Wir werden in Zukunft ohnehin zentrale Aufgabenpools haben. Wenn ich die KMK richtig verstanden habe, werden wir 2016 und 2017 mit vergleichbaren Arbeiten – zumindest in der Schwierigkeit vergleichbar – starten. Und ich sehe gar nicht ein, dass wir uns bis dahin nicht schon vorbereiten können in diese Richtung und 2014 starten können.
Ich weiß nicht, was Sie erwarten? Erwarten Sie einen Sonderweg Hamburgs, Frau von Berg? Das würde mich an dieser Stelle interessieren.
Ich gehe davon aus, dass alle Schülerinnen und Schüler mit dieser Studienstufe ihre Schwerpunktthemen sehen und genau wissen, worauf es ankommt. Ich sehe keinen Widerspruch bei der Arbeit in einer Profiloberstufe und den zentral gestellten schriftlichen Abiturprüfungen.
Frau Rugbarth, den Wunsch kann ich Ihnen nicht erfüllen. Als Nächster bekommt Herr Dr. Scheuerl das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Um es deutlich zu sagen, mit dem, was von Herrn Rabe Zentralabitur genannt wird, soll das Hamburger Abitur verwässert werden. Ich will das auch näher begründen, denn wir sind bisher sehr an der Oberfläche geblieben, insbesondere Frau Rugbarth.
Die Ankündigung mit dem schicken, irreführenden Namen Zentralabitur Anfang des Jahres hat Herr Rabe als frischgekürter, turnusmäßiger KMK-Präsident in die Presse gehauen wegen der schönen Schlagzeilen, ohne sie vorher mit der Schülerkammer, der Elternkammer und der Lehrerkammer abzustimmen.
Vor dem Hintergrund möchte ich einmal eine Lanze für die Lehrerinnen und Lehrer, die Schulleitungen, die Schülerinnen und Schüler und die Schulsekretariate brechen, die angesichts dieser neuen Ankündigung der nächsten – ich hoffe, das geht als parlamentarischer Sprachgebrauch noch durch – Reform-Sau, die durch das Dorf getrieben wird,
trotzdem guten Unterricht machen. Sie lassen nicht die Bleistifte fallen und sagen, dass es ihnen jetzt reicht. Sie machen weiterhin guten Unterricht mit den Kindern; vielen Dank.
Kurz nach der Ankündigung haben die Kammern nur für wenige Wochen eine Frist gesetzt bekommen. Wir müssen uns jetzt damit befassen, was eigentlich in der APO-AH steht, also der Ausbildungs- und Prüfungsordnung zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife. Wenn wir uns die Änderungen in Paragraf 24 dieser APO-AH einmal genau anschauen, dann stellen wir fest, dass das, was hier irreführend als Zentralabitur angekündigt wird, die dritte Stufe eines Dreistufenplans zur Nivellierung der Ansprüche in Hamburg ist, denn wir
müssen es sehen in Verbindung mit den letztes Jahr durchgehauenen, wissensfreien, kompetenzorientierten Bildungsplänen, in Verbindung mit dem jetzt gerade in der Deputation zur Verabschiedung anstehenden Orientierungsrahmen Schulqualität, der die Lehrerinnen und Lehrer auf Linie bringen soll. Sie sollen diesen kompetenzorientierten und wissensfreien Unterricht durchführen.
Ich habe all das sehr gründlich gelesen. Als dritte Stufe erfolgt jetzt die Verwässerung des Abiturs. Es ist schon einmalig, und das muss man sich einmal vor Augen führen, wenn Schüler-, Eltern- und Lehrerkammer gemeinsam inhaltliche Kritik üben – diese Kritik will ich Ihnen gern gleich vortragen – und sagen, so geht es nicht, Sie machen einen Fehler, Herr Senator, und Sie dann trotzdem sagen, das ist mir egal, wir ziehen das jetzt durch. Wir als CDU unterstützen den Antrag der GRÜNEN nicht so sehr wegen der Profiloberstufe, das bekommen die Lehrer auch noch hin, sondern weil dieses Zentralabitur – was keines ist, aber dazu komme ich gleich – für Hamburgs Schülerinnen und Schüler und die Abitur-Anerkennung in Hamburg schlecht ist. Jedes Jahr, um das das Zentralabitur verschoben wird, ist ein gutes Jahr für Hamburgs Schulen.
Kernproblem ist, dass die Abituraufgaben, die aus der Behörde kommen, auf den wissensbefreiten kompetenzorientierten Bildungsplänen aufsetzen. In den Bildungsplänen steht nicht, was inhaltlich an Fachwissen unterrichtet werden soll. Das bedeutet, dass sich jede Schule ihre Aufgaben im Laufe des Fachunterrichts selbst ausdenkt. Im Ergebnis müssen die Aufgaben so flach gestellt werden, wie das in Nordrhein-Westfalen gemacht worden ist, wo die Kinder einer neunten Klasse eine Aufgabe des Bio-Leistungskurses aus dem Zentralabitur bestanden haben.
Zweiter Punkt, lesen Sie Paragraf 24: Die bisher extern vorgenommenen Zweitkorrekturen, die eine gleichbleibende Qualität der Abiturnoten sicherstellten, sollen abgeschafft werden. Es gibt sowieso keine verbindlichen Zweitkorrekturen der Abiturklausuren nach dem neuen Paragrafen 24 mehr und schon gar keine externen. Das heißt, jede Schule kann ihre eigenen Schüler so hochloben, wie sie es gerade möchte.
Besonders absurd ist, dass in Paragraf 24 außerdem vorgesehen ist, dass ausgerechnet die Reformschulen, die doch angeblich didaktisch so tolle
Wissens-, Lern- und Unterrichtskonzepte haben, ausgenommen werden sollen. Wo sind wir denn? Wenn Zentralabitur, dann für alle. Ein Zentralabitur ist nur dann gut, wenn zentrale Aufgaben auch zentral bewertet werden, das heißt, nicht von den Lehrern, die die Kinder unterrichtet haben.
Deswegen ist der Antrag der GRÜNEN auf jeden Fall zu unterstützen. Wir müssen auch den Schülern, die jetzt die Versuchskaninchen sein sollen, die schon in der Oberstufe sind und im letzten Jahr ihre Stundentafel danach ausgewählt haben, in welchem Profil sie sind und es vielleicht anders ausgewählt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass sie in eine zentrale Prüfungsaufgabe geschickt werden, Vertrauensschutz gewähren. Das war immer ein hohes Gut in Hamburg. Selbst bei der Primarschule haben Sie, verehrte Kollegin Goetsch, damals von Vertrauensschutz gesprochen und die dritten Klassen ausgenommen. Diese durften noch nach dem alten Konzept unterrichtet werden. Das müssen wir hier auch machen, also mindestens ein Jahr aufschieben und die Evaluation abwarten.
Herr Senator, gewähren Sie Vertrauensschutz. Ich hoffe, Sie können das noch veranlassen. Bewegen Sie die SPD-Fraktion dazu, dem Antrag zuzustimmen oder ihn jedenfalls im Ausschuss näher zu beraten. Ich würde mich freuen. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir scheinen diesem Antrag alle aus sehr unterschiedlichen Gründen zuzustimmen. Ich muss vorwegnehmen, dass wir, die FDP-Fraktion, grundsätzlich für die Einführung eines Zentralabiturs sind, aber nicht so, wie das hier vorgesehen ist. Wir sind dafür, weil wir glauben, dass die zentralen Prüfungen, insbesondere dann, wenn sie extern zweitkorrigiert werden, die Anforderungen an den Schulen heben. Sie verhindern das Unterschreiten bestimmter Leistungsstufen. Ich begründe gleich, warum wir aber nicht dafür sind, das Zentralabitur so schnell einzuführen.
Wir sind dafür, Herr Rabe, dass der Einführung des Zentralabiturs eine verlässliche Qualitätsverbesserung vorausgeht. Wir erleben aus dem Hochhaus an der Mundsburg mal wieder einen Schnellschuss. Eine bedeutende Reform der Oberstufe, nämlich die Einführung der Profiloberstufe, ist noch nicht evaluiert. Wir wissen also noch nicht einmal definitiv, ob und wie die Schüler von dieser Profilbildung kurz vor dem Ablegen der Hochschulzu
gangsprüfung profitieren. In dieser ohnehin unklaren Situation kommt schon die nächste Reform, die überhastete Einführung des Zentralabiturs in allen Fächern für 2014. Das ist ebenso wenig angemessen wie das vorgelegte Tempo.
Sie gefährdet womöglich das erfolgreiche Erreichen des Abiturs dieses Jahrgangs und damit am Ende Karrieren, Lebenswege und gleichzeitig Schicksale, und das nur, weil Sie die ohnehin feststehende Einführung des Zentralabiturs vorziehen wollen. So wird diese Reform bei den Betroffenen keine Akzeptanz finden, sondern Eltern, Schüler und Lehrkräfte nur weiter verunsichern. Diese haben sich in den verschiedenen Kammern dagegen ausgesprochen, sie fühlen sich wieder einmal nicht mitgenommen. Ich würde an Ihrer Stelle darauf Wert legen, mir das zu Gemüte zu führen. Das wird die Unsicherheit darüber verstärken, ob die eigenständigen Profile der Oberstufe kompatibel mit zentralen Prüfungen sind. Ich würde mir überlegen, ob man das machen kann, denn wenn die Eltern, Lehrer und Schüler nicht mitziehen, wird es schwierig werden.
Meine Damen und Herren! Allein das spricht für eine gelassenere Gangart, um die wir Sie hier bitten. Vor einer Ausweitung der zentralen Prüfungen auf weitere Fächer sollte unbedingt die Auswertung der Evaluation abgewartet werden. Eigentlich versteht sich das doch von selbst. So kann sichergestellt werden, dass Profiloberstufe und zentrale Prüfungen tatsächlich kompatibel sind, und so erreichen wir, dass die Schüler, die sich bereits für ein Profil entschieden haben, Vertrauensschutz genießen, damit sie nicht Opfer eines unausgereiften Reformvorhabens werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass Hamburgs Doppelreformen, Profiloberstufe und Zentralabitur, nicht unvereinbar werden und damit die bundesweite Einführung des Zentralabiturs nicht ausgerechnet in Hamburg verunglückt.
Herr Senator Rabe, wir erleben hier wie schon so oft einen Fehler nach dem gleichen Strickmuster. Sie machen den dritten Schritt vor dem zweiten und dem ersten. Sie sollten zu einer vernünftigen Vorgehensweise zugunsten der Hamburger Schüler zurückfinden. Legen Sie erst einmal ein differenziertes Konzept vor, das die Evaluation der Profiloberstufe berücksichtigt, die Kompatibilität von Profilen und zentralen Prüfungen sicherstellt und das alle schon umsetzen können. So würde die Planung der Einführung des Zentralabiturs auch nicht als überhastet und provisorienbehaftet empfunden werden, und dann hätte Hamburg weit bessere Chancen, zu Spitzenländern der Schulvergleiche wie Bayern und Baden-Württemberg aufzuschließen. Vor diesem Hintergrund stimmen wir dem Antrag der GRÜNEN und einer Überweisung
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zu Beginn muss ich etwas zu Frau Rugbarth sagen. Wenn Sie sagen, dass die Eltern des Christianeums gern möchten, dass das Abitur, das ihre Kinder dort machen, unbedingt vergleichbar mit dem Abitur von Stadtteilschulen sein soll, dann frage ich mich, wovon Sie eigentlich nachts träumen. Das glaube ich Ihnen nicht.
Sie sagen, in einer Profiloberstufe könne man nicht unterrichten, was man will. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.
Die einzelnen Lehrkräfte haben in Teams monatelang an der Profilbildung von Schulen gearbeitet. Sie sind zornig, dass sie jetzt eine zentrale Prüfung machen sollen. Zum Beispiel müssen sie in Chemie ihr ganzes Profil wieder umstoßen, weil sie nun nicht nur Kunststoffe machen dürfen, sondern auch noch Farbstoffe und andere Stoffe. Die Lehrer und Lehrerinnen gehen auf die Palme, weil kurz nach Einführung der Profiloberstufe jetzt wieder eine neue – wie war das noch, Herr Scheuerl – Reform-Sau durchs Dorf getrieben wird.