Lassen Sie mich kurz Punkte aus dem laufenden Programm der Stadt erwähnen, die wir aufgenommen haben: Die Sanierung der Lehrschwimmbecken, ein immer wiederkehrendes Thema, steht kurz vor dem Beginn. Wir haben, und dies ist jetzt keine Aufzählung in zeitlicher Reihenfolge, die Erhöhung der städtischen Zuschüsse für "Kids in die Clubs" vorgenommen, damit auch Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Schichten die Integration in den Vereinen erleben können. Wir werden in Kürze einen fraktionsübergreifenden Antrag für das Deutsche Turnfest 2017 in Hamburg hier zu beraten haben.
Wir werden in 2011 die Europäischen Betriebssportmeisterschaften in Hamburg feiern können. Wir haben den Sportentwicklungsplan auf den Weg gebracht und die Kombibahn in Horn und in wenigen Tagen eröffnen wir das Internat am Olympiastützpunkt am Dulsberg. Ganz wichtig ist die Sanierungsoffensive für die Sportanlagen, die uns allen eine Herzensangelegenheit ist und hoffentlich bleibt. Allein 13 Kunstrasenplätze sind in diesem Jahr in Hamburg schon fertiggestellt worden. Das ist ein ambitioniertes Programm, eine Riesenleistung. Ein Dank geht an alle Behörden vor Ort, die damit beschäftigt waren. Allein im Bezirk Altona, ich habe mich heute noch einmal erkundigt, sind in diesem Jahr bereits sieben Plätze saniert worden, sodass der Sport dort künftig besser und verletzungsfreier betrieben werden kann.
In einigen Tagen, am 9. September, eröffnen wir das Internat für den Rudersport im Ruderclub Süderelbe und bauen damit Hamburg auch als Stützpunkt des Rudersports aus.
(Michael Neumann SPD: Ich habe das Sportabzeichen zum elften Mal gemacht! Warum haben Sie das nicht erwähnt, was soll denn das jetzt hier?)
Herr Neumann, ich begreife, dass Sie nicht verstehen, worum es geht. Sie sind nie ein besonderer Unterstützer des Sports und der Sportstadt Hamburg gewesen, weil Sie diesem Leitprojekt niemals etwas abgewinnen konnten.
Wenn die SPD-Fraktion anlässlich der Vergabe der Schwimm-WM nach Dubai dies als große Schlappe für den Senat bezeichnet hat,
dann war das nicht einmal eine billige Halbwahrheit, es war schlicht unwahr. Und eine Hamburger Zeitung hat dies dann auch genüsslich …
Frau Präsidentin, meine Damen, meine Herren! Herr Ploog, Ihren Worten kann ich eigentlich nur beipflichten und sagen, da sind wir ganz an Ihrer Seite. Ich habe, genau wie Sie, eine Themenliste abgearbeitet und konnte eben nur Haken machen. Was Sie erwähnt haben, ist genau das, wovon ich ausgegangen bin. Das sind Ihre Erfolgskriterien, die Sie uns heute benennen.
Allerdings war ich, wie Sie schon sagten, wirklich verwundert, dass Sie dieses Thema heute angemeldet haben. Wahrscheinlich ist eine frohe Botschaft zu verkünden gewesen, aber die Frage ist, ob Sportpolitik tatsächlich ein Jubelthema ist. Es begann mit 16 Zeilen im Koalitionsvertrag. Sportentwicklungsplan und Sportstättensanierung waren dort Ihre wesentlichen Themen und Sie haben bereits erwähnt, das möchte ich auch lobend hervorheben, dass Sie das eine oder andere auf den Weg gebracht haben.
Ist also die Sportpolitik auf dem richtigen Weg? Ich möchte hier ein Zitat von Herrn Wolf, Leiter des Bereichs Infrastruktur und Sportexperte der Handelskammer und wirklich kein Mensch, der uns nahesteht, anbringen:
"Alles, was wir in den vergangenen Monaten diesbezüglich sehen, ist Ziellosigkeit. Uns ist nicht klar, was der Senat mit der Sportstadt verbindet."
Wie kommt Herr Wolf zu dieser Einschätzung? Außer den von Ihnen erwähnten Aktivitäten haben wir das folgende Handeln der Senatorin und ihrer Behörde erlebt: Umzug der Behörde mit erheblichen Mehrkosten, Überlegungen zum Sondervermögen Sport beziehungsweise Sportstättenmanagement, die bisher nur zur Verunsicherung bei den Vereinen geführt haben. Und es fehlt immer noch ein klares Bekenntnis zur entgeltfreien Nutzung der
Sportstätten. Hier schweigt die Senatorin. Die Unterstützung der Europameisterschaften des Betriebssportverbandes haben Sie bereits erwähnt. Doch diese Unterstützung steht auf wackeligen Beinen. Eine Bürgschaft über 200 000 Euro wird es nicht geben, der Betriebssportverband gerät in Not. Dazu kommt die Verabschiedung vom Masterplan Volkspark, um nur einige Punkte zu nennen.
Ich komme zu meinem Lieblingsthema, und zwar zu den Großveranstaltungen. Auch hier gibt es eine lange Liste an Veranstaltungen, die dieser Senat bezuschusst beziehungsweise auch für Hamburg gewonnen hat. Herr Jäger hat hier mehrfach die folgenden beeindruckenden Zahlen genannt: Im Jahr 2000 gab es nur sechs Großveranstaltungen und in den letzten drei Jahren, 2006, 2007 und 2008, waren es immerhin 20. Es ist blöd, wenn man das einer Mathematikerin sagt. Wenn dies die Indikatoren für den Erfolg und die Aktivitäten des Senats sein sollen, bin ich überrascht. Teile ich 20 durch 3, komme ich auf 6,6. Im Jahr 2000 waren es sechs Veranstaltungen. Das macht also ungefähr eine halbe Veranstaltung mehr oder, auf drei Jahre gesehen, zwei Veranstaltungen; ein wahres Ruhmesblatt, das Sie sich da anheften.
Ich möchte noch etwas zu den Großveranstaltungen sagen und ein Zitat von Herrn Kausch, Hamburg Marketing GmbH, anführen. – Zitat:
Kommen wir zur Chronik des Scheiterns: Universiade-Bewerbung nicht erfolgt, Ausrichter Südkorea; Schwimm-WM gescheitert, Ausrichter Dubai; Tennis am Rothenbaum, Verlust des ATP-Status, Zukunft ungewiss; Judo-Otto-World-Cup, Ausrichter ab 2010 Düsseldorf; Judo-WM 2011, Ausrichter Paris; Basketball Final Four, vorzeitiger Weggang aus Hamburg, Ausrichter ab 2010 Frankfurt; Beachvolleyball Europaserie, Ausrichter 2009 Berlin. Dies sind nur die Abgänge der jüngsten Zeit. Die Sportstadt Hamburg auf einem guten Weg? Ich mache ein Fragezeichen dahinter. Die Chronik des Scheiterns zeigt eindrucksvoll die Versäumnisse dieses Senats. Einzelne richtige Schritte – und da sind wir ganz bei Ihnen, wir haben das jedes Mal begleitet – sind auf den Weg gebracht. Ein konzeptionelles Vorgehen, insbesondere bezogen auf die Großveranstaltungen, ist nicht zu erkennen.
Aus den letztgenannten Punkten sind vielleicht die Auffassungen von Herrn Wolf und Herrn Kausch als auch meine Irritation, als ich Ihre Anmeldung dieses Themas sah, zu erklären. Ein Hamburger Profil bei Großveranstaltungen, wie es die Cyclassics, Marathon und Triathlon für sich in Anspruch nehmen, wäre eine Erfolgsgarantie und ein Konzept, das sich weiterzuverfolgen lohnt. Diesen Zug haben Sie leider verpasst.
Die Sportstadt Hamburg hat mehr verdient. Wir werden Ihre Sportpolitik weiterhin konstruktiv-kritisch begleiten und ich bedanke mich an dieser Stelle für den ersten Eindruck.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Sportstadt Hamburg ist, das ist meine Meinung, auf einem guten Weg. Aber ich bin zum Teil auch der Meinung von Frau Timmermann, die das im Grunde als Baustelle dargestellt hat. Es gilt beides: Hamburg hat als Sportstadt keine große Tradition und diese Tradition muss man sich erarbeiten. Dafür muss man jeden Morgen aufstehen und sich wieder hinten anstellen und darum bemühen, dass man eine Sportveranstaltung nach Hamburg bekommt.
Sie haben das als eine Chronik des Scheiterns dargestellt. Ich greife bewusst ein paar Beispiele von Veranstaltungen heraus, die Sie genannt haben. Zum Beispiel hätten wir für diesen JudoWorld-Cup 250 000 bis 400 000 Euro bezahlen müssen, und zwar im Wesentlichen dafür, dass Funktionäre in noblen Hotels untergebracht worden wären. Es war eine Veranstaltung, die an und für sich in der Alsterdorfer Halle sehr gut verortet war. Es wurde aber plötzlich der Wunsch geäußert, das in der Color Line Arena zu veranstalten. An diesem Punkt mussten wir uns als Stadt auch überlegen, hat das die Strahlkraft, ist es das wert oder müssen wir mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, anders kalkulieren.
Hier war es ganz vernünftig und richtig, so zu entscheiden. Es ist schlicht falsch, wenn Sie sagen, der ATP-Standort oder diese Zehnerserie seien uns verloren gegangen. Zu der Geschichte und zu dem Verlust wenden Sie sich doch bitte an den Deutschen Tennis Bund. Hamburg hat seinen Teil getan, dass das diesjährige Turnier überhaupt stattfinden konnte. Darüber sollte man dann auch einmal reden.
An dieser Debatte wird klar, dass jeder unter dem Begriff Sportstadt Hamburg etwas anderes versteht. Kollege Ploog hat das hier auf allen Ebenen bearbeitet und so sehe ich es auch. Frau Timmermann hat ein Bild gezeichnet, als ob die Sportstadt Hamburg nur aus Großveranstaltungen bestehe. Aus meiner Sicht gibt es keine Definition des Begriffs Sportstadt Hamburg. Jeder hat ein eigenes Bild davon. Aber mein Bild ist nicht Ihres, Frau Timmermann. Die Sportstadt Hamburg besteht für mich nicht aus Großveranstaltungen, sondern ich sehe 500 000 Mitgliedschaften von Menschen im
organisierten Sport. Das ist die Sportstadt Hamburg. Ich sehe Hunderttausende von unorganisierten Sportlern,
ich sehe die Leute, die um die Alster joggen, um gesund und fit zu sein, ich sehe die ehrenamtliche und die professionelle Arbeit in den Vereinen für gesundheitliche Prävention und Rehabilitation. Auch das ist die Sportstadt Hamburg.
Wir haben den Sportentwicklungsplan aufgelegt, wir machen ein großes Programm der Sportstättensanierung. Fast jeder vierte Sportplatz in dieser Stadt wird in dieser Legislatur saniert werden, Hunderttausende werden davon profitieren. Insoweit sind wir auf einem guten Weg. Das wird in der Stadt auch bemerkt werden und das ist es wert, hier auch einmal erwähnt zu werden. Insoweit gebe ich dem Kollegen Ploog völlig recht.
Auch etwas anderes fiel mir im Zusammenhang mit der Sportstadt Hamburg auf, merkwürdigerweise fällt es mit dieser Debatte zusammen. Die beiden Profivereine im Fußball, der Hamburger SportVerein und der FC St. Pauli, grüßen jeweils von der Spitze der Tabelle der deutschen Profi-Ligen.