wie ich, dass es eines unserer großen Projekte ist, das Übergangssystem umzusteuern. Ich will nur einige Meilensteine nennen, die dabei schon wichtig gewesen sind.
Der erste Meilenstein war die Gründung des HIBB, des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung, im Jahr 2007, und zwar deshalb, wie die beruflichen Schulen dadurch eine größere Selbstständigkeit bei der Umsetzung ihrer Ausbildungsaufgabe gewonnen haben. An dieser Stelle bedanke ich mich ausdrücklich bei Herrn Schulz, dem Leiter des HIBB, für die geleistete Arbeit; das war ein wichtiger Punkt.
Zu den nächsten Meilensteinen. Im Dezember 2008 wurde von den beteiligten Behörden, Kammern und Unternehmensverbänden das "Aktionsbündnis für Bildung und Beschäftigung" gegründet, und ein besonderer Meilenstein war natürlich die Vorstellung des Rahmenkonzepts zur Reform des Übergangssystems im Jahr 2009. In diesem Rahmenkonzept sind viele wichtige Maßnahmen vorgesehen. Ich nenne hier nur die verbindliche Kooperation und Verzahnung von allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, die verbindliche Vermittlung von Praxiserfahrung, außerschulische Lernorte, PraxisLerntag, systematische Berufsvorbereitungsmaßnahmen und auch die Berufsqualifizierung im Hamburger Ausbildungsmodell sei noch genannt.
Natürlich habe ich auch gelesen, was in der Senatsantwort auf die Große Anfrage der SPD-Fraktion alles genannt worden ist. Daraus wird schon deutlich, dass mit umfassenden Maßnahmen systematisch begonnen worden ist. Wenn zum Beispiel jede Stadtteilschule ab dem Schuljahr 2011/2012 mit einer Berufsschule kooperiert, dann ist auch das ein wichtiger Meilenstein. Sie hatten diesen Punkt auch genannt, Frau Ernst, da sind wir uns absolut einig.
Im Bereich der Produktionsschulen schätze ich die Zahlen allerdings nicht so ein wie Sie. Wir können schon ganz beachtliche Zahlen vorweisen im Hinblick darauf, wie dieses Angebot angenommen wird. Es handelt sich hier auch um eine sehr schwierige Schülerschaft, sodass sich die Frage stellt, wie wir mit den Abbrecherquoten umzugehen haben. Die Frage, wie wir diese Zahlen interpretieren müssen, werden wir sicherlich im Ausschuss behandeln. Ich meine, dass diese Zahlen Mut machen. Es stimmt zuversichtlich, wie die Produktionsschulen bislang ihre Arbeit verrichten, und für die CDU-Fraktion sind die Produktionsschulen integraler Bestandteil des Übergangssystems.
ven einzugehen und in die Zukunft zu schauen. Da gibt es tatsächlich noch eine ganze Menge zu tun. Frau Ernst ist schon auf die Kritik des Rechnungshofs eingegangen, unter anderem an der Vielfalt der Fördermaßnahmen. Ich bin auch der Meinung, dass hier ein strenges Erfolgscontrolling überprüfen muss, welche Fördermaßnahmen erfolgreich sind. Wir wollen keine Förderung nach dem Gießkannenprinzip, sondern die Förderung soll auch tatsächlich bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern ankommen.
Frau Ernst hat auch das Thema angesprochen, dass Fördermaßnahmen oft abgebrochen werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber natürlich können wir feststellen, dass immer dann, wenn eine Fördermaßnahme abgebrochen wird, die Fördermittel zum Teil vergebens investiert worden sind. Es ist sicher unser gemeinsames Ziel zu versuchen, die Abbrecherquote in den Fördermaßnahmen durch Feinsteuerung so weit wie möglich zu verringern. Auf Null wird man sie sicherlich nicht bringen können, aber man kann sie so weit wie möglich verringern. Auch das ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.
Fördermaßnahmen müssen da ankommen, wo sie erforderlich sind. Mit Erstaunen habe ich gelesen, dass es Fördermaßnahmen für benachteiligte Jugendliche gibt, an denen Jugendliche mit Abitur teilgenommen haben. Ich habe meine Zweifel, dass das vernünftig eingesetzte Mittel sind, denn von einem Abiturienten muss man einfach erwarten, dass er die Voraussetzungen mitbringt, um eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Hier kommt es also auch auf die Ressourcensteuerung an. Es ist eine wichtige Aufgabe, die umfangreichen Ressourcen – Sie haben es genannt, Frau Ernst – tatsächlich so zu steuern, dass sie richtig ankommen.
Ich habe eine ganze Menge Anregungen für die Zukunft genannt. Der eingeschlagene Weg ist mit Sicherheit richtig. Hamburg geht bei der Berufsorientierung und der Umsteuerung des Übergangssystems mit großen Schritten voran. Es ist unser Ziel, die Schüler intensiv an die Hand zu nehmen. Wir wollen sie im Übergang zum Berufsleben nicht allein lassen. – Danke.
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren! Vorweg möchte ich eines klarstellen: Für uns als GAL hat die Reform der beruflichen Bildung denselben Stellenwert wie das längere gemeinsame Lernen. Die Reform des Übergangs von der Schule in den Beruf leistet
einen bedeutenden Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und Leistungsfähigkeit im Hamburger Bildungssystem. Nur dann, wenn wir junge Menschen besser ausbilden und ihren Übergang von der Schule in den Beruf besser begleiten, ergeben unsere Reformen in den allgemeinbildenden Schulen einen Sinn. Ohne bessere Übergänge in den Beruf laufen Reformen wie die Einführung der Stadtteilschule ins Leere.
Ich freue mich deshalb sehr, dass sich in dieser Debatte zeigt, dass wir alle in der Bürgerschaft dies so einschätzen und gemeinsam konstruktiv und kooperativ an der Reform des Übergangs von der Schule in den Beruf und des ganzen Systems der beruflichen Bildung arbeiten. Umso erfreulicher ist es, dass es diesen Konsens nicht nur hier im Haus gibt, sondern auch alle Akteure, die in der Stadt auf diesem Gebiet aktiv sind, unsere Schritte konstruktiv und im Konsens begleiten.
Es besteht Einigkeit über den Handlungsbedarf, die Ziele und die zu gehenden Schritte. Auf diesem Fundament der Einigkeit haben wir eine historische Chance, die Perspektive vieler junger Hamburger entscheidend zu verbessern. Diese Chance – Frau Ernst hat es schon deutlich gemacht und ich möchte das absolut unterstützen – dürfen wir auf keinen Fall verspielen. Es geht darum, mit großer Ernsthaftigkeit dafür zu sorgen, künftig nicht nur den jungen Hamburgerinnen und Hamburgern bessere berufliche Aussichten zu ermöglichen, sondern auch die Möglichkeit zu nutzen, gleichzeitig den Bedarf der Hamburger Unternehmen an gut qualifiziertem Nachwuchs besser zu befriedigen. Wir haben die Möglichkeit, mit einer guten und durchdachten Reform des Übergangssystems junge Hamburgerinnen und Hamburger in Berufe zu führen, anstatt sie zu Empfängern staatlicher Hilfeleistungen zu degradieren. Alles das bietet die große Chance, die soziale Gerechtigkeit und den sozialen Frieden in dieser Stadt zu vergrößern und dabei die sozialen Kosten zu senken. Wir haben die Pflicht, gemeinsam alles dafür zu tun, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Wir reagieren damit auf die Herausforderungen, vor die uns der demografische Wandel stellt; Frau Ernst hat das bereits ausgeführt.
Ich möchte mich ausdrücklich dem Dank von Herrn Lemke anschließen, der dem Senat, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Behörden und im Hamburger Institut für Berufliche Bildung gilt, aber auch den Sozialpartnern auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, und zwar dafür, dass diese Reform der beruflichen Bildung bereist so weit und einhellig vorangetrieben wurde und weiter vorangetrieben wird. Dieses gemeinsame Handeln aller beteiligten Akteure, insbesondere auch der Sozialpartner, verdient es, dass die Planungen weiterhin nicht nur gemeinsam, sondern auf gleicher Augenhöhe stattfinden.
Die Antwort auf die Große Anfrage zeigt übrigens, wie ernst auch im Schatten des Streits um die Primarschule in den letzten Jahren gearbeitet wurde. Diese Senatsantwort ist auch ein Beleg gegen Ihre These, Herr Rabe, dass in der Schulbehörde unter der Verantwortung von Frau Senatorin Goetsch viel zu spät mit Planen und Arbeiten begonnen werde. Gerade die Antworten auf Ihre Große Anfrage zeigen, wie systematisch und gründlich in den letzten zwei Jahren gearbeitet wurde. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Leistung, die für uns kein Grund zum Ausruhen, sondern Ansporn zum Weitermachen ist.
Die Reform der beruflichen Bildung, die vor uns liegt, ist umfassend, weitgehend, tiefgreifend und hat natürlich viele kleinteilige Schritte. Gerade bei diesen vielen kleinteiligen Schritten muss sich natürlich zeigen, dass das, was theoretisch erst einmal gut fundiert ist, sich in der Praxis auch bewährt. Insofern finde ich es absolut richtig, dass bestimmte neue Modelle erst einmal im kleineren Stil erprobt werden. Da sehe ich jetzt einen Widerspruch zu der Debatte, die wir am Anfang der Bürgerschaftssitzung hatten. Genau hier, mit den 50 Plätzen im Hamburger Ausbildungsmodell und den 98 Plätzen in der neuen Ausbildungsvorbereitung, wird erst einmal erprobt, ob dieses Konzept auch funktioniert und greift. Insofern können Sie nicht in der einen Debatte sagen, wir sollten das erst einmal im kleinen Stil erproben, bevor wir es perspektivisch in die Fläche ausdehnen, und uns in der nächsten Debatte vorwerfen, dass wir viel zu wenig erproben und eigentlich viel schneller flächendeckend Dinge einführen müssten. Insofern finde ich es absolut richtig, das Ausbildungsmodell und die Ausbildungsvorbereitung zunächst einmal mit diesen Zahlen zu erproben und zu evaluieren und dann erst in die Fläche zu tragen. Trotz aller praktischen Erfahrungen, die bereits in die Umsetzungen der Reform einfließen, und trotz aller Anstrengungen auf dem Weg wird es sicher auch Stellen geben, wo es einmal hakt. Ich wünsche mir, dass wir – GAL und CDU, aber auch die Opposition – diese Reform in einer offenen, selbstkritischen und reflektierten Diskussion begleiten. Wenn etwas nicht gut läuft, dann muss das auch offen benannt und angesprochen werden. Ich finde es richtig und wichtig, lieber früher als später nachzujustieren, wenn wir sehen, dass in diesem insgesamt tiefgreifenden und umfassenden Prozess etwas vielleicht nicht in die richtige Richtung läuft. Je früher der Bedarf für ein Nachjustieren erkannt wird, desto besser für alle. Wir tragen hier gemeinsam die Verantwortung, keinen neuen Übergangsdschungel entstehen zu lassen, sondern klare Wege in den Beruf aufzuzeigen. Wir haben die Aufgabe, die Zeit der Warteschleifen zu beenden, in denen viel zu viele junge Hamburgerinnen und Hamburger hängen bleiben.
Im Übrigen kommt die öffentliche Hand natürlich ihrer Aufgabe nach, auch auszubilden. Ich möchte einmal daran erinnern, dass es 2006 370 Ausbildungsplätze im Bereich des öffentlichen Dienstes der Freien und Hansestadt Hamburg gab, 2010 waren es bereits 703. Das zeigt ganz deutlich, wie die Stadt Hamburg ihrer Verantwortung nachkommt, junge Menschen auszubilden.
Lassen Sie uns die Reform der beruflichen Bildung mit Respekt vor der Aufgabe und auch voreinander ernsthaft und offen gemeinsam diskutieren und begleiten. Das wäre die richtige Atmosphäre für eine gute, erfolgreiche und nachhaltige Reform der beruflichen Bildung und wenn das erfolgreich gelingt, dann ist das auch unser gemeinsamer Erfolg hier im Haus. Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Gwosdz, das war volle Kanne Optimismus und ich könnte mich fast davon anstecken lassen,
wenn es nicht diese Daten gäbe. Wie besagt schon dieses schöne Wort: Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.
Und da sind wir schon beim Thema. Diese ganze Frage, wie wir die Probleme im Berufsbildungssystem lösen können, steht und fällt mit der Frage, wie viele Ausbildungsplätze nachgefragt sind und wie viele wir zur Verfügung stellen. Da muss ich nun leider, Herr Gwosdz, sehr viel Wasser in den Wein gießen. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wird zurzeit anhand von Zahlen der Berufsstatistik der Bundesagentur für Arbeit dargestellt und danach hatten wir Ende September 2010 genau 6498 registrierte Bewerber und 9584 Berufsausbildungsstellen. Das hört sich richtig gut an, aber diese Statistik ist irreführend. Der Senat selbst hat diese Statistik in der Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage von mir als eingeschränkt aussagekräftig bezeichnet. Dafür gibt es auch gute Gründe. Die Arbeitsagentur Hamburg zählt nämlich in ihrer Berufsberatungsstatistik seit einigen Jahren nur die Bewerberinnen und Bewerber aus Hamburg. Aber die Hälfte der Ausbildungsplätze in Hamburg geht an Nichthamburgerinnen und Nichthamburger. Nicht, dass wir das verdammen, wir finden das in Ordnung, aber beim Auswerten der Statistik muss man wissen, dass sie da schon die erste Schieflage hat. Man muss deshalb von den 9500 Berufs
ausbildungsstellen etwa die Hälfte abziehen. Dann hat man nur noch circa 5000 Stellen und 6500 Bewerber. So werden aus zu vielen Stellen ganz schnell zu wenige und das ist auch der Fakt. Solch eine Statistik ist unbrauchbar und dient nur der Schönfärberei.
Hinzu kommt, dass die Arbeitsagentur nur solche Ratsuchenden als Bewerber aufführt, die sie für geeignet hält. Von den 6500 Bewerberinnen und Bewerbern sind 64 Prozent, also 4150, Altbewerber, das heißt, sie suchen schon seit mehr als einem Jahr eine Lehrstelle. Nur 2300, also 36 Prozent, sind Neubewerber. Die Schulbehörde ist in ihren Schulabgängerprognosen in diesem Sommer von 2500 Schulabgängern und Schulabgängerinnen ausgegangen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Zahl der von der Arbeitsagentur ausgewiesenen Bewerber in Höhe von 6500 nur einen Bruchteil der wirklich eine Lehrstelle Suchenden wiedergibt. Diese Zahl spiegelt so wenig die Realität wider, dass man auch gut auf sie verzichten könnte. Aber selbst nach der so geschönten Ausbildungsstatistik der Arbeitsagentur ist weniger als die Hälfte der offiziellen Bewerber in eine Berufsausbildung eingemündet, wie es so schön heißt. Von den 6500 Bewerberinnen und Bewerbern haben nur 47 Prozent, also 3100, eine Lehrstelle bekommen. Über 3400 junge Menschen haben keine Lehrstelle bekommen, nicht einmal von diesem kleinen Sockel bei der Arbeitsagentur. Die vorliegenden Daten kann man als Vernebelungsstatistik bezeichnen und damit wird eigentlich nur eines erreicht, nämlich dass diese verfehlte Ausbildungspolitik durch Schönfärberei legitimiert wird. Damit muss Schluss sein.
Was besagen nun die vorliegenden Zahlen zur Lage auf dem Arbeitsmarkt? Es fehlen über 3400 Lehrstellen, sagt die Arbeitsagentur. Tatsächlich muss man aber von circa 24 000 Ausbildungsplatzsuchenden ausgehen. Diese Zahl wird Sie erschrecken; ich werde Ihnen vorrechnen, wie sie sich zusammensetzt. Wir haben 10 000 Schulabgänger mit Realschulniveau und darunter und wir haben 2500 Abiturienten; also suchen 12 500 Schulabgänger einen Ausbildungsplatz. Von 2500 Abiturienten kann man deswegen ausgehen, weil dieser doppelte Abiturjahrgang 10 000 Schüler umfasst und man immer damit rechnen kann, dass ein Viertel von ihnen in die Berufsausbildung geht, also bleiben 2500, in der Summe 12 500. 6000 Absolventen haben wir aus dem Berufsvorbereitungsjahr, den Berufsfachschulen und anderen beruflichen Schulen. Und wir haben 6000 Nichthamburgerinnen und Nichthamburger, die eine Lehrstelle in Hamburg wollen und auch bekommen. Dem stehen 9500 gemeldete Berufsausbildungsplätze bei der Bundesagentur gegenüber. Es dürften aber mehr sein, weil sich nur 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe auch beim Arbeitsamt melden. Das
war früher einmal anders. Man kommt also insgesamt auf rund 14 000 Ausbildungsplätze und denen stehen 24 000 Ausbildungsplatzsuchende gegenüber. Es fehlen etwa 10 000 Ausbildungsplätze und das ist das, was wir schon seit Jahren sagen. Das ist die Ausgangslage.
In dieser Großen Anfrage mit den Antworten des Senats wird nun auf viele mögliche Aspekte der Berufsbildung und des Übergangssystems eingegangen und wir haben eben schon so einige Zahlen gehört. Da sind 50, da sind 500 und da sind 730. Angesichts der Zahlen, die ich eben genannt habe, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Nicht, dass man es nicht tun sollte, nur muss man auch die Gesamtsituation sehen.
Ich möchte mich auf vier Punkte beschränken und als Erstes etwas zum Hamburger Ausbildungsmodell sagen. Die GAL hat im Bürgerschaftswahlkampf 2008 eine Ausbildungsgarantie versprochen – ich zitiere –:
Das ist das, was Sie wollten, und eine gesetzliche Ausbildungsumlage im Rahmen der Kammerlösungen wollten Sie zur Finanzierung haben. Die Ausbildungsgarantie soll nun mit dem Hamburger Ausbildungsmodell erfüllt werden. Danach soll das erste Ausbildungsjahr, wenn es keinen Ausbildungsplatz gibt, schulisch durchgeführt werden, was wir sehr begrüßen, und dann sollen die Jugendlichen in eine betriebliche Ausbildung überwechseln; das würden wir auch sehr begrüßen. Wenn sich nach dem ersten Ausbildungsjahr kein Betrieb findet, soll eine außerbetriebliche Ausbildung bei einem privaten Weiterbildungsträger erfolgen. Das hört sich sehr gut an, doch die Frage ist, wie das eigentlich umgesetzt wird. Das Hamburger Ausbildungsmodell ist erstmals in diesem Jahr gestartet. Aber wenn man sich anschaut, mit wie vielen Plätzen es gestartet ist, dann wird man doch ein bisschen desillusioniert. Wir haben einen doppelten Abiturientenjahrgang und dieses Modell startet mit 50 Plätzen. Das finde ich nun wirklich mickrig. Von diesen 50 Plätzen sind gerade einmal 27 besetzt, das ist im Grunde genommen nicht der Rede wert. Dabei fehlen 10 000 Ausbildungsplätze und wir machen uns mit 50 und 27 vom Acker. Das ist keine Lösung, das muss anders werden.
Zweitens: Da nur das erste Ausbildungsjahr schulisch sein soll und die Jugendlichen ab dem zweiten Ausbildungsjahr in einen Ausbildungsbetrieb wechseln sollen, braucht man in einem erheblichen Umfang betriebliche Ausbildungskapazitäten. Wenn man davon ausgeht, dass das Hamburger Ausbildungsmodell alle Jugendlichen erreichen will, und so habe ich Herrn Schulz bisher immer verstanden, dann benötigt man rein rechnerisch 10 000 Ausbildungsplätze für zweijährige Ausbildungsberufe. Selbst wenn nur die Hälfte nachge
fragt wird – wir haben im Schulausschuss das Phänomen gehabt, dass Jugendliche nach der Schule irgendwie verschwinden und aus der Statistik herausfallen –, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Hamburger Wirtschaft das einlösen kann.
Drittens: Die Ansätze des Hamburger Ausbildungsmodells, die schulische Ausbildung anzurechnen, halten wir für gut und richtig. Ungeklärt bleibt aber, ob der Wechsel vom ersten schulischen Ausbildungsjahr in die betriebliche Ausbildung wirklich so reibungslos funktioniert. Dazu gibt es eine historische Parallele, und zwar aus den Siebzigerjahren. Wir haben es heute mit der Geschichte, Frau Schneider und ich. Schon damals hatten wir, Sie werden sich erinnern, eine sehr große Lehrstellenknappheit und Jugendarbeitslosigkeit und dieser wollte man mit dem schulischen Berufsgrundbildungsjahr im ersten Ausbildungsjahr begegnen. Man hat extra eine Anrechnungsverordnung erlassen, wonach die Betriebe das erste Ausbildungsjahr auf die Ausbildungszeit anerkennen müssen. Und was haben die Betriebe gemacht? Sie haben die Anrechnungsverordnung unterlaufen, indem sie den Jugendlichen gesagt haben: Wir stellen dich gern ein, aber du musst spätestens einen Tag vor Ende des Berufsgrundbildungsjahres die Ausbildung abbrechen, dann kannst du bei uns die dreijährige Ausbildung anfangen; also war das nichts.
Das Hamburger Ausbildungsmodell hat aus unserer Sicht ein sehr gutes Konzept. Wir danken auch dem HIBB und insbesondere Herrn Schulz für seine sehr kreative und konstante Arbeit. Aber dieses Konzept muss jetzt in den Praxistest,
Zum Übergangssystem: Das Berufsvorbereitungsjahr und die teilqualifizierenden Berufsfachschulen nennen wir Übergangssystem. Dieses zeichnet sich laut dem nationalen Bildungsbericht 2006 durch Ausbildungsangebote aus, die unterhalb einer qualifizierten Berufsausbildung liegen beziehungsweise zu keinem anerkannten Ausbildungsabschluss führen. Das Übergangssystem wird auch als Unsicherheitssystem bezeichnet. Für zwei Fünftel der Ausbildungsanfänger beginnt ihr Start ins Berufsleben mit Unsicherheit und ohne konkrete Berufsperspektive. Man muss befürchten, dass, je länger die Unsicherheit anhält, Jugendliche an Ausbildungsmotivation verlieren und auch resignieren. Frau Ernst hat schon angesprochen, was dann passiert. Ausgerechnet im Übergangssystem erreichte Hamburg bisher laut "Berufsbildungsbericht 2010" einen ganz traurigen Spitzenplatz. Von 1000 Absolventinnen und Absolventen kamen 249 in die Übergangssysteme, bundesweit sind es nur 61. Das beste Übergangssystem ist kein Übergangssystem. Daraus hat auch das Hamburger Modell gelernt und die Konsequenzen gezogen.