Protokoll der Sitzung vom 05.05.2010

(Beifall bei der LINKEN und der SPD)

Das Wort bekommt Frau Veit.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! 3500 Eltern haben sich inzwischen auf Facebook zu einer Protestgruppe zusammengeschlossen gegen diese Gebührenerhöhung.

(Christiane Blömeke GAL: Na und!)

Ich glaube, so etwas gab es noch nie gegen eine Entscheidung dieses Senats und das sollte uns allen zu denken geben.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Und der Landeselternausschuss sammelt Unterschriften für eine Volkspetition. Wer noch mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen, ich habe

noch Unterschriftenzettel dabei, holen Sie sich gern welche ab.

(Wolfgang Beuß CDU: Wo sind wir denn hier!)

Ich komme kurz zu Ihren Vorhaltungen, wir könnten Investitionskosten und Betriebskosten nicht auseinanderhalten und was der Vergleich mit der Elbphilharmonie solle. Das ist nicht von uns, das hat Senator Wersich aufgebracht. Er hat gesagt, für die Kita-Kosten könne er jedes Jahr eine Elbphilharmonie bauen – ein toller Vergleich.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Allein die Zinsen für die Elbphilharmonie, nur die Kapitalkosten, sind mehr, als die Gebührenerhöhungen für Hamburgs Kitas in die Kassen bringen; das sollte uns wirklich zu denken geben, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD)

Uns vorzuhalten, wir würden eine Politik machen, der es egal sei, wer etwas bezahlt, das ist eine Frechheit. Es ist auch eine Frechheit gegenüber Hamburgs Eltern, Vergleiche zu Griechenland zu ziehen und mit Vorhaltungen zu drohen, als ob Hamburgs Eltern damit etwas zu tun hätten. Das geht so nicht und das ist auch keine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema, Herr Senator Wersich.

(Beifall bei der SPD – Jens Kerstan GAL: Es geht darum, Geld auszugeben, was man nicht hat!)

Herr Kerstan, wollen Sie ernsthaft den Hamburger Haushalt mit den 20 Millionen Euro jährlich sanieren? Das können Sie doch keinem erzählen, das ist doch Tüdelkram.

(Beifall bei der SPD)

Dann erzählten Sie uns vorhin, Sie wollten einmal unseren Blick erweitern, man müsse auch einmal in andere Kommunen sehen. Andere Kommunen hatten noch nie so hohe Beiträge wie wir, deswegen mussten sie auch nie so hohe Beiträge abbauen. In der Tat lohnt der Blick in andere Kommunen, der Blick nach Rheinland-Pfalz ist sehr lohnend an dieser Stelle. Die stellen komplett die Kita-Gebühren ab dem zweiten Lebensjahr ein.

(Thomas Böwer SPD: Das war Rhein- land-Pfalz, das wollen wir heute nicht hier hören!)

Das ist bundesweit vorbildlich, aber was Sie hier machen, ist bundesweit ein reiner Rückschritt. Hier mit hohen Pro-Kopf-Ausgaben zu argumentieren, sagt uns, dass es viele arme Kinder und Familien in der Stadt gibt. Was ist denn das für ein Argument.

(Beifall bei der SPD – Michael Gwosdz GAL: Das ist überhaupt kein Argument! – Jens (Norbert Hackbusch)

Bei Ihnen fällt Manna vom Himmel!)

Genau, das ist überhaupt kein Argument, genauso wenig wie die Zahlung von Tariflöhnen an die Beschäftigten.

Sie stellen es auch noch als besondere Segnung hin, dass die ohnehin schon schlecht bezahlten Erzieherinnen und Erzieher wenigstens ihre Tariferhöhung bekommen. Dies gegeneinander auszuspielen und zu sagen, die Eltern wären doch auch dafür gewesen, jetzt könnten sie nicht noch mehr wollen, ist unanständig, unsolidarisch und geht so nicht.

Ein letzter Satz zum Thema Kindergelderhöhung: Das ist besonders billig, Herr Senator Wersich. Wir haben nicht dafür gestimmt, weil es eine Kindergelderhöhung von bis zu 240 Euro im Monat gibt, der Steuerfreibetrag dagegen aber bis zu 343 Euro im Monat steigt. Das ist unausgewogen, das ist unsolidarisch und dafür kann man nicht sein. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und bei Kersten Artus DIE LINKE)

Das Wort bekommt Herr Müller.

Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Wie schon gewohnt, muss man noch einmal auf einige Punkte eingehen.

Herr Yildiz, Sie sprachen das Verfahren hier im Hause an und haben es kritisiert. Ich möchte Sie daran erinnern, dass morgen der Kinder-, Jugendund Familienausschuss tagt und die Drucksache dort sehr intensiv besprechen wird. Darüber hinaus werden wir sicherlich noch, wenn sie erfolgreich ist, die Volkspetition bekommen, mit der wir uns ebenfalls beschäftigen. Im Übrigen ist meine gefühlte Lage, dass wir uns seit sechs Wochen parlamentarisch mit nichts anderem beschäftigen. Insofern kann ich Ihre Kritik in diesem Punkt überhaupt nicht nachvollziehen.

(Beifall bei Michael Gwosdz GAL)

Herr Böwer, was Sie hier hochgehalten haben, war ein Informationsblatt der Behörde, die einfach noch einmal die Situation geschildert hat. Wenn das Ihr einziger Kritikpunkt ist, dann Schwamm drüber. Das ist nicht wirklich etwas, bei dem eine Unterschrift darunter muss. Was ich viel entscheidender finde, ist – weil Sie es selbst eingestanden haben –, dass Sie seinerzeit um 27 Millionen Euro gekürzt hatten.

(Michael Neumann SPD: Mark!)

Verzeihung, 27 Millionen Deutsche Mark. Das hätten Sie gekürzt und das sei ein großer Fehler

gewesen. Aber der Unterschied, Herr Böwer, ist, dass wir nicht kürzen; begreifen Sie das endlich. Wir kürzen nicht, wir machen nur den Ausgabenanstieg etwas verträglicher in diesem Bereich. Aber Sie haben gekürzt.

Frau Veit, Herr Yildiz oder wer auch immer, während dieser ganzen Wochen der Diskussionen habe ich nicht erlebt, dass auch nur einer von Ihnen vorgeschlagen hätte, das sein zu lassen und eher in einem bestimmten anderen Bereich zu sparen. Sie haben noch nicht einmal vorgeschlagen, wo konkret man sparen könnte. Was Sie hier liefern, ist reiner Populismus.

(Beifall bei der CDU und der GAL)

Herr Hackbusch, ohne es zu wissen, haben Sie im Grunde genommen für unsere Maßnahme gesprochen,

(Michael Neumann SPD: Das hat außer Ih- nen keiner so wahrgenommen!)

denn wenn Sie sagen, dass die Teilnahme zu gering sei, haben Sie vollkommen recht. Genau das wollen wir verhindern. Wir wollen, dass die Teilnahme möglichst hoch ist und deswegen müssen wir in diesem Bereich auch die Eltern daran beteiligen, damit wir den Ausbau weiter vorantreiben können, denn alles andere wäre kontraproduktiv. Wenn hier Rheinland-Pfalz erwähnt wird, Frau Veit, stimmt das zwar alles, nur wird das dort nur für wenige Kinder kostenlos gemacht. Das wollen wir nicht, wir wollen gute Kitas für alle Kinder.

(Carola Veit SPD: Das stimmt doch gar nicht!)

Deswegen müssen wir die Quantität ausbauen und können uns nicht erlauben, für wenige Kinder die Kitas kostenlos zu machen, und andere stehen draußen.

(Beifall bei der CDU und der GAL)

Wenn Sie möglicherweise noch Berlin anführen wollen – heute haben Sie das nicht, aber ich habe es einmal von Ihnen gelesen –, dann wird dort ausschließlich auf Pump finanziert. Mit diesen Referenzen können Sie hier nicht glänzen.

Dann habe ich von Ihrer Seite einmal etwas von Koalitionsbruch gehört, den man uns in dieser Frage vorwirft.

(Ingo Egloff SPD: Sie sind ganz solide!)

Erstens: Die Wirtschaftskrise war zu Zeiten der Koalitionsverhandlungen gar nicht absehbar und ein Vertragsbeziehungsweise Koalitionsbruch besteht auch nur dann, wenn einer einseitig diesen Vertrag bricht, und das ist in diesem Fall gar nicht geschehen.

(Zurufe von der SPD)

(Carola Veit)

Ich bitte Sie um ein wenig mehr Sachlichkeit. Nutzen Sie doch die Gelegenheit und kommen Sie morgen in den Ausschuss.

(Jörn Frommann CDU: Arbeiten Sie mal mit!)

Sie vielleicht auch einmal, Herr Neumann.