitens die Vertreter der Wirtschaft. Hier ist es erfreulich festzustellen, dass – angespornt durch die Tätigkeit der Handelskammer – die Wirtschaft Tritt gefasst hat.
Die Spitzen von Sport, Wirtschaft und Kultur sind von dieser Bewerbung überzeugt und sitzen bereits im Hanseboot für Olympia. Die Politik ist sich auch parteiübergreifend darüber einig, dass Hamburg fit für Olympia ist. Die Bürgerschaft kann der Bevölkerung unseren Enthusiasmus mit auf den Weg geben. Dabei ist die Begeisterung der Hamburger für den Sport schon riesengroß, sei es als Aktive in zahlreichen Vereinen, als Freizeitsportler oder als Zuschauer wie beim Hansaplast-Marathon, HEW-Cyclassics oder auch bei den Skatingrunden rund um die Alster, die das immer wieder beweisen.
Der Hamburger Sportbund verzeichnet gerade wieder mit über 490000 Aktiven in 770 Vereinen einen neuen Mitgliederrekord. Wir wären also mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir dieses große Potenzial nicht mit in die Bewerbung einbinden würden. Aber es kommt nicht allein auf die Spitzen der Sportverbände an, sondern auch auf die einfachen Mitglieder und deren Kinder.
Es gibt viele Mädchen und Jungen, die von Olympia träumen und gern selbst dabei wären. Wir wollen mit unserem Antrag deren Chancen erhöhen, bei Olympia 2012 auf dem Siegertreppchen stehen zu können. Es sollen 100 zehnjährige talentierte Kinder in den Genuss der Förderung kommen, um sie mit monatlichen Beträgen für Fahrgeld, Sportgeräte und zusätzliche Ernährungskosten zu unterstützen. Das Geld soll von Privatunternehmen und von den Bürgern der Stadt kommen. Sie sollen mit einer persönlichen Patenschaft eine talentierte Sportlerin oder einen talentierten Sportler aufs Siegertreppchen verhelfen können. Unser Konzept schafft damit weitere 100 Botschafter für Olympia.
Ich bin sicher, dass sich die Wirtschaft angemessen beteiligen wird. Damit die Förderung bereits zum kommenden
Schuljahr starten kann, soll die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und 25000 Euro Anschubfinanzierung zur Verfügung stellen. Die Auswahl der Olympiakids soll der Hamburger Sportbund im Einvernehmen mit den Fachverbänden treffen. Sie suchen die Mädchen und Jungen aus und legen – ganz im Sinne der bewährten Sportselbstverwaltung – die Kriterien fest, die für die Aufnahme in die Förderung notwendig sind.
Wir Sozialdemokraten legen mit der Stiftung Olympia der Hundert neben dem Bekenntnis zum erfolgreichen Breitensport auch ein uneingeschränktes Ja zur Förderung des Leistungssports ab. Engagement ist angesagt. Bislang wurden zwar die Massen in zahlreichen Vereinen gefördert, einzelne Talente wurden jedoch – vorsichtig ausgedrückt – eher zurückhaltend behandelt.
In vielen Fällen mangelt es jedoch auch am Geld, das besonders jungen Talenten für die hoffnungsvolle Sportkarriere fehlt. Unser Antrag schließt genau diese Lücke. Ich stimme Herrn Sportsenator Lange ausdrücklich zu, wenn er sagt, dass sich heute in den Schulen die Olympiateilnehmer von 2012 befinden; wir müssen sie nur erkennen. Da haben Sie völlig Recht und genau hier setzen wir mit unserer Förderidee Olympia der Hundert an.
Hilfreich ist die bereits bestehende Kooperation zwischen Schulen und Hamburger Sportvereinen, um eine Brücke zum Leistungssport zu bauen. Nun können die Sporttrainer bei ihren Besuchen in den Schulen Ausschau nach den Talenten halten, die diese Stadt in zehn Jahren bei den Wettkämpfen – hoffentlich – erfolgreich vertreten werden.