Ich möchte noch ein Wort zu dem Verhalten sagen, das beim NOK große Verärgerung hervorgerufen hat. Diesen Stil haben wir vor einem Jahr nicht versprochen, als wir gegen Leipzig verloren haben. Das ist kein hanseatischer Stil, den Sie so gern bevorzugen.
Das ist ein Nachtreten und zeigt nur, dass man die damalige Entscheidung nicht verarbeitet hat. Man sollte sich lieber an die eigene Nase fassen und noch einmal gucken, was man an unserer Bewerbung hätte besser machen können.
Da gebe es auch Dinge zu kritisieren und zu verändern. Ein bisschen mehr Selbstkritik und ein bisschen mehr Respekt vor dem NOK und nicht vollmundig verkünden, man würde es selbst in der Hand haben, diese Bewerbung voranzubringen, würde bei den Leuten gut ankommen, die darüber zu entscheiden haben, wer möglicherweise als nächster Bewerber oder nächste Bewerberin an den Start geht. Es ist die Frage, ob Deutschland an den Start geht, und nicht, ob Hamburg es wird. Hier wieder gleich vollmundig zu verkünden, die nächste europäische Olympia-Stadt wird Hamburg sein, ist doch Großkotzerei – Entschuldigung – Großmannssucht in Perfektion.
Etwas mehr Bescheidenheit und etwas mehr Konzentration auf die eigene Bewerbung wären angebracht. Wir sollten nicht die "beleidigte Leberwurst" spielen, sondern selbstbewusst zur Bewerbung stehen, und zwar zu dem Zeitpunkt, wenn das NOK entscheidet, dass Deutschland wieder an den Start gehen kann und das Bewerbungsverfahren eröffnet wird. Wir sollten das nicht jetzt schon großmundig verkünden.
Das NOK wird in diesem Jahr eine umfangreiche Analyse der deutschen Bewerbung durchführen. Diese müssen wir abwarten und uns erst einmal angucken. Auch wir müssen uns unsere Bewerbung daraufhin ansehen, was falsch gelaufen ist und warum wir es im letzten Jahr nicht geschafft haben, uns durchzusetzen. Die Probleme, die es gegeben hat, wird es möglicherweise in Zukunft wieder geben und man muss darüber nachdenken, wie die zu beheben sind. Dann müssen wir vor unserer eigenen Haustür kehren und nicht vor der anderer. In der letzten Phase der Bewerbung ist einiges nicht so gelaufen, wie es hätte sein sollen.
Etwas mehr Ruhe, etwas mehr Bescheidenheit, etwas mehr selbstkritische Aufarbeitung, etwas weniger Getöse und seriöse Sportpolitik, wie Herr Schmidt sie angemahnt hat, und etwas mehr von der Besonnenheit, die Herr Okun eingefordert hat – leider hat bei Ihnen niemand darauf gehört –, ist angesagt. Dann hätten wir vielleicht Chancen, für das Hamburger Konzept einen würdevollen Rahmen zu finden und dem Konzept vielleicht eine zweite Chance, die es verdient hätte, zu geben. In diesem Sinne sollten wir uns vielleicht etwas kooperativer und weniger vorlaut an die Arbeit machen.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Schmidt, zu Beginn meiner Ausführungen, mit Verlaub: Ihre Rede war an der Sache des heutigen Themas vorbei und nicht in dem Geiste, in dem wir bisher diese Thematik behandelt haben.
Wer zu 2016 Ausführungen macht, muss die Entscheidung 2012 einbeziehen und auf 2004 natürlich eingehen. Gestatten Sie mir aber, für die Einlassung zu 2004 eine allgemeine Bemerkung zum Sport zu machen, denn neben vielen wichtigen Eigenschaften sagt man dem Sport als eine wesentliche Eigenschaft nach, dass er Menschen verbindet. Das habe ich bisher in der heutigen Debatte leider vermisst. Dieses verbindende Element ist ein wichtiges Kriterium im Breiten- und auch im Leistungssport bei allen nationalen und internationalen Meisterschaften und gilt insbesondere, das wissen wir, für die Olympischen Spiele.
Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment der Entscheidung am 12. April in München, wo ich das Vergnügen und die Freude hatte, dabei sein zu dürfen, zugunsten von Leipzig zunächst Mühe hatte, meine Verbundenheit mit Leipzig zu beweisen und die Wahlentscheidung zu akzeptieren als das, wie ich sie heute tatsächlich empfinde, als eine Entscheidung für Leipzig, aber nicht als eine Entscheidung gegen Hamburg.
Es war eine Entscheidung, das möchte ich ausdrücklich feststellen, die ihren Reiz hatte, aber in hohem Maße von einer emotionalen Entwicklung geprägt worden war. Anders als Verkehrspolitik oder Baupolitik, Herr Schmidt, das wissen Sie genau, eignet sich der Sport grundsätzlich nicht zum scharfen politischen Schlagabtausch. Genau daran zeigt sich übrigens auch das verbindende Element des Sports.
Ich erinnere daran, dass die gesamte Phase der olympischen Bewerbung Hamburgs durch eine hohe Geschlossenheit und eine gemeinsame Vorgehensweise von Wirtschaft, Politik und Sport gekennzeichnet war, die wir in dieser Form nach meiner Erinnerung, solange ich aktiv Politik mache, in keiner Frage gehabt haben, und – was besonders wichtig war – durch eine breite Zustimmung in der Hamburger Bevölkerung, die sich zum Schluss in Begeisterung umgemünzt hat. Auch das muss als bemerkenswert festgehalten werden.
Insoweit, Herr Schmidt, hat der Sport seine Vorbildfunktion auch in der Politik unter Beweis gestellt. Mein Dank, meine Damen und Herren, geht deswegen an alle Unterstützer aus den genannten Bereichen Wirtschaft, Sport und Politik, übrigens auch an die Fraktionen dieses Hauses, die sich in der Vergangenheit einmütig für eine gemeinsame Entwicklung eingesetzt haben und von der ich glaube, dass sie wichtig ist, dass wir sie auch wieder zum Vorzug kommen lassen.
(Jens Kerstan GAL: Was soll denn das jetzt ei- gentlich! Es geht mein Dank an alle, die sich für Hamburg einge- setzt und weltweit Sympathien für Hamburg gefördert und entwickelt haben. Ein besonderer Dank gilt auch unserem Bürgermeister Ole von Beust, (Dr. Willfried Maier GAL: Das ist doch die Rede von 2003!)
der mit seinem Einsetzen für die Olympia-Bewerbung die Sportentwicklung unserer Stadt positiv beeinflusst hat. Das unterscheidet uns von Ihnen, Herr Dr. Maier und Herr Schmidt, wenn Sie das bitte zur Kenntnis nehmen müssen von den Gremien und den Presseorganen, Bürgermeister Ole von Beust hat unsere Stadt in der Sportpolitik anerkanntermaßen vorangebracht.
Er hat als fairer Sportler die Entscheidung des NOK in München akzeptiert und Leipzig gratuliert und für Hamburg deutlich gemacht – und das ist das Entscheiden de –, dass der Weg Hamburgs zu einer europäischen Sportmetropole konsequent weitergegangen und umgesetzt werden wird, und zwar unabhängig von der Entscheidung, die am 12. April in München gefallen ist.
Wenn Sie so weitermachen, Herr Maier, dann melden Sie sich doch einfach, dann können wir das nachher noch einmal diskutieren.
Nun hat die Entscheidung vom 18. Mai gegen Leipzig als Candidate City zu wilden Spekulationen geführt. Deswegen haben wir die heutige Debatte.
Spekulieren macht keinen Sinn, schon gar nicht von denjenigen, die aus verletzter Eitelkeit reagieren oder nicht kompetent für den Sport in dieser Stadt sprechen dürfen. Dies fördert Vorurteile und die schaden uns in Hamburg. Es ist doch klar, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann muss Hamburg seine Chance suchen und nutzen, auch für die Olympischen Spiele. Das sind wir als Stadt schon denjenigen schuldig, die die letzte Bewerbung mit Engagement und Begeisterung getragen und hart daran gearbeitet haben.
Die Entwicklung muss also verfolgt werden. Sie haben Recht, Frau Dr. Lappe, die Entwicklung muss klug und besonnen weiterentwickelt werden. Die besten Voraussetzungen für eine erneute Olympia-Bewerbung – übrigens frühestens Ende des nächsten Jahres – ist eine erfolgreiche Sportpolitik und die Konkretisierung von vier Themen, die auf der Agenda für die weitere Sportpolitik stehen. Das gilt auch für die Bewerbung.
Das ist erstens die Entwicklung und Schaffung moderner internationaler Sportstätten sowie eine notwendige integrierte Planung von Schul- und Vereinssportstätten und zweitens eine gezielte Leistungs- und Spitzensportförderung durch ein umfassendes Netzwerk von Stiftung Leistungssport, Olympiastützpunkt, Schule und Vereinen.
Herr Abgeordneter, Sie werden drittens und viertens nicht schaffen, kommen Sie bitte zu einem Schlusssatz.
Wenn wir, wie bisher, engagiert auf dem Weg, den der Bürgermeister und der Senat die letzten Jahre vorgegeben haben, arbeiten, dann bin ich ganz sicher, wird es uns gelingen, weiter eine erfolgreiche Bewerbung zu starten und vielleicht sogar am
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich glaube, es gibt viele gute Gründe, dieses Thema zur Aktuellen Stunde anzumelden. Ein Grund ist, dass es ein aktuelles Thema ist.
Ich bin den Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen dankbar, in ihren Debatten deutlich gemacht zu haben, dass es nicht dem Wesen der überwältigenden Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger entspricht, im Nachhinein nachzutreten oder naseweis die Entscheidung des NOK zu kritisieren, denn ein solches Verhalten ist nicht hanseatisch.
Ich begrüße es, dass durch die heutige Debatte auch über Hamburg hinaus Folgendes deutlich gemacht wurde: Es wurde dem in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck widersprochen, als würden wir sofort nach der Entscheidung großmannssüchtig auftreten und Leipzig, dem NOK und dem IOC vors Schienenbein treten. Mit einer solchen Haltung hätten wir niemals eine Chance, uns wieder glaubhaft bewerben zu können. Darum bedanke ich mich für die besonnene Debatte.
Mit Verlaub, meine Kolleginnen und Kollegen von der GAL, Ihre Rednerin, auf die Sie hätten hören sollen, war besonnener als Ihre Zwischenrufe.