Protokoll der Sitzung vom 27.03.2002

Hilfreich ist die bereits bestehende Kooperation zwischen Schulen und Hamburger Sportvereinen, um eine Brücke zum Leistungssport zu bauen. Nun können die Sporttrainer bei ihren Besuchen in den Schulen Ausschau nach den Talenten halten, die diese Stadt in zehn Jahren bei den Wettkämpfen – hoffentlich – erfolgreich vertreten werden.

Damit keine Missverständnisse entstehen, betone ich ausdrücklich, dass wir mit der Stiftungsgründung keiner bestehenden Organisation in die Quere kommen wollen. Es geht hier keinesfalls um eine Konkurrenz zu der lobenswerten Aktion des HSB und der Handelskammer „Team Hamburg“, denn hier handelt es sich um die Unterstützung aller Topathleten, die bereits bei den Olympischen Spielen im Jahre 2004 in Athen um Medaillen kämpfen wollen.

Wir wollen hingegen unser Augenmerk auf den Nachwuchs lenken, der heute Teammitglieder wie Sandra Völker zum Vorbild hat und bei hartnäckigem Training sowie langfristiger Förderung in zehn Jahren ins Hamburger Olympiaschwimmbecken eintauchen wird.

Mit dieser Idee haben wir jedoch auch die Zuschauer am Beckenrand im Visier. Die Bürger sollen mit ihrer ganz persönlichen Unterstützung für Olympia der Hundert den Weg für Hamburgs erfolgreiche Bewerbung ebnen und beim Blick auf das Podest und den Medaillenspiegel stolz sein dürfen. Mein Kollege Thomas Böwer, der im Moment leider nicht anwesend ist, hat Recht, wenn er sagt: Es wäre doch phantastisch, wenn im Jahre 2012 die junge Sportlerin oder der junge Sportler, die von mir gefördert wurden, eine Medaille um den Hals tragen.

Die Stiftung Olympia der Hundert ist eine Investition in die Zukunft. Die Zukunft der Stadt bewegt – wie es beispielsweise das „Hamburger Abendblatt“ am vergangenen Samstag auf einem Zukunftsforum dokumentiert hat – auch andere Stellen. Dabei klagte der zuständige Redakteur – Zitat –:

„Es gibt nichts, was die Hamburger zusammenführt. Keine gemeinsamen Ziele, keine große Vision. Die Stadt ist total zersplittert, gespalten, in welchen Bezirk oder Stadtteil man auch blickt.“

Dieser Eindruck kann – wenn er in dieser krassen Form richtig ist; ich habe meine Zweifel – durch das gemeinsame

Ziel Olympia 2012 für die nächsten Jahre kräftig korrigiert werden. Den fünf olympischen Ringen entsprechend können wir mit der Bewerbung Sport, Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft in Hamburg zusammenbringen. Die olympische Idee ist eine große Vision; sie wird Hamburg voranbringen.

Zum Abschluss. Bei diesem Antrag stehen sich im Rathaus nicht Opposition und Regierung gegenüber, sondern unser Augenmerk richtet sich auf Leipzig, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. Stimmen Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen, deshalb unserem Antrag zu und bereichern Sie Hamburg mit einer vielversprechenden Olympiabewerbung um einen weiteren erfolgsorientierten Baustein. 121 Stimmen für Olympia der Hundert nach der von Ihnen gewünschten Beratung im Ausschuss! Dieses Signal entzündet Feuer und Flamme für Olympia. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort hat der Abgeordnete Okun.

(Dr. Dorothee Freudenberg GAL: Müssen wir nicht unterbrechen? – Werner Dobritz SPD: Rügen Sie mal die Nichtpräsenz des Senators!)

Frau Präsidentin, ich gebe dieses Wort an Sie zur Überprüfung.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch ohne Präsenz des Senats sind wichtige Themen weiterzubehandeln, auch wenn die Gegenwart des Senats sicherlich angemessener wäre.

Lassen Sie mich eingangs betonen, dass sich die große Koalition aus Wirtschaft, Politik und Sport für die Olympischen Spiele in Hamburg außerordentlich erfolgreich weiterentwickelt und für die Entscheidung des NOK im März 2003 konzeptionell hervorragend positioniert ist. Es weht sozusagen – das ist bei Veranstaltungen draußen und drinnen spürbar – ein olympischer Wind durch unsere Stadt, der sich hoffentlich – das erwarte ich – in den nächsten Monaten zu einem Sturm entwickeln wird, der die große Mehrheit der Bevölkerung in unserer Stadt auf diese Reise mitnehmen soll.

Diese große Gemeinsamkeit – das hat Herr Schmidt betont – zwischen den Fraktionen dieses Hauses gilt auch unabhängig von der Frage, wie hier im Parlament einzelne Anfragen und/oder Anträge behandelt und entschieden werden.

Der zur Debatte anstehende Antrag der SPD hat ganz offensichtlich zum Ziel, etwas für den Leistungssport zu tun. Das unterstützen wir, denn das ist notwendig, weil wir – das betone ich ausdrücklich – in diesem Bereich gemeinsame Anstrengungen brauchen, um die Defizite der letzten Jahre abzubauen.

Deshalb brauchen wir zuallererst ein klares Bekenntnis – das möchte ich betonen – aller Fraktionen zum Spitzenund Leistungssport, um in unserer Stadt etwas zu tun. Wir brauchen dabei ein entsprechendes Denken in den Köpfen, denn nur dann werden wir ein entsprechendes Bewusstsein bei den Beteiligten und Sportlern finden können.

Bei dem konkreten Studium dieses Antrages stellen sich allerdings einige Fragen. Ich meine auch, dass der Antrag nur zum Teil notwendige Antworten auf diese Fragen gibt. Unabhängig vom Verwaltungsaufwand habe ich Zweifel, ob eine Stiftung unter Beteiligung der Stadt das geeignete

(Jürgen Schmidt SPD)

Instrumentarium zur Spitzensportförderung ist, weil es zum einen eine Reihe anderer Einrichtungen gibt, die sich bereits damit umfänglich befassen, aber nicht berücksichtigt werden.

Zum zweiten ist mir auch nicht ganz klar, ob die angedachten Beträge marktgerecht sind. Ich meine, sie sind es auch im Hinblick auf die Zielrichtung 2012 eher nicht. Sie bieten keinen hinreichenden Anlass, zumindest deswegen in Hamburg zu bleiben.

Die Randlage, die Hamburg beim Spitzensport in der Bundesrepublik Deutschland innehat, hat primär andere Ursachen. Sie liegen nicht an den mangelnden Talenten in Schulen und Vereinen – hier stimme ich mit Herrn Schmidt überein –, sondern – neben dem bereits beklagten notwendigen Bekenntnis zum Spitzensport – an den Rahmenbedingungen, die über viele, viele Jahre trotz auskömmlicher Kassenlage auch in den vergangenen Jahren leider vernachlässigt worden sind.

Genau hier hat der neue Senat richtigerweise angesetzt, indem die Rahmenbedingungen grundsätzlich neu konzipiert worden sind, und zwar im notwendigen Zusammenwirken von Wirtschaft, Politik und Sport. Ich möchte Ihnen dazu einige Beispiele nennen.

Erstens die Wirtschaft. Die Wirtschaft bringt zunächst 2 Millionen Euro für leistungsbezogene Veranstaltungen in unserer Stadt auf; das ist ein nennenswerter Betrag, der sich sehen lassen kann. Die Wirtschaft hat darüber hinaus die Sportlerbörse als offizielle Einrichtung der Handelskammer gegründet, von der schon nach sehr kurzer Erfahrung hinreichend Gebrauch gemacht wird. Jeder Sportler kann – so funktioniert eben eine Börse – dort hingehen und sich einen Sponsoren, einen Betrieb oder ein Unternehmen in unserer Stadt suchen. Umgekehrt kann eine Firma, ein Betrieb auf einen Sportler zugehen, um zu prüfen, ob im Sinne des sportlichen Sponsorings gemeinsam Rahmenbedingungen gesetzt werden können. Das ist eine sehr gute und auch funktionierende Idee.

Zweitens hat der Senat bereits wegweisende Schritte zur Begabtenförderung eingeleitet. Ihnen ist bekannt, dass vom kommenden Schuljahr in den Klassenstufen 1 bis 10 obligatorisch die dritte Sportstunde eingeführt werden soll. Was mindestens genauso wichtig ist, aber in der Konsequenz, wie dieses angedachte Konzept der Stiftung aufgebracht werden muss, ist die Tatsache, dass Schule und Vereine in vernetzter Form zu Trainings- und Talentschmieden für den Nachwuchs werden.

Die geplante Einrichtung von Sportgymnasien für Handball, Hockey und Volleyball wird ebenfalls einen gewaltigen Schub bringen. Darüber hinaus ist Ihnen bekannt, dass der Olympia-Stützpunkt in Hamburg seine Angebotsform deutlich erweitern will und muss und last, but not least für die Leichtathletik die lange vermisste Halle angekündigt worden ist.

Zum Dritten darf der Sport nicht vergessen werden, der sich mit einer Reihe von Initiativen in dieses Gesamtpaket eingebracht hat. Herr Schmidt hat eine davon genannt, aber der Sport zieht beim Leistungssport neu mit und hat zum Beispiel 200 000 Euro für die Beschäftigung von neuen Verbandstrainern fest eingeplant.

Diese genannten Beispiele wirken wie ein „Goldener Plan“ für Hamburg und werden – hoffentlich ergänzt um leistungsorientierte Infrastruktur von Sportstätten – den erwarteten und erhofften Schub bringen. Es ist richtig, dass

die Entdeckung von Talenten und deren Förderung notwendig und wichtig ist und nicht wie in der Vergangenheit dem Zufall überlassen werden darf.

Die Rahmenbedingungen sind vom Senat zusammen mit Sport und Wirtschaft formuliert und müssen jetzt konsequent umgesetzt werden. Ich habe Zweifel, ob uns zur Ergänzung der HSB-Maßnahmen die geplante Stiftung im SPD-Antrag bei dem gemeinsamen Ziel wirklich weiterbringt. Die Debatte im Sportausschuss wird mehr Klarheit und Wahrheit schaffen. – Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Das Wort hat Frau Weber.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir freuen uns natürlich auch über kreative Vorschläge aus der SPD-Ideenschmiede, gerade wenn sie dazu beitragen, den Jugendsport zu fördern.

Wir bezweifeln jedoch, dass der Antrag in dieser Form, halbherzig abgekupfert vom Hamburger Sportbund, dazu taugt, hundert Olympiateilnehmer aus dem Boden zu stampfen. Dem Antrag fehlt ganz einfach ein eigenständiges Konzept.

(Erhard Pumm SPD: Das bringen Sie jetzt!)

Es reicht nicht aus, jugendlichen Sportlern mit 50 oder 100 Euro zu helfen, damit sie ihre Fahrtkosten bezahlen oder sich Trainingsanzüge kaufen können.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der CDU)

Sie müssen bei einer effektiven Förderung auch sicherstellen, dass die Trainingsstunden bezahlt werden,

(Dirk Kienscherf SPD: Es gibt doch die dritte Sport- stunde!)

Sportgeräte zur Verfügung stehen, die Jugendlichen von der Schule freigestellt werden und überhaupt eine Art Management für die Nachwuchssportler bereitsteht. Außerdem bedarf es auch einer differenzierten Sportförderung, Hockey und Ruderer sind ja ganz gut, aber die Leichtathleten fallen hinten herunter; sie brauchen eine verstärkte Förderung.

Ich nehme an, dass Sie das nicht bedacht haben, weil sie in den letzten 20 Jahren mit dem Leistungssport eigentlich nicht wirklich was am Hut hatten.

(Wolf-Dieter Scheurell und Heidemarie Scherweit- Müller, beide SPD: 44 Jahre!)

Wie ist es sonst zu erklären, dass die größten Talente Hamburg verlassen haben, ob Handballer oder Leichtathleten, sie hatten hier keine Chance. Es gab weder Vereine noch Sportstätten.

Die Regierungskoalition wird einen wichtigen Schritt tun, den Sie leider verpasst haben. Wir werden den jungen Sporttalenten bereits in den Schulen die Möglichkeit geben, in den Leistungssport einzusteigen.

(Barbara Duden SPD: Aber nur zwei Sportstunden, die dritte haben Sie ja abgeschafft!)

(Volker Okun CDU)

A C

B D

Es wird sechs bis acht Schulen geben, die sich jeweils auf eine oder zwei Sportarten konzentrieren und ihre Schüler in den jeweiligen Disziplinen direkt bis in die Spitze fördern.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)